Der Handkuß ist zurück – trotz Corona

Die älteste Niederlassung der Sachsen in Rom


Papst Franziskus gehört zu den Hauptpromotoren der globalen Impfung und der restriktiven Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Doch so ganz genau nimmt man es nicht.
Papst Franziskus gehört zu den Hauptpromotoren der globalen Impfung und der restriktiven Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Doch so ganz genau nimmt man es nicht.

(Rom) Gestern, am Wei­ßen Sonn­tag oder Barm­her­zig­keits­sonn­tag, besuch­te Fran­zis­kus die Kir­che San­to Spi­ri­to in Sas­sia. Sie befin­det sich im Rio­ne Bor­go unweit des Vati­kans und war fast 1200 Jah­re lang, bis zur Ent­eig­nung durch den neu­ge­schaf­fe­nen ita­lie­ni­schen Staat, mit einem gro­ßen Hos­piz, dem älte­sten noch heu­te bestehen­den Kran­ken­haus Euro­pas, ver­bun­den. Wie im Namen anklingt, war die Kir­che in ihrem Ursprung Teil der Scho­la Sax­orum, der älte­sten Nie­der­las­sung der Sach­sen in Rom. Als einer der ersten Hos­pi­ta­li­sier­ten starb hier im Jahr 689 der vor­ma­li­ge west­säch­si­sche König und Rom-Pil­ger Caedwalla.

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Die älte­ste Kir­che der Sach­sen, die an der Stel­le der heu­ti­gen Kir­che stand, ließ König Ine von Wes­sex mit Zustim­mung von Papst Gre­gor II. um 726 errich­ten und war der Got­tes­mut­ter Maria geweiht. In ihr leg­te der byzan­ti­ni­sche Kai­ser Johan­nes V. Palaio­lo­gos im Jahr 1369 vor Papst Urban V. das Glau­bens­be­kennt­nis ab und trat zur römisch-katho­li­sche Kir­che über.

1208 führ­te Papst Inno­zenz III. in der Oktav von Epi­pha­nie eine Pro­zes­si­on mit dem Schweiß­tuch der Vero­ni­ka, dem wah­ren Abbild des Herrn ( ein, die vom Peters­dom zur Kir­che in Saxia (Sach­sen­land) führ­te. Bei der Pro­zes­si­on des Jah­res 1297 kam Papst Boni­fa­ti­us VIII. die Ein­ge­bung, ein Annus Iubilæus, ein Hei­li­ges Jahr, aus­zu­ru­fen, was 1300 erst­mals geschah. Die Pro­zes­si­on wur­de 2016 erneuert.

Im Sac­co di Roma der deut­schen Lands­knech­te wur­de die Mari­en­kir­che so schwer beschä­digt, daß Papst Paul III. ihren Neu­bau anord­ne­te. Vom Vor­gän­ger­bau blieb nur der Glocken­turm erhal­ten. Der Neu­bau erfolg­te von 1538 bis 1545 nach den Plä­nen des flo­ren­ti­ni­schen Renais­sance-Archi­tek­ten Anto­nio da Sangal­lo des Jün­ge­ren. Sangal­lo war seit 1520 als Nach­fol­ger Raf­fa­els Bau­lei­ter des Peters­do­mes. Nach sei­nem Tod folg­te ihm in die­sem Amt Michel­an­ge­lo Buo­nar­ro­ti nach.

Die neue Kir­che wur­de dem Hei­li­gen Geist geweiht, wie es für Spi­tals­kir­chen häu­fig der Fall war. Auf Wunsch des Kom­turs des Hos­pi­zes erfolg­te die Innen­ge­stal­tung des Got­tes­hau­ses nach den Wei­sun­gen des Kon­zils von Tri­ent und ist dar­in eines der frü­he­sten Exemplare.

San­to Spi­ri­to in Sas­sia (Rom)

Papst Fran­zis­kus such­te die Pfarr­kir­che auf, um dort am Barm­her­zig­keits­sonn­tag die Mes­se zu zele­brie­ren und anschlie­ßend das Regi­na Cæli zu beten. Bereits im Vor­jahr hat­te er aus dem­sel­ben Anlaß die­se Kir­che besucht. Die vati­ka­ni­schen Medi­en berich­te­ten in Direkt­über­tra­gung in alle Welt.

Bei die­sem ersten direk­ten Kon­takt mit Gläu­bi­gen im Rah­men einer Lit­ur­gie seit vie­len Mona­ten fiel auf, daß die Regeln der Hygie­ne-Dik­ta­tur nicht ein­ge­hal­ten wur­den und sich Fran­zis­kus nicht dar­an stieß. Unter ande­rem kehr­te der Hand­kuß zurück, ein Zei­chen der beson­de­ren Ehr­erbie­tung einem Bischof gegen­über, indem des­sen Hand geküßt wird, mit der er seg­net und an der er den Ring als Zei­chen sei­ner Auto­ri­tät trägt.

Die Gläu­bi­gen, die sich dem Papst nähern durf­ten, reagier­ten unter­schied­lich. Eini­ge küß­ten sei­ne Hand, ohne die Mas­ke abzu­neh­men, ande­re wink­ten ver­le­gen aus „siche­rer“ Ent­fer­nung, wäh­rend etli­che die Mas­ke für den Hand­kuß abnah­men. Fran­zis­kus stör­te es nicht, viel­mehr schien er Gefal­len an der direk­ten Begeg­nung zu fin­den, auf die solan­ge ver­zich­tet wurde.

Ist die angeb­lich so schreck­li­che Pan­de­mie doch nicht so schrecklich?

Dar­auf ange­spro­chen wür­de vom Vati­kan gewiß das Gegen­teil beteu­ert wer­den. Die päpst­li­che Begeg­nung wür­de als „kur­ze Unacht­sam­keit“ abge­tan wer­den, die nichts an der Gül­tig­keit der stren­gen und immer stren­ge­ren Coro­na-Maß­re­ge­lun­gen ände­re. Alle sind gleich und man­che eben glei­cher, und sie erle­gen allen ande­ren stren­ge Maß­nah­men auf. Antho­ny Fau­ci, der Coro­na-Chef­be­ra­ter des US-Prä­si­den­ten, sag­te im Sen­der CNN: Er brau­che sich nicht testen zu las­sen, denn er habe ja kei­ne Sym­pto­me. Mil­lio­nen Men­schen wer­den aber jeden Tag gezwun­gen, sich testen zu las­sen, obwohl sie auch kei­ne Sym­pto­me haben aus dem ein­fa­chen Grund, weil sie gesund sind. Den­noch ist die Wahr­schein­lich­keit hoch, durch den erzwun­ge­nen Test, zum Falsch-Posi­ti­ven zu mutieren. 

Das Dilem­ma der Pseu­do­pan­de­mie besteht gera­de dar­in, daß man sich testen las­sen muß, um zu mer­ken, ob man krank ist, und daß man bei einer Infek­ti­on Lang­zeit­fol­gen erlei­den könn­te, die man nicht merkt. Papst Fran­zis­kus lei­ste­te bis­her kei­nen Bei­trag dazu, die­se Coro­na-Rät­sel aufzulösen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​Wikicommons (Screen­shots)

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