
Am Samstag nahm Papst Franziskus in der römischen Jesuitenkirche „Il Gesù“ an einer Messe teil anläßlich der Heiligsprechung „der Heiligen Isidor von Madrid, Ignatius von Loyola, Franz Xaver, Teresa von Jesus und Philipp Neri“, so die offizielle Bekanntgabe des Heiligen Stuhls, vor 400 Jahren. Auf der Internetseite des Heiligen Stuhls wurden wie gewohnt mehrere Bilder veröffentlicht, unter denen eines hervorsticht.
Die Jesuskirche in Rom oder „Il Gesù“, wie sie allgemein genannt wird, ist die Mutterkirche des Jesuitenordens und der vom Orden betreuten Marianischen Kongregation. Das Patrozinium bzw. der Titulus ecclesiae lautet offiziell Kirche des allerheiligsten Namens Jesu. Das riesige Deckenfresko im Langschiff zeigt die Verherrlichung des Namens Jesu, der auch der Hochaltar gewidmet ist. Mit dem Bau der Kirche wurde 1568 begonnen, 34 Jahre nach der Gründung des Ordens durch den heiligen Ignatius von Loyola. Sie wurde ganz im Geist des Konzils von Trient errichtet und stilprägend für die Barockbaukunst. Den Wunsch zu ihrer Errichtung hatte noch der heilige Ordensgründer kurz vor seinem Tod geäußert. Ihm ist ein Seitenaltar gewidmet, unter dem er bestattet wurde. Neben anderen bekannten Jesuiten befindet sich in der Kirche seit 1614 auch eine Reliquie des heiligen Franz Xaver.
Das interessanteste vom Heiligen Stuhl veröffentlichte Bild zeigt Papst Franziskus aber außerhalb des offiziellen Programms und allein an ganz anderer Stelle, nämlich andächtig vor dem Grab von Pedro Arrupe (1907−1991), der von 1965 bis 1981 (1983) der 28. Generalobere des Jesuitenordens war.
Arrupe steht für die Nachkonzilszeit. Er richtete den Jesuitenorden politisch auf den Sozialismus und kirchlich auf den Modernismus aus. Die Folge war ein schneller Niedergang. Am Samstag wich der amtierende Jesuitengeneral Arturo Sosa Abascal während des offiziellen Programms nicht von der Seite des Papstes. General Sosa, seit 2016 im Amt, gehört zu jenen, die eine Allianz von Sozialismus und Christentum besonders ernstgenommen haben. Der Jesuitengeneral hat noch andere offene Flanken (und hier).
Der „Schwarze Papst“, wie der Generalobere der Gesellschaft Jesu auch genannt wird, wird auf Lebenszeit gewählt. Arrupe war der erste General des Ordens, der seinen Rücktritt einreichte. Um genau zu sein, zog Papst Johannes Paul II. die Notbremse, um den destruktiven Kurs aufzuhalten. Diese Intervention brachte dem polnischen Papst die anhaltende Feindseligkeit eines Teils des Ordens ein.
Jorge Mario Bergoglio gehörte zu jenen Jesuiten, die von Arrupe gefördert wurden. Er „war ein Protegé Arrupes, der in Bergoglio einen aufgehenden, liberalen Stern im Orden sah“, so der US-Publizist George Neumayr.
Franziskus, der erste Jesuit auf dem Stuhl des Petrus, nannte Arrupe 2019 einen „Propheten“. Einige Monate zuvor hatte er das Seligsprechungsverfahren für Arrupe eingeleitet. Kritiker sprechen vom Versuch, damit auch Arrupes „Kurs“ kanonisieren zu wollen, so wie mit der Kanonisierung der Konzilspäpste implizit das Zweite Vatikanische Konzil „heiliggesprochen“ werden sollte.
Papst Franziskus, ein Meister der Gesten, signalisierte durch seine Geste erneut, daß er auf der Seite Arrupes steht, so wie er durch die Rehabilitierung marxistischer Jesuiten „Farbe“ bekannte.
[Update]: Von den 30 verstorbenen „Schwarzen Päpsten“ wurden bisher nur zwei zu den Altären erhoben: der Ordensgründer und erste Generalobere Ignatius von Loyola sowie Franz Borgia, dritter Generaloberer des Ordens 1565–1572. Ursprünglich war irrtümlich nur der heilige Ignatius genannt worden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild : Vatican.va (Screenshot)
Siehe zum Thema Pedro Arrupe und der Jesuitenorden auch:
Im letzten Satz hat es einen Fehler: Neben dem hl. Ignatius wurde auch der hl. Franz Borgia zur Ehre der Altäre erhoben. Dieser war der dritte Generalobere der Jesuiten.
Danke für diese hochinteressante Recherche!
Die erste Reaktion der Leser, die sich mit der Thematik befassen, wird man so umschreiben können:
„Jetzt geht dieses Theater um Arrupe schon wieder los!“
Ja, genau, die Selig- oder Heiligsprechung des Ordensgenerals durch Papst Franziskus hat gerade noch gefehlt.
Sollte es aber dazu kommen, dann würde diese allerdings unfreiwillig bezeugen, was viele Katholiken schon seit langem empfinden, nämlich, daß forcierte kirchenpolitische Heiligsprechungen (und ohne Verehrung des Betreffenden an der „Basis“) unmöglich binden können und daher de facto unwirksam, damit wohl auch nichtig sind. Denn wenn sie es übertreiben mit der Heiligsprechung von Konzilspäpsten und linken Geistlichen, dann kracht das Kartenhaus der politischen Heiligsprechungen eben zusammen. Man würde mit dem Schabernack nicht mehr mitgehen.
Ein Irrtum ist im Artikel passiert, wo es heißt:
‚Von den 30 verstorbenen „Schwarzen Päpsten“ wurde bisher nur einer zu den Altären erhoben: der Ordensgründer und erste Generalobere Ignatius von Loyola.‘
Das stimmt nicht, da der dritte Ordensgeneral, Franz von Borja, ebenfalls kanonisiert wurde.