
(Rom) Rund um die von Papst Franziskus angekündigte Öko-Enzyklika herrscht eine seltsame Erregung. Deren Veröffentlichung sollte noch vor der Sommerpause erfolgen. Dahinter zeichnet sich eine dramatische Kursänderung der Katholischen Kirche unter dem argentinischen Papst ab: eine Anpassung an die UNO-Globalisierungsideologie.
Von Riccardo Cascioli, Chefredakteur der Nuova Bussola Quotidiana
Besonders seltsam ist, daß die Erwartungen vor allem in laizistische Kreisen hoch sind. Inzwischen vergeht kein Tag, an dem die große internationale Presse sich nicht mit der Öko-Revolution befaßt, die dieser Papst auslösen werde. Laut der Washington Post von Montag werde Papst Franziskus die „drängenden Sorgen wegen der globalen Erderwärmung aufgreifen und den menschlichen Einfluß auf den Klimawandel betonen“. Die Washington Post kündigte sogar triumphal an, daß es das erste Mal in der Geschichte sei, daß ein Papst „für ein so wichtiges Schreiben“ ein gezielt gesuchtes Erscheinungsdatum wählt, „um den Prozeß der Zivilgesellschaft zu beeinflussen, im konkreten Fall die UNO-Weltklimakonferenz, die im kommenden Dezember in Paris stattfinden wird.“
Wahrscheinlich wurde noch keine Enzyklika so auffallend erwartet und ihre Inhalte schon vorab so umfassend angekündigt. Damit besteht die Gefahr, daß nach ihrer Veröffentlichung nicht ihr tatsächlicher Inhalt beachtet werden könnte, da ihn schon alle zu kennen meinen. Damit aber könnten Inhalte in die Enzyklika hineininterpretiert oder betont werden, die so gar nicht drinnen stehen.
Ziel zum Greifen nahe, daß Katholische Kirche sich der Klimadoktrin beugt?

Warum gibt es aber diese ganze Aufregung und Begeisterung um diese angekündigte Enzyklika? Aus dem einfachen Grund, weil man – ob zu recht oder zu unrecht – ein Ziel zum Greifen nahe sieht, das bisher unerreichbar schien: nämlich, daß sich die Katholische Kirche in den Öko-Chor der Religionen einreiht und die offizielle Klimadoktrin unterstützt.
Bisher war die Katholische Kirche, trotz des zum Teil enormen Drucks von außen, aber auch von innen, der letzte, unüberwindliche Hort zur Verteidigung der Menschenwürde gegen die Globalisierungsideologie, die den Menschen – in Bildung und Information – in völlige Abhängigkeit von der vorherrschenden Macht führen will. Die internationalen Konferenzen der UNO sind seit den 90er Jahren beredte Beispiele dafür. Wenn bisher noch kein internationales Dokument die Abtreibung zum Grund- und Menschenrecht erklärt hat, noch kein internationales Dokument die Gender-Ideologie statt des Geschlechts von Mann und Frau postuliert hat und noch kein Dokument offiziell die Zerstörung der Familie fordert, dann ist dies gerade und in erster Linie dem Widerstand der Katholischen Kirche zu verdanken, die durch vatikanische Delegationen vertreten ist und bisher durch intensive Arbeit imstande war, mit ausreichend Staaten Koalitionen zu bilden, um solche Pläne zu durchkreuzen.
„Ganzheitliche menschliche Entwicklung“ gegen „nachhaltige Entwicklung“
Ein Beispiel dafür ist auch die Enzyklika Caritas in Veritate von Benedikt XVI., die sich trotz des starken Drucks, der auch von einigen europäischen Episkopaten ausgeübt wurde, nicht der vorherrschenden Mentalität beugte. Benedikt XVI. verwarf einen vorherrschenden „Reduktionismus“ mit seinen Verkürzungen:
„Die Entwicklung muß außer dem materiellen auch ein geistig-geistliches Wachstum umfassen, weil der Mensch eine ‚Einheit aus Seele und Leib‘ ist, geboren von der schöpferischen Liebe Gottes und zum ewigen Leben bestimmt. Der Mensch entwickelt sich, wenn er im Geist wächst, wenn seine Seele sich selbst und die Wahrheiten erkennt, die Gott ihr keimhaft eingeprägt hat, wenn er mit sich selbst und mit seinem Schöpfer redet. Fern von Gott ist der Mensch unstet und krank. Die soziale und psychologische Entfremdung und die vielen Neurosen, die für die reichen Gesellschaften kennzeichnend sind, verweisen auch auf Ursachen geistlicher Natur. Eine materiell entwickelte, aber für die Seele bedrückende Wohlstandsgesellschaft ist an und für sich nicht auf echte Entwicklung ausgerichtet. Die neuen Formen der Knechtschaft der Droge und die Verzweiflung, in die viele Menschen geraten, finden nicht nur eine soziologische und psychologische, sondern eine im wesentlichen geistliche Erklärung. Die Leere, der sich die Seele trotz vieler Therapien für Leib und Psyche überlassen fühlt, ruft Leiden hervor. Es gibt keine vollständige Entwicklung und kein universales Gemeinwohl ohne das geistliche und moralische Wohl der in ihrer Gesamtheit von Seele und Leib gesehenen Personen.“
Soweit nur ein kleiner Auszug dieses wertvollen Dokuments des kirchlichen Lehramtes. Von Papst Benedikt XVI. hatte man damals gefordert, die zentrale Formulierung „ganzheitliche menschliche Entwicklung“ schon im Titel durch „nachhaltige Entwicklung“ zu ersetzen. (Caritas in Veritate Nr. 4, 8, 9, 11, 17, 18, 29, 30, 34, 44, 48, 51, 55, 62, 67, 74, 77). Eine Forderung, der sich die gesamte Enzyklika widersetzt.
Legitimation für UNO-Welteinheitsideologie
In dieser zentralen anthropologischen Frage hat sich die Katholische Kirche immer von allen anderen Religionen unterschieden, die sich weitgehend schon seit einiger Zeit der UNO-Welteinheitsideologie angepaßt haben. So sehr, daß sie sogar eine Art UNO der Religionen geschaffen haben, die der von den UNO-Organisationen beschlossenen Weltpolitik die moralische Unterstützung und Legitimation beisteuern sollte: siehe „nachhaltige Entwicklung“. Nur die Katholische Kirche, die in dieser Politik richtiggehend eine Bedrohung der Menschenwürde im Namen abstrakter „Werte“ erkennt, hielt sich davon fern und verweigerte die Anpassung und Unterwerfung.
Das alles scheint nun aber Vergangenheit zu sein: Heute findet in Rom eine große, von der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften organisierte Tagung über den Klimawandel statt. „Die Erde schützen, die Menschheit veredeln. Die moralischen Dimensionen des Klimawandels und der nachhaltigen Entwicklung“ lautet der Titel der offiziell Workshop genannten Veranstaltung. Die Eröffnungsrede hielt heute im Vatikan kein geringerer als UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, was allein schon das große Interesse an der Wende in der Kirche unterstreicht.
Stimmt die Kirche der Ideologie der nachhaltigen Entwicklung mit einer Weltethik zu?

In der Einladung heißt es: Zweck der Tagung sei es, „zu sensibilisieren und einen Konsens über die Werte der nachhaltigen Entwicklung in Übereinstimmung mit den Werten der wichtigsten religiösen Traditionen zu schaffen mit besonderer Berücksichtigung der Schwächsten“. Zweck der Tagung ist es auch, „in allen Religionen eine globale Bewegung für die nachhaltige Entwicklung und den Klimawandel aufzubauen“.
Der Zweck der Tagung läßt sich auch mit anderen Worten wiedergeben: „Zustimmung zur Ideologie der nachhaltigen Entwicklung, Integration mit den anderen Religionen auf der Suche nach einer globalen Ethik, unkritische Unterstützung für die Ideologie des (menschenverschuldeten) Klimawandels.“ So lautet die Neuausrichtung, die in diesem Fall von der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften gefördert wird, die aber inzwischen von der vatikanischen Führungsspitze weitgehend geteilt wird. Wahrscheinlich auch (aber nicht nur) aus Ignoranz.
Auch eine ignorante Person müßte sich nämlich fragen, warum die Enzyklika Caritas in Veritate von „ganzheitlicher menschlicher Entwicklung“ spricht und eben nicht von „nachhaltiger Entwicklung“. Zudem müßte sich heute jeder Beobachter fragen, warum eine Institution wie die Kirche sich entscheidet, nicht ein Konzept zu bewerben, das der christlichen Anthropologie entspringt, sondern ein Konzept, das ihr völlig fremd ist.
Deindustrialisierung und Geburtenkontrolle
Doch kehren wir zur Ignoranz zurück: Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich „nachhaltige Entwicklung“ auf Modelle zur wirtschaftlichen Entwicklung, die in besonderer Weise dem Umweltschutz verpflichtet sind. Wer wäre damit, zumindest grundsätzlich, nicht einverstanden? Doch darum geht es gar nicht. Die Idee der nachhaltigen Entwicklung taucht bei der UNO mit dem Brundtland-Bericht „Our Common Future“ über Entwicklung und Bevölkerung auf („Unsere gemeinsame Zukunft“, 1987). Er beruht auf einer negativen Sicht des Menschen, dessen Existenz und Handeln in jedem Fall schädlich für die Entwicklung und für die Umwelt sei. Die wirtschaftliche Entwicklung und das Bevölkerungswachstum wurden von der Brundtland-Kommission zu Hauptfeinden eines ausgeglichenen Ökosystems erklärt.
Seither werden mit der Ausrede des Umweltschutzes politische Entscheidungen zugunsten einer „nachhaltigen Entwicklung“ getroffen, die in Wirklichkeit alte Projekte verfolgen: Deindustrialisierung der entwickelten Welt und weltweite Geburtenkontrolle. Nicht von ungefähr wurde bei den ebenso sinnlosen wie kostspieligen Weltklimakonferenzen, die seit dem Protokoll von Kyoto 1997 in der Hoffnung stattfinden, ein weltweites, verpflichtendes Abkommen zustande zu bringen, die Ablehnung der Volksrepublik China, sich den ihre Entwicklung hemmenden Regeln zu unterwerfen, damit gerechtfertigt und akzeptiert, daß Peking seinen Teil bereits durch die „Ein-Kind-Politik“ geleistet habe.
Jeffrey Sachs, fanatischer Anhänger der Geburtenkontrolle, als Hauptredner im Vatikan
Wie könnte man nicht darüber besorgt sein, daß auf der heutigen Tagung des Vatikans als Hauptredner Jeffrey Sachs auftreten konnte? Sachs war bereits Chefökonom der UNO und ist heute Direktor des UN Sustainable Development Solutions Network. Er wurde inzwischen in die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften kooptiert und soll laut einigen Quellen aktiv an der Formulierung der Öko-Enzyklika von Papst Franziskus mitgewirkt haben. Sachs ist der treueste Interpret der Idee der nachhaltigen Entwicklung und natürlich ein fanatischer Unterstützer einer weltweiten Politik der Geburtenkontrolle. Damit wären wir, sobald man das Dickicht wohlklingender, aber irreführender Vokabeln lichtet, bei einer altbekannten Geschichte angelangt: Um die Armut zu beseitigen, genügt es die Armen physisch zu beseitigen.
Ich hatte Gelegenheit, mit Jeffrey Sachs zusammenzutreffen. Das war vor einigen Jahren beim Meeting von Comunione e Liberazione (CL) in Rimini, wo er als Redner geladen war. Auf meine Frage genau zu diesem Thema antwortete er mit sichtlicher Genugtuung: „Ich habe viele Bischöfe getroffen, die mir privat zur Geburtenkontrolle sagten, daß sie mit mir übereinstimmen, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen dies nicht offen sagen können.“ Die „naheliegenden Gründe“ sind natürlich das Lehramt der Kirche, die „berüchtigte“ Doktrin, die uns lehrt, daß jedes Menschenleben heilig ist und aus keinem Grund, nicht einmal für die „Rettung“ des Planeten (wobei es einen solchen Interessenkonflikt natürlich nicht gibt), geopfert werden darf, auch nicht für das angebliche „Wohl“ künftiger Generationen.
Die Kirche ist dabei, genau diesen irrigen Weg einzuschlagen: stillschweigend die Geburtenkontrolle zu akzeptieren, indem man über etwas ganz anderes spricht.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana
Kardinal Trujillo schrieb im Jahre 1997 als Präfekt des Päpstlichen Rates für die Familie
im „Vademecum für Beichtväter“:
-
„Die Kirche hat stets gelehrt, dass die Empfängnisverhütung,
d.h. jeder bewusst unfruchtbar gemachte Akt, eine
in sich sündhafte Handlung ist.
Diese Lehre ist als definitiv und unabänderlich anzusehen“
–
“
Hat irgendjemand auf diesem Forum ernstlich auch nur für einen Augenblick daran gezweifelt, daß die Sprechpuppe aus der Pampa wortgenau das sagen und schreiben wird, was seine One-World-Auftraggeber ihm in die Feder diktiert haben? Wenn ja, dann guten Morgen in der Wirklichkeit.
Bergoglio ist ein Handlanger des internationalistischen Freimaurertums, der dem Antichristen wie seine konziliaren ‚Vorgänger‘ den Weg bereitet.
Ein sehr interessanter Artikel.
Einige Bemerkungen ad hoc:
1. Das belgische Königshaus war nie sehr christlich und sicher nicht exemplarisch katholisch.
Der erste Fürst, Leopold I, war protestantisch (lutherisch-Sachsen-Coburg) und wohl bis zum Tode; Leopold II war sehr liberal-freisinnig und hatte besondere Schwierigkeiten die Sterbenssakramente zu bekommen (direkte Bedingung war daß seine blutjunge Liebhaberin(eine minderjährige Prostituée aus Paris) sofort das Land verließ); Albert I war ebenfalls eher freisinnig, Leopold III ebenfalls; die Eskapaden der jüngeren belgischen Sachsen-Coburgers sind aus der Presse genügsam bekannt.
Der Katholizismus ist dort zum größten Teil Folklore und notwendig/nützlich wegen des Volkes; bei der jetzt weitgehende Entchristlichung des Volkes ist nur ein kleiner folkloristische Anstrich übergeblieben.
Es war nur Balduin und seine Frau Königin Fabiola die fromm-katholisch waren.
2. Belgien ist ein Land mit gewaltigen sozialen, ideologischen und linguistischen Differenzen.
Das primäre Ziel jedes Monarchen ist der Macht‑, bzw. Stellungserhalt zu jedem Preis.
Darum hat Balduin, übrigens nie ein mutiger Kämpfer, auch kapituliert- im Hinterkopf sicher die tiefe Auseinandersetzungen um seine Vater Kön. Leopold III nach dem Krieg (sog. „Königsfrage“/koningskwestie/question royale) in 1947–1949 habend;
Balduin rettete damals noch als Minderjährige die belgische Monarchie („Königlicher Prinz“).
3. Die sehr merkwürdige Idee, einen gesunden Fürsten für ein paar Tage „regierungsunfähig“ zu erklären und dann wieder erneut normal regierungsfähig zu erklären, stammt sicher nicht von Danneels (auf diesem Gebiet zu dumm und nicht versiert); auch nicht von Balduin, sehr stur- katholisch behaarlich blieb.
Die Idee stammt aus dem christlich-demokratischen Umfeld des Königshauses (Kronrat usw.), wo sich ab der Königsfrage 1947 eine Art Camarilla gebildet hatte, um die Interessen der Christendemokratie, des belgischen Einheitsstaats und der Monarchie miteinander zu verknüpfen und zu vertreten.
Besonders interessant in dieser Hinsicht de jahrzehntelange cd- Minister August de Schrijver (1898–1991) , sein Schwiegersohn der Juraprofessor Marcel Storme (Uni Gent) en Eyskens Vater (Gaston) und Sohn (Marc).
Im Grunde genommen wäre zu fragen, was oder wer der Mensch ist, wozu er auf Erden ist und wohin sein Weg geht, gehen sollte. Die Antworten darauf findet man im Kathechismus der Kirche.
Es wäre fatal, wenn sich die Kirche von ihren eigenen Überzeugungen zu einem anti-christlichen Menschen- und Weltbild hinreißen lassen sollte.
„Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe“ schreibt der hl. Apostel Petrus. Und der hl. Apostel Paulus: „paßt euch nicht dieser Welt an“; der Welt der Macher, die es schon immer gab.
Wenn die Dinge so stehen wie geschildert, dann ist Alarmstufe Rot gegeben. Man kann sagen, daß die sog. Öko-Enzyklika auch direkt auch mit den Fragen von Ehe und Familie zusammenhängen, die ja bei der Herbstsynode zur Erörterung anstehen.
Papst Franziskus hatte mit seiner „Karnickel-Rede“ für Verwunderung gesorgt. Es bleibt zu hoffen, daß er eine geistig-geistliche Antwort auf die künstlich hochgepuschten und aufgeblähten Themen der internationalen Freimaurerei zu geben vermag.
In seiner dubiosen Karnickel – Rede hat Papst Franziskus, sich auf ‚Experten‚ berufend erklärt, daß drei Kinder pro Familie genügen würden.
An anderer Stelle tat er kund, der Mensch würde die Schöpfung zerstören, was es selbstredend zu verhindern gilt.
Geht es noch anti-katholischer? Haben nicht die Freimaurer geradezu enthusiastisch auf die Wahl Bergoglio s zum Papst reagiert?
Gleich und gleich gesellt sich gern, oder.
Bitter genug dass Depopulationisten wie J. Sachs eine derartige Plattform in der Kirche erhalten.
Ich bitte um Verzeihung.
Mein Kommentar betrifft den Nachbarartikel über Danneels und König Balduin.
Mea culpa
„Caritas in veritate“ ein echtes Gegenprogramm zur durchaus religiösen Globalisierungs-Ideologie? Oder nicht doch letztendlich von denselben Gedanken beseelt, nur etwas gedeckelter, was die Ausklammerung des Christlichen (was immer das sei!) betrifft.
Ich lese diese Enzyklika mal und finde verwirrend ähnliche Sätze zu dem, was der Artikel hier geißelt und möchte einmal eine Zitatensammlung liefern:
„Denn die Wahrheit ist „lógos“, der „diá-logos“ schafft und damit Austausch und Gemeinschaft bewirkt. Indem die Wahrheit die Menschen aus den subjektiven Meinungen und Empfindungen herausholt, gibt sie ihnen die Möglichkeit, kulturelle und geschichtliche Festlegungen zu überwinden und in der Beurteilung von Wert und Wesen der Dinge einander zu begegnen.“ (4)
(…)
„Auch ich möchte hier an die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Enzyklika Papst Pauls VI. (Anm. zeitschnur: „populorum progressio“) und für das gesamte nachfolgende Lehramt der Päpste in sozialen Fragen erinnern. Das Konzil vertiefte, was seit jeher zur Wahrheit des Glaubens gehört, daß nämlich die Kirche, da sie im Dienst Gottes steht, bezüglich der Liebe und der Wahrheit im Dienst der Welt steht. Genau von dieser Sicht ging Papst Paul VI. aus, um uns zwei große Wahrheiten mitzuteilen. Die erste ist, daß die ganze Kirche, wenn sie verkündet, Eucharistie feiert und in der Liebe wirkt, in all ihrem Sein und Handeln darauf ausgerichtet ist, die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu fördern.“ (11)
(…)
Dann begegnet B XVI. einer Kritik durch Gläubige, die ihm die Überlieferung Leo XIII. vor Augen halten und erwiedert:
„Es gibt nicht zwei Typologien von Soziallehre, eine vorkonziliare und eine nachkonziliare, die sich voneinander unterscheiden, sondern eine einzige kohärente und zugleich stets neue Lehre.“ (12)
(…)
„Er (Anm. zeitschnur: Paul VI.) betonte die unabdingbare Rolle des Evangeliums für den Aufbau der Gesellschaft im Sinne von Freiheit und Gerechtigkeit, in der geistigen und historischen Perspektive einer von der Liebe geleiteten Zivilisation. Papst Paul VI. erfaßte klar, daß die soziale Frage weltweit geworden war,[25] und sah die innere Entsprechung zwischen dem Drängen auf eine Vereinheitlichung der Menschheit und dem christlichen Ideal einer einzigen, in der allgemeinen Brüderlichkeit solidarischen Familie der Völker. “ (13)
(…)
“ Paul VI. (wollte) uns vor allem sagen, daß der Fortschritt in seinem Ursprung und seinem Wesen nach eine Berufung ist: »Nach dem Plan Gottes ist jeder Mensch gerufen, sich zu entwickeln; denn das ganze Leben ist Berufung«.[34] Genau dieses Faktum rechtfertigt das Eingreifen der Kirche in den Problemkomplex der Entwicklung. Wenn es nur um technische Aspekte des menschlichen Lebens ginge und der Mensch weder den Sinn seines Voranschreitens in der Geschichte gemeinsam mit seinen Mitmenschen, noch die Zielbestimmung dieses Weges beachten würde, dann hätte die Kirche kein Recht, über diese Dinge zu sprechen.“ (16)
(…)
„Mit dem Begriff »Entwicklung« wollte er das Ziel anzeigen, den Völkern vor allem zu einer Überwindung von Hunger, Elend, endemischen Krankheiten und Analphabetismus zu verhelfen. Das bedeutete vom ökonomischen Gesichtspunkt aus ihre aktive Teilnahme am internationalen Wirtschaftsprozeß unter paritätischen Bedingungen; vom sozialen Gesichtspunkt aus ihre Entwicklung zu gebildeten und solidarischen Gesellschaften; vom politischen Gesichtspunkt aus die Konsolidierung demokratischer Regime, die imstande sind, Freiheit und Frieden zu sichern. Während wir nun nach vielen Jahren mit Besorgnis auf die Entwicklungen und auf die Perspektiven der Krisen schauen, die in diesen Zeiten einander folgen, fragen wir uns, wie weit die Erwartungen Papst Pauls VI. von dem in den letzten Jahrzehnten angewendeten Entwicklungsmodell befriedigt worden sind. Wir erkennen so, daß die Befürchtungen der Kirche bezüglich der Fähigkeiten des rein technisch orientierten Menschen, sich realistische Ziele zu setzen und die zur Verfügung stehenden Mittel in angemessener Weise zu handhaben, begründet waren.“ (21)
(…)
„Heute (…) scheint eine neue Wertbestimmung der Rolle und der Macht der Staaten realistischer; beides muß klug neu bedacht und abgeschätzt werden, so daß die Staaten wieder imstande sind – auch durch neue Modalitäten der Ausübung –, sich den Herausforderungen der heutigen Welt zu stellen.“ (24)
(…)
„Außerdem ist es wichtig zu verdeutlichen, wie der Weg der Solidarisierung mit den armen Ländern ein Projekt zur Lösung der augenblicklichen weltweiten Krise darstellen kann; Politiker und Verantwortliche internationaler Institutionen haben das in letzter Zeit erfaßt.“ (27)
(…)
„Es gibt noch einen anderen Aspekt des heutigen Lebens, der mit der Entwicklung sehr eng verbunden ist: die Verweigerung des Rechtes auf Religionsfreiheit. Ich beziehe mich nicht nur auf die Kämpfe und Konflikte, die in der Welt noch aus religiösen Gründen ausgefochten werden, auch wenn das Religiöse manchmal nur der Deckmantel für andersartige Gründe ist wie die Gier nach Herrschaft und Reichtum. Tatsächlich wird heute oft im heiligen Namen Gottes getötet.“ (29)
(…)
„(Paul VI.) verlangte, sich dafür einzusetzen, daß eine für alle menschlichere Welt entstehe, eine Welt, »wo alle geben und empfangen können, ohne daß der Fortschritt der einen ein Hindernis für die Entwicklung der anderen ist«.[94] Damit dehnte er die Forderungen und Ziele der Enzyklika Rerum novarum auf eine universale Ebene aus. Als jene Enzyklika als Antwort auf die industrielle Revolution erschien, setzte sich zum ersten Mal der damals sicher fortschrittliche Gedanke durch, daß der Fortbestand der gesellschaftlichen Ordnung auch eines umverteilenden Eingreifens des Staates bedarf.“ (39)
(…)
„Die Natur ist Ausdruck eines Plans der Liebe und der Wahrheit. Sie geht uns voraus und wird uns von Gott als Lebensraum geschenkt. Sie spricht zu uns vom Schöpfer (vgl. Röm 1, 20) und von seiner Liebe zu den Menschen.“ (48)
„Die internationale Gemeinschaft hat die unumgängliche Aufgabe, die institutionellen Wege zu finden, um der Ausbeutung der nicht erneuerbaren Ressourcen Einhalt zu gebieten, und das auch unter Einbeziehung der armen Länder, um mit ihnen gemeinsam die Zukunft zu planen.“ (49)
(…)
„Es ist jedoch auch eine weltweite Neuverteilung der Energiereserven notwendig, so daß auch die Länder, die über keine eigenen Quellen verfügen, dort Zugang erhalten können.“ (49)
(…)
„Der Schutz der Umwelt, der Ressourcen und des Klimas erfordert, daß alle auf internationaler Ebene Verantwortlichen gemeinsam handeln und bereit sind, in gutem Glauben, dem Gesetz entsprechend und in Solidarität mit den schwächsten Regionen unseres Planeten zu arbeiten.“ (50)
(…)
„Unsere Pflichten gegenüber der Umwelt verbinden sich mit den Pflichten, die wir gegenüber dem Menschen an sich und in Beziehung zu den anderen haben. Man kann nicht die einen Pflichten fordern und die anderen unterdrücken. Das ist ein schwerwiegender Widerspruch der heutigen Mentalität und Praxis, der den Menschen demütigt, die Umwelt erschüttert und die Gesellschaft beschädigt.“ (51)
(…)
„Papst Paul VI. bemerkte, daß »die Welt krank ist, weil ihr Gedanken fehlen«.[128] Diese Aussage enthält eine Feststellung, vor allem aber einen Wunsch: Es bedarf eines neuen Schwungs des Denkens, um die Implikationen unseres Familieseins besser zu verstehen; die wechselseitigen Unternehmungen der Völker dieser Erde fordern uns zu diesem Schwung auf, damit die Integration im Zeichen der Solidarität[129] und nicht der Verdrängung vollzogen wird. Ein solches Denken verpflichtet auch zu einer kritischen und beurteilenden Vertiefung der Kategorie der Beziehung. Es handelt sich um eine Aufgabe, die nicht von den Sozialwissenschaften allein durchgeführt werden kann, insofern sie den Beitrag von Wissen wie Metaphysik und Theologie verlangt, um die transzendente Würde des Menschen klar zu begreifen.“ (53)
(…)
„Das Thema der Entwicklung der Völker fällt mit dem der Einbeziehung aller Personen und Völker in die eine Gemeinschaft der Menschheitsfamilie zusammen, die auf der Basis der Grundwerte der Gerechtigkeit und des Friedens in Solidarität gebildet wird. Diese Sicht findet von der Beziehung der Personen der Dreifaltigkeit in dem einen Göttlichen Wesen her eine klare Erhellung. (…) Auch die Beziehungen zwischen Menschen in der Geschichte können nur Nutzen aus dem Bezug auf dieses göttliche Modell ziehen.“ (54)
(…)
„Die christliche Offenbarung über die Einheit des Menschengeschlechts setzt eine metaphysische Interpretation des humanum voraus, in dem die Fähigkeit zur Beziehung ein wesentliches Element darstellt. Auch andere Kulturen und Religionen lehren Brüderlichkeit und Frieden und sind daher für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen von großer Bedeutung.“ (55)
(…)
„Der Ausschluß der Religion vom öffentlichen Bereich wie andererseits der religiöse Fundamentalismus behindern die Begegnung“ (56)
„Der fruchtbare Dialog zwischen Glaube und Vernunft kann nur das Werk der sozialen Nächstenliebe wirksamer machen und bildet den sachgemäßen Rahmen, um die brüderliche Zusammenarbeit zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen in der gemeinsamen Sicht, für die Gerechtigkeit und den Frieden der Menschheit zu arbeiten, zu fördern.“ (57)
(…)
„In allen Kulturen gibt es besondere und vielfältige ethische Übereinstimmungen, die Ausdruck derselben menschlichen, vom Schöpfer gewollten Natur sind und die von der ethischen Weisheit der Menschheit Naturrecht genannt wird. Ein solches universales Sittengesetz ist die feste Grundlage eines jeden kulturellen, religiösen und politischen Dialogs und erlaubt dem vielfältigen Pluralismus der verschiedenen Kulturen, sich nicht von der gemeinsamen Suche nach dem Wahren und Guten und nach Gott zu lösen.“ (59)
(…)
„Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollständige Abrüstung zu verwirklichen, sowie Ernährungssicherheit und Frieden zu verwirklichen, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig.“ (67)
„Darüber hinaus muß diese Autorität von allen anerkannt sein, über wirksame Macht verfügen, um für jeden Sicherheit, Wahrung der Gerechtigkeit und Achtung der Rechte zu gewährleisten. Offensichtlich muß sie die Befugnis besitzen, gegenüber den Parteien den eigenen Entscheidungen wie auch den in den verschiedenen internationalen Foren getroffenen abgestimmten Maßnahmen Beachtung zu verschaffen.“ (67)
Alle Zitate aus „Caritas in veritate“ http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20090629_caritas-in-veritate.html
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Ich weiß, das ist viel zu lesen, aber bitte machen Sie sich die Mühe – am besten vielleicht noch die ganze Enzyklika.
Benedikt XVI. hat nicht anders als nun F. und sein Vorgänger Paul VI. den Akzent verschoben.
Um des Mitwirkens der Kirche an der globalen Macht willen, die auch er über die „Schöpfungs-Bewahrungs-Verantwortung“ der Kirche ableitet, unterwirft er auch die Kirche dem allgemeinen Sittengesetz, das er mit dem Naturrecht identifiziert.
Damit werden aber die Prioritäten vertauscht. Die Kirche war dem naturrecht niemals unterworfen, sondern die Natur mit ihrem natürlichen recht wurde als das vorausgesetzt, was der übernatürlichen Offenbarung nicht entzogen wird.
So aber kommt auch bei Benedikt XVI. nichts weiter heraus als die Forderung einer humanistischen „Weltautorität“ mit großen Machtbefugnissen, die „von allen anerkannt wird“ – und die Kirche derselben unterstellt.
Besten Dank für diese Zitatenlieferung.
Benedikt XVI. war tatsächlich ein richtiger Konzilspapst. Statt zuvorderst über das Seelenheil der ihm anvertrauten Herde zu wachen und dort „klug“ (statt Anm. 24 oben) zu bedenken und zu erwägen, wo es darum geht, auch Ungläubige zu ihr (zurück-)zuführen, wird in „schönster“ UNO-Phraseologie über Abrüstung, paritätische Bedingungen im Wirtschaftsprozess, Umweltschutz u.ä. gefaselt.
Kunststück, dass ihm bei seinen Forderungen nach einer „echten politischen Weltautorität mit wirksamer Machtbefugnis“ auch kein echter Föderalist folgen kann, selbst wenn er kirchlich gesinnt ist.
In der Tat ist es frappant, wie ein freundliches, kultiviertes Auftreten und ein bisschen traditionelle Kleidung, die man aus dem Fundus herausgeholt hat http://wdtprs.com/blog/2014/12/fanon-of-christmas-past/, die Sinne zu vernebeln vermag. Als ob DAS das Wichtigste wäre !
„Oldcannon 2257 says:
Besides the fanon, that was one GLORIOUS mitra pretiosa worn by Papa Benedicto back then!!!
I miss those dignified vestments.
Looking at these images is like traveling back in time with Dickens’ “Ghost of Christmas Past†character.“
Ja – scheint wirklich das wichtigste zu sein…und weite roben die Debatte, ob man den Ton gehalten habe…
Katholischsein auf Hochschulniveau eben.
Die globale Entwicklung wirft immer mehr Fragen und Ängste auf.
Die schrittweise Verwirklichung der Eine-Welt-Gesellschaft wird nationale, ethische und religiöse Identitäten immer weiter vermischen und aufweichen. Die Aufhebung jeder Grenzziehung wird sich auch auf den privat- individuellen Bereich auswirken.
Im Sinne der Eine-Welt-Ideologie wird demnächst niemand mehr sicher sein vor ideologischen, antireligiösen und fehlerhaften Beschlüssen der Eine-Welt-Regierung.
Schauen wir auf das Flüchtlingselend im MIttelmeer: Derartige Menschenbewegungen hat es immer gegeben. Aber die Menschenströme führten – zumindest in Afrika – vorzugsweise in die Nachbarländer und blieben damit auf dem Kontinent. Nunmehr werden Hauptteile der Flüchlingsströme ins reiche Europa gelenkt.
Ich fürchte, dass solche Völkerwanderungen in Zukunft bewusst inszeniert, vorbereitet und zwangsweise angeordnet werden, (wie aktuell ja auch durch den aufgebauten IS) unter dem Vorwand der Moral und Verantwortlichkeit der Reicheren gegenüber den Armen. Man muss nur genügend große Dissonanzen (Gewalt und Terror durch Waffenlieferungen) schaffen, um die Menschen in Bewegung zu zwingen.
Auch scheint die Ansicht nicht so falsch, die linke (kommunismusfreundliche )Politik führe stillschweigend über einen Anstieg der Besteuerung von Privatbesitz zur zwangsweisen Enteignung des Bürgertums.
Wollen mal sehen: Der Kommunismus feiert noch Auferstehung. Und Margott Honecker sehe ich triumphieren.
Da ich im Moment das hervorragnde Buch „Pius X ‘ von Dal-Gal lese, kann ich sagen, dass Pius X davon ausging, dass es niemals einen humanen und geselleschaftlichen Ausgleich unter den Menschen und Völkern geben werde. Würde eine gerechte Gesellschaft erreicht, würde sie seiner Einschätzung nach bereits nach 14 Tagen wieder auseinanderdriften, weil eben einige Parteibonzen sich nicht an ihr eigenes Manifest halten würden. (Haben wir ja alles im real existierenden Scheinkommunismus erfahren). Pius X hielt auch die Lehre von der Gleichheit aller Menschen für ein Hirngespinst; und eine Sozialpolitik, die die Armen zu Berufsarmen mit amtlich zugesichertem Minimaleinkommen mache, für nicht zielführend im Sinne einer Caritas unter den reichen und armen Menschen. Denn caritatives Handeln dürfe nicht verordnet werden, sondern müsse freies Handeln bleiben…
Nun, Papst Benedikt XVI ist in Gottes Hand, wer und wie er ist, ist Vielen, im Herzen, zu verstehen gegeben worden. Manchen eben nicht, auch wenn sie sich an Zitaten seitenweise abarbeiten. Gelobt sei Jesus Christus.
Und so wollen unsere Sentimentalos und Herzenstitanen die Vernunft ausschalten (redet nicht auch F. so?!), der Wahrheit und den Fakten nicht ins Auge sehen und rennen blindlings ins Verderben…und das Schlimme ist: sie sind noch stolz drauf.
Wer Benedikt verstehen will – mit der Vernunft erst mal, aber auch mit dem Herzen, das zuerst für Jesus schlägt und nicht für benedikt in seinen Irrungen (!) – der muss ihn lesen.
Was will ein eitles Herz denn besser erkennen, indem es sich diese Mühe spart?
Mit der Schwarmhaltung sind schon unzählige Menschen an den falschen Ehepartner geraten.
Und nicht nur das.
Auch in Sekten.
An Drogen.
In politische Irrungen…
DieZitate sind ein objektives, klares, unumstößliches Faktum.
Aber was spricht das träge Herz: es lebe der Wahn, es lebe die Blindheit, am besten selbstgewählt, heroisch, jedem Rettungsversuch zum Trotz.