
(Hongkong/Rom) Die kommunistische Volksrepublik China ist dabei, den Sonderstatus von Hongkong abzuwürgen. Doch der linksliberale Mainstream im Westen wendet seinen Blick von der harten Realität ab und beschäftigt sich lieber mit fiktiven Fragen wie „strukturellem Rassismus“ und „anthropogenem Klimawandel“. Auch der Heilige Stuhl hüllt sich in Schweigen, während ein Kardinal unermüdlich, aber ziemlich einsam seine Stimme erhebt und dabei harte Kritik an die Adresse Roms richtet.
Kardinal Joseph Zen, 1996 zum Bischofkoadjutor von Hongkong ernannt, war von 2002 bis 2009 Bischof der einstigen britischen Kronkolonie. Seither gilt er als graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche. Für deren Verteidigung trotzt der inzwischen 89-Jährige mit großem Einsatz und noch größerem Mut allen Widrigkeiten. Diese kommen heute nicht nur von den kommunistischen Machthabern in Peking, sondern auch vom Vatikan, seit unter Papst Franziskus eine neue Ostpolitik betrieben wird. Ihr Ziel ist eine Annäherung an die roten Diktatoren mit Hammer und Sichel, und die hat ihren Preis (siehe hier und hier)
Der Kardinal warnte eindringlich vor der Unterzeichnung des Geheimabkommens, das im September 2018 dennoch unterschrieben wurde. Schockiert war der Purpurträger über die Pastoralen Richtlinien für die zivile Registrierung des Klerus in China vom Juni 2019, die eine direkte Folge des Geheimabkommens sind. Mit diesen Richtlinien ließe sich sogar Apostasie rechtfertigen, brachte der Kardinal seine Kritik daran auf den Punkt. Entlarvend war für Kardinal Zen, daß das Dokument keine Behörde an der Römischen Kurie nennt, die es zu verantworten hat. Offiziell ist bis heute unbekannt, ein beispielloser Zustand, von welcher vatikanischen Behörde die Richtlinien stammen. Diese Geheimnistuerei, die auf jene des Geheimdokuments folgte, muß irritieren. Der Kardinal ließ frühzeitig und mit Nachdruck wissen, daß die römischen Stellen die verfolgte und drangsalierte Untergrundkirche zu beschützen und nicht preiszugeben hätten.
Nun machte Kardinal Zen auf Twitter auf einen von ihm verfaßten Blogbeitrag aufmerksam, in dem er Hintergründe zu den umstrittenen Richtlinien veröffentlichte. Unter anderem schildert er seine Versuche, in Erfahrung zu bringen, warum dem Dokument jede Unterschrift fehlt:
„Ich fragte den damaligen Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Filoni: ‚Haben Sie sich geweigert, das Dokument zu unterzeichnen?‘ Er antwortete: ‚ Niemand hat mich gefragt, es zu unterschreiben‘.“
„Ich fragte den Präfekten der Glaubenskongregation: ‚Haben Sie bei irgendeiner Gelegenheit das Dokument gesehen, bevor es veröffentlicht wurde?‘ Seine Antwort war: ‚Derzeit liegt alles, was sich auf China bezieht, ausschließlich in der Hand des Staatssekretariats‘.“
Und weiter:
„Da mir das Dokument sehr verfehlt erschien, flog ich am nächsten Tag nach Rom. Am Morgen des 30. Juni überreichte ich einen Brief in Santa Marta und bat den Heiligen Vater, an einem der folgenden Tage bei einem meiner Gespräche mit Kardinal Parolin, dem offensichtlichen Autor des Dokuments, anwesend zu sein.
Als ich keine Antwort erhielt, schickte ich am 1. Juli einen weiteren Brief mit meinen Dubia [Zweifeln] zum Dokument, das ich als absolut im Widerspruch zur Lehre der Kirche betrachtete, weil es die Menschen ermutigt, sich in eine schismatische Kirche zu integrieren.
Am 2. Juli erhielt ich eine Antwort vom Papst: ‚Sprich mit Parolin‘. Ich sagte zum Boten, der mir die Antwort überbrachte: ‚Es wäre völlig nutzlos. Bitte sagen Sie dem Heiligen Vater, daß ich mit leeren Händen zurückkehren werde‘.“
Papst Franziskus willigte schließlich ein, an einem Treffen zwischen Kardinal Zen und Kardinalstaatssekretär Parolin teilzunehmen.
„Bei einem sehr schlichten Abendessen, bei dem wir über die Situation in Hongkong sprachen, sagte Parolin kein Wort. Am Ende sagte ich: ‚Können wir über das Dokument sprechen?‘ Die Antwort des Heiligen Vaters war: ‚Ich werde die Sache studieren‘ und führte mich zur Tür.
War diese Antwort das einzige Ergebnis meiner weiten Reise? Nicht ganz.
Während des Abendessens bemerkte ich beim Heiligen Vater mir gegenüber eine große Zuneigung, aber auch eine gewisse Verlegenheit. Ich verstand, daß das Abendessen ein Plan von Parolin war, der mir sagen wollte: ‚Der Heilige Vater hat große Zuneigung für Sie, aber er hört auf mich; und ich weigere mich, in Seiner Gegenwart mit Ihnen über die pastoralen Richtlinien zu sprechen. Das ist, was Sie bekommen. Kehren Sie nach Hause zurück und kommen Sie nie wieder.‘
Also bin ich nicht mit leeren Händen zurückgekommen. Ich hatte die Gelegenheit, mit eigenen Augen zu sehen, daß Parolin den Heiligen Vater manipuliert.
Als ich kein Wort vom Heiligen Vater erhielt, schickte ich allen Kardinälen ein Exemplar meines Buches ‚Aus Liebe zu meinem Volk werde ich nicht schweigen‘ und fügte einen Brief an, in dem ich sie gebeten habe, sich für die Angelegenheit zu interessieren.
Ich erhielt einige Antworten, die Sympathie bekundeten und ihres Gebets versicherten. Leider schrieb der neue Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Re, einen Brief an alle Kardinäle, mit dem er meinen kritisierte. Offensichtlich wurde er von Parolin dazu gezwungen. Ich antwortete ihm sofort und ergänzte meine Antwort am 10. März mit einem Schreiben.“
Papst Franziskus hatte bei dem im Vatikan offenbar unerwünschten Abendessen dem chinesischen Kardinal zugesichert, die Angelegenheit „zu studieren“. Was wurde daraus?
„Seit meinem Besuch bei Papst Franziskus ist ein ganzes Jahr vergangen, aber ich habe noch keine Antwort von ihm erhalten. Ich bin mir nicht sicher, daß ihn meine Briefe erreichen, also schreibe ich, was ich sagen möchte, in meinen Blog und hoffe, daß er Gelegenheit hat, es eines Tages über jemanden zu erfahren und lesen zu können.“
Dann kommt Kardinal Zen auf die aktuelle Lage seit der Unterzeichnung des Geheimabkommens mit den kommunistischen Machthabern zu sprechen:
„In den vergangenen zwei Jahren hat der Heilige Stuhl drei Dinge getan, die der Kirche in China geschadet haben:
Eine geheime Vereinbarung mit der chinesischen Regierung über die Ernennung von Bischöfen. Die Besonderheit dieser Vereinbarung ist ihr geheimer Charakter. Auch ich durfte sie nicht lesen. Genau genommen konnten wir weder etwas dafür noch dagegen sagen. Wir wissen jedoch, daß es um die Ernennung von Bischöfen geht.
Papst Franziskus behauptete, er habe das letzte Wort in dieser Angelegenheit, aber ich kann mir dessen nicht sicher sein, solange ich nicht die chinesische Version des Dokuments sehe. Tatsächlich bezweifle ich, daß es so klar formuliert ist, daß der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche die höchste Macht bei Ernennungen hat. Bereits vor der Unterzeichnung des Abkommens gab es eine mündliche Zusage, Kandidaten auszuwählen, die für beide Parteien akzeptabel sind. Deshalb erhielten viele Bischöfe eine doppelte Anerkennung.
Die päpstliche Bulle durfte nicht während der Bischofsweihe verlesen werden, sondern nur zuvor in der Sakristei. Sie wurde vor den anwesenden Bischöfen und Priestern verlesen. Die beiden jüngsten Bischofsweihen wurden schon lange vor der Unterzeichnung des Abkommens von beiden Seiten genehmigt.“
Damit spielt der Kardinal darauf an, daß trotz der Unterzeichnung des Geheimabkommens, das eine Lösung für die Bischofsernennungen sein sollte, bisher kein einziger Bischof neu ernannt werden konnte. Die geheime Vereinbarung gilt provisorisch nur für zwei Jahre. Sie wird daher Ende September auslaufen, sofern keine Verlängerung erfolgt.
„Wir können nichts darüber sagen, ob die Vereinbarung, die in wenigen Tagen ausläuft, verlängert wird oder nicht, wir halten das nicht einmal für relevant.“
Das Geheimabkommen ist laut Kardinal Zen nur einer von mehreren „schädlichen“ Schritten, die der Heilige Stuhl in seiner China-Politik setzte.
„Noch schädlicher war die Legitimierung der sieben exkommunizierten ‚Bischöfe‘.
Vor und nach der Kulturrevolution hatte die Regierung mehrere Priester gezwungen, illegitime Weihen anzunehmen. Diejenigen, die sich weigerten, wurden in die Arbeitslager geschickt, wo man sterben konnte. Viele von denen, die die Weihen akzeptierten, waren keine schlechten Menschen.
Während der Zeit einer gewissen Öffnung, insbesondere als Kardinal Tomko Präfekt der Kongregation für Evangelisierung der Völker war [1985–2001], hatten viele dieser unrechtmäßig geweihten Bischöfe die Möglichkeit, dem Heiligen Stuhl eine demütige Bitte um Legitimierung vorzulegen. Nach entsprechenden Untersuchungen erkannte der Heilige Stuhl diese Bischöfe zum großen Trost und zur Ermutigung der Bischöfe und ihrer Gemeindemitglieder an. Leider haben Leute beim Heiligen Stuhl, nach der altersbedingten Emeritierung Tomkos, große Illusionen in die ‚Ostpolitik‘ gesetzt und eine Entspannungspolitik gegenüber den Kommunisten übernommen. Darauf konnten Opportunisten, die das Episkopat als Karriere betrachteten, die Kirche infiltrieren und wurden zu Bischöfen geweiht. Sieben dieser exkommunizierten Bischöfe, die die Regierung unterstützten, widersetzten sich der Lehre und den Gesetzen der Kirche und arbeiteten unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas daran, die Kirche der Partei zu unterwerfen.
Im September 2018 legitimierte der Heilige Stuhl, parallel zur Unterzeichnung des Abkommens, überraschend auch die sieben Bischöfe.
Zuerst glaubten wir, daß der Papst sich darauf beschränkte, die Exkommunikation aufzuheben, die auf ihnen lag, und sie wieder in der Kirche willkommen zu heißen. Wir gingen davon aus, daß sie ihr Fehlverhalten eingesehen und die Vergebung des Papstes erhalten hatten, aber wir sahen keine Anzeichen von Reue und Dankbarkeit.
Später erfuhren wir, daß der Papst ihnen sogar die Zuständigkeit für die Diözesen übertragen hatte. Das hat uns überrascht: ‚Er überläßt die Schafe den Wölfen!‘ Die sieben Bischöfe zeigten keine Änderung ihres Verhaltens. Sie bekräftigten ihre Loyalität gegenüber der atheistischen Regierung. Sie zeigten keine demütige Dankbarkeit für die Freundlichkeit des Papstes. Im Gegenteil, sie kehrten zurück und verkündeten ihren Triumph. ‚Seht, wie klug wir sind, indem wir auf der Seite der Regierung stehen. Wir sind die Sieger. Wie dumm sind doch diese Bischöfe, die dem Vatikan treu geblieben sind! Jetzt müssen sie uns sogar ihre Diözesen (Shantou und Mingtung) abtreten.‘
Kardinal Zen schließt seinen Rückblick mit den Worten:
„Uns wird gesagt, daß das Abkommen wahre Pastoren für das Volk Gottes in China garantieren soll. Sind diese sieben Subjekte solche Hirten? Und jetzt feiern sie im Vatikan, daß alle Bischöfe in China legitim sind! Wir sind einfach verwirrt.“
Der unerschrockene Kardinal versucht, indem er auf den Kardinalstaatssekretär zeigt, nach wie vor Überzeugungsarbeit bei Papst Franziskus zu leisten. Ein Unterfangen, das in den vergangenen Jahren erfolglos geblieben ist. Kardinal Zen weiß natürlich, daß Franziskus zwar großes Vertrauen in seine Mitarbeiter setzt, aber niemand ist, der sich so einfach manipulieren läßt. Dagegen spricht im konkreten Fall auch die Haltung von Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, dem politischen Arm des Papstes, der direkten Zugang zu Franziskus hat und in keinem direkten Zusammenhang mit dem Staatssekretariat oder mit dem Kardinalstaatssekretär steht.
Papst Franziskus weiß, was er tut, und tut es bewußt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana
Das „Problem“ mit Kardinal Zen ist, das er weltweit Autorität und Vertrauen genießt.
Man kann ihm keinen Mißbrauchskandal anhängen, ihn lächerlich machen, als Rassisten denunzieren oder sonstwie
abwürgen. Papst Franziskus und seinen Getreuen ist dieser mutige kardinal ein Dorn im Auge, alle wünschen ihm einen baldigen Tod, damit er endlich nicht mehr „stört“.
Also macht man das Einzige was man kann, man schweigt ihn tot.
Man erinnert sich an Father Gruner, den dasselbe Schicksal ereilte, weil er zu eindringlich die Weihe des unbefleckten Herzens Mariae an Russland forderte (Fatimaapostulat)
Christus wird diesen Verrätern ein böses Ende bereiten.