„Peronistische Messe“ in den Vatikanischen Grotten

Die politische Selektion von Santa Marta


Bischof Sanchez Sorondo, der politische Berater von Papst Franziskus, zelebriert eine "peronistische Messe" in den Vatikanischen Grotten.

(Rom) Argen­ti­ni­ens neu­er Staats- und Regie­rungs­chef, der Link­spe­ro­nist Alber­to Ángel Fernán­dez vom Part­ido Justi­cia­li­sta (PJ), stat­te­te in den ver­gan­ge­nen Tagen meh­re­ren euro­päi­schen Haupt­städ­ten einen Staats­be­such ab. Die Rei­se ging von Ber­lin über Rom nach Madrid und Paris. Haupt­grund der Rei­se­tä­tig­keit ist das Bestre­ben, vom Welt­wäh­rungs­fonds (IWF) der UNO einen neu­en Kre­dit oder eine Umschul­dung zu erhal­ten. Argen­ti­ni­en sitzt auf mehr als 300 Mil­li­ar­den Dol­lar Aus­lands­schul­den. Die Armuts­ra­te in der argen­ti­ni­schen Bevöl­ke­rung wur­de im Herbst 2019 mit 35,4 Pro­zent ange­ge­ben. Bei sei­nem Auf­ent­halt in Rom besuch­te Fer­nan­dez auch den Vatikan.

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Am ver­gan­ge­nen 31. Janu­ar zele­brier­te Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, der poli­ti­sche Arm von Papst Fran­zis­kus, in den Vati­ka­ni­schen Grot­ten eine Mes­se für das argen­ti­ni­sche Staats­ober­haupt. Msgr. Sanchez Sor­on­do, selbst Argen­ti­ni­er, gehört zum eng­sten Ver­trau­ten­kreis von Papst Franziskus.

Argen­ti­ni­sche Medi­en wie die Wochen­zei­tung Per­fil berich­ten von einer „sehr spe­zi­el­len Mes­se“ in unmit­tel­ba­rer Nähe des Petrus­gra­bes, die sie als „pero­ni­sti­sche Mes­se“ bezeich­nen. Die Poli­tik drin­ge in der Kir­che in die Berei­che ein, aus denen das Tran­szen­den­te weicht, auch in der Lit­ur­gie, merk­te Info­Ca­to­li­ca an.

Msgr. Sanchez Sor­on­do, offi­zi­ell Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, schlug bei der Zele­bra­ti­on einen „akzen­tu­iert pero­ni­sti­schen Ton“ an. Mit „über­schweng­li­chen Wor­ten“ zoll­te er dem ein­sti­gen Cau­dil­lo Lob. Der poli­ti­sche Miß­brauch der Lit­ur­gie berei­te­te ihm kei­ne Pro­ble­me. Auf dem Altar pla­zier­te Sanchez Sor­on­do ein Bild von Car­los Mugi­ca, einem mar­xi­sti­schen Prie­ster und Befrei­ungs­theo­lo­gen, der selbst zwar nicht zu den Waf­fen griff, aber „geist­li­cher Assi­stent“ der links­re­vo­lu­tio­nä­ren Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Mon­tone­r­os war. Mugi­ca, Grün­der der lin­ken Prie­ster­be­we­gung für die Drit­te Welt, wur­de 1974 im blu­ti­gen inner­pe­ro­ni­sti­schen Kampf zwi­schen Rechts- und Link­spe­ro­ni­sten von einem Ange­hö­ri­gen der rechts­pe­ro­ni­sti­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Ali­anza Anti­co­mu­ni­sta Argen­ti­na erschossen. 

Offen­bar wird Mugi­ca unter Fran­zis­kus im Vati­kan der neu­en Kate­go­rie der „poli­ti­schen Mär­ty­rer“ zuge­rech­net. Die Genug­tu­ung von San­ta Mar­ta über den Wahl­sieg des Link­spe­ro­ni­sten Fer­nan­dez über sei­nen kon­ser­va­ti­ven Amts­vor­gän­ger wur­de im Peters­dom offen zur Schau getra­gen. Der Kuri­en­bi­schof ließ erken­nen, daß Alber­to Fer­nan­dez „ein Mann der Vor­se­hung und sei­ne pero­ni­sti­sche Regie­rung ein Segen des Him­mels sei“, so NBQ.

Der Prä­lat erzähl­te in der Pre­digt von einem Tref­fen mit dem ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten Juan Dom­in­go Peron im Jahr 1973. Dann füg­te er hinzu: 

„Peron wäre nie­mals auf den Gedan­ken gekom­men, daß Argen­ti­ni­en ein­mal den Papst stel­len wird, und einen, der ihm nahesteht.“

Wört­lich mein­te Sanchez Sor­on­do über Peron:

„Er hat viel getan. Wir müs­sen die­sen Weg weitergehen.“

Wäh­rend der Amts­zeit des kon­ser­va­ti­ven Staats­prä­si­den­ten Mau­ricio Macri fand Msgr. Sanchez Sor­on­do hin­ge­gen sehr har­te Wor­te für die argen­ti­ni­sche Regie­rung. Papst Fran­zis­kus zeig­te Macri eben­so demon­stra­tiv die kal­te Schul­ter. „Den Papst ver­bin­det wirk­lich nichts mit Macri“, schrieb 2016 der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Unter ande­rem lehn­te Fran­zis­kus finan­zi­el­le Zuwen­dun­gen der Regie­rung Macri für die Päpst­li­che Stif­tung Scho­las Occur­ren­tes ab.

Staats­prä­si­dent Fer­nan­dez gehört zum Kreis der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Er ließ sich 2005 von sei­ner sakra­men­tal ange­trau­ten Ehe­frau schei­den und hei­ra­te­te 2014 stan­des­amt­lich Fabio­la Yáñez. In der­sel­ben irre­gu­lä­ren Situa­ti­on befand sich auch sein Vor­gän­ger Mau­ricio Macri. Wäh­rend die­ser des­we­gen nicht die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fing, kann­ten sein Nach­fol­ger Fer­nan­dez und Fabio­la Yáñez am 31. Janu­ar kei­ne Zurück­hal­tung. Ohne Zögern wur­de ihnen von Msgr. Sanchez Sor­on­do die Kom­mu­ni­on gespen­det. Dabei berich­te­te die Tages­le­sung – Gott hat sei­ne eige­ne Regie – den Ehe­bruch von David mit Bats­eba. Fer­nan­dez lebt nicht nur more uxorio, son­dern ist auch ein erklär­ter Abtrei­bungs­be­für­wor­ter. Für den poli­ti­schen Bera­ter des Pap­stes offen­bar kein Pro­blem, hat er doch selbst eine sehr eigen­wil­li­ge Sicht der Abtreibung. 

„Weni­ge Minu­ten nach die­sem sakri­le­gi­schen Kom­mu­nion­emp­fang wur­den sie von Papst Fran­zis­kus emp­fan­gen“, so Andrea Zam­bra­no für die Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (NBQ).

„Der Unter­schied zwi­schen David und Fer­nan­dez ist, daß David vom Pro­phe­ten Nathan ermahnt wur­de, wäh­rend Sanchez Sor­on­do Fer­nan­dez schmei­chel­te“, so Info­Ca­to­li­ca.

Gegen das römi­sche Sze­na­rio erhob Msgr. Hec­tor Ruben Aguer, eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von La Pla­ta, sei­ne Stim­me und mahn­te, die Kir­che dür­fe sich kei­ner poli­ti­schen Rich­tung anschlie­ßen, wel­che es auch immer sei. Auch die Mei­nung über Peron sei in Argen­ti­ni­en alles ande­re als unge­teilt. Erz­bi­schof Aguer kri­ti­sier­te auch die sakri­le­gi­sche Kom­mu­ni­on des Präsidentenpaares.

Zam­bra­no sieht in der „pero­ni­sti­schen Mes­se“ kei­nen Aus­rut­scher, der nur eine argen­ti­ni­sche Dimen­si­on habe. Viel­mehr fol­ge sie dem Muster „einer Ver­welt­li­chung des hei­li­gen Opfers für poli­ti­sche und ideo­lo­gi­sche Zwecke“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​Wikicommons (Screen­shot)

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