Der Audienzenreigen bei Papst Leo XIV. – alte Bekannte, neue Fragen

Sr. Lucia Caram und P. James Martin, zwei Homo-Aktivisten, bei Leo XIV.


Papst Leo XIV. mit Sr. Lucia Caram
Papst Leo XIV. mit Sr. Lucia Caram

Der Audi­en­zen­rei­gen bei Papst Leo XIV. setzt sich unver­min­dert fort. Im Unter­schied zu sei­nem unmit­tel­ba­ren Vor­gän­ger spricht der regie­ren­de Pon­ti­fex zumin­dest mit allen – dar­in folgt er dem Bei­spiel Bene­dikts XVI., der zu Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats eben­falls Ver­tre­ter auch theo­lo­gisch höchst gegen­sätz­li­cher Rich­tun­gen emp­fing. Nicht alle Begeg­nun­gen tru­gen damals Früch­te. Ob es unter Leo XIV. anders sein wird, bleibt abzu­war­ten.
Vom Besuch des ita­lie­ni­schen Vize­pre­miers und Lega-Chefs Matteo Sal­vi­ni war bereits die Rede. Doch auch inner­halb der Kir­che tut sich Bemerkenswertes.

Eine Ordensfrau in Audienz: Sr. Lucía Caram

Anzei­ge

Am 28. August emp­fing Papst Leo XIV. die argen­ti­ni­sche Domi­ni­ka­ne­rin Sr. Lucía Caram. Die umtrie­bi­ge Klau­sur­schwe­ster ohne Klau­sur („die Welt ist mein Klo­ster“) lebt in Kata­lo­ni­en und ist dort häu­fi­ger Gast im Rund­funk. Bekannt wur­de sie durch ihre Nähe zur mar­xi­stisch inspi­rier­ten Befrei­ungs­theo­lo­gie. Die Medi­en rei­chen sie unter dem Eti­kett „Sozi­al­ak­ti­vi­stin“ her­um. In Kata­lo­ni­en genießt sie Sym­pa­thien – wohl auch des­halb, weil sie den sepa­ra­ti­sti­schen Bestre­bun­gen nahe­steht und ins­ge­samt den „kirch­li­chen Auf­putz im links­po­pu­li­sti­schen Ton­fall“ liefert.

Sr. Caram hat sich über­dies im zwei­fel­haf­ten Öku­me­nis­mus akti­vi­stisch pro­fi­liert – und wur­de dafür ein­schlä­gig aus­ge­zeich­net. 2014 kür­ten kata­la­ni­sche Medi­en sie sogar zur „Kata­la­nin des Jahres“.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sprang sie auf den fah­ren­den Zug der Homo-Agen­da auf und bezeich­ne­te sich selbst als „schwar­zes Schaf“ – was ihr, wie sie sag­te, „egal“ sei. Papst Fran­zis­kus emp­fing sie mehr­fach in Audi­enz und hielt schüt­zend die Hand über sie – trotz offen­kun­di­ger Distanz zum domi­ni­ka­ni­schen Cha­ris­ma eines „ver­bor­ge­nen Lebens in Gott“. So warf ihr etwa Mut­ter Maria Pilar Cano, ehe­ma­li­ge Prio­rin des Domi­ni­ka­ne­rin­nen­klo­sters von Cór­do­ba (Spa­ni­en), vor, die­sen Geist nicht wirk­lich ange­nom­men zu haben.

Ganz Berg­o­glia­ne­rin, ent­hüll­te Sr. Caram 2023 vor lau­fen­der Kame­ra – ohne einen Namen zu nen­nen –, daß Papst Fran­zis­kus einen „Schwu­len“ zum Lei­ter eines „wich­ti­gen römi­schen Dik­aste­ri­ums“ ernannt habe. Sie plau­der­te frei­mü­tig aus dem Näh­käst­chen – mut­maß­lich, um Fran­zis­kus’ angeb­li­che Offen­heit medi­en­wirk­sam zu insze­nie­ren. Seit­dem wird gerät­selt, wen sie gemeint haben könn­te – beson­ders häu­fig wird Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez, Berg­o­gli­os Lieb­lings­zög­ling, genannt, der zum neu­en Glau­bens­prä­fek­ten ernannt wurde.

Wäh­rend der Pseu­do­pan­de­mie mit den auto­ri­tä­ren staat­li­chen Über­grif­fen ver­lor Sr. Caram voll­ends die Fas­sung – und schleu­der­te allen, die sich nicht imp­fen lie­ßen, mit unver­hoh­le­ner Aggres­si­on und berg­o­glia­ni­scher „Barm­her­zig­keit“ entgegen:

„Zur Höl­le mit euch!“

Die­se ver­ba­le Ent­glei­sung ent­hält eine gewis­se Iro­nie: Die von ihr ver­tre­te­ne Theo­lo­gie geht im Kern von einer „lee­ren Höl­le“ aus – oder etwa doch nicht? Wer links­ge­rich­te­te Ideo­lo­gen kennt, weiß, daß sie sich für Anders­den­ken­de die Höl­le sehr real denken.

Bemer­kens­wert ist: Im offi­zi­el­len Tages­bul­le­tin des Vati­kans vom 28. August taucht die­se Audi­enz nicht auf. Bekannt wur­de sie nur durch Fotos, die von Vati­can Media ver­öf­fent­licht wur­den. Über den Inhalt wur­de nichts verlautbart.

Wahr­schein­lich nahm Sr. Caram die Gele­gen­heit wahr, um Leo XIV. von ihrem Besuch in Kiew zu berich­ten, den sie drei Tage zuvor – am 25. August – absol­viert hat­te. Auf Ein­la­dung der spa­ni­schen Bot­schaft und der ukrai­ni­schen Prä­si­di­al­kanz­lei nahm sie dort an einer inter­re­li­giö­sen Zere­mo­nie teil – aus­ge­rech­net sie. Öffent­lich mach­te sie dies selbst auf Insta­gram.

Von Sr. Caram zu P. James Martin

Und wo Sr. Caram ist, da ist auch P. James Mar­tin SJ nicht weit – der bekann­te­ste Homo-Akti­vist im Cler­gy­Man. Heu­te früh wur­de er von Leo XIV. emp­fan­gen. Wie stets, wenn der US-Jesu­it spricht, ging es offen­bar auch dies­mal aus­schließ­lich um das eine The­ma. Auf X (vor­mals Twit­ter) ließ P. Mar­tin verlauten:

„Lie­be Freun­de, ich fühl­te mich geehrt und dank­bar, heu­te mor­gen Papst Leo XIV. im Apo­sto­li­schen Palast begeg­net zu sein. Es hat mich tief bewegt, die­sel­be Bot­schaft zu hören, die ich bereits von Papst Fran­zis­kus in bezug auf LGBTQ-Katho­li­ken ver­nom­men habe: eine Bot­schaft der Offen­heit und des Will­kom­mens. Ich erleb­te Papst Leo als ruhig, hei­ter und ermu­ti­gend. Für mich war es ein sehr tröst­li­ches Tref­fen. Bit­te betet für den Hei­li­gen Vater!“

Wie konn­te es anders sein: Kaum war die Audi­enz vor­bei, stand bereits Nico­le Win­field, die Vati­kan-Kor­re­spon­den­tin der Asso­cia­ted Press (AP) bereit – aus­führ­li­ches Inter­view und Bericht inklu­si­ve. Es bedarf kei­ner Phan­ta­sie, um zu ahnen, daß sie vor­ab infor­miert wor­den war. Die PR-Maschi­ne läuft prä­zi­se. Wenig spä­ter ver­brei­te­te AP die Schlagzeile:

„Papst trifft LGBTQ+-Verfechter und sichert Fort­set­zung des Kur­ses von Fran­zis­kus zu“

Der Jesu­it und Homo-Akti­vist Pater James Mar­tin heu­te nach der Audi­enz bei Papst Leo XIV.

Win­field schreibt:

„Papst Leo XIV. hat sich am Mon­tag mit einem der pro­mi­nen­te­sten Befür­wor­ter einer stär­ke­ren LGBTQ+-Inklusion in der katho­li­schen Kir­che getrof­fen und des­sen Enga­ge­ment aus­drück­lich ermu­tigt – nur weni­ge Tage vor einer geplan­ten LGBTQ+-Pilgerfahrt zum Vati­kan im Rah­men des Hei­li­gen Jah­res. Das Tref­fen gilt als kla­res Zei­chen der fort­ge­setz­ten Offen­heit im neu­en Pontifikat.“

Von Fran­zis­kus war bekannt, daß die Homo-Agen­da eine Prio­ri­tät war. Wie aber hält es Leo XIV. damit?

Wohin steuert Leo XIV.?

Wird Leo XIV. also den soge­nann­ten „inklu­si­ven Kurs“ von Fran­zis­kus fort­set­zen? Bedeu­tet das wei­ter­hin: kein Wort über die Leh­re der Kir­che zur Homo­se­xua­li­tät – jenes The­ma, das man unter Fran­zis­kus in den tief­sten Kel­ler ver­bannt hat? Kei­ne Mah­nung, kei­ne Leh­re, kein Kor­rek­tiv? Läuft alles wei­ter wie unter Fran­zis­kus – in Rich­tung einer schlei­chen­den Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät, obwohl sie zu den him­mel­schrei­en­den Sün­den zählt?

Im Moment ist nur bekannt, was P. James Mar­tin die Welt glau­ben machen will. Wird sich also auch unter Leo fort­set­zen, was unter Fran­zis­kus zum Mar­ken­zei­chen wur­de – daß die Besu­cher des Pap­stes die Bot­schaft bestim­men, weil der Hei­li­ge Stuhl ihnen exklu­siv das Wort überläßt?

Die ver­hee­ren­den Fol­gen die­ser Pra­xis lie­gen offen zuta­ge. Man den­ke an die Biden-Audi­enz zur Kom­mu­ni­on­fra­ge für Abtrei­bungs­po­li­ti­ker oder die skan­da­lö­sen Gesprä­che mit dem Athe­isten Euge­nio Scal­fa­ri. Die Kir­che hat dar­un­ter schwer gelitten.

Leo XIV. nahm sich für James Mar­tin 30 Minu­ten Zeit – wohl wis­send, daß jedes Detail welt­weit regi­striert wird. Am kom­men­den Wochen­en­de ist der „Homo-Ter­min“ im Ver­an­stal­tungs­ka­len­der des Hei­li­gen Jah­res ver­zeich­net. Nicht von der Kir­che orga­ni­siert, son­dern von Lob­by­grup­pen wie Out­reach (gegrün­det von P. Mar­tin), La Ten­da di Gio­na­ta (von Fran­zis­kus hofiert) und ande­ren. Doch durch die Auf­nah­me ins offi­zi­el­le Pro­gramm wird dem Gan­zen ein Qua­si-Sta­tus kirch­li­cher Bil­li­gung verliehen.

Die ver­häng­nis­vol­le Poli­tik der zwei­deu­ti­gen Signa­le wird also fortgesetzt?

Im Detail bleibt das kom­men­de Wochen­en­de abzu­war­ten – Illu­sio­nen sind jedoch fehl am Plat­ze. Nico­le Win­field sieht eine kla­re Linie – und ver­kün­de­te sie welt­weit über AP:

„Die Begeg­nung ist inso­fern bedeut­sam, als sie eine kla­re Kon­ti­nui­tät mit Papst Fran­zis­kus erken­nen läßt. Kein Papst vor ihm hat­te sich in ähn­li­chem Maße bemüht, LGBTQ-Katho­li­ken will­kom­men zu heißen.“

Die Handschrift von Franziskus – und ihre Folgen

Fran­zis­kus traf sich mehr­fach mit P. Mar­tin, ernann­te ihn zum Con­sul­tor im vati­ka­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­um, ver­schaff­te ihm eine eige­ne Platt­form beim Welt­fa­mi­li­en­tref­fen für das The­ma Homo­se­xua­li­tät und hol­te ihn ins Vor­be­rei­tungs­team der Syn­oda­li­täts­syn­ode. Kla­re Signa­le: Mar­tin ist ein „Guter“, der vol­le Rücken­deckung des Pap­stes genießt – ein deut­li­ches Zei­chen an Bischö­fe und Kir­chen­ver­tre­ter welt­weit. Im Novem­ber 2022 sprach Fran­zis­kus sogar eine direk­te Auf­for­de­rung aus: „Lest P. James Mar­tin!

P. James Mar­tin auf X über die heu­ti­ge Audienz

Die kirch­li­che Leh­re zur Homo­se­xua­li­tät änder­te Fran­zis­kus for­mell nicht – aus gutem Grund: Ein offe­ner Bruch mit der Leh­re hät­te Wider­stand aus­ge­löst. Statt­des­sen setz­te er auf Ver­än­de­rung durch Pra­xis: Wenn sich erst das kirch­li­che Han­deln ändert, so die Stra­te­gie, fol­ge das Den­ken von allein. Am Ende braucht es kei­ne offi­zi­el­le Lehr­än­de­rung mehr – weil der Wan­del längst voll­zo­gen ist –, oder die­se wer­de wider­stands­los und ohne Auf­se­hen umge­setzt wer­den können.

Die­se Metho­de bin­det nun Leo XIV. – wenn er nicht klar dagegenhält.

Prevosts Vergangenheit – und Leos Schweigen

Bis­her hat sich Leo XIV. in der Homo-Fra­ge auf­fäl­lig zurück­ge­hal­ten – obwohl sie eine der bren­nend­sten Front­li­ni­en dar­stellt. Anhalts­punk­te lie­fern nur frü­he­re Aus­sa­gen des heu­ti­gen Pap­stes aus der Zeit, als er noch Gene­ral­obe­rer des Augu­sti­ner­or­dens und Bischof Robert Fran­cis Pre­vost war.

2012 – unter Bene­dikt XVI. – ver­ur­teil­te Msgr. Pre­vost den „homo­se­xu­el­len Lebens­stil“ und warf den Medi­en vor, ihn zu „nor­ma­li­sie­ren“, ent­ge­gen der kirch­li­chen Lehre.

2023 – nach zehn Jah­ren Berg­o­glia­nis­mus – gab er sich zurück­hal­ten­der: Nie­mand sol­le aus­ge­schlos­sen wer­den „wegen sei­nes Lebens­stils, Berufs, Klei­dungs­stils oder was auch immer“. Zugleich beton­te er, die kirch­li­che Leh­re blei­be unverändert.

Doch an der kla­ren Grenz­zie­hung hapert die gan­ze Sache. Die kirch­li­che Homo-Lob­by arbei­tet gezielt an der Nor­ma­li­sie­rung, sprich Aner­ken­nung, der Homo­se­xua­li­tät. Was mit dem Wort „Inklu­si­on“ gemeint ist, wird immer deut­li­cher: Nicht die Per­son, son­dern die Homo­se­xua­li­tät selbst soll inte­griert werden.

Hier darf man sich kei­ne Illu­sio­nen machen.

Was wird Leo XIV. tun?

Leo XIV. muß kla­re Gren­zen zie­hen – deut­lich und bald –, wenn er der sich in der Kir­che aus­brei­ten­den Homo-Häre­sie Ein­halt gebie­ten will.

Am kom­men­den Wochen­en­de wer­den Homo-Akti­vi­sten als Grup­pe orga­ni­siert durch die Hei­li­ge Pfor­te des Peters­doms zie­hen. Die Bil­der wer­den um die Welt gehen. Doch mit wel­cher inne­ren Hal­tung betre­ten sie die­sen Ort? Von Gewis­sens­bil­dung und Sün­den­be­wußt­sein ist bis­lang nichts zu hören. Wo aber die­ses Bewußt­sein fehlt, wird Umkehr mensch­lich gese­hen unmöglich.

Gegen­über AP beton­te P. Martin:

„Die bevor­ste­hen­de Pil­ger­fahrt und die heu­ti­ge Audi­enz sind deut­li­che Zei­chen. Sie ste­hen im Ein­klang mit der kirch­li­chen Leh­re, daß Jesus gera­de den Men­schen am Rand begegnet.“

Und schloß mit der Bot­schaft, die er von Leo XIV. emp­fan­gen haben will:

„Wer mit dem Kurs von Papst Fran­zis­kus zufrie­den war, wird es auch mit dem Kurs von Papst Leo sein.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​X (Screen­shots)

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