
Analyse zur Amazonassynode von Marco Tosatti.
Er hat es wieder getan. Dieses Mal aber mit noch größerer Arroganz als das vorige Mal. Auf den Punkt gebracht: Er organisierte eine lokale Synode, die vor Ort hätte durchgeführt werden müssen, um vor Ort eventuelle Probleme einer Situation zu überprüfen, von der wenige der weltweit 1,3 Milliarden Katholiken berührt werden, um als Spitze des Keils Veränderungen durchzusetzen, die schnell von interessierten Bischöfen da und dort und überall aufgegriffen werden, und die nicht approbiert worden wären, wenn sie einer „echten“ Weltsynode vorgelegt worden wären.
Ich versuche katholischen Freuden und Kollegen zu erklären, was passiert ist. Die Deutsche Bischofskonferenz, die der größte Geldgeber des Heiligen Stuhls ist und folglich glaubt, ihre Politik diktieren zu können, will Änderungen in verschiedenen Punkten der katholischen Lehre: Priesterzölibat, die Rolle von Frauen, Laien, Homo-Ehe usw.
Die Deutschen sind seit Jahrzehnten auch der große Geldgeber der Kirche in Brasilien, und die brasilianische Befreiungstheologie, die dann zur Indio-Theologie wurde, ist in Deutschland entstanden und gedeiht in Brasilien auch dank deutscher Bischöfe: Kräutler zum Beispiel, ein großer Ideengeber der Synode (der fotografiert wurde, wie er in Rom spazierenging und mit einer unbekannten Frau Händchen hielt…), der sich damit rühmte, noch nie einen Indio getauft zu haben; und Spengler und Hummes und andere mehr…
Die von den Deutschen gewollten Änderungen, wären nicht angenommen worden, wenn sie einer kollektiven Prüfung durch den Weltepiskopat unterzogen worden wären – wie es sein sollte, da sie Auswirkungen auf die ganze Kirche haben werden. Deshalb wurde der Trick mit der Amazonassynode erfunden und mit einem Schuß Öko-Sauce garniert, die heute in der Sprache der Herren der Welt so in Mode ist – und daher auch jener des Papstes.
Aber warum in Rom?
Hier liegt die List.
Einerseits ist die Mehrheit der Teilnehmer „lokal“, da es sich um eine „lokale“ Synode handelt, das heißt, es mußten nur Bischöfe geladen werden, die die Änderungen befürworten. Dadurch konnte man sich sicher sein, daß die Vorschläge, wenn auch nur mit beratender Wirkung, durchgehen. Wenn man es aber in Rom tut, können die Ergebnisse sofort ein Upgrade auf eine höhere Ebene erfahren. So wurde vom Papst bereits die Hoffnung geäußert, das nachsynodale Schreiben bereits in zwei Monaten vorlegen zu können. Es wird mit Sicherheit aufgreifen, was von der Lokalsynode empfohlen wurde, und da das Schreiben vom Papst kommt, kann es gar nicht anders, als Auswirkungen auf die ganze Kirche zu haben…

Deshalb spreche ich vom Papst „der drei Karten“, weil diese Schläue, die es an Klarheit und Transparenz vermissen läßt, der Kirche nicht würdig ist. Sie riecht nach einer jesuitischer List im schlimmsten Sinn des Wortes. Und alles deutet darauf hin, daß das nachsynodale Schreiben zumindest in ihren wesentlichen Zügen bereits fertig ist. Sechzig Tage sind sehr wenig, um die Sache zu studieren und ein Dokument vorzubereiten, wenn das der Papst wirklich selbst tun wollte. Er ist voller Verpflichtungen (einschließlich einer Reise nach Thailand und Japan). Vielleicht liegt es also fertig zwar nicht in einer Schublade im Büro des Papstes, aber dafür in der einiger seiner Mitarbeiter.
Das Schlußdokument enthält eine Vielzahl von kulturellen, ökologischen, sozialen und pastoralen Themenbereiche (siehe dazu Die Amazonassynode hat beschlossen – was geplant war).
Gewiß, das Problem der Frauenämter wird schwer zu lösen sein, da die Kommission, die mit der Untersuchung des Problems beauftragt war, zu einem negativen Ergebnis gelangt ist. Offenbar hatten die Diakonissen der frühen Kirche nichts mit dem Weihesakrament zu tun. Aber keine Sorge: Der Papst hat bereits eine neue Kommission angekündigt, mit neuen Leuten … , und wollen wir wetten, daß ihr die Mitglieder, die dagegen waren, nicht mehr angehören werden, und daß die Kommission solange weitermachen wird, bis sie nicht in irgendeinem entlegenen Winkel in den Bergen des Kaukasus die Frauen gefunden haben wird, die im 6. Jahrhundert…?
Die gute Nachricht ist, zumindest für den der schreibt, daß trotz der Zusammensetzung der synodalen Versammlung und dem völligen Mangel an Transparenz (beschämend in einer Kirche, die sie in Worten proklamiert) und an freier Information über die Synodenarbeiten, von 169 abstimmenden Synodalen 41 die Nr. 111 über die „viri probati“ abgelehnt haben. Und daß bei dem Wunsch nach Fortsetzung des Studiums des Frauendiakonats 30 mit Nein stimmten. Das heißt: Es gibt jene, die keine Angst haben, das Lehramt aller Zeiten zu verteidigen.
Das muß auch der Papst bemerkt haben, denn er warnte und schimpfte wie üblich und wie jeder unzufriedene Despot. Wir zitieren von Vatican News, der offiziellen Nachrichtenseite:
„An die Massenmedien: Niemand hat verloren, alle haben wir gewonnen
Franziskus dankt schließlich dem Synodensekretariat und allen, die an der Organisation mitgearbeitet haben, und bittet die Medien, denen er für ihre Arbeit dankte, daß sie bei der Verbreitung des Schlußdokuments ‚vor allem dem Teil der Diagnose folgen sollten, der der stärkste Teil ist‘: kulturelle, soziale, pastorale Diagnose, ökologische Diagnose. Und sich nicht damit aufhalten, was ‚zur Frage der Ordnung beschlossen wurde‘ und sich nicht fragen, ‚ob diese Partei oder jene Partei verloren hat‘.
Die katholischen Eliten, ‚die auf die kleinen Dinge achten und die Großen vergessen‘.
Dies auch deshalb, weil es ‚immer eine Gruppe von Christen gibt, von Eliten ob diese Art der Diagnose sehr klein wäre, diese Art der Reduzierung auf die Ordnung‘. ‚Nein‘, erklärt der Papst mit Nachdruck, ‚wir haben alle gewonnen mit der gemachten Diagnose, und wird werden in den pastoralen und interkirchlichen Angelegenheiten weiter vorangehen.‘ Diese Eliten, heute ‚vor allem die katholischen‘, beklagte sich Papst Franziskus, ‚legen Wert auf Kleinigkeiten und vergessen das Große‘. ‚Weil sie‘, und er zitiert [Charles] Peguy, ‚nicht den Mut haben, sich auf die Optionen des Menschen und die Lebenslösungen des Menschen einzulassen, glauben sie, für Gott zu kämpfen. Weil sie niemanden lieben, glauben sie, Gott zu lieben.‘
Die nächste Synode könnte über die Synodalität sein.
Der Papst teilt mit, er wolle ’noch vor Jahresende‘ das nachsynodale Schreiben veröffentlichen können, ‚damit nicht zuviel Zeit vergeht‘. ‚Alles hängt von der Zeit ab, die ich haben werde, um denken zu können.‘“
Eure Heiligkeit, bitte! Die Eliten sind jene der Theologen und Bischöfe der 70er Jahre, die mit unbekannten Frauen an der Hand herumlaufen und versuchen, Thesen und Praktiken vorzuschlagen, die allein in Brasilien dazu führen, daß Hunderttausende von Katholiken eine ideologische Kirche verlassen werden, und das gleiche passiert im Amazonas, während weltweit eine wachsende Zahl von „normalen“ Katholiken verwirrt und enttäuscht das kirchliche Theater beobachtet.
Wir schließen mit dem, was ein Priester über die Synode schreibt, der zuvor Anglikaner war und heute katholischer Priester ist:
„Zum ersten Mal seit meiner Bekehrung zum katholischen Glauben glaube ich, wenn ich noch Anglikaner wäre, daß ich mir jetzt die Mühe nicht gemacht hätte, mich zu bekehren. Versteht mich nicht falsch, ich würde niemals zum Anglikanismus zurückkehren … aber ich glaube nicht, daß ich als Anglikaner jetzt den Sinn erkennen könnte, katholisch zu sein. Momentan bietet die katholische Kirche nur an, was die Anglikaner schon vor 20 Jahren gefördert haben … kurz bevor sie zusammengebrochen sind … es ist peinlich.“
Oh ja, es ist peinlich, Eure Heiligkeit. Und auch tragisch.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican News/Marco Tosatti (Screenshot)
…und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen! Welch eine Zusage und Hoffnung.
Wer ist die Frau mit der Erwin Händchen hält?