Rabbinerversammlung greift Papst Franziskus an – mit Lücken und Zusätzen

Die Enzyklika Auspicia quædam von Pius XII. wenige Tage vor Ausrufung des Staates Israel


Jerusalem mit seinen Kirchen und Moscheen im frühen 20. Jahrhundert
Jerusalem mit seinen Kirchen und Moscheen im frühen 20. Jahrhundert

Die Rab­bi­ner­ver­samm­lung Ita­li­ens ver­öf­fent­lich­te ver­gan­ge­ne Woche einen Angriff gegen Papst Fran­zis­kus. Er ist im Land des Pap­stes die schwer­wie­gend­ste Kri­se zwi­schen einem Papst und dem Juden­tum seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Bezeich­nen­der­wei­se war es seit­her immer die jüdi­sche Sei­te, die Kri­tik an der katho­li­schen Kir­che übte, nie umge­kehrt, ob es um das Selig­spre­chungs­ver­fah­ren für Pius XII. ging oder die Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on für Bischof Richard Wil­liam­son oder For­mu­lie­run­gen in der christ­li­chen Bibel oder den Mis­si­ons­auf­trag gegen­über den Juden… Was aber war geschehen?

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Grund für die jüng­ste Kri­tik ist der Vor­wurf, Papst Fran­zis­kus habe die israe­li­schen Gei­seln der Hamas auf eine Stu­fe mit palä­sti­nen­si­schen Gefan­ge­nen in Isra­el gestellt. Unschul­di­ge kön­ne man, sinn­ge­mäß, aber nicht mit Ver­bre­chern, Mör­dern, Ter­ro­ri­sten gleich­set­zen, empör­ten sich die Rab­bi­ner. Der Papst habe zudem bei­de Sei­ten des Ter­ro­ris­mus bezich­tigt, was uner­träg­lich sei.

Die Qua­li­tät der jüdi­schen Kri­tik ist gegen­über frü­her eine ande­re gewor­den. Bis­her wur­den ein­zel­ne Gesten eines Pon­ti­fi­kats kri­ti­siert, aber nicht die Per­son des Pap­stes. Der nun­meh­ri­ge Angriff rich­tet sich jedoch direkt gegen Papst Fran­zis­kus. Kate­go­risch sind daher auch die Kon­se­quen­zen, die in den Raum gestellt werden: 

„Wir fra­gen uns“, so heißt es in dem Doku­ment der Rab­bi­ner, „was der jahr­zehn­te­lan­ge jüdisch-christ­li­che Dia­log nützt, in dem von Freund­schaft und Brü­der­lich­keit gespro­chen wur­de, wenn dann in der Rea­li­tät, wenn ver­sucht wird, die Juden aus­zu­rot­ten, statt Zei­chen der Nähe und des Ver­ständ­nis­ses zu emp­fan­gen, die Ant­wort in diplo­ma­ti­scher Akro­ba­tik, Balan­ce­ak­ten und eisi­ger Äqui­di­stanz besteht, die mit Sicher­heit Distanz, aber kei­ne Gerech­tig­keit ist“.

Es ist Ver­ständ­nis gebo­ten, wenn in einem offe­nen Kon­flikt die Emo­tio­nen hoch­ge­hen. Den­noch ver­wun­dert der Ton­fall, denn die Kri­tik kommt nicht aus Isra­el und nicht von dort unmit­tel­bar betrof­fe­nen Juden, son­dern von Rab­bi­nern, die im fer­nen und siche­ren Ita­li­en leben. Oder geht es um Poli­tik? Natür­lich geht es um Politik.

Erschwert wird die Ange­le­gen­heit, weil die rab­bi­ni­sche Kri­tik auch sach­lich falsch ist. Was genau hat­te die Empö­rung ausgelöst?

Papst Fran­zis­kus emp­fing am ver­gan­ge­nen 22. Novem­ber zwölf Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von israe­li­schen Gei­seln, die sich seit dem 7. Okto­ber in der Gewalt der Hamas befin­den. Die­se Geste der Nähe wur­de von den Betrof­fe­nen sehr posi­tiv aufgenommen.

Etwas spä­ter emp­fing Fran­zis­kus am sel­ben Vor­mit­tag wei­te­re zwölf Per­so­nen: zehn Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Palä­sti­nen­sern im Gaza­strei­fen, Chri­sten und Mos­lems, sowie Gabri­el Roma­nel­li, den ein­zi­gen katho­li­schen Pfar­rer von Gaza, und einen grie­chisch-ortho­do­xen Priester.

Die­se zwei­te Begeg­nung war es, die die Rab­bi­ner empör­te. In ihrer Kri­tik an Papst Fran­zis­kus schim­mert ein Exklu­siv­an­spruch durch. Der Papst hät­te nur die jüdi­schen Gäste emp­fan­gen sol­len. Die­se Schwarz­weiß­ma­le­rei, die in Gut und Böse ein­teilt, mag alt­te­sta­ment­li­chen Kri­te­ri­en ent­spre­chen, aber nicht christ­li­chen. Hier zeigt sich ein ekla­tan­ter Unter­schied zwi­schen dem Chri­sten­tum und dem nach­christ­li­chen Juden­tum (und auch dem Islam), bei­den fehlt das Gebot der Nächstenliebe.

Weil den Rab­bi­nern wahr­schein­lich selbst bewußt war, daß sich ihr Exklu­siv­an­spruch schwer ver­mit­teln läßt, voll­zo­gen sie einen Kunst­griff. Anders aus­ge­drückt: Sie mani­pu­lier­ten die Infor­ma­ti­on. Sie kri­ti­sier­ten nicht direkt, daß Fran­zis­kus auch Palä­sti­nen­ser emp­fing, son­dern empör­ten sich in ihrer Aus­sendung, daß Fran­zis­kus Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von palä­sti­nen­si­schen Gefan­ge­nen in Isra­el emp­fan­gen habe. Dadurch wur­de die mora­li­sche Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob Gei­seln mit Gefan­ge­nen gleich­ge­setzt wer­den kön­nen. Dadurch erhielt die Kri­tik eine ande­re Note. Zudem wur­den in wei­te­rer Fol­ge durch Medi­en aus den Gefan­ge­nen schnell Mör­der, qua­si Hamas-Terroristen.

Nur: In den vati­ka­ni­schen Ver­öf­fent­li­chun­gen zum Emp­fang der Palä­sti­nen­ser fin­det sich kein Wort von „Gefan­ge­nen“. Von Fran­zis­kus wur­den Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Palä­sti­nen­sern im Gaza­strei­fen emp­fan­gen. In kei­ner Ver­laut­ba­rung ist von Palä­sti­nen­sern aus dem Gaza­strei­fen die Rede, schon gar nicht von Ange­hö­ri­gen von Gefangenen.

Papst Fran­zis­kus bemüh­te sich in bei­den Begeg­nun­gen, die jeweils eine hal­be Stun­de dau­er­ten, den Men­schen in ihrem Leid nahe zu sein. In bei­den Begeg­nun­gen über­wo­gen Frau­en unter den Gästen.

Noch ein Aspekt in der Erklä­rung der Rab­bi­ner fällt auf. Es wer­den zurecht die 1400 Opfer des Hamas-Ter­rors und die jüdi­schen Gei­seln der Hamas beklagt. Mit kei­nem Wort wer­den aber die inzwi­schen 15.000 palä­sti­nen­si­schen Zivi­li­sten erwähnt, die seit Beginn der israe­li­schen Gegen­of­fen­si­ve getö­tet wur­den. Auf jeden bei dem grau­sa­men Angriff auf Isra­el von der Hamas getö­te­ten jüdi­schen Zivi­li­sten kom­men im israe­li­schen Ver­gel­tungs­schlag bereits zehn getö­te­te palä­sti­nen­si­sche Zivi­li­sten. Sind sie nicht auch Men­schen und Opfer eines uner­träg­li­chen Mas­sa­kers? Dür­fen sie „wie Staub beim Dre­schen ver­nich­tet“ wer­den, wie es im alt­te­sta­ment­li­chen Zwei­ten Buch der Köni­ge 13,7 heißt? Gilt auch bei den Opfern ein Exklusivanspruch?

Das zwei­tau­send­jäh­ri­ge christ­lich-jüdi­sche Ver­hält­nis ist sehr umfang­reich und kom­plex und soll an die­ser Stel­le nicht näher ange­ris­sen wer­den. Statt­des­sen soll ein kaum bekann­tes Doku­ment ver­öf­fent­licht wer­den, die Enzy­kli­ka Aus­pi­cia quæ­dam von Papst Pius XII. Die­ser Papst ist der größ­te Juden­ret­ter der Geschich­te und den­noch wur­de und wird sein Anse­hen wie das kei­nes ande­ren Pap­stes im christ­lich-jüdi­schen Kon­text beschmutzt. Pius XII. schrieb die­se Enzy­kli­ka, die er Palä­sti­na wid­me­te – so nennt er, wie damals üblich, das Land durch­ge­hend – weni­ge Tage, bevor der Staat Isra­el aus­ge­ru­fen wur­de. Der Zwei­te Welt­krieg lag erst kurz zurück. Vie­le euro­päi­sche Städ­te, vor allem in Deutsch­land, aber auch in Ita­li­en waren Rui­nen. Pius XII. genoß gro­ßes Anse­hen, auch in der jüdi­schen Welt, denn die KGB-Kam­pa­gne gegen ihn (mit Hil­fe des deut­schen Dra­ma­ti­kers Rolf Hoch­huth) wur­de erst Anfang der 1960er Jah­re gestar­tet. Man beach­te die Wort­wahl und die Kri­te­ri­en, die der Papst benennt, indem er als Vor­aus­set­zung für den Frie­den und das Wohl­erge­hen auf Gerech­tig­keit und Näch­sten­lie­be pocht. Man beach­te auch, daß der vor­lie­gen­de Text belegt, daß Enzy­kli­ken kurz und all­ge­mein­ver­ständ­lich und sogar mit einer Kurz­fas­sung (sie­he am Ende) for­mu­liert wer­den kön­nen. Hier der voll­stän­di­ge Wortlaut:

Enzyklika Auspicia quædam
von Papst Pius XII.

vom 1. Mai 1948

Eini­ge Anzei­chen schei­nen heu­te deut­lich zu zei­gen, daß die gesam­te gro­ße Völ­ker­ge­mein­schaft nach so vie­len Mas­sa­kern und Ver­wü­stun­gen, die durch den lan­gen und schreck­li­chen Krieg ver­ur­sacht wur­den, lei­den­schaft­lich auf die gesun­den Wege des Frie­dens aus­ge­rich­tet ist; und daß wir der­zeit eher bereit sind, auf die­je­ni­gen zu hören, die sich mit ermü­den­der Arbeit dem Wie­der­auf­bau wid­men, die ver­su­chen, Zwie­tracht zu besänf­ti­gen und bei­zu­le­gen, und die sich dar­an machen, aus den vie­len Rui­nen, die uns umge­ben, eine neue Ord­nung des Wohl­erge­hens zu erwecken, anstatt auf jene, die Haß und Groll schü­ren, aus denen nichts als neu­er und schwer­wie­gen­de­rer Scha­den ent­ste­hen kann.

Doch obwohl Wir selbst und das christ­li­che Volk vie­le Grün­de des Tro­stes haben und uns mit der Hoff­nung auf bes­se­re Zei­ten ermu­ti­gen kön­nen, man­gelt es doch nicht an Tat­sa­chen und Ereig­nis­sen, die Unse­re väter­li­che See­le in gro­ße Sor­ge und Kum­mer brin­gen. Obwohl der Krieg fast über­all auf­ge­hört hat, hat der ersehn­te Frie­den die Gemü­ter und Her­zen noch nicht beru­higt; viel­mehr kön­nen wir immer noch sehen, wie sich der Him­mel mit bedroh­li­chen Wol­ken verdunkelt.

Wir unse­rer­seits hören nicht auf, alles zu tun, was Wir kön­nen, um aus der Mensch­heits­fa­mi­lie die Gefah­ren ande­rer Kata­stro­phen zu ent­fer­nen, die sie über­wäl­ti­gen, und wenn sich die mensch­li­chen Mit­tel als unzu­rei­chend erwei­sen, appel­lie­ren Wir an Gott und ermah­nen gleich­zei­tig alle Unse­re Kin­der in Chri­stus, ver­streut in allen Län­dern der Erde, um gemein­sam mit Uns himm­li­sche Hil­fe zu erbitten.

Aus die­sem Grund war es für uns wie schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ein Trost, Unse­re Ermah­nung an alle zu rich­ten, ins­be­son­de­re an die von Uns so gelieb­ten Kin­der, auf daß sie sich im Monat Mai in gro­ßer Zahl um den Altar der gro­ßen Mut­ter Got­tes ver­sam­meln, um das Ende des ver­hee­ren­den Krie­ges zu erfle­hen, und so laden Wir sie auch heu­te mit die­sem Brief ein­dring­lich ein, die­sen from­men Brauch nicht zu unter­bre­chen und ihre Bit­ten mit Vor­sät­zen zur christ­li­chen Erneue­rung und Wer­ken heil­sa­mer Buße ver­bin­den zu wollen.

Zunächst mögen sie der jung­fräu­li­chen Mut­ter Got­tes und unse­rer gütig­sten Mut­ter auf­rich­tig dafür dan­ken, daß sie mit ihrer mäch­ti­gen Für­spra­che das ersehn­te Ende des gro­ßen Welt­bran­des und für die vie­len ande­ren vom All­mäch­ti­gen erfleh­ten Wohl­ta­ten erreicht hat; aber gleich­zei­tig fle­hen wir Sie mit erneu­ten Gebe­ten an, daß der gegen­sei­ti­ge, brü­der­li­che und vol­le Frie­den unter allen Leu­ten und die gewünsch­te Har­mo­nie zwi­schen allen sozia­len Schich­ten end­lich als Geschenk des Him­mels erstrah­len möge.

Möge die Zwie­tracht, die nie­man­dem nützt, auf­hö­ren; mögen die Strei­tig­kei­ten, die oft die Kei­me neu­en Unglücks sind, auf gerech­te Wei­se bei­gelegt wer­den; mögen die öffent­li­chen und pri­va­ten Bezie­hun­gen zwi­schen den Natio­nen gestärkt und gefe­stigt wer­den; möge die Reli­gi­on, die Ver­fech­te­rin aller Tugend, die Frei­heit haben, die ihr zusteht; und möge die fried­li­che mensch­li­che Arbeit unter der Schirm­herr­schaft der Gerech­tig­keit und dem gött­li­chen Hauch der Näch­sten­lie­be die reich­lich­sten Früch­te zum Woh­le der All­ge­mein­heit hervorbringen.

Ihr wißt wohl, ehr­wür­di­ge Brü­der, daß unse­re Gebe­te von der hei­li­gen Jung­frau vor allem dann geschätzt wer­den, wenn sie kei­ne ver­gäng­li­chen und lee­ren Stim­men sind, son­dern aus Her­zen kom­men, die mit den not­wen­di­gen Tugen­den geschmückt sind. Bemüht euch daher mit eurem apo­sto­li­schen Eifer, damit die im Monat Mai zum Him­mel erho­be­nen öffent­li­chen Gebe­te einer Wie­der­be­le­bung des christ­li­chen Lebens ent­spre­chen. Tat­säch­lich ist es nur von die­ser Vor­aus­set­zung aus berech­tigt zu hof­fen, daß der Lauf der Din­ge und Ereig­nis­se im öffent­li­chen und pri­va­ten Leben in die rech­te Ord­nung gelenkt wer­den kann und daß es den Men­schen mög­lich wird, mit der Hil­fe Got­tes nicht nur das in die­ser Welt mög­li­che Wohl­erge­hen zu errin­gen, son­dern auch das himm­li­sche Glück, das nie­mals ver­ge­hen wird.

Aber es gibt der­zeit noch einen ande­ren beson­de­ren Grund, der Unser Herz zutiefst betrübt und quält. Wir bezie­hen uns auf die hei­li­gen Stät­ten Palä­sti­nas, die seit lan­gem von trau­ri­gen Ereig­nis­sen heim­ge­sucht wer­den und fast täg­lich durch neue Mas­sa­ker und Rui­nen ver­wü­stet wer­den. Doch wenn es eine Regi­on auf der Welt gibt, die jeder wür­di­gen und zivi­li­sier­ten See­le beson­ders am Her­zen lie­gen muß, dann ist dies sicher­lich Palä­sti­na, aus dem seit den dunk­len Anfän­gen der Geschich­te so viel Licht der Wahr­heit für alle Men­schen her­vor­ge­gan­gen ist; in dem das fleisch­ge­wor­de­ne Wort Got­tes durch Engels­chö­re allen Men­schen guten Wil­lens den Frie­den ver­kün­den ließ und in dem schließ­lich Jesus Chri­stus, an den Kreu­zes­stamm gena­gelt, der gan­zen Mensch­heit das Heil brach­te und Sei­ne Arme aus­brei­tend, als woll­te Er alle Völ­ker in die brü­der­li­che Umar­mung ein­la­den, hei­lig­te Er mit dem Ver­gie­ßen Sei­nes Blu­tes das gro­ße Gebot der Nächstenliebe.

Des­halb wün­schen wir, ver­ehr­te Brü­der, daß die Gebe­te des Monats Mai in die­sem Jahr ins­be­son­de­re zum Ziel haben, von der aller­se­lig­sten Jung­frau die Für­spra­che zu erbit­ten, daß die Ver­hält­nis­se in Palä­sti­na end­lich der Gerech­tig­keit ent­spre­chend ver­söhnt wer­den, und daß auch dort Ein­tracht und Frie­den glück­lich obsie­gen mögen.

Wir haben gro­ßes Ver­trau­en in die mäch­ti­ge Schirm­herr­schaft unse­rer himm­li­schen Mut­ter; eine Schirm­herr­schaft, die in die­sem ihr geweih­ten Monat vor allem unschul­di­ge Kin­der mit einem hei­li­gen Gebets­kreuz­zug erlan­gen mögen. Und es wird eure Auf­ga­be sein, sie ein­zu­la­den und anzu­re­gen, dies mit aller Sorg­falt zu tun; und nicht nur sie, son­dern auch ihre Väter und Müt­ter, die ihnen auch hier zahl­reich mit ihrem Bei­spiel vor­an­ge­hen müssen.

Wir wis­sen genau, daß Wir nie umsonst an den glü­hen­den Eifer appel­liert haben, von dem ihr ent­flammt seid; und Wir schei­nen bereits gro­ße Scha­ren von Kin­dern, Män­nern und Frau­en zu sehen, die sich in den hei­li­gen Hal­len drän­gen, um von der gro­ßen Mut­ter Got­tes alle Gna­den und Gefäl­lig­kei­ten zu erhal­ten, die wir brauchen.

Möge sie, die uns Jesus geschenkt hat, dafür sor­gen, daß alle, die vom rech­ten Weg abge­wi­chen sind, so schnell wie mög­lich, bewegt von gesun­der Reue, zu ihm zurück­keh­ren; möge sie für uns erwir­ken – sie, die unse­re gütig­ste Mut­ter ist und die sich in jeder Gefahr immer als unse­re gül­ti­ge Hil­fe und Ver­mitt­le­rin der Gna­den erwie­sen hat –, daß auch in den ern­sten Nöten, in denen wir uns befin­den, eine gerech­te Lösung für die Kon­flik­te gefun­den wer­den kann, und daß der Kir­che und allen Natio­nen end­lich ein siche­rer und frei­er Frie­de erstrah­len kann.

Vor eini­gen Jah­ren, wie sich jeder erin­nert, als der jüng­ste Welt­krieg noch tob­te, rich­te­ten Wir, als Wir sahen, daß sich die mensch­li­chen Mit­tel als unsi­cher und nicht aus­rei­chend erwie­sen, um die­sen gewal­ti­gen Brand zu löschen, unse­re inbrün­sti­gen Gebe­te an den barm­her­zi­gen Erlö­ser, indem wir die mäch­ti­ge Schirm­herr­schaft des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens nütz­ten. Und so wie Unser Vor­gän­ger unsterb­li­chen Andenkens Leo XIII. zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts das gesam­te Men­schen­ge­schlecht dem hei­lig­sten Her­zen Jesu weih­te, so wol­len auch Wir es stell­ver­tre­tend für die von Ihm erlö­ste Mensch­heits­fa­mi­lie dem Unbe­fleck­ten Her­zen der Jung­frau Maria weihen.

Wir wün­schen daher, daß die­se Wei­he sowohl in den Diö­ze­sen als auch in den ein­zel­nen Pfar­rei­en und Fami­li­en vor­ge­nom­men wird, wenn sich die Gele­gen­heit dazu bie­tet; und Wir sind zuver­sicht­lich, daß aus die­ser pri­va­ten und öffent­li­chen Wei­he rei­che Wohl­ta­ten und himm­li­sche Gunst erwach­sen werden.

In die­ser Hoff­nung und als Unter­pfand Unse­res väter­li­chen Wohl­wol­lens ertei­len Wir jedem von euch, Ehr­wür­di­ge Brü­der, und all denen, die mit bereit­wil­li­gem Her­zen auf die­ses unser Mahn­schrei­ben ant­wor­ten wer­den, und beson­ders den gro­ßen und zahl­rei­chen Scha­ren lie­ber Kin­der, in der Aus­gie­ßung unse­res Her­zens den apo­sto­li­schen Segen.

Rom, im Peters­dom, am 1. Mai 1948, im Jahr X Unse­res Pontifikats.

PIUS PP. XII

Gebe­te im Monat Mai für ein Ende der tra­gi­schen Fol­gen des Krie­ges und der Ursa­chen der Zwie­tracht. An die christ­li­che Welt und an die Herr­scher der Völ­ker grund­le­gen­de Richt­li­ni­en für Frie­den in Gerech­tig­keit und Näch­sten­lie­be. Der bewaff­ne­te Kon­flikt geht in Palä­sti­na wei­ter: Gebe­te, damit auch dort der Frie­den zurück­kehrt. Ich lade dazu ein, die Wei­he an das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens zu erneuern.

Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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