(Rom) Carlo Petrini ist ein exzentrischer Gourmet, Kommunist, Erfinder der SlowFood-Bewegung und Teilnehmer – zusammen mit Muhammad Yunus, Amarthya Sen, Jeffrey Sachs, Vandana Shiva und Stefano Zamagni – an der im nächsten Monat angesetzten Assisi-Veranstaltung „The Economy of Francesco“ (womit der Papst gemeint ist, nicht der heilige Franz von Assisi). Zu diesem Anlaß wird das Gesprächsbuch „Terra futura“ (Zukünftige Erde) von Petrini mit Papst Franziskus über Ökologie und nachhaltige Entwicklung erscheinen.
Petrini, der mit seiner SlowFood-Bewegung einen gewissen Ruhm erlangte, deren Ziel es ist, „das Recht auf Genuß zu fördern und die Zentralität des Essens und seinen gerechten Wert zu verteidigen“, hatte drei private Treffen mit Papst Franziskus. Die dabei geführten Gespräche goß er in ein Buch um, das im kommenden Monat erscheinen wird. Bekannt ist das Buchprojekt seit der Amazonassynode 2019. Damals arbeiteten die beiden, laut Petrini, „schon eine Weile“ daran.
Wenn man die merkwürdigen persönlichen Affinitäten des amtierenden Papstes kennt – beispielsweise seine enge Freundschaft mit Eugenio Scalfari, dem Atheisten aus freimaurerischem Haus und Gründer von La Repubblica, der schon viel Tinte verbrauchte, um ihm vom Papst anvertraute revolutionäre Positionen in die Öffentlichkeit zu tragen –, wird es niemanden überraschen zu erfahren, daß auch Petrini ein Agnostiker und Kommunist ist. Er stammt aus der kommunistischen Partei der Proletarischen Einheit. Der Pferch der radikalen Linken wurde von ihm nie verlassen. Die sich für die Parlamentswahlen 2018 im Bündnis Liberi e Uguali (Frei und gleich) neu organisierte, um die Drei-Prozent-Hürde zu nehmen. Als Brüssel vor einem Jahr den Rauswurf der Lega aus der italienischen Regierung, und deren Ersetzung durch die Linksdemokraten, unterstützte, war es für das EU-Establishment kein Problem, daß seither auch dieses Wahlbündnis der „ökologischen Linken“ (gemeint sind verschiedene linksradikale, altkommunistische und neokommunistische Parteien) am Regierungstisch sitzt. Selbst Petrini wurde in den vergangenen Jahren mehrfach als möglicher Minister genannt und hofiert, schließlich hat er auch am linken Flügel der Linksdemokraten viele Freunde.
Kontakte unter Kommunisten
Die Freundschaft mit Papst Franziskus ist solide. Das Kirchenoberhaupt pflegt sie bevorzugt mit Kommunisten. Wie eine solche zustandekommt, enthüllte 2017 ein Gesinnungsgenosse, der Alt-Kommunist Sergio Staino. Dessen politische Karriere, vor allem als satirischer Karikaturist, hatte in den 60er und 70er Jahren als Agitator stalinistischer und maoistischer Sekten begonnen, wie die „Abweichler“ von der kommunistischen Parteilinie genannt wurden, die jeden Augenblick den Ausbruch einer neuen „Oktoberrevolution“ erwarteten. Dann ging er doch auf Kurs und brachte es in der Kommunistischen Partei Italiens, der größten kommunistischen Partei des Westens, bis zum Chefredakteur der L’Unità, der von Antonio Gramsci, dem verklärten KP-Vorsitzenden und Revolutionstheoretiker, gegründeten Parteizeitung. Heute zeichnet der Ehrenpräsident der italienischen Vereinigung der Atheisten und Agnostiker UAAR seine Karikaturen auch für Papst Franziskus bzw. für offizielle Kirchenmedien. Da er felsenfest behauptet, unerschütterlicher treuer Kommunist und Gottloser geblieben zu sein, muß die Annäherung von der anderen Seite geschehen sein.
Staino schilderte 2017, wie schon bald nach der Wahl von Franziskus zum Papst sein ungewöhnlicher Kontakt zum katholischen Kirchenoberhaupt zustandekam und daß es Carlo Petrini war, der ihn vermittelte.
Am 28. September 2013 klingelte bei Carlo Petrini das Telefon. Der Anrufer war „völlig überraschend“ Papst Franziskus. Petrini ist der Gründer der NGO Slow Food. Sie versteht sich als bewußte Gegenbewegung zum uniformen und globalisierten Fastfood und fördert daher die regionale Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sowie die regionale Küche. Die Idee ist grundsätzlich gut. Sie entstand allerdings primär aus antiamerikanischen Gründen („Gegen McDonald’s & Co.“). Petrini erzählte dem Papst bei dieser Gelegenheit, daß Stainos Mutter 1948 von einem Priester die Lossprechung verweigert wurde, weil sie für die Kommunistische Partei gestimmt hatte. Der Papst „brach in lautes Gelächter aus“ und antwortete:
„Sagen Sie der Mutter Ihres Freundes, daß sie, wenn sie will, diese Absolution von mir bekommt.“
Soweit Stainos Schilderung, der nicht widersprochen wurde. Zugleich enthüllte er, daß die Verbindung zwischen Franziskus und Carlo Petrini noch älteren Datums ist. Dieser nahm an den Treffen linker „Volksbewegungen“ teil, zu denen Papst Franziskus seit 2014 einlädt und arbeitete wie Vandana Shiva und Jeffrey Sachs an der Ausarbeitung der Enzyklika Laudato si‘ mit. 2019 zog ihn Franziskus als Auditor zur Amazonassynode hinzu, wo er auf Wunsch des Papstes zu den Synodalen sprechen konnte.
Petrini schilderte am 16. Oktober 2019, als die Amazonassynode noch im Gange war, wie es dazu kam:
„Der Papst hat mich angerufen. Er hat mir gesagt, dort hinzugehen. Ich habe akzeptiert. Ich habe ihm aber erklärt, daß ich Agnostiker bin. Und er … sagte darauf, daß ich ein ‚frommer Agnostiker‘ bin. Also bin ich hingegangen.“
Seine Großmutter sei „superkatholisch“ gewesen, sein Großvater Sozialist, der nach dem Ersten Weltkrieg zum Gründer der örtlichen Sektion der Kommunistischen Partei seiner kleinen Heimatstadt Bra in Piemont wurde. Ein Jahr vor Petrini war in Bra Emma Bonino geboren worden, jene Radikalliberale, die den Kampf gegen die Kirche und für die Kultur des Todes, für Abtreibung, Euthanasie und Drogenfreigabe, aber auch für Homosexualisierung und Masseneinwanderung, zu ihrem Lebensziel machen sollte. Damit brachte sie es zur EU-Kommissarin, italienischen Außenministerin, Bilderbergerin und in den Stiftungsrat von George Soros‘ Open Society Foundations. Heute darf sie, dem neuen Klima unter Papst Franziskus sei Dank, sogar in Kirchen reden. Bonino spielt im Kreis der linksliberalen Globalisten in der ersten Liga. Papst Franziskus nannte sie „eine ganz Große“. Da paßt auch Carlo Petrini ins Bild, der mit Bonino eine Reihe von Veranstaltungen gemeinsam bestritt. Beide wurden 2013 als mögliche Kandidaten für das Amt des italienischen Staatspräsidenten ins Gespräch gebracht.
Das Buch über die „integrale Ökologie“
In dem Gesprächsbuch von Carlo Petrini geht es zwar nicht um die Revolution, aber natürlich auch nicht um Gott. Das zentrale Thema ist die „integrale Ökologie“. Denn laut Petrini, wie er dem Corriere della Sera anvertraute, haben er, Greta Thunberg und Franziskus den Planeten gerettet.
Petrinis Begeisterung für den Papst wurde durch die Veröffentlichung der Enzyklika Laudato si entzündet.
„Diese Enzyklika ist für unsere Kirche so zentral, daß der Papst, der sie geschrieben hat, erst fünf Jahre nach ihrer Veröffentlichung, aber dafür ein ganzes Jahr, 2020, für ihr Studium proklamierte.“
Die ironischen Worte von Carlos Esteban, Chefredakteur von InfoVaticana, lassen sich auch auf Carlo Petrini münzen, der wahrscheinlich der erste Agnostiker in der Kirchengeschichte ist, der sich voll Eifer in die erste Reihe schiebt, um der Welt eine päpstliche Enzyklika beizubringen.
Es dürfte auch selten vorkommen, daß jemand, der nicht gläubig ist, mit dem Stellvertreter Christi so viele „gemeinsame Visionen“ teilt, die sich gegen die aktuelle Wirtschaftsordnung richten und aus den Manifest-Reden von Papst Franziskus an die Volksbewegungen wie folgt zusammenfassen lassen:
- Diese Wirtschaft tötet.
- Diese Wirtschaft grenzt aus.
- Diese Wirtschaft zerstört unsere Mutter Erde.
Diese „Visionen“ sind alle diesseitig. An erster Stelle steht das Bewußtsein, daß die Welt eine nie dagewesene Umweltkrise durchmache, gefolgt vom Lösungskonzept, das Petrini begeistert. Er formuliert es unter Berufung auf Franziskus so:
„Es gibt keine Ökologie ohne Gerechtigkeit, für die Umwelt wird nicht Sorge getragen, wenn die Beziehungen zwischen den Menschen durch ärgerliche wirtschaftliche und kulturelle Ungleichheit beeinträchtigt wird.“
Das erklärt viel. Das ist Sprache des Marxismus, und dessen Lösungskonzept ist auf tragische Weise bekannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/InfoVaticana/IOD (Screenshot)
Ökologie und Ökumenismus ist die neue Religion bei Franziskus, das ist keine katholische Religion mehr.
Danke für diese aussagekräftige Analyse. Sonst hört man darüber im dt. Sprachraum ja praktisch nichts.
Mich erinnern die Bergoglioschen Blasphemien immer öfter an Apk 13:
11 Aus der Erde sah ich dann ein anderes Tier aufsteigen. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, und es redete wie ein Drache.
Er sieht aus wie ein Lamm, weiß gekleidet und in gespielter Demut, und sagt die ungeheuerlichsten Dinge. Wird sich Papst em. Benedikt, Erfinder der „Hermeneutik der Kontinuität“ (zwangsläufig gescheitert), endlich einmal durchringen, diesen Wahnsinn zu benennen und vielleicht zu beenden?