
(Rom) Am vergangenen Dienstag, 3. Juli, empfing Papst Franziskus den brasilianischen Kardinal Claudio Hummes in Audienz. Während das vatikanische Presseamt lediglich die Audienz für den „emeritierten Präfekten der Kleruskongregation“ mitteilte, veröffentlichte VaticanNews einen Bericht und ein Interview mit dem deutschstämmigen Purpurträger und ehemaligen Erzbischof von Sao Paulo. Das Thema der Begegnung war die Amazonassynode.
Kardinal Hummes, der am 8. August 84 Jahre alt wird, ist Vorsitzender der Amazonas-Kommission der Brasilianischen Bischofskonferenz und Vorsitzender der Red Ecclesial Panamazonica (REPAM), die im Herbst 2014 zur Vorbereitung der Amazonassynode gegründet wurde, die im Oktober 2019 stattfindet. In seinen Händen laufen zum Thema viele Fäden zusammen.
Franziskus der „große Animateur der Amazonassynode“

Die Tatsache, daß Papst Franziskus diese Synode erst im Oktober 2017 einberief, verdeutlicht, wie lange bereits hinter den Kulissen daran gearbeitet wird.
REPAM wurde von Papst Franziskus neben dem römischen Ständigen Sekretariat der Bischofssynode mit der Synodenvorbereitung beauftragt. Der Kardinal ist einer von 18 Mitglieder einer Vorsynode, die von Papst Franziskus ernannt wurden.
VaticanNews bestätigte, was ohnehin vermutet wurde: Die Audienz stand ganz im Zeichen der Amazonassynode. In seinem Interview lobte Kardinal Hummes den Papst als „großen Animateur der Amazonassynode“.
Als Zweck der Amazonassynode nannte Hummes gegenüber:
„Die Synode ist gerufen, auf die Frage Antwort zu geben, ob die Kirche im Amazonas ihre Mission erfüllt. […] Konkret: Wie ist die Evangelisierung zu aktualisieren?“
Zur Erinnerung:
Laut REPAM-Angaben geht es vor allem um die Indio-Völker der Amazonas-Region, einer riesigen, aber dünnbesiedelten Fläche. Die Zahl der Dschungel-Indios wird mit 200.000 oder knapp mehr angegeben. Wie viele davon Katholiken sind, ist nicht bekannt. In Summe eine überschaubare Größe im Vergleich zur Gesamtzahl der Katholiken, die weltweit 1,3 Milliarden beträgt.
Die Amazonassynode und die „neuen Modelle für den Planeten“
Dennoch wird seit 2014 mit anschwellendem Nachdruck ein „Notstand“ verkündet, als würde sich das Schicksal der Kirche im Amazonas-Urwald entscheiden.
Das entscheidende Stichwort lieferte Kardinal Humes gleich im nächsten Satz seines Interviews:
„Die Laien leisten eine große Arbeit, aber es gibt nur sehr wenige Priester, die die Sakramente zu spenden haben.“
Zum Priestermangel äußerte der Kardinal bereits in der Vergangenheit eine eigenwillige Meinung.
Der zweite Aspekt ist ökosozialer Natur und betrifft neue „Modelle“ der Sozialpolitik, der Ressourcenverteilung, der Arbeit:
„Die Synode muß sich fragen, an welchen Entwicklungsmodellen man sich für die Zukunft des Amazonas, aber auch des Planeten orientieren soll“.

Am Dienstag veröffentlichte REPAM eine volkstümliche Fassung des Vorbereitungsdokumentes für die Amazonassynode. Das eigentliche Vorbereitungsdokument war bereits am 8. Januar 2018 vorgestellt worden. Wozu also eine zweite Fassung?
Die erste galt als „zu schwierig“. Die neue Fassung soll offensichtlich die gewollten Ziele in der gewünschten Form unter das Volk bringen.
REPAM erklärt, die Stimme des Volkes aufgreifen und in der Synode umsetzen zu wollen. Der Eindruck ist allerdings ein anderer. Kritiker sprechen davon, daß vielmehr dem Volk durch REPAM eine vorgefertigte Meinung in den Mund gelegt werden soll, die dann als Volksmeinung von REPAM „aufgegriffen“ wird, um bei der Synode ein bereits vorgefertigtes Ergebnis durchzusetzen.
Die Rede ist daher von einer Manipulation des Volkes und einer Manipulation der Synode. Die 28 Fragen, teils im suggestiven Unterton, die in der Volksversion des Vorbereitungsdokuments enthalten sind, bestätigen den Eindruck.
Manipulationen und vorgefertige Ergebnisse

Entsprechende Vorwürfe waren bereits zur Doppelsynode über die Familie laut geworden. Kardinal Raymond Burke erhob bereits während der ersten Familiensynode im Oktober 2014 den Vorwurf des Verrats erhoben. Kurz nach Synodenende wurde er von Papst Franziskus abgesetzt und aus dem Vatikan verbannt.
Gleich zu Beginn der zweiten Familiensynode 2015 protestierten gleich 13 Kardinäle gegen den Eindruck einer „gelenkten“ Synode mit „vorgefertigten Ergebnissen“. Offenbar fühlte sich jemand ertappt. Franziskus tobte und sprach von einer „konspirativen Hermeneutik“.
Einen Tag nachdem Kardinal Hummes von Papst Franziskus in Audienz empfangen wurde, schrieb Erzbischof Luigi Negri in einem Kommentar über die Bischofssynoden unter Franziskus:
„Was inakzeptabel scheint ist diese Situation des Vorgefaßten, weshalb diese Dokumente wie bereits im voraus geschrieben wirken. Sie scheinen für jedes Argument der Synoden bereits geschrieben zu sein.“
Im Vorwort zur neuen volkstümlichen Version des Vorbereitungsdokumentes und in der neuen Fassung selbst betont REPAM mehrfach, daß nach einem „Schema“ vorgegangen werde, um die Antworten des Fragebogens zur Synode zu „systematisieren“, aber auch um die Vorbereitungen abzuwickeln und die Synodenarbeiten durchzuführen.
Konkret organisiert REPAM in allen neun Staaten „Versammlungen“, die Anteil am Amazonas-Becken haben. Dieser „Prozeß der territorialen Befragung“ wird basisdemokratisch durchgeführt. Alle Versammlungen haben bis spätestens 30. Januar 2019 stattzufinden, wie die neue REPAM-Broschüre informiert. Die Broschüre gibt die Denkrichtung vor und lenkt mit 28 Fragen, die von den Versammlungen beantwortet werden sollen, den „Prozeß“.
„Die Feier der Eucharistie lädt uns ein, im Brot und im Wein, Früchte der Erde und der Arbeit von Frauen und Männern, eine kosmische Liebe wiederzuentdecken.“
Zwei der 28 Fragen:
- Wie die speziellen Eigenschaften der indigenen Völker in die Sakramente einbinden?
- Wie nimmt die Gemeinschaft der Gläubigen an den Diensten teil, die der Kirche im Amazonas leben verleihen?
Das Amazonaspriestertum ohne Zölibat
Ein eigenes Kapitel ist den „Ämtern mit Amazonaswurzeln“ gewidmet. Seit Ende 2015 häufen sich die Indizien, daß die eigentliche Absicht der Synode die Aufhebung des priesterlichen Zölibats und die Einführung eines „indigenen“, verheirateten Priestertums ist. Die Dinge werden in Dokumenten nicht offen angesprochen. In Interviews haben es Kardinal Hummes und sein Adlatus, der Vorsitzende von REPAM-Brasilien, Msgr. Erwin Kräutler, schon vielfach getan.
In der Broschüre heißt es:
„Wir müssen die Inhalte, Methoden und die Einstellungen einer Revision unterziehen, um eine eingefleischte Pastoral zu erreichen. Zudem brauchen wir neue Ämter für die Vertreter der Pastoral. Wir müssen einen Typus Amt finden, der den Frauen verliehen wird wegen ihrer zentralen Rolle, die sie in den Gemeinschaften einnehmen, und ein indigenes und auf dem Territorium entstandenes Priestertum fördern, damit das Volk Gottes die Eucharistie näher fühlt.“
Zu diesem Bereich werden von REPAM zwölf Fragen vorgelegt:
- Welche Kirche träumen wir für den Amazonas?
- Was ist für dich eine Kirche mit Amazonaswurzeln, und welche Merkmale soll sie haben?
- Eine der Herausforderungen im Amazonas ist die Unmöglichkeit, an allen Orten die Eucharistie zu feiern. Was sollen wir tun?
- Welche Rolle sollen die Laien und Laiinnen in der katechetischen und liturgischen Pastoral und in der Verteidigung des Gemeinsamen Hauses spielen?
- Wie soll die Kirche auf die Ungerechtigkeiten im Amazonas antworten?
- Welche Merkmale sollen die Personen haben, die die Gute Nachricht im Amazonas verkünden?
- Welches sind die eigenen Dienste und Ämter des Amazonas und seiner kirchlichen Jurisdiktion, und welche Merkmale haben sie?
- Welche eigenen Dienste und Ämter des Amazonas sollen geschaffen und gefördert werden?
- Auf welche Weise kann das geweihte Leben mit seinen Charismen zum Aufbau einer Kirche mit Amazonaswurzeln beitragen?
- Wie kann die Rolle der Frauen in unserem Traum von einer Amazonaskirche erkannt und aufgewertet werden?
- Wie trägt die Volksfrömmigkeit dazu bei, neue Möglichkeiten der Kirche im Amazonas zu schaffen?
- Wie können die Medien und die verschiedenen Kommunikationsformen, die im Amazonas existieren, dazu beitragen, eine autochthone Kirche zu fördern?
Die zentrale Botschaft wird im Schlußsatz in Großbuchstaben (!) noch einmal wiederholt:
„WIR ALLE HABEN MITZUREDEN, UM UNSERE KIRCHE ZU VERÄNDERN“.
Nicht der Einzelne soll sich verändern, sondern die Kirche hat sich zu verändern, wenn es nach REPAM und den Machern der Amazonassynode geht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: REPAM/MiL (Screenshots)
Die zentrale Botschaft wird im Schlußsatz in Großbuchstaben (!) noch einmal wiederholt:
„WIR ALLE HABEN MITZUREDEN, UM UNSERE KIRCHE ZU VERÄNDERN“. Aber ist das nach den Veränderungen noch die Kirche Jesu? Wer ist mit wir alle gemeint? Auch die Judasse? Mir graut davor.Priester ist Prieste, von Christus berufen, nicht von Bischof Kräutler, auch nicht von Franziskus. Herr, erbarme Dich Deiner Kirche.