
Nach seinem ersten Regina Caeli auf dem Petersplatz ließ Leo XIV. gestern die päpstliche Wohnung im Apostolischen Palast, die nach dem Tod von Franziskus gesperrt und versiegelt worden war, wieder öffnen.
Offiziell gibt es noch keine Berichte, daß der neue Papst seinen Wohnort wieder in den Apostolischen Palast zurückverlegen wird. Aus diesem hatte sich sein Vorgänger zurückgezogen und sein ganzes Pontifikat im vatikanischen Gästehaus Santa Marta verbracht. Es gibt bisher lediglich einige kleinere Presseberichte, daß Leo XIV. auch in diesem Punkt mit der demonstrativ aufgetragenen pauperistischen Haltung seines Amtsvorgängers brechen könnte.
Nachdem die päpstliche Wohnung zwölf Jahre ungenützt blieb, wären zunächst einige Arbeiten darin vorzunehmen, die jeder Papst nach seinen Wünschen und Bedürfnissen in Auftrag gibt.
Der stärkste Hinweis, daß Leo XIV. tatsächlich in den Apostolischen Palast zurückkehren könnte, findet sich in der Mitteilung des vatikanischen Presseamtes über die Öffnung der päpstlichen Wohnung im Apostolischen Palast. Diese Mitteilung enthält keine Erwähnung der bergoglianischen Wohnung in Santa Marta. Was dort „bescheiden“ mit zwei Zimmern begonnen hatte, umfaßte am Ende den ganzen ersten Stock des großen Gästehauses. Hier der Text der Mitteilung:
Kommuniqué des Presseamtes des Heiligen Stuhls, 11.05.2025
„Heute Morgen, am Ende der Rezitation des Regina Caeli von der Segensloggia aus, hat der Heilige Vater Leo XIV. in Anwesenheit des Kämmerers der Heiligen Römischen Kirche, S. Em. Card. Kevin Joseph Farrell, des Staatssekretärs, S. Em. Card. Card. Pietro Parolin, des Substituten für Allgemeine Angelegenheiten, S. Ex. Msgr. Edgar Peña Parra, des Sekretärs für die Beziehungen zu den Staaten und internationalen Organisationen, S. Ex. Msgr. Paul Richard Gallagher, und des Regenten des Päpstlichen Hauses, Msgr. Leonardo Sapienza – die päpstliche Wohnung im Apostolischen Palast wiedereröffnet und die am Abend des 21. April nach dem Tod von Papst Franziskus angebrachten Siegel entfernt.“
Der Hongkong-Zwischenfall 2020
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob unter Leo XIV. auch zur Praxis zurückgekehrt wird, den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Journalisten mit Sperrfrist den Text der Ansprache beim Regina Caeli bzw. dem Angelus am Sonntag bereitzustellen. Unter Franziskus endete dieses Praxis abrupt mit einem Zwischenfall am 5. Juli 2020.
Der vorab an die Journalisten verteilte Text enthielt eine Passage zur Lage in Hongkong. Doch Franziskus übte sich in Selbstzensur und sagte sie nicht in der offensichtlichen Absicht, die Machthaber in der Volksrepublik China nicht zu verärgern. Luis Badilla, damals noch Herausgeber des Sismografo, hatte den Text mit Ende der Sperrfrist veröffentlicht. Die Seite wurde zwar schnell wieder gelöscht, doch der päpstliche Kotau vor den chinesischen Kommunisten war damit enthüllt. Die Konsequenz war, daß seither keine Texte mehr vorab an die Journalisten übergeben wurden.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)