
(Rom) João Kardinal Braz de Aviz tadelte „Nostalgiker“ in der Kirche, denn „Petrus ist derzeit Franziskus“ und kein anderer.
Braz de Aviz, 1972 zum Priester geweiht, ist seit 1994 Bischof. Von 1998 bis 2011 war er zunächst Bischof von Ponta Grossa, dann Erzbischof von Maringa und schließlich Erzbischof von Brasilia. 2011 wurde er von Papst Benedikt XVI. als Präfekt der Ordenskongregation an die Römische Kurie berufen und zum Kardinal kreiert – eine der mißglückten Personalentscheidungen des deutschen Papstes. Seither kann sich der Brasilianer, trotz des Wechsels auf der Cathedra Petri, in seinem Amt halten, nicht zuletzt deshalb, wie es in Rom heißt, weil er in der Causa der Franziskaner der Immakulata kein Ruhmesblatt schrieb.
Ganz gegensätzliche Kirchenkreise sind sich darin einig, daß Braz de Aviz nicht zum Besten gehört, was die brasilianische Kirche hervorbrachte. Deren Episkopat krankt schon länger an marxistischer Befreiungstheologie und Mediokrität.
Gestern meldete sich der Kardinal mit einem Bekenntnis zu Wort, das von der Presseagentur SIR der Italienischen Bischofskonferenz verbreitet wurde.
„Der Name des Papstes interessiert nicht: Derzeit ist Franziskus Petrus, alle Formen der Nostalgie, die aus dem Jetzt hinausführen, tun nicht gut.“
Zugleich betonte der brasilianische Purpurträger, daß:
„Papst Franziskus ein unvorstellbares Geschenk ist, weil er uns mit Klarheit, Transparenz und Einfachheit die Linie vorgibt, der in diesem schwierigen Moment für die Kirche zu folgen ist“.
Auch zum Konklave von 2013, bei dem Papst Franziskus gewählt wurde, nahm der Kardinal Stellung:
„Es gab keinen Streit beim Konklave. Wir waren alle einverstanden mit Bergoglio, so daß wir ihn in nur anderthalb Tagen gewählt haben, obwohl wir für zwei Wochen zu essen und zu trinken hatten.“

Kardinal Braz de Aviz nahm anläßlich des Tages Pro Orantibus an einer Tagung zur Apostolischen Konstitution Vultum Dei quaerere teil. Diese höchst umstrittene Konstitution, die 2016 von Papst Franziskus erlassen wurde, bezeichnen Kritiker als „Sowjetisierung“ der kontemplativen Frauenklöster. Zur Tagung, die auf Wunsch von Papst Franziskus stattfindet, kamen Klausurschwestern aus der ganzen Welt zusammen. Der Kardinal betonte ihnen gegenüber die „Bedeutung der Verbundenheit mit dem Papst“ und forderte dazu auf:
„Bereit zu sein auf den Herrn und den Papst zu hören, um das tausendjährige geweihte und kontemplative Leben zu ‚aggiornare‘ (aktualisieren)“.
Und weiter:
„Das Konzil fordert von uns, Jünger Jesu zu werden und mit der Kultur des Augenblicks in den Dialog zu treten und nicht mit der der Vergangenheit“.
Mit einer kryptischen Aussage ließ Braz de Aviz aufhorchen. Laut Meinung des Kardinals habe der Heilige Geist früher stabilisiert, heute aber destabilisiere er:
„Der Heilige Geist ist heute mehr ein Zeichen der Instabilität als der Stabilität: Er bewegt das Wasser und läßt uns das Wasser bis zum Hals stehen, damit wir uns nicht auf unseren Sicherheiten ausruhen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
„Der Heilige Geist ist heute mehr ein Zeichen der Instabilität als der Stabilität.“ Na, wenn diese Aussage nicht mal in ganz hohem Maße auf die letzte Papstwahl zutrifft? Ich vermute allerdings eher, dass der Heilige Geist seinerzeit außen vorgelassen wurde bzw. er sich aus einem Grund, den wir nur vermuten können, eher zurückgezogen hatte. Aber vielleicht war es auch eine Art Bewerbungsrede fürs nächste Konklave – sollte es noch einmal dazu kommen. Kardinal Braz de Aviz scheint das nötige (Negativ-)Charisma zu besitzen, um die von ihm zurecht erkannte Instabilität dieses Pontifikat erfolg- bzw. folgenreich weiterführen zu können. Aq
Eigentlich nur unglaublich. Zumal der Papst genausowenig Petrus ist wie er der Nachfolger Christi ist. Er ist mit aller Beschränkung, die das gegenüber diesen Übertreibungen bedeutet, bloß der Nachfolger Petri als Bischof von Rom. Aber man muss zugeben, dass auch Päpste im Mittelalter ab und zu solche Überspanntheiten vertreten lassen. Deshalb gibt es aber auch keine Sedis, die die Sedisvakanz so weit zurückreichen lassen.
Vertreten haben, muss es in meinem ersten Comment natürlich heißen.
„Der Heilige Geist ist heute mehr ein Zeichen der Instabilität als der Stabilität.…“ Diese, wenn auch vorschnelle Behauptung über den Heiligen Geist, scheint mir eine Verfehlung gegen den Heiligen Geist zu sein. Hoffentlich wird ihm das noch rechtzeitig bewusst.