Piusbruderschaft darf im Nationalheiligtum zelebrieren

Was der FSSPX in Chiquinquirá erlaubt, Ecclesia-Dei-Gemeinschaften in Covadonga aber verboten ist


Am vergangenen Sonntag konnte die Piusbruderschaft ihre zweite Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Chiquinquirá durchführen und in der Basilika des Heiligtums das heilige Meßopfer im überlieferten Ritus zelebrieren
Am vergangenen Sonntag konnte die Piusbruderschaft ihre zweite Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Chiquinquirá durchführen und in der Basilika des Heiligtums das heilige Meßopfer im überlieferten Ritus zelebrieren

Wäh­rend in Spa­ni­en der vier­ten Wall­fahrt der Tra­di­ti­on zum Hei­lig­tum von Cova­don­ga, betreut von Eccle­sia-Dei-Prie­stern, von Rom unter­sagt wur­de, in der Basi­li­ka San­ta Maria la Real eine Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zu zele­brie­ren, konn­te die Pius­bru­der­schaft in Kolum­bi­en pro­blem­los ihre zwei­te Wall­fahrt zum Natio­nal­hei­lig­tum Unse­rer Lie­ben Frau von Chi­quin­quirá abhal­ten und in der Basi­li­ka das hei­li­ge Meß­op­fer zelebrieren.

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Was Rom unter Ver­weis auf das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des von Papst Fran­zis­kus nicht ein­mal für Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten dul­det, stößt bei Msgr. Luis Feli­pe Sán­chez Apon­te, seit 2004 Bischof von Chi­quin­quirá, also noch von Johan­nes Paul II. ernannt, auf kei­ner­lei Wider­stand – nicht ein­mal, wenn die Pius­bru­der­schaft anklopft, die für vie­le kirch­li­che Hier­ar­chen ein rotes Tuch ist. Die Bischofs­wei­he wur­de Bischof Sán­chez vor 20 Jah­ren übri­gens vom dama­li­gen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in Kolum­bi­en, dem über­zeug­ten Berg­o­glia­ner Benia­mi­no Stel­la, gespen­det, den Fran­zis­kus kurz nach sei­ner Wahl zum Prä­fek­ten der römi­schen Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on ernann­te und zum Kar­di­nal kreierte.

Die Wallfahrt nach Covadonga

Die erst­mals 2021 durch­ge­führ­te Jugend­wall­fahrt der Tra­di­ti­on nach Cova­don­ga ist ein eigen­stän­di­ger spa­ni­scher Able­ger der gro­ßen fran­zö­si­schen Pfingst­wall­fahrt, die jähr­lich von Paris nach Char­tres führt. Daher stammt auch der Name Nue­stra Seño­ra de la Cri­sti­andad, die drei­tä­gi­ge Dau­er und ein Fuß­weg von fast 100 Kilo­me­tern Län­ge. Katho​li​sches​.info berich­te­te im ver­gan­ge­nen Jahr über die Wall­fahrt nach Cova­don­ga: Recon­qui­sta damals und heu­te. Die neue Wall­fahrt der Tra­di­ti­on in Spa­ni­en.

Das Ver­bot des Vetus Ordo in Cova­don­ga kam offi­zi­ell nicht vom Erz­bi­schof von Ovie­do, son­dern vom römi­schen Got­tes­dienst­dik­aste­ri­um unter der Lei­tung von Kar­di­nal Arthur Roche, einem noto­ri­schen Geg­ner des über­lie­fer­ten Ritus. Der Anstoß für das Ver­bot kam jedoch aus Spa­ni­en und wäre ohne die Ein­bin­dung der Erz­diö­ze­se Ovie­do, die gegen die römi­sche Repres­si­on zumin­dest kei­nen Wider­stand lei­ste­te, so nicht denk­bar. Das Ver­bot bestä­tigt, daß die von Papst Fran­zis­kus mit gro­ßem Nach­druck aus­ge­ge­be­ne Paro­le, daß „Todos, todos, todos“ („Alle, alle, alle“) in der Kir­che Platz hät­ten, vor allem eine PR-Akti­on scheint, denn in Wirk­lich­keit wer­den der über­lie­fer­te Ritus und die ihm erge­be­nen Gemein­schaf­ten und Gläu­bi­gen ausgeschlossen.

Ein Kurz­vi­deo der drit­ten Wall­fahrt nach Cova­don­ga, die im ver­gan­ge­nen Jahr unbe­an­stan­det statt­fin­den konnte

Die Wall­fahrt zum Hei­lig­tum von Cova­don­ga fin­det den­noch wie ange­kün­digt statt. Heu­te mor­gen zogen die Pil­ger los, um bis zum 29. Juli für Spa­ni­en, die hei­li­ge Kir­che, den Erhalt des über­lie­fer­ten Ritus und für den Papst zu beten. Die jun­gen Pil­ger, die durch Astu­ri­en zie­hen, tun dies in die­sem Jahr erst­mals unter Bedin­gun­gen, wie sie die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) bei ihrer gro­ßen Wall­fahrt von Char­tres nach Paris schon seit den Anfän­gen erlebt: Die Hei­li­gen Mes­sen müs­sen im Frei­en zele­briert wer­den, da die Kir­chen ver­wehrt bleiben.

Die Wallfahrt nach Chiquinquirá

Ganz anders zeig­te sich das Bild vor weni­gen Tagen in Kolum­bi­en. Dort fand im zwei­ten Jahr in Fol­ge eine Wall­fahrt der Tra­di­ti­on, orga­ni­siert von der Pius­bru­der­schaft, zum Natio­nal­hei­lig­tum Nue­stra Seño­ra del Rosa­rio de Chi­quin­quirá, der Schutz­pa­tro­nin Kolum­bi­ens, statt. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, dem 21. Juli, pil­ger­ten die Gläu­bi­gen mit Erlaub­nis des Bischofs von Chi­quin­quirá und des Rek­tors des Mari­en­hei­lig­tums zum Gna­den­bild Unse­rer Lie­ben Frau vom Rosen­kranz nach Chi­quin­quirá. Das Hei­lig­tum wird von der kolum­bia­ni­schen Domi­ni­ka­ner­pro­vinz betreut. Seit 2019 ist Fray Car­los Maria Alza­te Mon­tes OP Pri­or und Rek­tor in Chi­quin­quirá. Er wur­de 1987 zum Prie­ster geweiht und an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na in Rom zum Dok­tor der Kir­chen­ge­schich­te pro­mo­viert. Meh­re­re Jah­re war er Rek­tor der 1580 vom Domi­ni­ka­ner­or­den gegrün­de­ten Uni­ver­si­dad San Tomás in Bogotá.

Ein Prie­ster der Pius­bru­der­schaft konn­te zum Abschluß und Höhe­punkt der Wall­fahrt in der Rosen­kranz-Basi­li­ka die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zele­brie­ren. Die Zele­bra­ti­on wur­de auch über den offi­zi­el­len Face­book-Kanal des Hei­lig­tums im Inter­net über­tra­gen. Vor der Zele­bra­ti­on ist die Ansa­ge zu hören, wahr­schein­lich vom Rek­tor des Hei­lig­tums, mit der die son­sti­gen anwe­sen­den Gläu­bi­gen auf­ge­for­dert wur­den, wohl weil es sich um ein Meß­op­fer im über­lie­fer­ten Ritus han­del­te, „ohne Beden­ken“ an der Zele­bra­ti­on teilzunehmen.

Wall­fahrt der Pius­bru­der­schaft zu Unse­rer Lie­ben Frau von Chi­quin­quirá in Kolumbien

Beden­ken hat­ten offen­bar die Prie­ster der Pius­bru­der­schaft, die sorg­sam dar­auf ach­te­ten, daß nach der Kom­mu­ni­ons­pen­dung über­zäh­li­ge kon­se­krier­te Hosti­en nicht mit den im Taber­na­kel auf­be­wahr­ten, im Novus-Ordo kon­se­krier­ten, Hosti­en ver­mengt wurden.

Das Marienheiligtum von Chiquinquirá

Mit der schritt­wei­sen Ent­deckung und Erschlie­ßung Ame­ri­kas, die erste stän­di­ge Sied­lung in Kolum­bi­en grün­de­ten die Spa­ni­er 1510, ver­kün­de­ten Domi­ni­ka­ner das Evan­ge­li­um in die­ser Gegend des spa­ni­schen Neu­en König­reichs von Gra­na­da. Ein 1560 für eine Kapel­le in Suta gemal­tes Bild Unse­rer Lie­ben Frau vom Rosen­kranz wur­de 1574 in eine Kapel­le des nahe­ge­le­ge­nen Chi­quin­quirá gebracht, weil die nur stroh­ge­deck­te Kapel­le von Suta in einem so schlech­ten Zustand war, daß die Mari­en­dar­stel­lung durch Regen und Feuch­tig­keit Scha­den litt. Aller­dings fand sie auch in Chi­quin­quirá kei­ne beson­de­re Beach­tung, son­dern wur­de in einem nur sel­ten für Andach­ten oder Mes­sen genutz­ten Ora­to­ri­um auf­be­wahrt und soll sogar als Unter­la­ge zum Trock­nen von Getrei­de in der Son­ne genützt wor­den sein, sodaß die Far­ben des ohne­hin schon ram­po­nier­ten Bil­des stark verblaßten.

1586 nahm sich die from­me Maria Ramos des Ora­to­ri­ums mit der Mari­en­dar­stel­lung an. Sie bete­te täg­lich in der Kapel­le den Rosen­kranz. Am 26. Dezem­ber 1586, als Maria das Ora­to­ri­um gera­de ver­las­sen woll­te und die getauf­te India­ne­rin Isa­bel mit ihrem klei­nen Sohn vor­bei­kam, rief die­ser: „Schau, schau“. Als sie das Gemäl­de betrach­te­ten, strahl­te das so arg in Mit­lei­den­schaft gezo­ge­ne Mari­en­bild ganz präch­tig, und auf wun­der­sa­me Wei­se waren alle Schä­den am Bild beho­ben, die Löcher, Ris­se und Krat­zer ver­schwun­den und die Far­ben in ihrem kräf­tig­sten Glanz wie­der­her­ge­stellt. Seit­dem begann die Ver­eh­rung des Gna­den­bil­des, das als Unse­re Lie­be Frau von Chi­quin­quirá bekannt wurde.

Das 1560 gemal­te Gna­den­bild von Chi­quin­quirá zeigt Unse­re Lie­be Frau vom Rosen­kranz, flan­kiert vom hl. Anto­ni­us von Padua und dem Apo­stel Andreas

Der dama­li­ge Erz­bi­schof von San­ta Fe de Bogo­tá, der Fran­zis­ka­ner Luis Zapa­ta de Cár­de­nas, sam­mel­te eides­statt­li­che Infor­ma­tio­nen über das Ereig­nis und auch dar­auf fol­gen­de Gebets­er­hö­run­gen. Papst Cle­mens VIII. stat­te­te den Gna­den­ort 1596 mit einem voll­kom­me­nen Ablaß aus. Seit 1634 betreu­en die Domi­ni­ka­ner das Hei­lig­tum und errich­te­ten dort ein Klo­ster. Schnell ent­wickel­ten sich gro­ße Volks­wall­fahr­ten nach Chi­quin­quirá, die soge­nann­ten Rome­rí­as – die Bezeich­nung ver­weist auf eine Rom­wall­fahrt, die im Lau­fe der Zeit zum gene­rel­len Syn­onym für Wall­fahr­ten wur­de –, die bis heu­te stattfinden.

Selbst Simón Bolí­var, der Frei­mau­rer und Kir­chen­feind, der wei­te Tei­le Latein­ame­ri­kas vom spa­ni­schen Mut­ter­land trenn­te und die Repu­blik Groß­ko­lum­bi­en grün­de­te, pil­ger­te mehr­fach zu Unse­rer Lie­ben Frau von Chi­quin­quirá, um für ein Gelin­gen sei­nes Unab­hän­gig­keits­kamp­fes zu bit­ten. Tat­säch­lich starb er 1830, wie sein Testa­ment bezeugt, mit Gott und der Kir­che versöhnt.

1919 beschloß die dama­li­ge Regie­rung unter Mar­co Fidel Suá­rez, Nue­stra Seño­ra del Rosa­rio de Chi­quin­quirá zur Köni­gin von Kolum­bi­en aus­zu­ru­fen und ihr als Schutz­pa­tro­nin das Land zu wei­hen. Am 9. Juli 1919 krön­te Suá­rez als Staats­prä­si­dent und Regie­rungs­chef von Kolum­bi­en das Gna­den­bild in Anwe­sen­heit des Apo­sto­li­schen Nun­ti­us und meh­re­rer Bischö­fe in einer fei­er­li­chen Zere­mo­nie auf der gro­ßen Pla­za de Bolí­var in der Haupt­stadt Bogotà.

Zu beson­de­ren Anläs­sen, etwa um für die Ver­hin­de­rung eines Krie­ges oder das Ende einer Kata­stro­phe zu bit­ten, wur­de seit­her das Gna­den­bild kurz­zei­tig nach Bogo­tà gebracht. Zuletzt geschah dies 2017, beim Besuch von Papst Fran­zis­kus in Kolum­bi­en, um im Zusam­men­hang mit den Ver­hand­lun­gen zur Ent­waff­nung der kom­mu­ni­sti­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on FARC um ein Ende der Gewalt und die Ver­söh­nung im Land zu bitten.

Die Ereig­nis­se von Chi­quin­quirá und Cova­don­ga, zusam­men betrach­tet, hin­ter­las­sen eine zwie­späl­ti­ge Bilanz.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Goog­le Maps/nscristiandad.es/fsspx.news/es (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Mir drängt sich der Ver­dacht auf, daß Papst Fran­zis­kus die „Alte Mes­se“ aus der Katho­li­schen Kir­che her­aus­drän­gen will,
    indem sie zu zele­brie­ren, nur Gemein­schaf­ten außer­halb der Kir­che erlaubt wird. Die „Triden­ti­ni­sche Mes­se“ könn­te so
    aus­ge­la­gert wer­den als etwas nicht mehr zur Kir­che Gehöriges.

  2. Gut gedacht. So hat es Mer­kel mit der CDU auch gemacht: Die eher Kon­ser­va­ti­ven und wirt­schafts­li­be­ra­len Kräf­te wur­den in die AfD abge­spal­ten. Und dort inzwi­schen sogar bekämpft. Poli­tik kann eben auch psy­cho­lo­gisch agieren.
    Man darf gespannt sein, ob es der Pius­bru­der­schaft auch so ergeht. Möge der Herr sie beschützen.

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