
Die jüngsten Enthüllungen über die Entstehung des traditionsfeindlichen Motu proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus sorgen weltweit für Aufsehen und müssen an dieser Stelle nicht mehr im Detail wiederholt werden. Die verdienstvolle Journalistin Diane Montagna veröffentlichte Dokumente, aus denen klar hervorgeht: Franziskus hatte zwar die Bischöfe der ganzen Welt um ihre Einschätzung zum überlieferten Ritus gebeten, doch ihre Rückmeldungen waren ihm letztlich gleichgültig. Heute erfolgte die offizielle Bestätigung durch Rom. Aber welche Auswirkungen hat das für Traditionis custodes und den geknebelten überlieferten Ritus?
Seit heute ist es offiziell: Statt sich am Willen seiner Mitbrüder im Bischofsamt zu orientieren, entschied Franziskus nach eigenem Gutdünken – ideologisch fixiert und mit Scheuklappen versehen – und goß seine repressiven Vorstellungen in eine päpstliche Rechtsnorm mit universaler Gültigkeit.
Mit anderen Worten: Er gab sich formal synodal und brüderlich, hatte jedoch – so legt es das nun aufgedeckte Material nahe – längst beschlossen, den überlieferten Ritus zu marginalisieren. Die Konsultation der Bischöfe diente offenkundig nur der Fassade. Sie sollte einem autoritären Schritt den Anschein eines breiten Konsenses verleihen, der in Wirklichkeit nie bestand.
Was ändert das nun? Zunächst: nichts. Die Verantwortlichen in Rom waschen ihre Hände in Unschuld und lassen Franziskus, dessen sterbliche Überreste inzwischen in Santa Maria Maggiore ruhen, die Last allein tragen.
Und doch könnte es mehr verändern, als es den Anschein hat.
Denn nun regiert Leo XIV. – und auf seinem Schreibtisch liegt bereits eine gewichtige Bitte: Hochrangige Kirchenmänner, darunter mehrere Kardinäle wie Gerhard Müller und Raymond Burke, ersuchen ihn, einen Schritt der liturgischen Versöhnung zu setzen – und dem überlieferten Ritus jene uneingeschränkte Freiheit zurückzugeben, die ihm allein schon kraft seines ehrwürdigen Alters zusteht.
In diesem Zusammenhang gewinnen Montagnas Enthüllungen erhebliche Bedeutung: Sie erhöhen den Druck auf jene, die Traditionis custodes einst forderten, auf den Weg brachten oder seither verteidigen. Seit der Veröffentlichung der Dokumente befinden sich die Befürworter des Motu proprio in der Defensive – und genau das könnte den entscheidenden Moment markieren, der Leo XIV. den Weg zur Versöhnung erleichtert.
Er könnte dem überlieferten Ritus nicht nur das unter Benedikt XVI. gewährte Heimatrecht in der Kirche zurückgeben – er könnte noch weiter gehen: Er könnte die Fesseln lösen, die den Ritus der heiligen Kirche seit 56 Jahren knebeln, und ihm die unbedingte Freiheit schenken, wie sie Müller, Burke und andere mit Nachdruck fordern. Es ist der vielleicht günstigste Moment seit langem – günstiger noch als 2007, als Benedikt XVI. Summorum Pontificum gewährte –, alles Gönnerhafte hinter sich zu lassen und einen wirklich befreienden Schritt zu tun.
In dieses Klima platzte heute eine bedeutsame Bestätigung durch Matteo Bruni, den Direktor des vatikanischen Presseamtes.
Während der Frage-und-Antwort-Runde einer Pressekonferenz, die heute im Vatikan stattfand, bestätigte Bruni die Echtheit der Unterlagen, die Diane Montagna kürzlich veröffentlicht hatte – Dokumente, die der Veröffentlichung des Motu proprio Traditionis custodes zeitlich vorausgehen und unmittelbar mit dessen Entstehung verknüpft sind. Zwar sei das Material nicht vollständig, doch sei es authentisch, wie Bruni einräumte – auch wenn er zugleich bemüht war, dessen Bedeutung herunterzuspielen. Das ist die angesprochene Defensive. Die Sache ist sehr peinlich.
Anlaß der Pressekonferenz war die Vorstellung des neuen Meßformulars „pro custodia creationis“ – ein bergoglianisches Erbe. Anwesend waren Kardinal Michael Czerny SJ, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, sowie Msgr. Vittorio Francesco Viola OFM, Sekretär des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Da mit Msgr. Viola der zweithöchste Vertreter der vatikanischen Liturgiebehörde anwesend war, erkundigten sich die anwesenden Pressevertreter auch über die jüngsten Enthülllungen.
Die Frage dazu stellte Hannah Brockhaus von der Catholic News Agency – und richtete sie direkt an Msgr. Viola. Doch noch bevor dieser antworten konnte, schaltete sich Bruni ein. Mit der Begründung, die Frage sei thematisch unpassend, da sie nicht in den Rahmen der Veranstaltung passe, versuchte er sie abzublocken, indem er selbst eine kurze Erklärung dazu abgab, die enthüllend war.
Bruni offenbarte vor den anwesenden Journalisten, wie sehr man in der Defensive ist. Er griff in seiner Erklärung zu einem Kunstgriff, indem er zunächst die Echtheit der veröffentlichten Unterlagen bestritt, um gleich im nächsten Satz ihre Echtheit zu bestätigen. Hier der Wortlaut:
„Ich bestätige nicht die Authentizität der veröffentlichten Texte. Es handelt sich hierbei um einen Teil jener Dokumente, auf deren Grundlage die Entscheidung [zur Veröffentlichung von Traditionis custodes] getroffen wurde, und dies stellt selbstverständlich eine sehr partielle und unvollständige Rekonstruktion dar. Die erwähnte Befragung stützte sich damals auf andere Unterlagen, auf weitere eingegangene Berichte sowie auf interne Konsultationen, die das Dikasterium für die Glaubenslehre erhalten hatte.“
Im Video ist Bruni im O‑Ton zu hören. Die betreffende Aussage findet sich ab Minute 24:48.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews/Youtube (Screenshot)
Papst Franziskus Synodalität und seine Kampagne wider den Klerikalismus waren eben 2 Seiten einer Medaille, daß er, Ludwig XIV zum
Vorbild sich nehmend: „Ich bin die Kirche“ die Bischöfe und den Klerus entmachten wollte, um allein die Kirche zu regieren. Wenn ihm Subordinierte etwas sagten, was ihm mißfiel, dann mißachtete er das. Durch die Synodalität sollten die Bischöfe entmachtet werden, indem sie sich den Mehrheitsbeschlüssen zu unterwerfen haben, wobei der Papst durch seine Personalpolitik für ihn genehme Mehrheiten in den Gremien sorgen wollte.