Traditionis custodes – die erste große Herausforderung für Leo XIV.

Die Tradition ist nicht das Problem – sie ist das Fundament


Der überlieferte Ritus ist nicht das Problem, sondern vielmehr wahrscheinlich die Lösung des Problems der anhaltenden Kirchenkrise
Der überlieferte Ritus ist nicht das Problem, sondern vielmehr wahrscheinlich die Lösung des Problems der anhaltenden Kirchenkrise

Edward Pen­tin (Natio­nal Catho­lic Regi­ster) hat eine Ana­ly­se zur „ersten gro­ßen Her­aus­for­de­rung“ ver­öf­fent­licht, der sich Papst Leo XIV. gegen­über­sieht: dem Umgang mit den restrik­ti­ven Maß­nah­men, die sein Vor­gän­ger Fran­zis­kus mit dem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des gegen den über­lie­fer­ten Ritus ver­hängt hat. Pen­tin befaßt sich mit dem Motu pro­prio, doch es soll­te nicht nur dar­um gehen, son­dern eben­so um die tief­grei­fen­de Dis­kre­di­tie­rung, mit der Fran­zis­kus in zahl­rei­chen Äuße­run­gen sowohl Prie­ster als auch Gläu­bi­ge her­ab­setz­te, die dem über­lie­fer­ten Ritus und der Tra­di­ti­on der Kir­che ver­bun­den sind. Pen­tin sagt es nicht, des­halb soll es ergänzt wer­den: Die Tra­di­ti­on ist nicht das Pro­blem – sie ist das Fun­da­ment.
Hier der voll­stän­di­ge Text Pen­tins in deut­scher Übersetzung:

Papst Leo XIV. steht vor einer ersten Herausforderung: Wie soll er mit den Einschränkungen umgehen, die Papst Franziskus für die traditionelle Heilige Messe festgelegt hat?

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Von Edward Pentin

Eine bedeu­ten­de Her­aus­for­de­rung für Papst Leo XIV. wird es sein, zu ent­schei­den, wie er mit den von Papst Fran­zis­kus auf­er­leg­ten Ein­schrän­kun­gen für die tra­di­tio­nel­le Hei­li­ge Mes­se umge­hen soll.

Seit­dem Papst Fran­zis­kus im Juli 2021 sein apo­sto­li­sches Schrei­ben in Form eines „Motu pro­prio“ mit dem Titel Tra­di­tio­nis cus­to­des über die Ver­wen­dung der römi­schen Lit­ur­gie vor der Reform von 1970 ver­öf­fent­licht hat, wur­de die Frei­heit, die über­lie­fer­te Hei­li­ge Mes­se zu fei­ern, ein­ge­schränkt – in eini­gen Fäl­len sogar dra­stisch – mit dem lang­fri­sti­gen Ziel, nur noch die neue Mes­se zuzulassen.

Kar­di­nä­le, Bischö­fe, Prie­ster und vie­le Lai­en, dar­un­ter auch eini­ge, die nicht an der tra­di­tio­nel­len Hei­li­gen Mes­se teil­neh­men, haben sich ent­schie­den gegen die­se Ein­schrän­kun­gen aus­ge­spro­chen und betrach­ten die Repres­si­on als grau­sam, unge­recht und unnö­tig spal­tend statt einigend.

Nach dem Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. aus dem Jahr 2007 war jeder Prie­ster mit einer sta­bi­len Grup­pe von Gläu­bi­gen, die an der tra­di­tio­nel­len Form des römi­schen Ritus hin­gen, frei, die­se zu fei­ern, ohne eine spe­zi­el­le Erlaub­nis sei­nes Bischofs zu benö­ti­gen. Doch das Dekret von Papst Fran­zis­kus aus dem Jahr 2021 änder­te die Situa­ti­on grund­le­gend, indem es das Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum auf­hob, die Prie­ster ver­pflich­te­te, die Erlaub­nis ihres Bischofs ein­zu­ho­len, und ab 2023 die Bischö­fe dazu ver­pflich­te­te, die aus­drück­li­che Zustim­mung des Vati­kans ein­zu­ho­len, um die Fei­er der tra­di­tio­nel­len Hei­li­gen Mes­se in ihren Diö­ze­sen zu erlauben.

Wei­te­re Bestim­mun­gen von Tra­di­tio­nis cus­to­des beinhal­te­ten das gene­rel­le Ver­bot, die über­lie­fer­te Hei­li­ge Mes­se in Pfarr­kir­chen zu fei­ern, wodurch vie­le tra­di­tio­nel­le Gemein­schaf­ten gezwun­gen wur­den, ihre Lit­ur­gien in Turn­hal­len, Gemein­de­sä­len oder Pfarr­sä­len abzu­hal­ten. Das Doku­ment ver­bot auch die Bil­dung neu­er tra­di­tio­nel­ler Grup­pen, ver­hin­der­te, daß neu geweih­te Prie­ster die tra­di­tio­nel­le Hei­li­ge Mes­se ohne Zustim­mung des Vati­kans fei­er­ten, und unter­sag­te Fir­mun­gen und Prie­ster­wei­hen nach dem tra­di­tio­nel­len Ritus.

Papst Fran­zis­kus erklär­te, daß die Maß­nah­men not­wen­dig sei­en, um die Ein­heit der Kir­che zu för­dern und zu bewah­ren, da die Ver­brei­tung der über­lie­fer­ten Hei­li­gen Mes­se zur Spal­tung bei­tra­ge, wobei eini­ge Gemein­schaf­ten den tra­di­tio­nel­len Ritus nutz­ten, um das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil und sei­ne lit­ur­gi­schen Refor­men abzu­leh­nen oder zu hin­ter­fra­gen. Er sag­te, die Ent­schei­dung getrof­fen zu haben, nach­dem er die Ergeb­nis­se einer welt­wei­ten Kon­sul­ta­ti­on der Bischö­fe gese­hen hat­te, deren Ergeb­nis­se spä­ter jedoch ange­foch­ten wurden.

Mon­si­gno­re Micha­el Tho­mas Mar­tin O.F.M.Conv., Bischof von Char­lot­te in North Caro­li­na, gab eini­ge Hin­wei­se auf die Ableh­nung der tra­di­tio­nel­len Hei­li­gen Mes­se, als er in einem kürz­lich bekannt­ge­wor­de­nen Hir­ten­brief schrieb, daß er die Ver­wen­dung der latei­ni­schen Spra­che nicht ver­ste­he, da die­se sei­ner Mei­nung nach „vie­le unse­rer Gläu­bi­gen ein­fach weg­ge­hen läßt, wenn sie die Spra­che nicht verstehen“.

Er füg­te hin­zu, daß für ihn die Ein­füh­rung des Latei­ni­schen „pasto­ral nicht sen­si­bel“ sei und zu „zwei inak­zep­ta­blen Ten­den­zen“ füh­re: Die erste sei die „Ableh­nung des Novus Ordo Mis­sae“ und die zwei­te sei, daß sie „eine Spal­tung zwi­schen denen schaf­fe, die es ver­ste­hen, und denen, die es nicht ver­ste­hen“. Dies för­de­re einen „inak­zep­ta­blen“ Kle­ri­ka­lis­mus, sag­te er und füg­te hin­zu, daß er glau­be, daß dies „die Rol­le der Lai­en in der Mes­se mindere“.

Doch anstatt die Ein­heit zu bewah­ren, sahen vie­le Tra­di­tio­nis cus­to­des als einen Akt, der das Gegen­teil bewirk­te: die bestehen­den Spal­tun­gen zu ver­stär­ken und bereits bestehen­de Wun­den zu ver­tie­fen. Daß wei­ter­hin Ein­schrän­kun­gen auf­er­legt wer­den, wie in Char­lot­te (die Diö­ze­san­zei­tung berich­te­te am Diens­tag, daß die neu­en Ein­schrän­kun­gen ver­scho­ben wur­den) und anders­wo, ver­an­laß­te dazu, Papst Leo XIV. zu bit­ten, das Edikt sei­nes Vor­gän­gers auf­zu­he­ben oder zumin­dest zu überdenken.

Kar­di­nal Ger­hard Lud­wig Mül­ler, eme­ri­tier­ter Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, war einer der ersten, der nach der Wahl von Papst Leo XIV. auf die Dring­lich­keit hin­wies, sich mit Tra­di­tio­nis cus­to­des aus­ein­an­der­zu­set­zen, indem er erklär­te, das Dekret sei „schäd­lich“ und unnö­tig für die Kir­che und for­der­te, daß die Auf­he­bung der Ein­schrän­kun­gen für die tra­di­tio­nel­le Hei­li­ge Mes­se eine der ersten Hand­lun­gen des Hei­li­gen Vaters sei.

Kar­di­nal Wil­liam Goh Seng Chye, Erz­bi­schof von Sin­ga­pur, erklär­te am 22. Mai, daß er „kei­nen Grund sehe, den­je­ni­gen, die die tra­di­tio­nel­le Hei­li­ge Mes­se bevor­zu­gen“, dies zu ver­weh­ren, da sie „nichts Fal­sches oder Sünd­haf­tes tun“. Wenn sie die Leh­ren des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils ablehn­ten, „soll­ten sie dis­zi­pli­niert wer­den“, füg­te er hin­zu, erklär­te jedoch, daß er nicht glau­be, daß sie dis­kri­mi­niert wer­den sollten.

Mon­si­gno­re Sal­va­to­re Joseph Cor­di­leo­ne, Erz­bi­schof von San Fran­cis­co, unter­stütz­te die Bemer­kun­gen von Kar­di­nal Wil­liam Goh Seng Chye und erklär­te, daß „die Auf­he­bung der Ein­schrän­kun­gen für die Ver­wen­dung des Mis­sa­le Roma­num von 1962 eine groß­ar­ti­ge, hei­len­de und eini­gen­de Geste wäre“. In wei­te­ren Kom­men­ta­ren gegen­über dem Natio­nal Catho­lic Regi­ster am 25. Mai erklär­te der Erz­bi­schof, daß Papst Fran­zis­kus, sei­ne Vor­gän­ger und sogar das Dik­aste­ri­um für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, das Tra­di­tio­nis cus­to­des ver­öf­fent­licht hat­te, „alle auf mehr Ehr­furcht in der Lit­ur­gie gedrängt haben“.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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4 Kommentare

  1. Die Schief­la­ge der Kir­che besteht, solan­ge der neue Ritus zele­briert wird. Er för­dert die Häre­sie und führt zur Häre­sie, wie Card. Otta­via­ni fest­ge­stellt hat. Könn­te es einen beru­fe­ne­ren Mund geben? Roche womög­lich? Ich bit­te Sie!

  2. Wir müs­sen alles men­schen­mög­li­che ver­su­chen, daß der Hei­li­ge Vater die­ses unsäg­li­che Motu pro­prio „Tra­di­tio­nis Cus­to­des“ zurück­nimmt. Schrei­ben wir ihm Brie­fe, Peti­tio­nen, Unter­schrif­ten­li­sten, usw. Ver­su­chen wir über gut­ge­sinn­te Bischö­fe und Kar­di­nä­le ihn zu über­zeu­gen, daß er die­ses unmög­li­che und aus­gren­zen­de Doku­ment zurücknimmt.

  3. Mei­ne Erfah­run­gen seit dem Kon­zil füh­ren zum Schluß, daß die Kir­chen leer gere­det wer­den. Die stän­di­ge Rede von Got­tes uner­schüt­ter­li­cher Lie­be erleich­tert enorm das Daheim­blei­ben. Die Pflich­ten, die wir gegen­über Gott haben, wer­den mit kei­ner Sil­be erwähnt. Unser Pfar­rer ist wirk­lich aktiv, Herz-Jesu-Frei­tag, Süh­ne­n­acht­an­be­tung, Herz-Mariä-Sams­tag, Fati­ma-Fei­er mit Pro­zes­si­on, zwei­mal die Woche Beicht­ge­le­gen­heit, Qua­tem­ber­ta­ge anmah­nen, Holy Hour. Es gibt Erfol­ge, ein paar jun­ge Ehe­paa­re mit drei Kindern.
    Aber lau­fend Besucherschwund.

  4. Die sog. Alte Mes­se soll­te wie­der den Platz ein­neh­men, den sie lan­ge Zeit hat­te, aber es muß in einem soz. neu­en Geist sein, auf neue Wei­se ver­stan­den wer­den. Sie soll­te wie­der in der Mit­te der Kir­che und eine lie­be Selbst­ver­ständ­lich­keit sein. Fra­ge: wol­len die sog. Tra­di­tio­na­li­sten das ganz zu schwei­gen von den sog. Progressisten?

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