Von Caminante Wanderer*
Wir erfuhren gestern über Specola, daß die Synodalen [der Synodalitätssynode] bereits ein Dokument über das weibliche Diakonat fertiggestellt haben und daß das Dikasterium für die Glaubenslehre mit der Ausarbeitung des endgültigen Berichts betraut sein wird. Das bedeutet eine unmittelbare Gefahr! Angesichts der Vorgeschichte des Präfekten dieses Dikasteriums, der keine Gelegenheit ausläßt, der Kirche schwerste Probleme zu bereiten, könnte eine solche Veröffentlichung in einer regelrechten Katastrophe enden. Kardinal Müller hat bereits darauf hingewiesen, daß die Tatsache, daß die drei heiligen Weihegrade ausschließlich Männern vorbehalten sind, ein Dogma ist. Man kann sich ausmalen, was geschehen würde, wenn Tucho auch in einem derart sensiblen Bereich mit der Brechstange vorginge.
Ich ahne – und es ist nicht mehr als eine Vermutung –, daß der Kardinal aus Alcira Gigena erneut zu seiner bekannten Taktik greifen wird, die er vermutlich für genial hält und die er bereits in Fiducia supplicans angewandt hat: Es handle sich um eine nichtliturgische Segnung zweier Liebender jeweils einzeln, aber nicht des Paares als solchem. Übertragen auf den aktuellen Fall könnte er nun sagen: Das weibliche Diakonat gehöre nicht zum Weihesakrament, sondern sei ein Dienstamt; folglich könnten Frauen es empfangen, da Papst Franziskus dies 2021 so bestimmt habe. Das Diakonat, sofern es Frauen verliehen würde, wäre dann eine Art Aufwertung des Akolythats; in der Sprache der Luftfahrt würde man von Economy in Premium Economy aufsteigen, ohne jedoch Business zu erreichen.
Die Frauen dürften eine Albe tragen und ein zum liturgischen Farbschema passendes Stoffband, ähnlich einer Stola, die aber ausdrücklich nicht Stola genannt würde – und in weiblicher Manier würde es wie ein Art Schal getragen (oder eben wie eine Stola). Mit anderen Worten: ein „Ja, aber nein“. Verwirrung, Chaos und eine noch größere Spaltung.
Das einzige, was er – falls meine Ahnung sich bewahrheiten sollte – damit erreichen wird, ist, daß die Konservativen sich noch stärker empören und die Frauen sich gegen ihn wenden (und zwar heftig!), weil sie kein betrügerisches oder falsches Diakonat wollen und empört beklagen wergen, erneut wie Katholiken zweiter Klasse behandelt zu werden.
Der Catholic Herald ist eine der ältesten und einflußreichsten katholischen Zeitungen der englischsprachigen Welt. Sie wurde 1888 gegründet. Vergangene Woche veröffentlichte sie folgenden Artikel, der nichts anderes aussagt als das, was wir immer wieder vorbringen: Kardinal Víctor Manuel „Tucho“ Fernández ist für das Amt, das er bekleidet, nicht kompetent und wird der ganzen Kirche weiterhin Probleme bereiten — und zwar sehr schwerwiegende. Daher ist es notwendig, ddaß Papst Leo XIV. ihn so bald wie möglich von seinem Amt entbindet.
Der Posten von Kardinal Fernández im Vatikan hat unnötigen Skandal und Zwietracht verursacht
Von Michael Haynes
Das theologische Erdbeben, die Kardinal Víctor Manuel Fernández Anfang November auslöste, war völlig vorhersehbar und unterstreicht den derzeit beklagenswerten Zustand des Amtes, das er leitet.
Es schien in Rom seit langem Praxis zu sein, daß ein Kleriker nicht notwendigerweise eine natürliche Befähigung für jene Aufgabe besitzen muß, für die er in den Vatikan berufen wird. Der Fall des in Ungnade gefallenen Bischofs Gustavo Zanchetta ist ein prominentes Beispiel. Als Zanchetta 2017 aufgrund der Enthüllungen homosexueller Übergriffe auf Seminaristen sein Amt als Diözesanbischof beschämt niederlegte, schuf Papst Franziskus eigens einen neuen Posten für den Bischof im Vatikan und verteidigte ihn zwei Jahre lang.
Ähnlich verhielt es sich mit Pater Marko Rupnik, dessen Kunstwerke und Mosaike die Wände vieler bedeutender Einrichtungen Roms schmücken, während Berichte über seinen Mißbrauch von Ordensfrauen von den zuständigen Oberen heruntergespielt wurden. Ungeachtet der mutmaßlichen Serienübergriffe und der engen Verbindung zwischen diesen und seinem künstlerischen Schaffen war Rupnik der gefragte Künstler der Saison – und welch lange Saison er gehabt hat.
Seit 2023 hat die Kirche etwas ähnliches mit Kardinal Fernández erlebt, der von seinem langjährigen Freund und Mentor Papst Franziskus an die Spitze der Kongregation für die Glaubenslehre (heute Dikasterium für die Glaubenslehre) berufen wurde. Fernández’ Vergangenheit war derart problematisch, daß die Glaubenskongregation 2009 eine Akte über ihn führte, in der Bedenken hinsichtlich seiner Schriften festgehalten waren. Ssie führte sogar zu einer vorsorglichen Untersuchung, als der damalige Kardinal Bergoglio ihn zum Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien ernannte.
In den vergangenen Monaten sind einige der skandalöseren Bücher aus Fernández’ früherem Schaffen ans Licht gekommen, darunter seine sexuell expliziten Werke über Küsse und Orgasmen. Sie waren so verheerend peinlich für sein öffentliches Bild als neuer Präfekt des Glaubensdikasteriums, daß sie in den biographischen Informationen des Vatikans weggelassen wurden – ein gescheiterter Versuch, seine Vergangenheit auszulöschen.
Seine Amtsführung im Glaubensdikasterium ist nicht besser als jene argentinische Vergangenheit. Weniger als sechs Monate nach Amtsantritt veröffentlichte Fernández Fiducia supplicans, ein Dokument, das einer kirchlichen Spaltung und einem Bürgerkrieg so nahekam wie kaum etwas seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Kritik war derart weit verbreitet und entschieden, daß er die Demütigung über sich ergehen lassen mußte, daß einer der engsten Berater von Papst Franziskus, Kardinal Fridolin Ambongo, persönlich beim Papst eine Art „Ausstiegsklausel“ für Afrika erwirkte.
Fernández hat während seiner kurzen Amtszeit durchaus zügig gearbeitet, eine Anzahl von Dokumenten veröffentlicht und auch den Rückstau an Dossiers über angebliche übernatürliche Visionen im Glaubensdikasterium abgearbeitet – mit sehr gemischten Ergebnissen, etwa seinem kläglichen Dokument über übernatürliche Phänomene im Frühjahr 2024.
Er verursachte in seinen ersten Monaten ein solches mediales Aufsehen und derartige Kontroversen, daß bald klar wurde: Jemand mußte ihm gesagt haben, er solle aufhören, Interviews zu geben und auf externe E‑Mails zu antworten. Die Reaktionen, die seine Arbeit hervorrief, verstärkten nur die ohnehin weit verbreiteten Skepsis gegenüber dem Pontifikat von Franziskus.
Kein Wunder also, daß Fernández mit seinem jüngsten Dokument Mater Populi fidelis über Maria als „Miterlöserin“ abermals nichts als Verwirrung, innerkirchliche Kämpfe und eine weitere Herabwürdigung seines Amtes produziert hat. Mit seiner Erklärung, der Begriff „Miterlöserin“ sei „immer unangemessen“, wischte der Kardinal beiläufig Jahrhunderte theologischer Entwicklung und Jahrzehnte päpstlichen Sprachgebrauchs beiseite und verbannte sie in eine bloße Fußnote.
Er tat dies zudem auf eigentümliche Weise: Er veröffentlichte das Dokument bei einer Art „Launch-Party“ statt auf einer normalen Pressekonferenz und erklärte, dies geschehe, um zu vermeiden, daß Journalisten Fragen stellten, da sie die theologischen Feinheiten des Textes nicht verstehen würden. Nahezu ein direktes Zitat. Doch das ging schon im Raum selbst nach hinten los, als ein Mariologe begann, Fernández wegen des Textes anzuschreien.
Doch die Frage drängt sich auf, warum der Kardinal den Text überhaupt verfaßte. Die Bewegung für eine formale Erklärung Mariens als Miterlöserin ist in der Kirche relativ klein, und ihre lautesten Vertreter sind angesehene Theologen und Marienforscher – keineswegs Randfiguren. Alles, was Mater Populi fidelis tatsächlich erreicht hat, ist, die Aufmerksamkeit für die theologische Debatte auf ein neues und nahezu beispielloses Niveau zu heben. Katholiken, die den Begriff oder die damit verbundene Frömmigkeit bisher nicht kannten, begegnen nun Argumenten zu deren Gunsten, da die Mariologen, die dies befürworten, ihre Bemühungen intensivieren, die Natur dieser Verehrung darzulegen.
Kurz: Wie schon bei Fiducia supplicans gab es keinen wirklichen Grund, Mater Populi fidelis zu verfassen, und alles, was es bewirkt hat, ist ein Rückschlag gegen Fernández’ öffentliches Anliegen.
Der erfahrene katholische Journalist Phil Lawler brachte dieses Empfinden zum Ausdruck, als er schrieb:
„Manchmal, wenn es nicht notwendig ist, etwas zu sagen, ist es notwendig, nichts zu sagen. Dies dürfte einer jener Fälle gewesen sein. Die Reaktionen auf die vatikanische Erklärung waren völlig vorhersehbar: ein Aufheulen jener Menschen, die sich durch Aussagen aus dem Vatikan in den vergangenen 15 Jahren verraten und verlassen fühlen.“
Bedauerlicherweise ist dies nur das jüngste einer langen Reihe von PR-Desastern und theologischen Kontroversen, die den Vatikan seit der Ankunft von Kardinal Fernández vor etwas mehr als zwei Jahren geplagt haben.
Bevor er seine derzeitige Aufgabe antrat, erklärte der damalige Erzbischof Fernández freimütig: „In vielen Fragen bin ich weit progressiver als der Papst“ – gemeint war Papst Franziskus. Zu einer Zeit, in der die Kirchen vor allem in Europa Mitglieder verlieren und die Berufungen Jahr für Jahr zurückgehen, war dies ein kühnes Bekenntnis.
Ich fragte einen seiner Vorgänger um eine Reaktion auf diese Äußerung. „Das Lob der Mainstream-Medien für die progressiven Reformer hat sich bislang noch nicht in einer Hinwendung der Menschen zum Glauben an Jesus Christus niedergeschlagen“, sagte mir der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, kurz nach Fernández’ Ernennung. „Denn nur auf den Sohn des lebendigen Gottes können sie ihre Hoffnung setzen – im Leben wie im Sterben.“
Skandale, Kontroversen, Ungenauigkeiten und ein allgemein mangelnder wissenschaftlicher Ton sind unter Fernández’ Leitung des Dikasteriums für die Glaubenslehre zur Gewohnheit geworden. Er hat nicht nur gezeigt, daß er für diese Aufgabe ungeeignet ist, sondern dies selbst eingestanden, als er erklärte, er besitze keine besondere Fähigkeit, den disziplinarischen Bereich des Glaubensdikasteriums zu führen.
Theologen, führende Kirchenmänner und selbst einfache Journalisten verzweifeln zunehmend am beklagenswerten Zustand, in den Fernández das einst geachtete Glaubensdikasterium geführt hat. Und wenn Papst Leo irgendeine Form von Frieden und Ordnung in der Kirche wiederherstellen will, dann darf Fernández nicht im länger Amt bleiben.
*Michael Haynes ist ein freiberuflicher englischer Journalist und Mitglied des Pressekorps des Heiligen Stuhls. Sie können ihm auf X folgen oder auf seiner Website Per Mariam.
*Caminante Wanderer, argentinischer Philosoph und Blogger.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Caminante Wanderer

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