
Verschwindet die Pachamama mit dem Tod von Franziskus wieder in der Versenkung? Werden die progressiven Amazonas-Spielereien entsorgt? Rom hat den Amazonas-Bischöfen einen Schuß vor den Bug verpaßt, den auch deren europäische Unterstützer gehört haben dürften. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin schickte im Namen von Papst Leo XIV. den Teilnehmern des Treffens der Amazonas-Bischöfe, das seit dem 17. August in Bogotá (Kolumbien) stattfindet, ein Telegramm, in dem er sie auffordert, Jesus Christus zu verkünden – und nicht die Pachamama.
So deutlich steht es nicht geschrieben, doch so ist es gemeint. Gehört die Götzendienerei, wie sie 2019 in den Vatikanischen Gärten, im Petersdom und in anderen römischen Kirchen stattfand, der Vergangenheit an? Was es überhaupt mit der Pachamama auf sich hat, können Sie hier lesen: Pachamama – Ein modernistisches, pseudo-folkloristisches Konstrukt.
Warum sich die Amazonas-Bischöfe außerhalb des Amazonasbeckens in Bogotá treffen, erstaunt. Die Antwort ist praktischer Natur: In der kolumbianischen Hauptstadt befindet sich der Sitz des Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM). Das Treffen der Amazonas-Bischöfe wird noch bis morgen, 20. August, dauern.
Im Zuge der Amazonassynode im Jahr 2019 war die Institutionalisierung einer Amazonas-Konferenz vorangetrieben worden. Papst Franziskus erkannte die Schaffung einer festen Struktur im Jahr 2021 als „Kirchliche Amazonas-Konferenz“ an. Dieser Kirchlichen Amazonas-Konferenz (CEAMA) gehören nicht nur die Bischöfe des Amazonas-Gebietes an, sondern auch „Priester, Diakone und Angehörige indigener Völker“. Auf der CEAMA-Internetseite heißt es zum Bogotá-Treffen: „Der kirchliche Charakter“ der Konferenz, „bedeutet, daß nicht nur Bischöfe daran teilnehmen, sondern auch ‚Laien, Ordensleute, indigene Völker und Experten‘“.
Einer der vier stellvertretenden Vorsitzenden der Kirchlichen Amazonas-Konferenz ist der ultraprogressive Mauricio López Oropeza, der im Vorfeld der Amazonassynode bereits Generalsekretär der Vorläuferorganisation REPAM war. Man ist organisiert. Aus der Red Ecclesial Amazonica (REPAM) wurde die Conferencia Ecclesial Amazonica (CEAMA). So findet der Marsch durch die Institutionen statt.
Als im Zuge der Amazonassynode in den römischen Domitilla-Katakomben im Oktober 2019 ein „neuer Katakombenpakt“ unterzeichnet wurde, in Erneuerung des progressiven „Paktes für eine dienende und arme Kirche“ (Katakombenpakt) vom 16. November 1965, erklärte López triumphalistisch: „Das ist erst der Anfang für weitere 50 Jahre“. Roberto de Mattei merkte dazu kritisch an: „Der sozialpolitische Pakt der 1960er Jahre wurde zum sozialkosmischen Pakt der Ära Greta Thunberg“.
Als die schon als sicher erwartete Zölibatsaufweichung für Priester in Querida Amazonia, dem nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode, ausblieb – Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah hatten dies mit ihrem entschiedenen Plädoyer für das Weihepriestertum verhindert –, „prophezeite“ López trotzig, daß die Zölibatsaufweichung dennoch „kommen wird“. Die Plattform zu dieser Aussage bot ihm KNA, nicht von ungefähr, denn hinter den ganzen Amazonas-Bestrebungen stehen als Hauptsponsoren und Hauptinteressenten kirchliche Kreise des deutschen Sprachraums. Die Amazonassynode ist der x‑te Versuch der kirchlichen 68er, den priesterlichen Zölibat abzuschaffen, das Weihesakrament aufzuweichen und die Frauenordination durchzusetzen. Geändert hat sich nur das Mäntelchen, das man dem Rammbock umhängt.

Kritiker sehen in der Kirchlichen Amazonas-Konferenz ein „Amazonas-Modell“, das künftig Bischofskonferenzen ersetzen könnte. Ähnlich wie Franziskus aus der Bischofssynode eine „Synode“ mit Laien und Frauen machte, so scheint es, als wolle er die Bischofskonferenzen nach dem Amazonas-Modell in dreigliedrige „Parlamente“ umwandeln, wie dies in der Anglikanischen Kirche der Fall ist.
In Bogotà treffen sich in diesen Tagen nur die Bischöfe und beraten über einen „ersten synodalen apostolischen Plan“. Dabei handelt es sich um einen „breit angelegten, partizipativen und zutiefst pastoralen Prozeß, der darauf abzielt, einen gemeinsamen Horizont für die Mission im Amazonasgebiet zu entwerfen“.
Dieser „synodale apostolische Plan“ soll auf der Generalversammlung der Kirchlichen Amazonas-Konferenz von Bischöfen, Priestern und Laien im März 2026 beschlossen werden. Er soll „im Einklang mit den vier Träumen“ von Papst Franziskus stehen, die dieser in Querida Amazonia formulierte: „kirchlich, kulturell, ökologisch und sozial“.
Die Institutionalisierung mit sicherer Finanzierung aus den Kirchenkassen und hauptamtlichen Mitarbeitern erhöht Druck und Tempo. Es liegen aktuell zum derzeit stattfindenden Treffen nur die Ergebnisse von drei Staaten vor, die Anteil am Amazonasbecken haben: In Venezuela haben alle sechs Amazonas-Jurisdiktionen den „Prozeß“ abgeschlossen, in Kolumbien haben bislang erst sechs von 15 Amazonas-Jurisdiktionen „teilgenommen“. Über den Fortschritt des „Prozesses“ wurde nichts bekanntgegeben. In Ecuador wurden in vier der sechs Amazonas-Jurisdiktionen „Fortschritte erzielt“. Nicht alle Diözesen scheinen ein ungeteiltes Interesse an den Amazonas-Plänen zu haben. Durch die Errichtung fester Strukturen wird das Programm aber durchgezogen.
Inhaltlich ist der Bürokratensprache der CEAMA-Presseaussendungen nichts Konkretes zu entnehmen. Christus sucht man darin ebenso vergebens wie insgesamt religiöse Hinweise. Gelegentlich wird in sehr allgemeiner Form Gott erwähnt. Aufschluß, in welche zweifelhafte Richtung der Zug rollt, gibt allerdings ein Satz in der jüngsten Aussendung zum Bogotà-Treffen. Dieser lautet:
„Dieser Prozeß ist eine Gelegenheit, weiterhin gemeinsam als synodale, prophetische und dienende Kirche im Amazonas zu gehen – im Hören auf den Schrei der Erde und ihrer Völker.“
Das ist die Sprache der Fiktion, wie sie von der marxistischen Befreiungstheologie verwendet wurde und heute von deren ökosozialistischen Varianten verwendet wird. Der „Schrei der Völker“ und der „Schrei der Erde“ sind ideologische Konstrukte des Ökosozialismus, die nicht meinen, was die Kirche durch die Jahrhunderte meinte, wenn sie von Wehklagen sprach, nämlich den Schrei nach Erlösung.
Hier der Wortlaut des Telegramms von Leo XIV., das der Kardinalstaatssekretär übermittelte:
Telegramm des Heiligen Vaters
An Seine Eminenz
Kardinal Pedro Ricardo Barreto Jimeno SJ
Vorsitzender der Kirchlichen Amazonas-Konferenz
Papst Leo XIV. grüßt Eure Eminenz herzlich sowie die Teilnehmer des Treffens der Amazonas-Bischöfe, das vom 17. bis 20. August in Bogotá stattfindet.
Seine Heiligkeit dankt Ihnen für Ihre Bemühungen um das größere Wohl der Kirche im Dienst der Gläubigen des geliebten Amazonasgebiets. Unter Berücksichtigung der beim Synodalen Prozess gewonnenen Erkenntnisse über das Hören und die Teilhabe aller Berufungen in der Kirche ermutigt er Sie, im Geiste der Einheit und Kollegialität, wie sie einem „bischöflichen Organismus“ eigen ist (vgl. Abschlußdokument der Sonderversammlung der Amazonassynode, Nr. 115), Wege zu suchen, wie Sie den Diözesanbischöfen und Apostolischen Vikaren konkret und wirksam bei der Erfüllung ihrer Sendung helfen können.
In diesem Zusammenhang lädt er Sie ein, drei Dimensionen in Ihrer pastoralen Arbeit für diese Region stets miteinander zu verbinden:
- Die Sendung der Kirche, das Evangelium allen Menschen zu verkünden (vgl. Dekret Ad Gentes, 1),
- die gerechte Behandlung der dort lebenden Völker
- sowie die Sorge für das gemeinsame Haus.
Es ist notwendig, daß Jesus Christus, in dem alles zusammengeführt wird (vgl. Eph 1,10), unter den Bewohnern des Amazonas klar und mit großer Liebe verkündet wird. Daher müssen wir uns darum bemühen, ihnen das Brot der Frohen Botschaft frisch und rein zu reichen sowie die himmlische Speise der Eucharistie – das einzige Mittel, wirklich Volk Gottes und Leib Christi zu sein.
In dieser Mission leitet uns die Gewißheit – bestätigt durch die Geschichte der Kirche –, daß dort, wo der Name Christi verkündet wird, die Ungerechtigkeit im gleichen Maß zurückweicht. Denn, wie der Apostel Paulus betont, verschwindet jede Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, wenn wir fähig sind, einander als Brüder anzunehmen (vgl. Phlm 1,16).
In dieser immer gültigen Lehre ist ebenso klar, daß es ein Recht und eine Pflicht ist, das „Haus“, das Gott, der Vater, uns als treuen Verwaltern anvertraut hat, zu pflegen. Niemand darf also die natürlichen Güter, die von der Güte und Schönheit des Schöpfers zeugen, verantwortungslos zerstören – noch viel weniger darf man sich ihnen als Sklave oder Anbeter der Natur unterwerfen. Denn die Dinge wurden uns gegeben, um unser letztes Ziel zu erreichen: Gott zu loben und so das Heil unserer Seelen zu erlangen (vgl. Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, Nr. 23).
Mit diesen Wünschen erteilt der Heilige Vater von Herzen den erbetenen apostolischen Segen, den er gerne auch auf alle ausweitet, die Ihrer pastoralen Sorge anvertraut sind.
Kardinal Pietro Parolin
Staatssekretär
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/ceama.org (Screenshot)