
Der mexikanische Bischof und Befreiungstheologe Msgr. José Raúl Vera López, emeritierter Bischof von Saltillo, ist eine Figur, die selbst innerhalb der ohnehin bunten lateinamerikanischen Kirchenlandschaft heraussticht. Der Dominikaner, der unter dem Spitznamen „Homo-Bischof“ bekannt wurde, gehörte zu den bevorzugten Ansprechpartnern von Papst Franziskus in Mexiko – und macht seinem Ruf als Provokateur erneut alle Ehre: Kürzlich „konzelebrierte“ Vera López mit einer anglikanischen Pastorin. Die jüngste „Bergogliade“ – wie manche es nennen.
Ein Mann mit Agenda
2015 sorgte Vera López international für Aufsehen, als er in Rom als „Stargast“ einer kirchlich nicht anerkannten, homosexuellen Lobbygruppe auftrat – und das in offener Rebellion gegen die katholische Lehre. Dort verkündete er nicht weniger als eine neue Erlösungslogik: „Ihr seid unsere Retter“, rief er den homosexuellen Aktivisten zu. Wer gegen Homosexualität sei, sei „homophob“ und „geisteskrank“ – Worte, mit denen er faktisch die offizielle Lehre der Kirche als krankhaft brandmarkte.
Bereits 2013 hatte er auf dem 33. Kongreß der Befreiungstheologie in Madrid den Katechismus der Katholischen Kirche öffentlich ins Lächerliche gezogen – konkret dessen Aussagen zur Homosexualität. Es paßt ins Bild, daß Vera López seit Jahren mit Organisationen kooperiert, die Abtreibung und Gender-Ideologie fördern. 2011 begann er in Mexiko eine direkte Zusammenarbeit mit Abtreibungslobbys. Ein Jahr später wurde er prompt und zynisch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen – wegen seines „Kampfes für Menschenrechte“.
Katholisches.info schrieb im Januar 2016: „Bischof Raul Vera López: Für jeden Kampf der politischen Linken zu haben und die ungeborenen Kinder im Stich lassen“.
Gegen Rom, aber in Santa Marta willkommen
Zwischen 2005 und 2013 war es in der Kirchenzeitung von Saltillo guter Ton, das Pontifikat Benedikts XVI. öffentlich zu kritisieren. Disziplinarische Konsequenzen? Keine. Ebensowenig wie 2015 nach seinem Auftritt als „Stargast“ bei dem „katholischen“ Homo-Netzwerk. Im Gegenteil, denn inzwischen regierte Franziskus in Rom: Wenige Monate später wurde Vera López vielmehr zu einem vertraulichen Treffen mit Papst Franziskus eingeladen – im Zuge von dessen Mexiko-Reise im Februar 2016. Der Kreis war klein und exklusiv. Nur mit 20 handverlesenen Kirchenmännern und Journalisten traf sich Franziskus. Was genau dabei besprochen wurde, ist nicht bekannt. Und Vera López war dabei.
„Es gefällt ihm, anders zu sein“, schrieb der ihm gewogene Journalist Emiliano Ruiz Parra einmal. Und so dankte Vera López dem Papst für die Nähe auf seine Weise – indem er ihn öffentlich als „muy loco“, „sehr schlau“, bezeichnete.
Der jüngste Eklat: Eine „Messe“ mit einer anglikanischen Pastorin
Am 26. August dieses Jahres geriet Vera López erneut in die Schlagzeilen – diesmal wegen des schwerwiegenden Vorwurfs des Sakrilegs. Im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe in Saltillo zelebrierte er eine Messe zusammen mit Emilie Smith, einer anglikanischen Pastorin aus Kanada. Smith hielt nicht nur einen Teil der Predigt – von Vera López als „außerordentlich“ gelobt –, sondern übernahm auch Zelebrationshandlungen in der Eucharistiefeier, darunter die Elevation des Kelchs mit dem Blut Christi.
Nach katholischem Kirchenrecht ist das nicht nur verboten – es ist ein liturgischer Mißbrauch von höchster Schwere. Die Gültigkeit der von Vera López mit Emilie Smith „konzelebrierten“ Messe ist unter Theologen daher umstritten.

Verharmlosung als Strategie
In einem Interview mit der Zeitung El Heraldo de Saltillo gab Vera López zu, daß er seinen Nachfolger im Amt, Bischof Hilario González, weder informiert noch um Erlaubnis gebeten habe. Den Vorwurf eines Sakrilegs wies er jedoch zurück: Es sei lediglich ein „Disziplinarverstoß“. Auf Facebook postete er zugleich das Video der Zelebration mit Smith selbstbewußt und kommentierte begeistert:
„Ich lade euch ein, gemeinsam über das Evangelium dieses Dienstags nachzudenken und Emilie Smith zuzuhören, die unter uns unterwegs ist und die Stimmen vieler Menschen sammelt, die nach Lösungen für die Klimakrise suchen, in der wir leben.“
Womit die Prioritäten von Vera López abgesteckt sind, die sich zwischen Homo- und Klima-Narrativ bewegen. Erst auf ausdrückliche Aufforderung nahm der umstrittene Bischof am 28. August Stellung zum Vorwurf des Sakrilegs – und relativierte erneut. „Um Himmels willen, ich begehe ja kein Sakrileg“, erklärte er.
Das eigentliche Problem? Für Vera López war es nicht die Tat, sondern die Tatsache, daß die Messe gefilmt und online verbreitet wurde. Anders ausgedrückt: Das Problem ist, bei der Tat ertappt worden zu sein. Wörtlich sagte er:
„Ich habe keine Erlaubnis eingeholt, weil ich das ehrlich gesagt schon vor acht Jahren gemacht habe, und damals ist nichts passiert. Jetzt, da ich nicht mehr der Bischof bin, kann man mir natürlich Dinge ankreiden …“
Ein entlarvendes Eingeständnis. Keine Einsicht, sondern Trotz.
„Wer mich kritisiert, ist engstirnig“
In gewohnter Manier attackierte Vera López die Kritiker seiner liturgischen Eigenmächtigkeit. Es gebe eben „Leute mit engen Ansichten“, meinte er, und vermutete, Bischof González habe wohl viele solcher Anrufe bekommen und ihn deshalb zu sich zitiert. Doch auch das sei „wie unter Erwachsenen“ geklärt worden – man habe sich „sogar angelächelt“.
Seine Zusammenarbeit mit Emilie Smith verteidigte Vera López damit, daß sie eine „engagierte Sozialaktivistin“ sei – und überhaupt seien es die Kirchenoberen, „die die Kirche gespalten halten“.
Die Frage einer Journalistin, ob es theologische Grundlagen für die gemeinsame Zelebration gebe, beantwortete er freimütig: Nein, diese gebe es nicht, er habe aber „aus gesundem Menschenverstand“ gehandelt.
Der gleiche „gesunde Menschenverstand“, mit dem er, ein Bischof, sich einst – kurz nach einem Treffen mit dem Papst – bei einer Karnevalsveranstaltung als Krankenschwester verkleidete?

Wie lange noch schaut Rom zu?
Die Narrenfreiheit des Raúl Vera López dauert mittlerweile über vier Pontifikate hinweg an – und Rom schweigt. Weder unter Johannes Paul II., noch unter Benedikt XVI., geschweige denn unter Franziskus, hat es jemals ernsthafte Konsequenzen für seine Verstöße gegeben. Eine bemerkenswerte Situation.
Die Frage ist: Wie lange noch? Oder ist Vera López nicht allein das Problem – sondern die pointierte Spitze eines Symptoms?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Capital Coahuila (Screenshots)
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