
(Rom) In den USA werden derzeit alte Aufnahmen von Papst Franziskus herumgereicht, die ihn in kompromittierender Pose zeigen und beweisen sollen, daß er die rassistische Antirassismus-Bewegung Black Lives Matter unterstützt. Was ist wahr daran? Eine notwendige Richtigstellung.
Sind die Bilder echt?
Die Bilder sind echt. Es handelt sich um Aufnahmen vom 11. April 2019. Sie zeigen Papst Franziskus auf den Knien, wie er die Schuhe südsudanesischer Politiker küßt. Nachdem der mehrheitlich christliche Südsudan, der von schwarzafrikanischen Völkern bewohnt wird, sich 2011 vom mehrheitlich muslimisch-arabischen Sudan getrennt hatte, war es bald darauf zu einem blutigen Stammeskrieg gekommen. Er forderte von 2013 bis 2018 rund 200.000 Tote und führte zu zwei Millionen Obdachlosen und Vertriebenen. Eine Katastrophe größten Ausmaßes für ein Land mit 13 Millionen Einwohnern.
Papst Franziskus lud die beiden Hauptgegner des Bürgerkrieges, Staatspräsident Salva Kiir und seinen ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar, zu geistlichen Exerzitien nach Santa Marta und mahnte sie mit Nachdruck am 2018 vertraglich erreichten Frieden festzuhalten. Die Tatsache, daß beide politischen Führer der Einladung folgten und Seite an Seite an den Einkehrtagen teilnahmen, stimmte nicht nur in Santa Marta hoffnungsvoll. Tatsächlich konnte am Tag nach der Begegnung mit Papst Franziskus eine Übergangsregierung gebildet werden, die bis heute hält.
An den Exerzitien nahmen auch die designierten Vizepräsidenten James Wani Igga, Taban Deng Gai und Rebecca Nyandeng De Mabior teil sowie acht Mitglieder des Kirchenrates des Landes. Die Exerzitien wurden von Erzbischof John Baptist Odama von Gulu in Uganda und von P. Agbonkhianmeghe Orobator, dem Vorsitzenden der Konferenz der Generaloberen von Afrika und Madagaskar, gehalten. Franziskus sagte den südsudanesischen Staats- und Kirchenführern:
„Beendet die Feindseligkeiten, bleibt im Frieden. Der Frieden ist möglich!“
Anschließend geschah Ungewöhnliches. Papst Franziskus sprach zunächst ein Gebet, dann warf er sich vor den Kontrahenten auf den Boden und küßte Staatspräsident Salva Kiir, Riek Machar und den designierten Vizepräsidenten die Schuhe. Im Saal herrschte große Verlegenheit. Zweifellos eine „starke Geste“, wie die Medien einhellig berichteten. „Für den Frieden alles“, hieß es aus dem Vatikan, doch die Geste irritierte nicht wenige.

Hat das etwas mit Black Lives Matter zu tun?
Nein, die Bilder haben nichts mit Black Lives Matter zu tun. Niederknien ist erst seit dem 25. Mai 2020 zum Erkennungszeichen von Black Lives Matter geworden, einer jener zahlreichen „zivilgesellschaftlichen“ Polit-Organisationen, die von den milliardenschweren Stiftungen einer Handvoll US-Superreicher an der Leine geführt werden, um Einfluß auf die öffentliche Meinung und die Politik zu gewinnen. Die Geste soll die Haltung des Polizisten nachahmen, dem die Schuld am Tod eines Gewohnheitsverbrechers namens George Floyd gegeben wird, der im Zuge seiner Festnahme in Minneapolis ums Leben gekommen war. Mit dem Fall befaßt sich die Staatsanwaltschaft.
Black Lives Matter behauptet, daß es sich um eine „rassistische Tat“ eines uniformierten Weißen gegen einen Schwarzen gehandelt habe, mehr noch, es sei Ausdruck der strukturellen Gewalt „der“ Weißen gegen „die“ Schwarzen, eines „weißen Systems“ gegen „schwarze Unterdrückte“, des weißen „Sklavenhalters“ gegen den schwarzen „Sklaven“. Die Sklavenhaltung auf Baumwollfeldern betraf nur den kleineren Teil der heutigen USA und ist seit mehr als 150 Jahren Vergangenheit. Auch Formen der Rassensegregation, die 1877 in einer Reihe von Staaten eingeführt wurden, sind seit 1948, 1954 bzw. 1964 ersatzlos aufgehoben.
Die marxistische Denkweise hinter Black Lives Matter ist ebenso unverkennbar wie die Absicht, Spaltung und Zwietracht in die Gesellschaft zu tragen, in der rassische und ethnische Minderheiten seit den 70er Jahren in manchen Bereichen privilegiert sind und die bereits einen schwarzen Präsidenten hatte. Black Lives Matter trägt die Züge einer rassistischen Bewegung im Namen des Antirassismus. Die von der Organisation, deren Hauptgeldgeber die Ford Foundation und die Open Society Foundations von George Soros sind, veröffentlichen Zielsetzungen sind zweifellos im linken Spektrum einzuordnen und nennen ausdrücklich die Überwindung der traditionellen Familie, wodurch der Anschluß an die Abtreibungs- und die Homo-Lobby erfolgt, zwei andere große Zweige der politischen Agenda der genannten Stiftungen. Im Zuge der Randale erfolgte zudem ein Aktionsbündnis zwischen Black Lives Matter und der gewaltbereiten „antifaschistischen“ Linken, kurz Antifa genannt. Ein Bündnis, das untergründige Vernetzungen erkennen läßt, die dringend der Beachtung bedürfen, sollen Rechtsstaatlichkeit und Kontrolle nicht an einen anarchistischen Linksterror verlorengehen.
Widerlegt wird die von Black Lives Matter und Antifa vorgebrachte Behauptung rassistischer Strukturen, daß die Stadt Minneapolis, wo sich der tragische Vorfall ereignete, seit Jahrzehnten linksregiert und der Polizeichef ein Schwarzer ist. Der konkrete Fall und mögliches schuldhaftes Verhalten eines oder mehrerer Polizisten sind zu klären. Als Rechtfertigung der seither stattgefundenen Unruhen, Plünderungen und Gewalttaten taugen sie in einem Rechtsstaat nicht. Auf die „Black Lives Matter“-Aufstände werden direkt bereits 25 Tote zurückgeführt. Was zählt ein Menschenleben also für die selbsternannten „Rächer“ von George Floyd?
Die ins Kreuzfeuer einer unverhältnismäßigen Randal-Kritik geratene Polizei verrichtet in manchen US-Städten nur mehr Dienst nach Vorschrift und hat sich aus Protest gegen die Anfeindungen und die fehlende Rückendeckung durch linke Stadtregierungen aus manchen Stadtteilen ganz zurückgezogen. Dadurch soll es allein in Chicago in den ersten beiden Wochen nach Floyds Tod um 900 Todesopfer mehr als sonst gegeben haben, davon 80 Prozent Schwarze, die von Schwarzen getötet wurden, wie der Harvard-Professor Roland Gerhard Fryer, selbst Schwarzer, entsetzt errechnete.
Der Kriminelle George Floyd wurde von Black Lives Matter zu einem „Heiligen“ erhoben, wozu er bestimmt nicht taugt, und in einem goldenen Sarg begraben.
Die „starke“, aber keineswegs unumstrittene Geste von Papst Franziskus vom 11. Mai 2019 hat mit Black Lives Matter und dessen rassistischem Pseudo-Kult allerdings nichts zu tun.

Unterstützt Papst Franziskus Black Lives Matter?
Ja, Papst Franziskus unterstützt Black Lives Matter, wenn auch nicht direkt. Deshalb bieten sich die Aufnahmen des Vorjahres an, um auf plakative Weise die Unterstützung von Papst Franziskus für diese radikale Bewegung ins Bild zu setzen. Seine Unterstützung ist tatsächlich gegeben. Papst Franziskus drängt die Kirche in den USA, auf den Zug von Black Lives Matter aufzuspringen. Folge leisten wunschgemäß vor allem Oberhirten, die Franziskus besonders nahestehen und bei Veranstaltungen der Lebensrechtsbewegung, wenn es darum geht klarzustellen, daß jedes Leben zählt, unabhängig von der Rasse oder anderen Unterscheidungsmerkmalen, selten oder gar nicht zu sehen sind. Die bisher eklatanteste Geste setzte Bischof Mark Seitz von El Paso, der öffentlich die „Black Lives Matter“-Kniebeuge vollzog. Eine Geste, die viele Katholiken in den USA empörte, da ein Kirchenfürst nur vor dem Allerheiligsten knien sollte.
Papst Franziskus ließ Msgr. Seitz am 10. Juni wissen, daß er seine Geste großartig finde und sehr unterstütze. Damit machte das Kirchenoberhaupt klar, auf welcher Seite der Barrikaden es steht. Die Folgen zeigten sich sogleich in Kalifornien, einem seit den späten 80er Jahren links dominierten Staat.
Im Gefolge der „Black Lives Matter“-Randale findet ein Bildersturm statt, der sich auch gegen die katholische Kirche richtet. Statuen des „Apostels von Kalifornien“, des heiligen Junipero Serra OFM, werden beseitigt, gewaltsam oder durch vorauseilenden Gehorsam, indem die Kirchenverantwortlichen vor der extremen Linken kapitulieren. Von den Bischöfen war bisher nur eine lauwarme „Verteidigung“ des Heiligen zu hören, der Kalifornien für die Zivilisation erschlossen hatte. Das zählt heute allerdings nichts mehr, wenn es nach lautstarken Extremisten geht, die von der gemäßigten Linken auf politischer Ebene und ungeniert sympathisierenden Medien gedeckt und beschützt werden. Die Agitation zielt primär darauf ab, die Wiederwahl von Präsident Donald Trump zu verhindern.

Die Gesten des Papstes
Papst Franziskus lieferte durch seine überraschende und ungewöhnliche Geste vom 11. Mai 2019 die Steilvorlage für die derzeitigen Unruhestifter, wie sie auch in europäischen Städten in Erscheinung treten. Sie können den päpstlichen Kniefall und das Küssen von Politikerschuhen als Bestätigung ihrer Unterstützung sehen. Eine Unterstützung, die von Franziskus tatsächlich ausgesprochen wurde. Es kann daher nicht verwundern, wenn auch Kreise, die sich Black Lives Matter widersetzen, auf diese Bilder zurückgreifen. Sie machen sich damit allerdings, wenn sie die Fakten verschweigen, als Verbreiter von Falschmeldungen, sogenannten „Fake News“, angreifbar.
Die Geste des Papstes vor den südsudanesischen Mächtigen war auch deshalb eklatant, weil Papst Franziskus nur selten kniet, jedenfalls nie bei der Wandlung, wo die Rubriken des Missale Romanum, die verpflichtenden Anweisungen für den Kultvollzug, anbetende Kniebeugen vorschreiben.
Diese „Knieschwäche“ in den zentralsten Augenblicken der Zelebration des heiligen Meßopfers wurde vom Vatikan nie wirklich erklärt. Auch vor dem ausgesetzten Allerheiligsten kniet Franziskus nicht, wie es Ende März im Zuge seiner Gebetsvigil für das Ende der Coronavirus-Epidemie sichtbar und in alle Welt übertragen wurde.
Wenn Franziskus kniet, dann – mit seltenen Ausnahmen – nur im Kontext irritierender und umstrittener Gesten. Das führt unter Katholiken, aber nicht nur unter ihnen, wiederholt zu erheblichem Unbehagen, zumal durch Rom keine angemessene Deutung erfolgt. Dazu gehört auch die Tatsache, daß ein Papst in allem eine Vorbildfunktion hätte, weshalb er vor keinem Sterblichen niederknien sollte, weder in demütiger noch theatralischer Haltung, weder vor einem Weißen noch vor einem Schwarzen oder sonst wem.
Umstrittene Gesten können späte Folgen zeitigen, wie das Beispiel zeigt. Wieder einmal unterstrich Franziskus seinen Drang, sich mit der Agenda der politischen Linken zu verbinden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Avvenire/AP/MiL (Screenshots)