Die Nordische Bischofskonferenz hielt ihre diesjährige Herbstvollversammlung in Prag ab. Vier Tage lang versammelten sich ihre Mitglieder auf Einladung von Abt Daniel Peter Janáček im böhmischen Prämonstratenserstift Strahov. Gestern wurde die Herbstversammlung mit einer Presseerklärung abgeschlossen.
Der Nordischen Bischofskonferenz gehören die skandinavischen Länder an, das sind Dänemark, Island, Norwegen, Schweden und Finnland. Ihr Sitz befindet sich in Kopenhagen. Verhandlungssprache ist Deutsch.
Bei ihrer Herbstvollversammlung diskutierten die Mitglieder unter anderem über den von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten „synodalen Prozeß“ sowie über drei aktuelle von ihm erlassene Motuproprios. Dabei geht es um die Schaffung des Laienamtes des Katecheten, um die Zulassung von Frauen zum Dienst als Akolythen und Lektoren und schließlich um Traditionis custodes, das jüngste Motu proprio, mit dem der überlieferte Ritus und die Gemeinschaften der Tradition abgewürgt werden sollen.
Zum Abschluß der Herbstvollversammlung wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht, die drei Schwerpunkte nennt: das Vorbereitungsdokument zur Bischofssynode über die Synodalität, das Motu proprio Traditionis custodes und die Verbreitung des Fernsehsenders EWTN in Skandinavien. Der Tenor ist zurückhaltend gegenüber den römischen Vorstößen.
Zu Traditionis custodes schreiben die skandinavischen Bischöfe:
„Verbote verhindern keine Ideologisierung
Das von Papst Franziskus veröffentlichte Motu Proprio hat auch in den nordischen Ländern zu Diskussionen geführt. Das Verbot, den extraordinären Ritus in einer Pfarrkirche zu feiern, wird von einigen Bischöfen als schwer realisierbar gesehen, da in einigen Bistümern alle Kirchen zugleich Pfarrkirchen sind. Zwar sei die Sorge vor einer Spaltung der Kirche aufgrund der Ideologie der Ablehnung des II. Vatikanums unter einigen Anhängern der sog. ‚Alten Messe‘ verständlich, aber ‚eine solche Haltung wird man schwerlich durch Verbote verhindern‘, gab Bischof Varden (Trondheim) zu bedenken. ‚Es ist jetzt eine schöne Herausforderung, die katholische Ekklesiologie aufgrund der Dokumente des II. Vatikanums neu auszulegen‘. Es müsse alles getan werden, um die Einheit der Kirche zu wahren und allen spalterischen Tendenzen entgegenzuwirken.“
Zu EWTN in Skandinavien heißt es:
„Während der Vollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz waren drei Vertreter des Fernsehsenders EWTN (Eternal Word Television Network) per Zoom zugeschaltet. EWTN ist bereits in einigen nordischen Ländern aktiv und arbeitet derzeit an einer Ausweitung seiner Tätigkeiten. Die Webseite www.ewtn.se informiert über den nordischen Zweig ‚EWTN Nordic‘.“
Und zur Ausweitung des umstrittenen deutschen „synodalen Wegs“ als „synodalem Prozeß“ auf die ganze Weltkirche:
„Weltbischofssynode – eine Herausforderung für die Kirche im Norden
Die vor drei Tagen erschienenen Vorbereitungsdokumente zur Weltbischofssynode wurden von den Bischöfen der Nordischen Bischofskonferenz mit einigen Vorbehalten aufgenommen. ‚Es stellt sich die Frage, wie wir in so kurzer Zeit in unseren Ländern mit einer so kleinen Zahl an Katholiken ein solches Projekt stemmen können‘, so der Vorsitzende Bischof Czeslaw Kozon (Kopenhagen). Zwar enthalten die Dokumente tiefe und grundlegende Wahrheiten und Erinnerungen in Bezug auf das „gemeinsame Gehen“ und das ‚aufeinander Hören‘, doch seien die Dokumente dabei in Bezug auf das Ziel des Weges etwas unkonkret, bemerkte Bischof Erik Varden (Trondheim). ‚Gerade aufgrund unserer besonderen Situation als Diasporakirche haben wir bereits eine gute Erfahrung mit einer Synodalität im Kleinen. Es scheint, als solle hier die Tagesordnung einzelner Teilkirchen auf die Universalkirche ausgeweitet werden, die jedoch hier im Norden bereits seit langem auf einem guten Weg der Synodalität ist‘, sagte Bischof Bernt Eidsvig (Oslo). Kardinal Anders Arborelius (Stockholm) benannte Themen wie z.B. Evangelisierung, Katechese und die Stärkung der innerkirchlichen Einheit, die vorrangig angegangen werden müssten. Die Bischöfe werden einen gemeinsamen Hirtenbrief zum Beginn des synodalen Unterscheidungsprozesses veröffentlichen, in dem sie das weitere Vorgehen bekannt machen und um das Gebet der Gläubigen bitten.“
Die Prämonstratenserabtei Strahov, die das Bischofstreffen beherbergte, wurde 1143 vom böhmischen Herzog Vladislav II. und seiner österreichischen Frau Gertrud von Babenberg gegründet. Besiedelt wurde sie von Prämonstratensern aus dem Kloster Steinfeld in der Eifel (heute südliches Nordrhein-Westfalen).
Die Abtei überdauerte als königliches Kloster alle politischen Wirren, mehrere Brände und selbst den Klostersturm des Josephinismus. Erst der Kommunismus schien ihm ein Ende zu bereiten. Die deutschen Konventsmitglieder wurden vertrieben, die tschechischen in Konzentrationslagern interniert. 1950 wurde das Kloster beschlagnahmt.
Der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1989 machte jedoch die Wiederbesiedlung und umfangreiche Restaurierungsarbeiten möglich. Seit 2018 ist Dominus Daniel Peter Janáček Abt des Klosters. Strahov zählt heute 75 Chorherren, die in ganz Tschechien und auch in der Slowakei Pfarreien betreuen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: nordicbishopsconference.org/Wikicommons (Screenshot)
Eine dumme Frage in diesem Zusammenhang: Hat der bischof von Trondheim noch einen eigenen Weingarten, wie in der mittelalterlichen Warmzeit, als die Wikinger auf Grönland Acherbau und Viehzucht betreiben konnten?
Stabilisiert Diaspora den Glauben?