
Die jüngsten Äußerungen von Kardinal Fridolin Ambongo OFMCap, Vorsitzender des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) und Vertreter Afrikas im C9-Kardinalsrat, über Fiducia supplicans – jenes umstrittene Dokument des römischen Glaubensdikasteriums, das die Segnung homosexueller Paare erlaubt – haben weitreichende Reaktionen ausgelöst. Besonders auf den Fuß getreten fühlt sich Kardinal Víctor Manuel „Tucho“ Fernández, von Papst Franziskus zum Präfekten des Glaubensdikasteriums ernannt und Hauptautor des Homo-Dokuments. Er reagierte prompt, indem er sich überzeugt gab, Papst Leo XIV. werde Fiducia supplicans nicht antasten.
Seine Einschätzung gab der Glaubenspräfekt – über dessen theologische Qualifikation bereits ganze Bücher voller vernichtender Urteile verfaßt werden könnten – am Rande der gestrigen Pressekonferenz zur Vorstellung eines neuen Meßformulars „für die Bewahrung der Schöpfung“ ab. Kardinal Ambongo wurde nicht namentlich erwähnt, doch Fernández’ Stellungnahme ist offenkundig als direkte Reaktion auf die scharfe Kritik des kongolesischen Kardinals vor zwei Tagen zu werten.
Ambongo hatte klargestellt, daß das Dokument in Afrika weiterhin kategorisch abgelehnt werde – aber nicht lediglich aus kulturellen Gründen, wie er es bisher unter Franziskus vertreten hatte, sondern, und das ist entscheidend, aus „doktrinellen und theologischen“ Gründen.
Damit erhält der afrikanische Widerstand gegen die bergoglianische Homo-Agenda eine neue Tiefe. Ambongo, der sich unter Franziskus auf ein Stillhalteabkommen eingelassen hatte, zieht die Kritik nun – unter einem neuen Papst – wieder dorthin zurück, wo sie von seinen afrikanischen Mitbrüdern von Anfang an angesiedelt worden war: auf die Ebene der Lehre und des Glaubens.
Die Frage, die Bergoglianern Schweißperlen der Nervosität, Sorge – und Wut – auf die Stirn treibt, steht nun im Raum: Wird Fiducia supplicans unter Papst Leo XIV. in der Versenkung verschwinden – vielleicht stillschweigend?
Die prompte und demonstrative Reaktion von Tucho Fernández sagt einiges aus. Wer so reagiert, offenbart, wie sehr er sich persönlich getroffen fühlt – und vielleicht, wie einsam es um ihn geworden ist.
Wird Fiducia supplicans also unter Leo XIV. in der römischen Cloaca Maxima entsorgt? Am Rande der Pressekonferenz, bei der der Vatikan übrigens auch die Authentizität der von Diane Montagna veröffentlichten Enthüllungen über die Entstehung des traditionsfeindlichen Motu proprio Traditionis custodes bestätigte, wurde Tucho Fernández von der römischen Tageszeitung Il Messaggero gefragt. Seine Antwort:
„Das scheint mir überhaupt nicht der Fall zu sein. Die Erklärung wird bestehen bleiben.“
Il-Messaggero-Journalistin Franca Giansoldati paraphrasierte seine Worte mit der Ergänzung:
„Es werde weder Änderungen noch eine Aufhebung des Dokuments geben.“
Der Schlagabtausch zwischen Ambongo und Fernández offenbart nicht nur einen tiefen Riß in der Weltkirche, sondern ein offenes Ringen um den künftigen Kurs unter Papst Leo XIV. Alle Blicke richten sich nun auf ihn – und auf die Frage, ob Tucho Fernández, das wohl persönlichste Besetzungsprojekt Bergoglios, im Oktober noch das Amt des Glaubenspräfekten bekleiden wird – oder ob er es tatsächlich bis Juni 2028 auszuüben vermag.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Arquidiócesis de La Plata/Youtube (Screenshot)
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