
(Mexiko-Stadt) Bischof Raul Vera Lopez von Saltillo in Mexiko, wegen seines Sozialengagements und neuerdings seinemAktivismus zur Anerkennung der Homosexualität durch die Kirche bekannt, ist vor dem Pastoralbesuch von Papst Franziskus in Mexiko der Medienliebling unter Mexikos Bischöfen. Gestern, Sonntag, veröffentlichte El Universal, die größte Tageszeitung des Landes ein Interview mit ihm. Darin bezeichnete der Bischof Papst Franziskus als „muy hábil, muy cuco“, als „sehr geschickt, sehr schlau“.
Papst Franziskus habe „zahlreiche Veränderungen“ vorangetrieben, die jedoch „mehr Kosmetik“ scheinen, so El Universal. Eine Aussage, der Bischof Vera Lopez widersprach, denn „das Problem“ seien die Priester: „Wir sind das Problem“.
Was die wiederverheiratet Geschiedenen angehe, hofft der Bischof auf die Synode, denn Papst Franziskus „ist sehr geschickt, sehr geschickt, ‚muy cuco‘, wie es bei meinen Leuten heißt, sehr schlau.“ Die Menschen, so der Bischof, würden von der Kirche erwarten, „menschlicher“ zu sein. Er kenne Leute, die wegen dieser Sache, die Kirche verlassen würden. „Das ist wie mit den Schwulen“, so Vera Lopez.
El Universal: Sprechen wir über dieses Thema: Sie haben die Messe mit der Homo-Fahne zelebriert. Soll die Kirche die Ehe zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts anerkennen?
Vera Lopez: Ihre Identität ist ihre Identität. Ich denke, daß wir in der Kirche viel objektiver sein und das Thema vertiefen sollten, aber aus einem anderen Blickwinkel.
„Es ist eine Frage der Mentalitäten“
El Universal: Aus dem Blickwinkel, daß wir alle Kinder Gottes sind?
Die Heilige Schrift sei „zu eng“ ausgelegt worden, so der Bischof. Es gehe in der biblischen Erzählung nicht um Homosexualität, sondern um unmoralische Ausbeutung. Die Bewohner von Sodom seien Barbaren gewesen, die Stadt ein Wirtschaftszentrum. Dort habe es an Respekt für die Person gefehlt. Die Erzählung schildere moralischen Verfall. „Lesen wird uns die Sachen doch nach“, so Vera Lopez.
El Universal: Ist es also ein Kampf der Interpretationen?
Vera Lopez: Nein, es ist ein Kampf der Mentalitäten, nicht der Interpretationen.
Bischof Vera Lopez gehört zu einem kleinen Kreis von Kirchen- und Medienvertretern, mit denen sich Papst Franziskus während seines Mexiko-Besuchs unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu einer vertraulichen Begegnung treffen wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Universal (Screenshot)