(Rom) In der katholischen Kirche herrscht ein harter, ideologischer Kampf. Er wird seit Jahrzehnten von jener Seite in die Kirche hineingetragen, die in der Vergangenheit unter dem Signet Modernismus und Progressismus aufgetreten ist. Den jüngsten Beleg lieferte der italienischen Laientheologe Andrea Grillo mit einem Radikalangriff gegen Summorum Pontificum und den neuen italienischen Familienminister.
Grillo lehrt Liturgiewissenschaften am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo des Benediktinerordens in Rom und ist bekannt, für seine harten Angriffe gegen die Tradition und alles, was sich tatsächlich oder vermeintlich einer „Modernisierung“ der Kirche im Weg steht. Sein Hauptfeind ist seit Jahren das Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. Seine wiederholt geäußerte Befürchtung: Die liturgische Revolution Bugninis unter Paul VI. könnte rückgängig gemacht werden. In Wirklichkeit versucht Grillo, der die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse natürlich kennt, die zarte Pflanze der Tradition zu zertreten. Je schneller, desto besser, denn: „Wehret den Anfängen“.
Grillos Angriff gegen Kardinal Sarah
Vor einem Jahr beschimpfte Grillo Kardinal Robert Sarah, den Präfekten der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung als „inkompetent“ und ungeeignet“. In solche Rage brachte Grillo das Nachwort, das Benedikt XVI. zum Buch von Kardinal Sarah „Die Kraft der Stille“ beigesteuert hatte. Für die herabwürdigende Schelte von Kardinal Sarah hatte Grillo nichts zu befürchten. Sie forderte keine Courage, sondern war wohldosiert. Er folgte darin nur Papst Franziskus, von dem der Kardinal bereits mehrfach öffentlich gedemütigt wurde.
Grillo ist ein radikaler Befürworter der Volkssprachen in der Liturgie. Unter anderem uf ihn geht die „Dezentralisierung“ der Missale-Übersetzungen zurück, die Papst Franziskus den einzelnen Bischofskonferenzen gewährte. Grillo wirkt eifrig an Neuübersetzungen mit, „die in offenem Widerspruch zur Instruktion Liturgiam Authenticam von 2001 stehen“, so Riccardo Cascioli, der Chefredakteur von La Nuova Bussola Quotidana.
Es weht ein rauher Wind in Rom, seit am linken Kirchenrand Morgenluft gewittert wurde. Auch Andrea Grillo, weder verwandt noch zu verwechseln mit dem Starkomiker Beppe Grillo, dessen Fünfsternebewegung in Italien soeben die Regierungsverantwortung übernommen hat, gehört zu jenen Progressiven, die unter Franziskus ihre Sprache radikalisiert haben.
Italiens neuer Familienminister als Hoffnungsträger
Andrea Grillos aktuellstes Feindbild ist der Familien- und Behindertenminister der neuen italienischen Regierung aus Fünfsternebewegung und Lega. Für die politische Linke und Brüssel ist die neue Regierung ein rotes Tuch, da machen die Linkskatholiken keine Ausnahme.
Lorenzo Fontana, Jahrgang 1980, ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Lega und war seit 2008 Abgeordneter zum Europäischen Parlament und seit Juli 2017 auch stellvertretender Bürgermeister von Verona. Seit den Parlamentswahlen im vergangenen März ist der Mitglied der italienischen Abgeordnetenkammer, die ihn zum Vize-Präsidenten wählte. An der Universität Padua hatte er ein Studium der Politikwissenschaften und der Geschichte absolviert. Letzteres schloß er mit einer Arbeit über die christliche Zivilisation ab.
Fontana ist ein Hoffnungsträger für ein Europa, das diesen Namen verdient. Er ist überzeugter Lebensschützer und ein Verteidiger der Familie und der eigenen Identität. Seine Ablehnung von Abtreibung, Masseneinwanderung, „Homo-Ehe“, Adoptionsrecht für Homosexuelle und Gender-Ideologie machen ihn für die politische Linke zu einem Hauptfeind ihres permanenten Kampfes um die kulturelle Hegemonie. Den sieht sie durch einen profilierten Gegner, eine Seltenheit im geistig lahmen Bürgertum, dessen Hauptaugenmerk sich auf den Wirtschaftsliberalismus zu beschränken scheint, bedroht.
Familienminister = „Faschist“, Summorum Pontificum = „Faschismus“
Die in den vergangenen Tagen losgetretenen Frontalangriffe gegen Fontana gelten natürlich der neuen Regierung. Ein Blick in deutsche Medien, und darauf, was in den vergangenen 48 Stunden dort über Fontana geschrieben wurde, genügt, um zu sehen, wie Kampagnen funktionieren. Fontana ist das rote Tuch, das exemplarisch als Hauptangriffspunkt auserkoren wurde. Das Ziel: Möglichst schnell einen Minister aus der neuen Regierung herauszuschießen. Vorerst scheint jedoch wenig Aussicht auf Erfolg zu bestehen.
Nicht nur die organisierte Homo-Lobby und Linksparteien greifen Fontana an. Auch der Liturgiker Andrea Grillo leistet seinen Beitrag zu diesem politisch motivierten Angriff gegen die neue Regierung. Grillo macht daraus einen nicht minder ideologisch motivierten Angriff gegen die Kirche. In seinem Visier hat er – wenig originell – Summorum Pontificum. Minister Lorenzo Fontana besucht die Heilige Messe in der überlieferten Form des Römischen Ritus. Für politisch motivierte Progressive in der Kirche ein No-go-Maximum.
Daher twitterte der katholische Theologe Grillo gegen den katholischen Familienminister:
„Eine der Voraussetzungen für Fontanas Faschismus ist Summorum Pontificum. Memento…“
Um dann noch erklärend nachzulegen:
„Die Legitimation, die Summorum Pontificum einem reaktionären Abdriften der Politik verschafft, muß aufgezeigt werden. Nicht nur in Italy.“
Das Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. wird von einem katholischen Theologen, Ordinarius an einer Päpstlichen Hochschule in Rom, als Faschismus denunziert. Diese unsachliche Dreistigkeit schildert anschaulich, welche Kräfte derzeit in der Kirche Oberhand suchen oder bereits Oberhand gewonnen haben. Eine solche Sichtweise kann nur zu Stellungnahmen wie jenen Grillos führen.
Fontana selbst reagierte auf die Angriffe dieser Tage in einem Schreiben an die Tageszeitung Il Tempo:
„Der Haß der Eliten erschreckt mich nicht“.
Der Theologe Andrea Grillo ist damit auch gemeint. Seine Twitter-Einträge zeigen, wie tief ein gewisser Zersetzungsprozeß in die Kirche hineingetragen wurde, wenn selbst ein altehrwürdiger Mönchsorden wie die Benediktiner sich an ihrer römischen Hochschule von einem Andrea Grillo ausbilden lassen.
Grillos Ansehen in Santa Marta „äußerst besorgniserregend“
Der Vorfall zeigt vor allem, wer im derzeitigen Pontifikat in Santa Marta wohlgelitten ist. Andrea Grillo wurde von Papst Franziskus 2016 in jene ominöse Liturgiekommission berufen, die vom Kirchenoberhaupt hinter dem Rücken des zuständigen Kardinalpräfekten Robert Sarah errichtet wurde. Katholisches.info schrieb dazu am 12. Januar 2017:
„Aufgabe dieser Kommission ist es nicht, Degenerierungen der nachkonziliaren Liturgiereform von 1969/1970 zu korrigieren, die in Form von Liturgiemißbrauch als schwerwiegendes Ärgernis auftreten, darunter auch im deutschen Sprachraum. Aufgabe dieser Kommission ist vielmehr ‚das genaue Gegenteil‘, so Magister. Sie soll eine der letzten Mauern des Widerstandes gegen den Mißbrauch nachkonziliarer Liturgiker und Möchtegern-Liturgiker demolieren. Gemeint ist die Instruktion Liturgiam authenticam, die 2001 erlassen wurde und die Kriterien festlegt, nach denen die verbindlichen lateinischen, liturgischen Texte in die Volkssprachen zu übersetzen sind“.
Die von Franziskus in diese Liturgiekommission berufenen Mitglieder nannte Francisco Fernandez de la Cigoña im März 2017 „in Summe äußerst besorgniserregend“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/CTV/Twitter (Screenshots)
Die über tausendjährige Meßliturgie als Faschismus zu diskreditieren, ist schlimmste Haßrede.
Ach so Herr Grillo: mit Verbieten und Unterdrücken wird das nichts. Das können wir Ihnen aus Erfahrungen in Deutschland sagen. Wurde hier von Braunen und Roten brutalst versucht. Hat nicht geklappt!
Sie werden Summorum Pontificum nur fördern. Versprochen.
Seit der Masseneinwanderung von Wirtschaftsmigranten nach Europa sind die rechten Parteien im Aufwind und Papst Franziskus zunehmend von Feinden umgeben. Ist er doch deklarierter Anhänger der Befreiungstheologie, die eng mit dem Humanismus verwoben ist, der sich wie man weiß mangels religiöser Ausrichtung links der Mitte befindet.
Ich frage mich, was so schwer daran zu verstehen ist, dass im alten überlieferten Messritus Jesus Christus, der Herr im Tabernakel angebetet wird, was mit Blickrichtung zum Volk ins Gegenteil verkehrt wurde.
Nur Gott kann und darf angebetet werden, von ihm kommen den Gläubigen die Gnaden zu. Was ist daran für moderne Priester so schwer zu verstehen? Das sind die untersten Grundlagen der katholischen Glaubens…