
(Lima) Die politische Linke übernimmt in Peru die Macht. Zu den Gratulanten gehört, was noch vor wenigen Jahren verwundert hätte, auch das katholische Kirchenoberhaupt.
Papst Franziskus wurde am Beginn seines Pontifikats als „Soziologe auf dem Papstthron“ bezeichnet, um eine Analogie zu seinen Vorgängern herzustellen: Johannes Paul II. (1978–2005) wurde „der Philosoph“ und Benedikt XVI. „der Theologe“ genannt. Allerdings zeigte sich bald, daß mit Franziskus im März 2013 weniger ein Soziologe, sondern „der Politiker“ auf der Cathedra Petri Platz genommen hatte. Die politische Aufmerksamkeit des regierenden Papstes konzentriert sich vor allem auf den amerikanischen Doppelkontinent. Er zielt auf die USA ab, als die führende, aber nicht mehr unangefochtene Weltmacht, und auf Lateinamerika, woher Franziskus stammt.
Die politischen Sympathien von Papst Franziskus sind links verortet, woraus er kein Geheimnis macht. Das gilt für die Demokratische Partei und deren Exponenten in den USA, ebenso für die Vertreter der verschiedenen Linksgruppierungen, die in lateinamerikanischen Staaten Macht ausüben oder nach dieser greifen. Es gibt nur wenige amerikanische Länder, in denen Franziskus noch nicht im Rahmen von Wahlen seinen Teil zum Wahlkampf beigetragen hätte, entweder direkt oder indirekt. Er war dabei keineswegs immer erfolgreich, eher das Gegenteil. Das galt vor allem für die ersten Jahre seines Pontifikats. Inzwischen scheint sich die politische Linke zu erholen. Die USA konnten zurückerobert werden, ebenso Argentinien. In Kuba, Venezuela und Bolivien halten sich die Kommunisten, die sich heute lieber „Sozialisten des 21. Jahrhunderts“ nennen, an der Macht. Für Franziskus ist das durchaus eine Genugtuung.
Der Wahlsieg Jair Bolsonaros in Brasilien ist allerdings noch eine offene Wunde. Dieser konnte trotz des persönlichen Einsatzes von Franziskus nicht verhindert werden. Dabei hatte er in den Monaten vor den Wahlen vom Herbst 2018 gleich mehrfach präventiv erklärt, daß eine Wahlniederlage der Arbeiterpartei (PT) in Wirklichkeit ein „Putsch“ der politischen Rechten sein werde. Die Sozialisten hätten es nicht besser sagen können. Seit es gelungen ist, Trump aus dem Weißen Haus zu entfernen, schöpft die politische Linke auch in Brasilien wieder Hoffnung. Der Wind habe sich gedreht, heißt es: Die Linke sei wieder auf dem Vormarsch.
Päpstliche Interventionen unterschiedlicher Art zugunsten linker Kandidaten und Parteien gab es seit 2013 zumindest in den USA, in Mexiko, in Costa Rica, auf Kuba, in Venezuela, Kolumbien, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Argentinien und Chile (siehe dazu Auf welcher Seite Franziskus in Lateinamerika steht).
In Peru griff Franziskus in den Episkopat ein, um eine Neuorientierung zu erreichen. Wie in anderen Staaten Lateinamerikas ist auch im Andenstaat die marxistische Befreiungstheologie verbreitet. Ein Schutzdamm dagegen war der streitbare Juan Luis Kardinal Cipriani Thorne, der von 1999 bis 2019 Erzbischof von Lima und Primas war. Der heute 77 Jahre alte Kardinal und Angehörige des Opus Dei wurde von Franziskus mit Vollendung des 75. Lebensjahres, also bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, emeritiert (siehe Und es kam so schlimm). Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt hinreichend verstehen lassen, wen er fördern will. Der Kardinal gehörte mit Sicherheit nicht dazu. Franziskus hatte keine Bedenken, Kardinal Cipriani öffentlich im Streit um die Ausrichtung der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru zu demütigen. Papst Benedikt XVI. war auf Wunsch von Kardinal Cipriani gegen eine kirchlich progressive und politisch linksradikale Übernahme der Universität eingeschritten. Franziskus machte alles wieder rückgängig.
Am gestrigen Sonntag entdeckte Franziskus laut eigener Aussage auf dem Petersplatz „einige peruanische Fahnen“. Diese nahm er zum Anlaß, um einen verschleierten Gruß an die neue Regierung des Andenstaates zu senden. Dort war wenige Tage zuvor, am 28. Juli, Pedro Castillo Terrones als neuer Staatspräsident angelobt worden. Castillo hatte in der Stichwahl vom 5. Juni mit der hauchdünnen Mehrheit von 0,12 Prozent gegen seine Konkurrentin Keiko Fujimori gewonnen. Im Vorfeld hatte er gedroht, eine Wahlniederlage auch gar nicht anzuerkennen. Nach einer Überprüfung bestätigte das nationale Wahlgericht am 19. Juli seinen Wahlsieg.
Seit vergangener Woche gilt ein Novum in der Geschichte Perus: Das erste linksradikale Staatsoberhaupt ist in den Präsidentenpalast eingezogen. Castillo ist Exponent der marxistisch-leninistischen Partei Perú libre. Der Andenstaat reiht sich damit erstmals mit Bolivien und Venezuela in die Fronde einer Agenda aus sozialistischer Planwirtschaft und Linksnationalismus ein. Castillo forderte im Wahlkampf die Verstaatlichung der Schlüsselindustrie, weshalb seine vorsichtige Distanzierung vom venezolanischen Chavismus als bloße Wahltaktik angesehen werden kann.
Papst Franziskus sagte gestern beim Angelus auf dem Petersplatz:
„Und ich sehe einige peruanische Fahnen und grüße euch Peruaner, die ihr einen neuen Präsidenten habt. Möge der Herr euer Land immer segnen!“
Als Dilma Rousseff von der brasilianischen Arbeiterpartei (PT) 2016 ihres Amtes als Staats- und Regierungschefin enthoben wurde, zeigte sich Papst Franziskus im Rahmen einer improvisierten Veranstaltung in den Vatikanischen Gärten „traurig“. Gestern zeigte er sich sichtlich zufrieden über den Einzug eines Marxisten in den Präsidentenpalast in Lima.
Die Befreiungstheologie ist in Lateinamerika kein Hilfsmittel für die Kirche, sondern gegen sie. Die linke Politisierung der Kirche löste einen Massenexodus unter den Katholiken aus. Millionen von Katholiken wandern seither zu protestantischen Freikirchen ab. Sogar Castillos Frau und seine Kindern sind evangelikal. Doch die negativen Folgen will man im Vatikan seit dem Frühjahr 2013 nicht sehen und schon gar nicht analysieren.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Herr Nardi, eine kleine Richtigstellung. Es gibt keine Linksradikalen, weil links bereits extrem ist. Links ist gegen Ehe, Familie, Privateigentum. Das sind die wichtigsten Bedürfnisse des Menschen, um eine gutes Leben mit einer gewissen Freiheit führen zu können. Damit sind die Linken Menschenfeinde. Ich weiß, das klingt sehr hart.
Der Staat hat seine Bürger einfach in Ruhe zu lassen. Das können Sie von Linken nicht erwarten. Die Verstehen zwar die Welt nicht, wollen sie aber täglich verbessern.
Nach meiner Einschätzung ist Papst Franziskus ein lutheristisch-neukatholischer Ideologe. Wie ich das mit seinem Gebetsprogramm (KU Nr. 6) zusammen bringen soll, ist mir schleierhaft. Sein Verhalten entspricht dem aller Ideologen.
Wie kann es sein, dass Papst Franziskus nicht damit anfängt, als geistlicher Führer die Menschheit in Gottes Himmelreich zu führen, indem sie schon auf Erden beginnen, den schmalen Weg der Heiligkeit zu gehen, der auf der Erde Gottes Frieden schenkt in Familie, Gemeinde und Gesellschaft, sondern vom anderen Ende her beginnen will, die Menschheit politisch ohne Gott auf Erden irgendwie „glücklich“ machen zu wollen?
Alle diese Versprechen welcher politischen Führer auch immer endeten stets in unvorstellbarer Not und unvorstellbarem Elend wie die Geschichte zeigt.
Wieso koennen das nur so wenige sehen? Wieso gehen viele in die Falle „Dies alles will ich Dir gben, wenn Du niederfällst und mich anbetest?“
Die Freimaurer ziehen von Sieg zu Sieg. Der Marxismus als Herrschaft weniger über eine verelendete Masse, mit den Chimären des Sozialen verkleidet, passt wunderbar.
Die Staaten der sog. 1 Welt bekommen immer weiter die Meinungsdiktatur zu spüren die über kurz oder lang in die Weltdiktatur der NWO münden wird.
Das Zitat vom Papst, wenn es Richtung des neuen Despoten geht, ist eine Blasphemie der untersten Sorte, denn wie kann Gott ein Land segnen, dessen Regierung völlig atheistisch ist ?
Und würden die Tage nicht abgekürzt..!