
(Rom) Gestern, am Weißen Sonntag oder Barmherzigkeitssonntag, besuchte Franziskus die Kirche Santo Spirito in Sassia. Sie befindet sich im Rione Borgo unweit des Vatikans und war fast 1200 Jahre lang, bis zur Enteignung durch den neugeschaffenen italienischen Staat, mit einem großen Hospiz, dem ältesten noch heute bestehenden Krankenhaus Europas, verbunden. Wie im Namen anklingt, war die Kirche in ihrem Ursprung Teil der Schola Saxorum, der ältesten Niederlassung der Sachsen in Rom. Als einer der ersten Hospitalisierten starb hier im Jahr 689 der vormalige westsächsische König und Rom-Pilger Caedwalla.
Die älteste Kirche der Sachsen, die an der Stelle der heutigen Kirche stand, ließ König Ine von Wessex mit Zustimmung von Papst Gregor II. um 726 errichten und war der Gottesmutter Maria geweiht. In ihr legte der byzantinische Kaiser Johannes V. Palaiologos im Jahr 1369 vor Papst Urban V. das Glaubensbekenntnis ab und trat zur römisch-katholische Kirche über.
1208 führte Papst Innozenz III. in der Oktav von Epiphanie eine Prozession mit dem Schweißtuch der Veronika, dem wahren Abbild des Herrn ( ein, die vom Petersdom zur Kirche in Saxia (Sachsenland) führte. Bei der Prozession des Jahres 1297 kam Papst Bonifatius VIII. die Eingebung, ein Annus Iubilæus, ein Heiliges Jahr, auszurufen, was 1300 erstmals geschah. Die Prozession wurde 2016 erneuert.
Im Sacco di Roma der deutschen Landsknechte wurde die Marienkirche so schwer beschädigt, daß Papst Paul III. ihren Neubau anordnete. Vom Vorgängerbau blieb nur der Glockenturm erhalten. Der Neubau erfolgte von 1538 bis 1545 nach den Plänen des florentinischen Renaissance-Architekten Antonio da Sangallo des Jüngeren. Sangallo war seit 1520 als Nachfolger Raffaels Bauleiter des Petersdomes. Nach seinem Tod folgte ihm in diesem Amt Michelangelo Buonarroti nach.
Die neue Kirche wurde dem Heiligen Geist geweiht, wie es für Spitalskirchen häufig der Fall war. Auf Wunsch des Komturs des Hospizes erfolgte die Innengestaltung des Gotteshauses nach den Weisungen des Konzils von Trient und ist darin eines der frühesten Exemplare.

Papst Franziskus suchte die Pfarrkirche auf, um dort am Barmherzigkeitssonntag die Messe zu zelebrieren und anschließend das Regina Cæli zu beten. Bereits im Vorjahr hatte er aus demselben Anlaß diese Kirche besucht. Die vatikanischen Medien berichteten in Direktübertragung in alle Welt.
Bei diesem ersten direkten Kontakt mit Gläubigen im Rahmen einer Liturgie seit vielen Monaten fiel auf, daß die Regeln der Hygiene-Diktatur nicht eingehalten wurden und sich Franziskus nicht daran stieß. Unter anderem kehrte der Handkuß zurück, ein Zeichen der besonderen Ehrerbietung einem Bischof gegenüber, indem dessen Hand geküßt wird, mit der er segnet und an der er den Ring als Zeichen seiner Autorität trägt.
Die Gläubigen, die sich dem Papst nähern durften, reagierten unterschiedlich. Einige küßten seine Hand, ohne die Maske abzunehmen, andere winkten verlegen aus „sicherer“ Entfernung, während etliche die Maske für den Handkuß abnahmen. Franziskus störte es nicht, vielmehr schien er Gefallen an der direkten Begegnung zu finden, auf die solange verzichtet wurde.
Ist die angeblich so schreckliche Pandemie doch nicht so schrecklich?
Darauf angesprochen würde vom Vatikan gewiß das Gegenteil beteuert werden. Die päpstliche Begegnung würde als „kurze Unachtsamkeit“ abgetan werden, die nichts an der Gültigkeit der strengen und immer strengeren Corona-Maßregelungen ändere. Alle sind gleich und manche eben gleicher, und sie erlegen allen anderen strenge Maßnahmen auf. Anthony Fauci, der Corona-Chefberater des US-Präsidenten, sagte im Sender CNN: Er brauche sich nicht testen zu lassen, denn er habe ja keine Symptome. Millionen Menschen werden aber jeden Tag gezwungen, sich testen zu lassen, obwohl sie auch keine Symptome haben aus dem einfachen Grund, weil sie gesund sind. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, durch den erzwungenen Test, zum Falsch-Positiven zu mutieren.
Das Dilemma der Pseudopandemie besteht gerade darin, daß man sich testen lassen muß, um zu merken, ob man krank ist, und daß man bei einer Infektion Langzeitfolgen erleiden könnte, die man nicht merkt. Papst Franziskus leistete bisher keinen Beitrag dazu, diese Corona-Rätsel aufzulösen.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/Wikicommons (Screenshots)