Reconquista damals und heute

Die neue Wallfahrt der Tradition in Spanien


Am dritten Tag trafen die jungen traditionsverbundenen Pilger am Heiligtum von Covadonga ein.
Am dritten Tag trafen die jungen traditionsverbundenen Pilger am Heiligtum von Covadonga ein.

(Madrid) Zum drit­ten Mal fand nach dem fran­zö­si­schen Vor­bild die spa­ni­sche Aus­ga­be der Jugend­wall­fahrt der Tra­di­ti­on Nue­stra Seño­ra de la Cri­sti­andad statt. Vom 22. bis 24. Juli pil­ger­ten mehr als 1200 tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne jun­ge Katho­li­ken nach Cova­don­ga in den Ber­gen Asturiens.

Logo der spa­ni­schen Fuß­wall­fahrt der Tradition
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Nach dem fran­zö­si­schen Vor­bild leg­ten sie dabei zum drit­ten Mal einen Fuß­marsch von fast 100 Kilo­me­tern zurück, der sie von der Kathe­dra­le von Ovie­do zur Basi­li­ka von Cova­don­ga führ­te. Die Wall­fahrt ent­stand wäh­rend der Coro­na-Zeit, als die Durch­füh­rung der bekann­ten inter­na­tio­na­len Wall­fahrt von Paris nach Char­tres behörd­lich nicht mög­lich war. Damals ent­stan­den ver­schie­de­ne Ersatz-Wall­fahr­ten, so auch im deut­schen Sprach­raum und in der Tsche­chi­schen Repu­blik. Die jun­gen Gläu­bi­gen wis­sen sich zu helfen.

Im Zei­chen des Kreu­zes und des über­lie­fer­ten Ritus scher­ten sie sich nicht um das dum­me Geschrei von Kli­makle­bern und ande­ren besol­de­ten Kli­ma­hy­ste­ri­kern, die allen Ern­stes bei Tem­pe­ra­tu­ren ab 25 Grad Cel­si­us „schwe­re Hit­ze­war­nun­gen“ aus­ge­ben, son­dern zogen sin­gend und betend durch Astu­ri­en. Das Datum wur­de gewählt, weil am 25. Juli das Fest des Apo­stels Jako­bus, des Patrons von Spa­ni­en, gefei­ert wird.

In der Bischofs­kir­che von Ovie­do wird das im Evan­ge­li­um erwähn­te Schweiß­tuch Jesu Chri­sti auf­be­wahrt, das im frü­hen 7. Jahr­hun­dert, als die Per­ser das Hei­li­ge Land über­rann­ten, auf die ibe­ri­sche Halb­in­sel in Sicher­heit gebracht wur­de. Vor weni­gen Jah­ren gelang­te eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Mur­cia zum Ergeb­nis, daß das Grab­tuch von Turin und das Schweiß­tuch von Ovie­do auf die­sel­be Per­son verweisen.

Der Erz­bi­schof von Ovie­do Msgr. Jesús Sanz Mon­tes emp­fing die jun­gen Pil­ger in sei­ner Bischofs­kir­che. Er spen­de­te ihnen den Segen und rich­te­te warm­her­zi­ge Will­kom­mens­wor­te an sie. Dabei for­der­te er sie auf, sich ins­be­son­de­re um die hei­li­ge Lit­ur­gie zu küm­mern und sich nicht damit abzu­fin­den, ver­wäs­sert in der Gesell­schaft auf­zu­ge­hen, son­dern muti­ge Chri­sten in der Welt zu sein. Anschlie­ßend zogen die Pil­ger in Pro­zes­si­on mit einer Replik Unse­rer Lie­ben Frau von Cova­don­ga unter Gesang der Lau­re­ta­ni­schen Lita­nei aus der Kathe­dra­le aus.

Teil­neh­mer der 3. Wall­fahrt Unse­rer Lie­ben Frau der Chri­sten­heit in Spanien

Unter­teilt in 26 Capí­tu­los, den fran­zö­si­schen Cha­pi­t­res nach­emp­fun­den, pil­ger­ten die jun­gen Gläu­bi­gen Rich­tung Osten. Dafür wur­de Spa­ni­en in vier Regio­nen unter­teilt und die­se wie­der­um in ver­schie­de­ne Kapi­tel unter­glie­dert. Eine fünf­te Regi­on bil­de­ten die aus­län­di­schen Pilger.

In El Reme­diu wohn­ten die Pil­ger auf frei­em Feld der hei­li­gen Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus bei, die von Pater Pablo Dono­so vom Insti­tut du Bon Pasteur zele­briert wur­de, wäh­rend Don Feder­i­co Mar­fil die Pre­digt hielt. Nach dem Abend­essen konn­te im ört­li­chen Mari­en­hei­lig­tum Anbe­tung gehal­ten werden.

Am Sonn­tag wur­de die Hei­li­ge Mes­se von Don Pablo San­ta María bei Seva­res zele­briert, wäh­rend Don Tomás Min­guet pre­dig­te. Am Ende der Zele­bra­ti­on fand eine eucha­ri­sti­sche Anbe­tung statt, bei der sich alle, die es wünsch­ten, der Jung­frau Maria wei­hen konnten.

Das Ziel der Wall­fahrt, das am Mon­tag erreicht wur­de, ist die Basi­li­ka von Cova­don­ga, das Mari­en­hei­lig­tum San­ta Maria la Real de Cova­don­ga, das für den Beginn der Recon­qui­sta, der Rück­erobe­rung der ibe­ri­schen Halb­in­sel, von den Mus­li­men steht.

Die Hei­li­ge Höh­le („San­ta Cue­va“) von Covadonga

Ihren Aus­gangs­punkt nahm die Recon­qui­sta mit der Schlacht von Cova­don­ga, die zwi­schen 718 und 722 geschla­gen wur­de. Hier errang Pela­gi­us, spa­nisch Pelayo, der neue König der letz­ten noch frei­en Chri­sten, den ersten Sieg über die Heer­scha­ren der isla­mi­schen Umay­ya­den. Der West­go­te Pela­gi­us war 718 von den west­go­ti­schen Edel­leu­ten zum neu­en König eines klei­nen Rück­zugs­ge­biets im Nor­den Spa­ni­ens gewählt wor­den. Da das west­go­ti­sche König­reich in Spa­ni­en unter den Schlä­gen der isla­mi­schen Hee­re unter­ge­gan­gen war, grün­de­te er in den Ber­gen das König­reich Astu­ri­en als ein letz­tes Boll­werk der Christenheit.

Pela­gi­us steht für den Geist des Behar­rens, der Treue, der Aus­dau­er und des Wider­stan­des. In aus­sichts­lo­ser Lage gelang es ihm und sei­nen Gefähr­ten, das Schick­sal des Lan­des noch ein­mal zu wen­den. Die Befrei­ung ganz Spa­ni­ens soll­te ab da zwar gan­ze 750 Jah­re in Anspruch neh­men, doch der Grund­stein dazu wur­de in Cova­don­ga in den astu­ri­schen Ber­gen gelegt. 

Nach mus­li­mi­schen Quel­len zur Schlacht von Cova­don­ga hat­ten Pela­gi­us und sei­ne Gefähr­ten in der Höh­le Zuflucht gefun­den. Wahr­schein­lich brach­ten sie ein Bild der Got­tes­mut­ter mit, das sie ver­ehr­ten und zum Dank in der Höhe zurück­lie­ßen. Christ­li­che Quel­len schrei­ben es dem wun­der­sa­men Ein­grei­fen der Got­tes­mut­ter zu, daß alle mus­li­mi­schen Angrif­fe auf die in der Höh­le ver­schanz­ten Chri­sten abge­wehrt wer­den konnten.

Pelayo wur­de nach sei­nem Tod 737 in der San­ta Cue­va, der Hei­li­gen Höh­le von Cova­don­ga, begra­ben. Dort befin­det sich sein Grab noch heute.

Alfons I. der Katho­li­sche (739–757), der drit­te west­go­ti­sche König von Astu­ri­en und Schwier­ger­sohn des Pela­gi­us (er hat­te des­sen Toch­ter Erme­sind gehei­ra­tet), errich­te­te in Cova­don­ga zum Geden­ken an den Sieg eine erste Kir­che und über­gab die­se den Bene­dik­ti­nern. Neben sei­nem Schwie­ger­va­ter und sei­ner Frau fan­den auch Alfons I. und ande­re Mit­glie­der der könig­li­chen Fami­lie in der Hei­li­gen Höh­le ihre letz­te Ruhestätte.

Das Hei­lig­tum von Cova­don­ga mit der Basilika

In der Basi­li­ka zele­brier­te Msgr. Íñi­go Ser­ra­no, der Gene­ral­ka­plan der Wall­fahrt, die hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus. Die Pre­digt wur­de von Don Raúl Ola­zá­bal vom Insti­tut Chri­stus König und Hohe­prie­ster gehal­ten. In Anspie­lung auf die am 23. Juli erfolg­ten Par­la­ments­wah­len sag­te er: 

„Das Heil Spa­ni­ens hängt nicht von einer Hand­voll Stim­men ab, son­dern von einer Hand­voll Heiliger“.

Ein Satz, der sich auch auf die ande­ren euro­päi­schen Län­der über­tra­gen läßt. 

Im Anschluß an das Meß­op­fer konn­ten die Pil­ger die San­ta Cue­va auf­su­chen und dort das Gna­den­bild Unse­rer Lie­ben Frau von Cova­don­ga ver­eh­ren und die Königs­grä­ber besuchen.

Im 16. Jahr­hun­dert wur­de am Hei­lig­tum ein Kol­le­gi­ats­stift errich­tet. Die heu­ti­ge gro­ße Basi­li­ka wur­de von 1877 bis 1901 nach den Plä­nen von Rober­to Fras­si­nel­li, einem in Lud­wigs­burg gebo­re­nen deut­schen Archi­tek­ten ita­lie­ni­scher Abstam­mung, erbaut.

Die ganz uner­war­tet aus einer Not­si­tua­ti­on ent­stan­de­ne spa­ni­sche Wall­fahrt der Tra­di­ti­on zieht von Jahr zu Jahr mehr Pil­ger an. Vor allem das Inter­es­se der Jugend an der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus ist ein Zei­chen der Hoff­nung. Von Paris nach Char­tres pil­ger­ten in die­sem Jahr rund 17.000 Pil­ger, deren Durch­schnitts­al­ter bei 20 Jah­ren lag. Im Ver­gleich dazu ist der spa­ni­sche Able­ger noch etwas beschei­de­ner, erlebt jedoch ein schnel­les Wachstum.

2021 erst­mals durch­ge­führt, konn­te sich die Pere­gri­na­ción Nue­stra Seňora de la Cri­sti­andad – Espaňa inner­halb kur­zer Zeit etablieren.

Ad maio­rem Dei glo­ri­am.
Ad mul­tos annos.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: nscri​sti​andad​.es/​Wikicommons/​san​tua​ri​o​deco​va​don​ga​.es

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