Traditionis custodes: Hermeneutik der Willkür

Eine etwas andere Deutung des Dekrets für die Petrusbruderschaft


Papst Franziskus empfing am 4. Februar zwei Priester der Petrusbruderschaft, die ihm ihre Sorgen wegen der Umsetzung von Traditionis custodes vorbringen konnten. Am 11. Februar gewährte er der Petrusbruderschaft ein Sonderdekret.ft Traditionis custodes
Papst Franziskus empfing am 4. Februar zwei Priester der Petrusbruderschaft, die ihm ihre Sorgen wegen der Umsetzung von Traditionis custodes vorbringen konnten. Am 11. Februar gewährte er der Petrusbruderschaft ein Sonderdekret zu Traditionis custodes.

Der argen­ti­ni­sche Blog­ger Wan­de­rer, „ein tra­di­tio­nel­ler Katho­lik in Ein­heit mit Rom“, betreibt seit vie­len Jah­ren den Blog Cami­nan­te-Wan­de­rer. Vor weni­gen Tagen ver­öf­fent­lich­te er eine Her­me­neu­tik der Will­kür. Dar­in ver­sucht er dem Dekret für die Petrus­bru­der­schaft, mit dem Papst Fran­zis­kus die­se Eccle­sia-Dei-Gemein­schaft weit­ge­hend vom Joch des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des befrei­te, eine etwas ande­re Deu­tung zu geben und den Blick auf eini­ge Aspek­te zu len­ken, die sei­ner Ansicht bis­her zu wenig Beach­tung gefun­den haben.

Hermeneutik der Willkür

von Wan­de­rer

Das Dekret vom 11. Febru­ar, mit dem Papst Fran­zis­kus die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus (FSSP) und mit ihr, wie es scheint, auch die übri­gen Eccle­sia-Dei-Insti­tu­te ermäch­tigt hat, die über­lie­fer­ten lit­ur­gi­schen Bücher ein­schließ­lich des Pon­ti­fi­cale Roma­num zu ver­wen­den, hat unzäh­li­ge Kom­men­ta­re aus­ge­löst. Nur weni­ge von uns haben eine sol­che Maß­nah­me erwar­tet, und sie kam vor allem für jene über­ra­schend, die behaup­ten, der Pon­ti­fex sei von einem beson­de­ren Haß auf die über­lie­fer­te Lit­ur­gie beses­sen. Tra­di­tio­nes cus­to­des war sicher­lich eine schlech­te Nach­richt und schien die Bestä­ti­gung die­ser Annah­me zu sein: Fran­zis­kus ver­sucht, die über­lie­fer­te Lit­ur­gie zu unter­drücken, und ver­ur­teilt durch das Ver­bot, das Pon­ti­fi­cale Roma­num vor der Lit­ur­gie­re­form zu ver­wen­den, die Tra­di­tio­na­li­sten fak­tisch dazu, aus­zu­ster­ben oder sich auf die eine oder ande­re Wei­se der Pius­bru­der­schaft anzu­schlie­ßen, was den „Aus­tritt“ aus der Kir­che zur Fol­ge hätte.

In die­sem Blog haben wir jedoch immer behaup­tet, daß Papst Fran­zis­kus in lit­ur­gi­schen Fra­gen weder ein Tra­di­tio­na­list noch ein Pro­gres­sist ist. Er ist Jesu­it, viel­leicht der beste Jesu­it, der je gelebt hat, und als sol­cher schert er sich nicht um die Lit­ur­gie. Er ver­steht sie nicht, denn ein rein prak­ti­scher Ver­stand ist nicht in der Lage, den Gott dar­ge­brach­ten Kul­tus um Sei­ner selbst wil­len zu ver­ste­hen. Sein Inter­es­se gilt der Poli­tik und dem pasto­ra­len Han­deln. Der Rest ist für ihn nicht nach­voll­zieh­bar. Das Dekret, das die Petrus­bru­der­schaft begün­stigt, bestä­tigt die­se Hypothese.

Die Über­ra­schung hat vie­le Beob­ach­ter ver­an­laßt, von einer Art päpst­li­cher „Schi­zo­phre­nie“ zu spre­chen: Der Papst erläßt ein Motu pro­prio, das für die über­lie­fer­te Lit­ur­gie töd­lich ist, und öff­net kurz dar­auf die Schleu­sen für eine beträcht­li­che Grup­pe von Tra­di­tio­na­li­sten, die ihre latei­ni­schen Mes­sen wei­ter­fei­ern wol­len. Und wir dür­fen nicht ver­ges­sen, daß die der Petrus­bru­der­schaft erteil­te Geneh­mi­gung nicht die erste ist, die von dem Motu pro­prio abweicht, das er selbst ver­kün­det hat­te. Zusätz­lich zu meh­re­ren, die von ihm auf per­sön­li­cher Ebe­ne gewährt wur­den, und trotz star­ken Drucks, hat er wei­te­re gewährt, die öffent­lich sind. So konn­ten bei­spiels­wei­se im Peters­dom, wo selbst der Ritus Pauls VI. nicht pri­vat gefei­ert wer­den kann, nach Tra­di­tio­nes cus­to­des zwei fei­er­li­che Mes­sen im über­lie­fer­ten Ritus zele­briert werden.

Die mög­li­che päpst­li­che „Schi­zo­phre­nie“ ist aber nicht die ein­zi­ge Erklä­rung für das Dekret. Ich schla­ge die fol­gen­den her­me­neu­ti­schen Schlüs­sel für den päpst­li­chen Wider­spruch vor:

1. Wir alle wis­sen, wie gut Papst Fran­zis­kus mit der Spra­che der Gesten umge­hen kann, im Guten wie im Schlech­ten. Es genügt, sich bei­spiels­wei­se an das grim­mi­ge und mür­ri­sche Gesicht zu erin­nern, mit dem er auf Fotos mit Donald Trump oder Mau­ricio Macri zu sehen ist. Bei den Prie­stern der Petrus­bru­der­schaft hin­ge­gen zeigt er ein lächeln­des und zufrie­de­nes Gesicht, was dar­auf schlie­ßen läßt, daß das Gespräch unter den besten Bedin­gun­gen statt­fand und er sich bei ihnen wohl fühl­te, und dies ist eine der tra­di­tio­na­li­sti­schen Grup­pen, die als die starr­ste gilt, die man sich vor­stel­len kann.

2. Das Gespräch soll eine Stun­de gedau­ert haben, was für eine Papst­au­di­enz, die zwei Prie­stern gewährt wird, die zwar wich­ti­ge Posi­tio­nen inner­halb der Petrus­bru­der­schaft inne­ha­ben, aber nicht deren höch­ste Auto­ri­tät sind, sehr viel Zeit ist. Viel­leicht kann uns ein Leser, der sich bes­ser aus­kennt als ich, sagen, ob Papst Fran­zis­kus häu­fig Gene­ral­obe­re von Orden und Kon­gre­ga­tio­nen emp­fängt und, wenn ja, wie lan­ge die­se Audi­en­zen dauern.

3. Es ist bekannt, weil es auch ver­öf­fent­licht wur­de, daß der Ursprung der Audi­enz ein Brief war, den eini­ge Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft an den Papst schick­ten, in dem sie ihre Besorg­nis über die Fol­gen von Tra­di­tio­nes cus­to­des zum Aus­druck brach­ten, und als Ant­wort auf den Brief wur­den sie nach Rom geru­fen, um sich mit dem Hei­li­gen Vater zu tref­fen. Und ich glau­be, daß die Initia­ti­ve für ein sol­ches Pri­vi­leg direkt vom Papst aus­ging und nicht von einem Sekre­tär des päpst­li­chen Haus­halts. Kein halb­wegs geschick­ter und treu­er Unter­ge­be­ner wür­de sei­nen Vor­ge­setz­ten in eine pein­li­che und kom­pro­mit­tie­ren­de Situa­ti­on brin­gen. Jeder wuß­te, daß es sich um ein heik­les und dor­ni­ges The­ma han­del­te. Die­se Tat­sa­che und die bei­den oben genann­ten Punk­te las­sen ver­mu­ten, daß der Hei­li­ge Vater kei­ne beson­de­re Abnei­gung gegen die über­lie­fer­te Lit­ur­gie hegt. Wäre dies der Fall, wäre es für ihn ein leich­tes, schlicht und ein­fach die Anwen­dung von Tra­di­tio­nes cus­to­des zu for­dern, wozu er jedes Recht der Welt hat. Oder er wür­de, wie es sei­ne Gewohn­heit ist, alle Inter­views oder Tref­fen ver­mei­den, bei denen er eine Kon­fron­ta­ti­on erwar­tet. Es sei dar­an erin­nert, daß Fran­zis­kus die Kon­si­sto­ri­en, bei denen Kar­di­nä­le und ande­re römi­sche Prä­la­ten mit dem Papst zusam­men­tref­fen, um kirch­li­che Ange­le­gen­hei­ten zu bespre­chen, prak­tisch aus­ge­setzt hat. Berg­o­glio hat als Bischof von Bue­nos Aires stets Kon­fron­ta­tio­nen ver­mie­den und ver­mei­det es daher, Audi­en­zen zu gewäh­ren oder sich an Orte zu bege­ben, an denen er eine schwie­ri­ge Situa­ti­on vor­aus­sieht. Ich ken­ne eine Rei­he von Men­schen, die um eine per­sön­li­che Audi­enz beim Papst gebe­ten haben und nicht ein­mal eine Ant­wort erhal­ten haben. Die Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft wur­den motu pro­prio von Papst Fran­zis­kus nach San­ta Mar­ta gerufen.

4. Inwie­weit kann Tra­di­tio­nes cus­to­des als ein Fran­zis­kus-Mani­fest gegen die über­lie­fer­te Lit­ur­gie betrach­tet wer­den? Das ist sicher­lich die erste und ein­fach­ste Les­art, aber die Fak­ten, zu denen wir uns äußern, las­sen ande­re Inter­pre­ta­tio­nen zu, die bis vor kur­zem nicht mög­lich waren. Schau­en wir uns eini­ge Fak­ten an:

a. Das Motu pro­prio stammt aus dem Büro von Erz­bi­schof Arthur Roche und sei­nem Mit­ar­bei­ter­stab. Die­ser eng­li­sche Erz­bi­schof, der von Bene­dikt XVI. zum Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst ernannt wur­de, ist kein Lit­ur­gi­ker, was dar­auf schlie­ßen läßt, daß sein gan­zes lit­ur­gi­sches Wis­sen und sei­ne dar­aus fol­gen­de Stüm­pe­rei die Frucht der Expreß-Aus­bil­dung ist, die er von Andrea Gril­lo erhal­ten hat, und das ist nicht über­trie­ben dar­ge­stellt: Der Text von Tra­di­tio­nes cus­to­des wie­der­holt fast wort­wört­lich vie­le Absät­ze aus Arti­keln und ande­ren Schrif­ten, die Gril­lo seit min­de­stens fünf­zehn Jah­ren ver­öf­fent­licht (hier, hier und hier), und die Grund­sät­ze, auf denen er beruht, sind genau die­sel­ben, die die­ser Bolo­gne­ser Lit­ur­gi­ker seit der Ver­kün­dung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum durch Papst Ratz­in­ger pro­pa­giert. Kurz gesagt, Tra­di­tio­nes cus­to­des wur­de nicht von Berg­o­glio geschrie­ben oder erdacht; er hat ledig­lich unter­zeich­net, was ande­re für ihn geschrie­ben haben.

b. Ich will damit nicht sagen, daß Berg­o­glio nicht wuß­te, was er tat. Das wuß­te er sehr wohl. Jah­re­lang stand er unter stän­di­gem Druck der ita­lie­ni­schen Bischö­fe, die über das Anwach­sen der tra­di­tio­na­li­sti­schen Bewe­gung und vor allem über die star­ke Sym­pa­thie für die über­lie­fer­te Mes­se unter den jun­gen Prie­stern erschrocken waren. Und der Papst woll­te kein Pro­blem mit den ita­lie­ni­schen Bischö­fen haben, schon gar nicht inmit­ten der Exzes­se, die er selbst in die­sem Epi­sko­pat beging und noch immer begeht (es genügt, an die jüng­ste Ernen­nung des neu­en Erz­bi­schofs von Turin zu erin­nern). Und er hat dem Druck nachgegeben.

c. Berg­o­glio war sich auch über die funk­tio­na­le Sym­pa­thie der ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe für kon­ser­va­ti­ve und tra­di­tio­na­li­sti­sche Posi­tio­nen im kla­ren. Nach dem erschüt­tern­den Vor­fall, daß sich die Ame­ri­ka­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz qua­si über die päpst­li­chen Wün­sche in Bezug auf Biden und die Zulas­sung von Abtrei­bungs­be­für­wor­tern zur Kom­mu­ni­on hin­weg­setz­te, ver­tief­te sich die berg­o­glia­ni­sche Feind­se­lig­keit gegen­über den Ame­ri­ka­nern. Die über­lie­fer­te Mes­se zu behin­dern, hie­ße, die Ame­ri­ka­ner zu ver­är­gern, was er als guter Pero­nist ver­ab­scheut, und zwar umso mehr, wenn dies sei­ne Macht in Fra­ge stellt.

5. Meh­re­re tra­di­tio­na­li­sti­sche Web­sites argu­men­tie­ren zu Recht, daß die der Petrus­bru­der­schaft erteil­te Erlaub­nis ein „Indult“ ist und daher jeder­zeit wider­ru­fen wer­den kann, was die Bos­heit und Dop­pel­zün­gig­keit von Fran­zis­kus bewei­sen wür­de. Es stimmt, daß es sich um einen Gna­dener­weis han­delt, aber wir soll­ten uns eini­ge Punk­te vor Augen halten:

a. Für Berg­o­glio ist alles ein Gna­dener­weis, sogar das Kir­chen­recht. Er hat erst vor weni­gen Wochen meh­re­re Refor­men am Kodex vor­ge­nom­men. Das ein­zi­ge, was er noch nicht geän­dert hat, ist die Hei­li­ge Schrift. Wir kön­nen nicht von ihm erwar­ten, daß er ein uni­ver­sel­les Gesetz verkündet.

b. Es sei dar­an erin­nert, daß jahr­zehn­te­lang die ein­zi­ge Mög­lich­keit, die über­lie­fer­te Mes­se zu zele­brie­ren, ein Indult war und daß es für des­sen Ertei­lung zu einem „Schis­ma“ kom­men muß­te. Eini­gen Gelehr­ten zufol­ge ist die von Bene­dikt XVI. in Sum­morum Pon­ti­fi­cum erteil­te Ermäch­ti­gung auch ein Indult. Das Kurio­se ist, daß sowohl bei den Indul­ten von Johan­nes Paul II. als auch von Papst Ratz­in­ger eine lan­ge Zeit ver­gan­gen sein muß­te und/​oder außer­ge­wöhn­li­che Ereig­nis­se statt­ge­fun­den haben muß­ten. Das  Indult für die Petrus­bru­der­schaft wur­de gleich nach einer Audi­enz gewährt.

c. Wel­che ande­re Rechts­form war neben einem Indult mög­lich? Nur eine: die Abschaf­fung des Mis­sa­le Pauls VI., das die ein­zi­ge „ordent­li­che“ Form der Zele­bra­ti­on des latei­ni­schen Ritus ist. So viel kön­nen wir kaum erwarten.

d. Vie­le sind der Ansicht, daß das Indult eine sehr fra­gi­le Rechts­form ist und sei­ne Tage daher gezählt sind. Wir erin­nern jedoch dar­an, daß dies nicht immer der Fall ist: Die Kreuz­zugs­bul­le ist ein Indult, das mehr als acht Jahr­hun­der­te gegol­ten hat bzw. immer noch gilt, und wir tra­di­tio­na­li­sti­schen Spa­ni­er stüt­zen uns dar­auf, um frei­tags Fleisch zu essen. Oder die Hand­kom­mu­ni­on ist ein Indult, das immer noch gilt und kaum abge­schafft wer­den wird.

6. Es wird auch gesagt, daß das päpst­li­che Dekret im letz­ten Absatz auf Tra­di­tio­nes cus­to­des beharrt, und ich den­ke, dies ist einer der inter­es­san­te­sten und posi­tiv­sten Aspek­te der Situa­ti­on. Dort wird vor­ge­schla­gen (sua­det), daß soweit wie mög­lich (quan­tum fie­ri potest) über die­ses Motu pro­prio sorg­fäl­tig nach­ge­dacht wer­den soll­te (sedu­lo cogi­te­tur). Es ist etwas Mini­ma­les, bemer­kens­wert Mini­ma­les. Die Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft sind nicht ein­mal ver­pflich­tet, Tra­di­tio­nis cus­to­des zu lesen. Es wird ihnen gera­de ein­mal vor­ge­schla­gen, dar­über nach­zu­den­ken, wenn möglich.

7. Es wird auch gesagt, daß das Indult nicht ver­öf­fent­licht wur­de und daher von zwei­fel­haf­ter Gül­tig­keit ist. Es ist jedoch anzu­mer­ken, daß es sich nicht um ein Gesetz han­delt, das mit sei­ner Ver­öf­fent­li­chung im Amts­blatt des Lan­des in Kraft tritt. Sie ist eine Erlaub­nis, die einer bestimm­ten Grup­pe inner­halb der Kir­che erteilt wird. Man könn­te eine lan­ge Liste von Indul­ten auf­stel­len, die nie ver­öf­fent­licht wur­den und deren Gül­tig­keit den­noch nicht beein­träch­tigt wur­de. So zum Bei­spiel das soge­nann­te „Aga­tha-Chri­stie-Indult“, das es ermög­licht, daß die über­lie­fer­te Mes­se im Ver­ei­nig­ten König­reich unter bestimm­ten Umstän­den wei­ter­hin zele­briert wer­den kann.

Ich den­ke, daß die oben genann­ten Fak­ten die Schluß­fol­ge­rung zulas­sen, daß Tra­di­tio­nes cus­to­des für Papst Fran­zis­kus eher ein Doku­ment mit poli­ti­scher als mit lit­ur­gi­scher Bedeu­tung ist, wäh­rend es hin­ge­gen für Erz­bi­schof Roche und sei­ne Mit­ar­bei­ter in der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on eine emi­nent lit­ur­gi­sche Maß­nah­me ist mit der kla­ren Absicht, die über­lie­fer­te Lit­ur­gie zu ver­nich­ten. Folg­lich, und auch wenn es para­dox erschei­nen mag, ist Papst Fran­zis­kus in lit­ur­gi­schen Fra­gen unser wich­tig­ster oder ein­zi­ger Für­spre­cher, aus wel­chen Grün­den auch immer.

Gera­de des­halb ist es sinn­voll, die Stra­te­gie von Grup­pen und Ana­ly­sten der tra­di­tio­nel­len Welt zu über­den­ken, die sich nach der Ver­öf­fent­li­chung des Motu pro­prio den hef­ti­gen Angrif­fen auf Fran­zis­kus wid­me­ten und dabei sogar unfaß­ba­re Feh­ler begin­gen, deren Fol­gen wir alle zu spü­ren bekom­men. Die Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft haben uns einen Weg gezeigt, der zum Ziel geführt hat.

Was aber ist das Ziel, das wir anstre­ben? Den Platz, den Papst Bene­dikt XVI. der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie ein­ge­räumt hat, soweit wie mög­lich zu bewah­ren, oder sich mit stän­di­gen Angrif­fen auf den Hei­li­gen Vater wegen dem, was er in lit­ur­gi­schen Fra­gen tut oder nicht tut, zu pro­fi­lie­ren? Wenn es die erste Opti­on ist, soll­ten wir vor­sich­tig und sanft­mü­tig sein, was nicht bedeu­tet, daß wir ange­sichts der Ver­wü­stun­gen, die der argen­ti­ni­sche Papst in der Kir­che anrich­tet, schwei­gen. Es bedeu­tet aber, kla­re Zie­le vor Augen haben und den nöti­gen gesun­den Men­schen­ver­stand zu gebrauchen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cami­nan­te-Wan­de­rer

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3 Kommentare

  1. Man kann es nicht oft genug wie­der­ho­len. Daher stel­le ich es hier noch ein­mal ein:

    Die Petrus­bru­der­schaft hat mit der Über­nah­me der von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ermög­lich­ten „frei­wil­li­gen“ Benut­zung von Mess­for­mu­la­ri­en nach­kon­zi­lia­rer Hei­li­ger sowie von 4 neu­en Prä­fa­tio­nen aus dem Novus Ordo qua­si das Kalen­da­ri­um der triden­ti­schen Mess­ord­nung auf­ge­bohrt, so dass von einer Edi­tio typi­ca von 1962 defi­ni­tiv kei­ne Rede mehr sein kann.

    Das bedeu­tet nichts ande­res, als dass die nor­ma­ti­ven Aus­ga­ben der lit­ur­gi­schen Bücher in latei­ni­scher Spra­che von 1962, die für die Fei­er der Lit­ur­gie in der römisch-katho­li­schen Kir­che maß­geb­lich sind, für die Petrus­bru­der­schaft nicht mehr nor­ma­tiv sind. 

    Die lit­ur­gi­schen Bücher, wie sie 1962 in Kraft waren, wer­den jedoch auf jeden Fall von der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. weiterverwendet.
    Mei­nes Wis­sens hat die Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei noch kurz vor ihrer Auf­lö­sung die Wie­der­ein­füh­rung der triden­ti­ni­schen Gestalt der Oster­nacht­lit­ur­gie von (vor) 1954 gestattet.

    Ob und inwie­weit dies bei der Pius­bru­der­schaft umge­setzt wird, bleibt abzuwarten.

  2. Die Absicht des Autors wird ver­ständ­lich. Doch sehe ich die Din­ge anders. Für mich ist der Akt von Fran­zis­kus die Wei­se wie man Ser­vi­li­tät erreicht, die ja bereits im Vor­feld von Ver­ant­wort­li­chen der Insti­tu­te deut­lich wur­de. Erst die Bedro­hung, dann ein schein­ba­res wohl­wol­len­des Ver­hal­ten. Gleich­zei­tig erreicht der Papst damit, daß inner­halb der zur Tra­di­ti­on geneig­ten Gläu­bi­gen mehr Unein­heit geför­dert wird. Dass der Herr auf krum­men Wegen sei­ne Absich­ten durch­set­zen kann, wis­sen wir. Auch war das vor­an­ge­hen­de Gebet zur Got­tes­mut­ter sicher frucht­bar. Des­halb möch­te ich den Umstand, daß nun die Triden­tia in bei den Petrus­brü­dern wei­ter­fei­ern dür­fen lie­ber der Gna­de Got­tes zuschrei­ben. Ich den­ke es war Fran­zis­kus nicht mehr erlaubt noch wei­ter zu gehen! Die „Jesui­ten­schläue“ mach­te dar­aus aber wenig­sten noch, daß man ihm dank­bar sein muß!

  3. Die­se Ana­ly­se über­zeugt, aber trotz­dem: Hat Papst Fran­zis­kus sich jetzt gegen die „ecclsia dei-Gemeinschaften“
    nich ein Instru­men­ta­ri­um geschaf­fen, ihnen jeder­zeit die „Triden­ti­ni­sche Mes­se“ vebie­ten zu kön­nen, wenn sie nicht in allem gehor­chen und kei­ne Kri­tik äußern? Außer­halb die­ser Gemein­den bleibt es ja bei dem Ver­bots­ver­such des Pap­stes, nur zie­hen bis­her zu weni­ge Bischö­fe mit. Viel­leicht geht es dem Papst wirk­lich nicht um die Litu­rie son­dern dar­um, daß er
    über­all, wo die „Alte Mes­se“ noch gele­sen wird,eine Oppo­si­ti­on zu sei­ner Kir­chen­po­li­tik wit­tert, die er so ausschalten
    möch­te oder unter sei­ne Kon­trol­le bringt: Ihr dürft die­se Mes­se fei­ern, solan­ge ihr mei­nen Kurs nicht kritisiert

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