Bischof „von den Rändern“ wirft „zu orthodoxen“ Priester aus seinem Bistum

Die argentinischen Bischöfe von Papst Franziskus


Der Priester Luis Murri (links) und Bischof Raul Martin.
Der Priester Luis Murri (links) und Bischof Raul Martin.

(Bue­nos Aires) Msgr. Raul Mar­tin, der Bischof von San­ta Rosa in Argen­ti­ni­en, geriet im August 2018 in die Schlag­zei­len. Nun warf der Bischof einen „zu recht­gläu­bi­gen“ Prie­ster aus sei­nem Bistum.

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Bischof Raul Mar­tin wur­de im Sep­tem­ber 2014 von Papst Fran­zis­kus zum Bischof von San­ta Rosa ernannt. Als sol­cher wur­de er Nach­fol­ger von Msgr. Mario Aure­lio Poli, den Fran­zis­kus zwei Wochen nach einer Wahl zu sei­nem Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires mach­te und spä­ter auch zum Kar­di­nal erhob. 

Bischof untersagt kniende Mundkommunion

Am 5. August 2018 besuch­te Bischof Mar­tin im Eil­tem­po die Pfar­rei Unse­rer Lie­ben Frau von der wun­der­tä­ti­gen Medail­le. In der Pfar­rei wur­de trotz der Dis­pens-Ent­schei­dung der Bischofs­kon­fe­renz, mit der auch die Hand­kom­mu­ni­on erlaubt wur­de, unun­ter­bro­chen die knien­de Mund­kom­mu­ni­on beibehalten. 

Eine Form der Ehr­furchts­be­zeu­gung, die den Bischof offen­sicht­lich störte. 

Sie sei der eigent­li­che Grund seit Kurz­vi­si­ta­ti­on gewe­sen, die mit der Spen­dung der Fir­mung ver­bun­den war. Den Firm­lin­gen ver­wei­ger­te der Bischof die Kom­mu­ni­on, als sie sich dazu nie­der­knie­ten, und mach­te sich dar­über lustig. Glei­ches geschah der Pfad­fin­der­grup­pe der Pfar­rei. Den Kir­chen­chor ermahn­te er, nicht mehr latei­nisch zu sin­gen, und die Mini­stran­ten tadel­te er des „Unge­hor­sams“, weil sie durch ihre Gesten des Altar­dien­stes in den Augen des Bischofs ein rück­wärts­ge­wand­tes Lit­ur­gie­ver­ständ­nis gezeigt hätten.

Etli­che Gläu­bi­ge empör­ten sich über das Ver­hal­ten des Bischofs und initi­ier­ten eine Beschwer­de­ak­ti­on bei der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung.

Im ver­gan­ge­nen Som­mer war im Bis­tum San­ta Rosa von einer „offe­nen Ver­fol­gung“ von „allen Prie­stern“ die Rede, die dem über­lie­fer­ten Lehr­amt der Kir­che treu sind. „Die latei­ni­sche Kir­chen­spra­che wird abge­würgt und an eine Hei­li­ge Mes­se in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus ist nicht ein­mal zu den­ken“, hieß es in einem Bericht an die spa­nisch­spra­chi­ge Nach­rich­ten­sei­te Adel­an­te la fe.

Bruch im Bistum zwischen „rechtgläubigen und modernistischen Priestern“

In ihrer heu­ti­gen Aus­ga­be berich­tet die argen­ti­ni­sche Zei­tung La Are­na vom Raus­wurf des Prie­sters Luis Mur­ri. Durch das Bis­tum gehe ein Bruch zwi­schen „recht­gläu­bi­gen und moder­ni­sti­schen Prie­stern“, wobei der Bischof auf der Sei­te von letz­te­ren stehe.

Mur­ri, von der Zei­tung befragt, nann­te als Grund für sei­nen Raus­wurf, „weil ich nicht bereit war, vor der fal­schen Kir­che auf die Knie zu gehen“. Die­se Posi­ti­on erin­nert an den sizi­lia­ni­schen Prie­ster Don Ales­san­dro Minu­tel­la, der nach Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus im Herbst 2017 exkom­mu­ni­ziert wur­de, obwohl er erklär­te, alles in Treue zu glau­ben und zu leh­ren, was die Kir­che immer gelehrt habe. Von ihm wur­de aller­dings ein aus­drück­li­ches Treue­be­kennt­nis zu Papst Fran­zis­kus ver­langt. Eine For­de­rung, die der Prie­ster mit dem Bekennt­nis des Gro­ßen Glau­bens­be­kennt­nis­ses beant­wor­te­te. Dar­auf erfolg­te sei­ne Exkommunizierung.

Wie im Bis­tum San­ta Rosa hat­te Papst Fran­zis­kus auch im Erz­bis­tum Paler­mo, in dem Minu­tel­la inkar­di­niert war, zuvor einen neu­en Erz­bi­schof „von den Rän­dern“ ein­ge­setzt, unter dem der Kon­flikt dann eskalierte.

Bischof Mar­tin von San­ta Rosa traf sei­ne Ent­schei­dung, die erst jetzt bekannt wur­de, bereits im ver­gan­ge­nen Dezem­ber. Er unter­sag­te sei­nem Prie­ster Luis Mur­ri jeg­li­che seel­sorg­li­che Tätig­keit im Bis­tum. Sei­ne Pfar­rei muß­te Mur­ri ver­las­sen. Er spricht von „Ver­fol­gung“.

Seit sei­ner Ankunft als Bischof, so La Are­na, kam es zu Kon­flik­ten zwi­schen sei­nem Kir­chen­ver­ständ­nis und dem wei­ter Tei­le des katho­li­schen Vol­kes im Staat La Pam­pa, beson­ders der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Tei­le. Die hef­tig­sten Kon­flik­te betref­fen die Lit­ur­gie. Der Bischof ist über­zeugt, daß reli­giö­se For­men „moder­ni­siert“ wer­den müß­ten, wes­halb er die knien­de Mund­kom­mu­ni­on unter­sag­te. Damit brach­te er vie­le Gläu­bi­ge gegen sich auf.

„Zu konservativ“

Zu denen, die ihre Kri­tik auch öffent­lich äußer­ten, gehör­te der Prie­ster Luis Mur­ri. Er wur­de 1991 für das Bis­tum San Rafa­el zum Prie­ster geweiht. Seit 1995 wirk­te er, vom dama­li­gen Bischof geru­fen, im Bis­tum San­ta Rosa. Er betreu­te ver­schie­de­ne Pfar­rei­en, zuletzt in Puelén und Casa de Pie­dra. Don Mur­ri wur­de vor allem auch als Exer­zi­ti­en­mei­ster und publi­zi­stisch bekannt. Er ver­öf­fent­lich­te meh­re­re Bücher und nützt die moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel für die Glaubensverkündigung. 

Wäh­rend der Bischof, ähn­lich wie Papst Fran­zis­kus, eine star­ke Nei­gung nach links zeigt, hält Mur­ri den Kom­mu­nis­mus und die mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­gie für ein Ver­häng­nis für die Kir­che und sag­te das auch offen. Mur­ri war bereits in der Ver­gan­gen­heit mit links­ori­en­tier­ten Krei­sen in Kon­flikt gera­ten. 2000 wur­de er aus der katho­li­schen Pri­vat­schu­le in Gene­ral Pico, in der als Reli­gi­ons­leh­rer unter­rich­te­te, als „zu kon­ser­va­tiv“ ent­fernt, nach­dem eini­ge Schü­ler­el­tern wegen sei­ner katho­li­schen Ansich­ten bei der Schul­lei­tung pro­te­stiert hatten.

Nach­dem Mur­ri sei­ne Pfar­rei ver­las­sen hat­te, ver­öf­fent­lich­te er auf der Inter­net­sei­te Adel­an­te la fe einen Abschieds­brief, in dem er hart mit Bischof Raul Mar­tin ins Gericht ging. 

Nie­mand, so der Prie­ster, kön­ne wohl bestrei­ten, daß „heu­te die schlimm­ste Ver­fol­gung in der Kir­che selbst statt­fin­det“. Es sei aber nicht die „treue Kir­che, die Hei­li­ge Braut des fleich­ge­wor­de­nen Wor­tes“, die ver­fol­ge, son­dern „die fal­sche Kir­che, die ‚gro­ße Hure‘ (Offb 17,2), die Ehe­bruch bege­he und ihre Dog­men, ihre Moral und ihre Sit­ten wie eine Pro­sti­tu­ier­te feil­bie­te“ und „sich auf beschä­men­de Wei­se mit der Welt ver­mählt“ habe.

Als Grund für sei­nen Raus­wurf, so Mur­ri, habe ihm der Bischof gesagt, daß sei­ne Arbeit „die Ein­heit gefähr­det“. Der Bischof „hat mir gesagt, daß sich mei­ne Seel­sor­ge und mein ‚prie­ster­li­cher Stil und mei­ne For­mung‘ nicht für das pam­pea­ni­sche Kir­chen­mo­dell eig­nen. Ich füh­le mich geehrt, mich nicht der ‚Ein­heit‘ gefügt zu haben, die man mir auf­zwin­gen woll­te. Abge­se­hen davon will ich nicht der ‚pam­pea­ni­schen Kir­che‘ die­nen, son­dern der katho­li­schen Kir­che in La Pampa“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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2 Kommentare

  1. Der Dik­ta­tor­papst.
    Man darf ihm nicht fol­gen, wenn er katho­li­schen Dog­men, Lehr­aus­sa­gen frü­he­rer Päp­ste oder Kon­zils­be­schlüs­sen vor dem 2. Vati­ka­num widerspricht.
    So ein­fach ist das.

  2. Ich wür­de mich freu­en, wenn die­ser glau­bens­star­ke Prie­ster ins weit­ge­hend gott­lo­se Deutsch­land käme.

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