Ein Zeichen der Hoffnung: Der überlieferte Ritus kehrt in den Petersdom zurück

Nach Jahren der Unterdrückung


Der überlieferte Ritus wird nach drei Jahren der Verbannung wieder in den Petersdom zurückkehren. Die bergoglianische Repression scheint Vergangenheit zu sein
Der überlieferte Ritus wird nach drei Jahren der Verbannung wieder in den Petersdom zurückkehren. Die bergoglianische Repression scheint Vergangenheit zu sein

Am 25. Okto­ber wird im Rah­men der inter­na­tio­na­len Wall­fahrt Ad Petri Sedem wie­der ein fei­er­li­ches Pon­ti­fi­kal­amt im über­lie­fer­ten Ritus im Peters­dom zele­briert wer­den. Es ist ein Ereig­nis von gro­ßer sym­bo­li­scher Bedeu­tung – nicht nur für die Teil­neh­mer der Wall­fahrt, son­dern für alle Gläu­bi­gen, denen die Zele­bra­ti­on der hei­li­gen Lit­ur­gie in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus am Her­zen liegt. Zum ersten Mal seit drei Jah­ren wird die­se Form der Eucha­ri­stie­fei­er wie­der öffent­lich an einem der Haupt­al­tä­re der Päpst­li­chen Basi­li­ka möglich.

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Die Wall­fahrt Ad Petri Sedem, orga­ni­siert vom Coe­tus Inter­na­tio­na­lis pro Sum­morum Pon­ti­fi­cum fand erst­mals im Herbst 2012 statt. Ihre Initia­to­ren wol­len in Zusam­men­ar­beit mit Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten, mit ihr ihre Dank­bar­keit gegen­über Papst Bene­dikt XVI. für das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum zei­gen. Gleich­zei­tig war sie Aus­druck der Ver­bun­den­heit mit dem Hei­li­gen Stuhl – ein Zei­chen der Ein­heit und Kon­ti­nui­tät. Ein wesent­li­ches Anlie­gen war jedoch auch die sicht­ba­re Rück­kehr des über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus in den Peters­dom – das Zen­trum der Weltkirche.

Obwohl in der Basi­li­ka auch nach der radi­ka­len Lit­ur­gie­re­form von 1969 noch ver­ein­zelt Mes­sen in der alten Form an Sei­ten­al­tä­ren gefei­ert wur­den – meist in stil­ler Dul­dung –, war der über­lie­fer­te Ritus über Jahr­zehn­te hin­weg nicht mehr öffent­lich an einem Haupt­al­tar der Peters­kir­che zele­briert wor­den. Er war ver­bannt und sei­ne Sicht­bar­keit und lit­ur­gi­sche Prä­senz in zen­tra­ler Lage fak­tisch aus­ge­schlos­sen worden.

Ein bedeu­ten­der Wen­de­punkt war das Jahr 2011, als Kar­di­nal Wal­ter Brand­mül­ler, ein enger Ver­trau­ter Bene­dikts XVI., erst­mals wie­der am Cathe­dr­aal­tar, dem zwei­ten Haupt­al­tar des Peters­do­mes, ein Pon­ti­fi­kal­amt nach dem Mis­sa­le von 1962 zele­brie­ren konn­te. Die dar­auf­fol­gen­de erste Pere­gri­na­tio im Jahr 2012 – orga­ni­siert vom Coe­tus Inter­na­tio­na­lis pro Sum­morum Pon­ti­fi­cum – weck­te sogar die Hoff­nung, Papst Bene­dikt XVI. selbst könn­te der Zele­bra­ti­on bei­woh­nen. Die­se Hoff­nung erfüll­te sich nicht. Die Bedeu­tung die­ser ver­paß­ten Gele­gen­heit soll­te sich dann auf bit­te­re Wei­se zei­gen. Statt der Teil­nah­me erfolg­ten nur weni­ge Mona­te spä­ter der über­ra­schen­de Amts­ver­zicht von Bene­dikt und die Wahl von Kar­di­nal Jor­ge Mario Bergoglio.

Die Ankün­di­gung der Neu­ig­keit (anklicken)

Die­ser Nach­fol­ger, Papst Fran­zis­kus, ver­folg­te eine deut­lich ande­re lit­ur­gi­sche Linie. Den­noch blieb die Wall­fahrt mit der Zele­bra­ti­on eines Pon­ti­fi­kal­am­tes zunächst bestehen. Im März 2021 jedoch trat eine neue Haus­ord­nung für die Meß­fei­ern im Peters­dom in Kraft. Sie wur­de vom Staats­se­kre­ta­ri­at des Vati­kans erlas­sen – in einem Moment, in dem das Amt des Erz­prie­sters vakant war. Kurz zuvor war Kar­di­nal Ange­lo Coma­stri von Fran­zis­kus eme­ri­tiert wor­den, der bis dahin die Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus in der Basi­li­ka ermög­licht hatte.

Die neue Ord­nung schaff­te die bis dahin übli­chen Pri­vat­mes­sen an den Sei­ten­al­tä­ren ab – eine Pra­xis, die über Jahr­hun­der­te hin­weg das Bild des Peters­doms geprägt hat­te. Wann immer man den Peters­dom besuch­te, zele­brier­te an irgend­ei­nem Altar ein Prie­ster die Mes­se. Künf­tig aber waren nur noch Kon­ze­le­bra­tio­nen zu fest­ge­leg­ten Zei­ten vor­ge­se­hen. Der über­lie­fer­te Ritus wur­de wie­der aus dem Peters­dom ver­bannt und dies­mal, durch die Besei­ti­gung der Pri­vat­mes­sen, noch voll­stän­di­ger als vor 2011. Der alte Ritus durf­te nur mehr in einer Kapel­le in den Vati­ka­ni­schen Grot­ten zele­briert wer­den, abseits jeder Sicht­bar­keit und sym­bo­lisch bezeich­nend in den Kel­ler ver­bannt – wie in den Untergrund. 

Und tat­säch­lich war das die Absicht der Stoß­rich­tung. Im Juli 2021 folg­te näm­lich das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des, das den recht­li­chen Rah­men für die Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus in der gan­zen Kir­che radi­kal einschränkte. 

Trotz der in der neu­en Haus­ord­nung des Peters­doms sowie im neu­en Motu pro­prio vor­ge­se­he­nen Aus­nah­me­re­ge­lun­gen wur­de der inter­na­tio­na­len Wall­fahrt Ad Petri Sedem in den Jah­ren 2023 und 2024 die Zele­bra­ti­on eines Pon­ti­fi­kal­am­tes im Peters­dom unter­sagt.. Damit schien die Sicht­bar­keit des über­lie­fer­ten Ritus im Her­zen der Chri­sten­heit auf unbe­stimm­te Zeit aufgehoben.

Im April die­ses Jah­res ver­starb Papst Fran­zis­kus. Anfang Mai wur­de Papst Leo XIV. zum Nach­fol­ger gewählt. Mit Span­nung wur­de seit­her erwar­tet, wel­chen Kurs er in Fra­gen der Lit­ur­gie und der Tra­di­ti­on ein­schla­gen wür­de. Die dies­jäh­ri­ge Wall­fahrt Ad Petri Sedem wur­de so – über ihre geist­li­che Bedeu­tung hin­aus – zu einem Sym­bol­mo­ment: Sie bot dem neu­en Papst die Gele­gen­heit, ein erstes Zei­chen der Öff­nung und Ver­söh­nung zu set­zen. Nicht weni­ge Beob­ach­ter sahen dar­in einen Grad­mes­ser, was sie vom neu­en Pon­ti­fi­kat zu hal­ten hätten.

Doch nun wur­de die­ses Zei­chen gesetzt. Am 25. Okto­ber wird – nach drei Jah­ren – wie­der ein Pon­ti­fi­kal­amt im über­lie­fer­ten Ritus im Peters­dom zele­briert wer­den. Die zustän­di­gen Stel­len des Hei­li­gen Stuhls haben die ent­spre­chen­de Geneh­mi­gung erteilt, was ange­sichts der gel­ten­den repres­si­ven Rechts­la­ge ohne aus­drück­li­che Zustim­mung des Pap­stes nicht denk­bar wäre. Der Zele­brant wird Kar­di­nal Ray­mond Leo Bur­ke sein, der vor kur­zem von Leo XIV. in Pri­vat­au­di­enz emp­fan­gen wur­de. Nach über­ein­stim­men­den Berich­ten war die über­lie­fer­te Lit­ur­gie ein zen­tra­les The­ma die­ser Begegnung.

Kar­di­nal Bur­ke hat­te bereits in den Jah­ren 2014 und 2020 das Pon­ti­fi­kal­amt im Peters­dom zelebriert.

Damit sen­det Papst Leo XIV. ein star­kes und hoff­nungs­vol­les Signal: Die Jah­re der lit­ur­gi­schen Ein­schrän­kun­gen wer­den vom Hei­li­gen Stuhl neu betrach­tet, der Dia­log mit den Gläu­bi­gen, die sich dem über­lie­fer­ten Ritus ver­bun­den füh­len, wird wie­der auf­ge­nom­men. Mit der 14. Wall­fahrt Ad Petri Sedem kehrt der über­lie­fer­te Ritus sicht­bar in das Herz der Welt­kir­che zurück.

Die­se Neu­ig­keit ist auf der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te der Wall­fahrt (sum​morum​-pon​ti​fi​cum​.org) noch gar nicht ver­zeich­net [inzwi­schen wur­den die Anga­ben ver­öf­fent­licht]. Dort fin­den sich jedoch alle ande­ren Infor­ma­tio­nen zur Wall­fahrt und auch zum 10. Mee­ting Pax Lit­ur­gi­ca, jener Tagung, die wie schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im Vor­feld, bemer­kens­wer­ter­wei­se im Augu­sti­nia­num des Augu­sti­ner­or­dens statt­fin­den wird, dem Papst Leo XIV. bis zu sei­ner Wahl angehörte.

Leo XIV. setzt mit der Erlaub­nis ein bedeu­ten­des Zei­chen der Ver­söh­nung. Die Rück­kehr des über­lie­fer­ten Ritus in den Peters­dom wird zu einem sicht­ba­ren Signal für die Welt­kir­che, das nicht ohne wei­ter­ge­hen­de Wir­kung blei­ben wird. Die Auf­he­bung von Tra­di­tio­nis cus­to­des und die Wie­der­ein­set­zung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum ste­hen damit auf der Tagesordnung.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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