Transalpine Redemptoristen aus Neuseeland vertrieben

Die Tradition als Dorn im Auge


Am Gründonnerstag 2017 hatten die Transalpinen Redemptoristen mit einer Heiligen Messe Besitz von ihrer "neuen Wildnis" in Neuseeland ergriffen (Bild). Nun wurden sie vom dortigen Bischof vertrieben.
Am Gründonnerstag 2017 hatten die Transalpinen Redemptoristen mit einer Heiligen Messe Besitz von ihrer "neuen Wildnis" in Neuseeland ergriffen (Bild). Nun wurden sie vom dortigen Bischof vertrieben.

Es kam, wie es kom­men muß­te, wenn es im Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus gegen die Tra­di­ti­on geht: Der Bischof von Christ­church in Neu­see­land, Msgr. Micha­el Gie­len, gab am Sonn­tag mit einem Hir­ten­brief sei­ne Ent­schei­dung zu den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten bekannt, die in sei­ner Diö­ze­se ein Klo­ster haben. Auf römi­sche Emp­feh­lung hin unter­sag­te er dem Orden jede wei­te­re Tätig­keit und for­der­te die Ordens­an­ge­hö­ri­gen auf, die Diö­ze­se zu verlassen.

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Dem radi­ka­len Ein­schnitt war im Herbst 2023 eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on vor­aus­ge­gan­gen, die Bischof Gie­len in Rom bean­tragt hat­te. Wie aus zahl­rei­chen ande­ren Bei­spie­len bekannt, blieb auch in die­sem Fall die Ent­sen­dung eines Visi­ta­tors nicht folgenlos.

Die Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten, im eng­lisch­spra­chi­gen Raum auch als Söh­ne des Hei­lig­sten Erlö­sers bekannt, wur­den 1987 von Pater Micha­el Mary Sim als Reak­ti­on auf die immer pro­gres­si­ve­re Aus­rich­tung des Redempto­ri­sten­or­dens im eng­lisch­spra­chi­gen Raum gegrün­det. Die Rück­kehr zum über­lie­fer­ten Ritus bedeu­te­te auch die Rück­kehr zum ursprüng­li­chen Orden­scha­ris­ma. Unter­stützt wur­de Pater Sim dabei von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, wes­halb sich der jun­ge Orden in sei­ner Ent­ste­hungs­pha­se an die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. anlehn­te. Unter Papst Bene­dikt XVI. kehr­te der Orden 2012 in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück und begab sich unter den Schutz der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei. Das Mut­ter­klo­ster befin­det sich welt­ab­ge­schie­den auf einer klei­nen Insel vor der Küste Schott­lands, die zu den Ork­ney-Inseln gehört. Von dort aus konn­ten zwei Toch­ter­grün­dun­gen erfol­gen, eine in den USA und eben jene in Christchurch.

Der Hir­ten­brief von Bischof Gielen

Eine welt­ab­ge­schie­de­ne Gegend such­ten sich die Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten auch für ihre Nie­der­las­sung in Neu­see­land aus. Die Mischung aus Zurück­ge­zo­gen­heit und Apo­sto­lat gehört zum Cha­ris­ma des Ordens wie das Labo­ra zum Ora, die Arbeit der Hän­de zum Gebet.

Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Ordens­leu­te genos­sen in ihrer Umge­bung hohes Anse­hen, wes­halb die Nach­richt einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on über­rasch­te. In der Regel fin­det sich jedoch immer und über­all ein Kri­ti­ker. Die Vor­wür­fe gegen das neu­see­län­di­sche Klo­ster sind undurch­sich­tig: Es habe eine Kla­ge über ein angeb­lich „mani­pu­la­ti­ves Ver­hal­ten“ der Ordens­leu­te gege­ben, weil es in einer Fami­lie wegen der Ver­bun­den­heit von Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen zum Orden zu Unstim­mig­kei­ten gekom­men war. Dar­aus mach­ten eini­ge offen­bar einen grund­sätz­li­chen Kampf gegen den Orden. Der zwei­te Ankla­ge­punkt betraf „nicht geneh­mig­te Exor­zis­men“. Die­sen Vor­wurf erhob Bischof Gie­len selbst, denn er habe von Exor­zis­men gehört, sei aber nie um Erlaub­nis gefragt worden.

Am Sonn­tag teil­te Msgr. Gie­len, Bischof von Christ­church, sei­ne Ent­schei­dung mit:

Brü­der und Schwe­stern in Christus,

ich schrei­be Ihnen, um Sie über die vati­ka­ni­sche Visi­ta­ti­on der Söh­ne des Hei­lig­sten Erlö­sers und ihres Dien­stes in der Diö­ze­se Christ­church zu informieren.

Eine Visi­ta­ti­on wur­de vom austra­li­schen Bischof Robert McGuck­in durch­ge­führt. Anschlie­ßend leg­te er dem Vati­kan einen Bericht zur Prü­fung vor.

Dar­auf­hin hat mir das Dik­aste­ri­um für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens, die vati­ka­ni­sche Abtei­lung, die die Unter­su­chung über­wacht, kürz­lich eine Rei­he von Emp­feh­lun­gen über­mit­telt. Ich habe die­se Emp­feh­lun­gen angenommen.

Daher ergrei­fe ich die fol­gen­den Maßnahmen:

- Ich ent­zie­he den Prie­stern der Söh­ne des Aller­hei­lig­sten Erlö­sers mit Wir­kung vom Sonn­tag, dem 14. Juli, 23.59 Uhr, die Befug­nis zur Aus­übung des geist­li­chen Amtes in der Diö­ze­se Christ­church. Jeg­li­che Tätig­keit ihrer Prie­ster nach die­sem Zeit­punkt wird nicht mehr geneh­migt und lit­ur­gi­sche Fei­ern wer­den nicht mehr erlaubt sein.

- Alle beken­nen­den Mit­glie­der der Sons of the Most Holy Rede­emer sind auf­ge­for­dert wor­den, die Diö­ze­se Christ­church zu verlassen.

Im Bewußt­sein mei­ner Ver­ant­wor­tung, das lit­ur­gi­sche und sakra­men­ta­le Leben aller Gläu­bi­gen zu unter­stüt­zen, tref­fe ich neue Vor­keh­run­gen für die pasto­ra­le Betreu­ung und die Fei­er der Eucha­ri­stie und ande­rer Sakra­men­te für die Gemein­schaft der tra­di­tio­nel­len latei­ni­schen Mes­se. Ab dem 21. Juli 2024 wird die tra­di­tio­nel­le latei­ni­sche Mes­se wöchent­lich in Kai­apoi gefei­ert wer­den. Die Sakra­men­te wer­den durch das Bischöf­li­che Ordi­na­ri­at koor­di­niert. Jeg­li­che Kor­re­spon­denz dies­be­züg­lich soll­te an TLMC@​cdoc.​nz gerich­tet werden.

Dies war für vie­le Men­schen eine sehr schwie­ri­ge Zeit, und ich bit­te Sie um Ihr Gebet für alle Betei­lig­ten. Ich bit­te auch um die Unter­stüt­zung der brei­te­ren katho­li­schen Gemein­schaft für die­se Maß­nah­men, die zum Woh­le der Kir­che und der Gläu­bi­gen in die­ser Diö­ze­se getrof­fen wurden.

+ Micha­el Gie­len
Bischof von Christchurch

Grün­de für die har­te Maß­nah­me nann­te der Bischof nicht. Es ist nur soviel bekannt, daß es eine Grup­pe von Lai­en gibt, die die Ver­trei­bung der Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten for­der­te und in Bischof Gie­len einen Unter­stüt­zer fand. Die­ser konn­te sich auf die­se Lai­en beru­fen und in Rom einen Apo­sto­li­schen Visi­ta­tor bean­tra­gen. Die römi­sche Ordens­kon­gre­ga­ti­on unter der Lei­tung von Kar­di­nal João Kar­di­nal Bráz de Aviz kam dem Ansu­chen bereit­wil­lig nach. Kon­kret sei der Orden laut sei­ne Anklä­gern „zu kon­ser­va­tiv“, „zu streng“, „sek­tie­re­risch“. Wer sich ein wenig in der kirch­li­chen Rea­li­tät aus­kennt, weiß in etwa, wem sol­che Vor­wür­fe schnell und leicht über die Lip­pen kommen.

Fakt ist, daß die Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten am Sonn­tag eines ihrer drei Klö­ster ver­lo­ren haben und einen Kon­ti­nent, auf dem sie bis­her wirk­ten, ver­las­sen müssen.

Das Bei­spiel zeigt die schwer­wie­gen­den Fol­gen der „Refor­men“ von Papst Franziskus.

Papst Johan­nes Paul II. hat­te die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei 1988 errich­tet und ihr die in vol­ler Ein­heit mit Rom ste­hen­den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Gemein­schaf­ten unter­stellt. Die Kom­mis­si­on war eine eigen­stän­di­ge Insti­tu­ti­on der Römi­schen Kurie in Anleh­nung an die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die damals von Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger gelei­tet wur­de. Wesent­lich dar­an war, daß Johan­nes Paul II. die damals erst im Ent­ste­hen begrif­fe­nen Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on von vorn­her­ein dem Zugriff der Ordens­kon­gre­ga­ti­on ent­zog. Fran­zis­kus aber zer­trüm­mer­te schritt­wei­se die­se von sei­nen Vor­gän­gern in wei­ser Vor­aus­sicht gewähl­te Kon­struk­ti­on. Fran­zis­kus nahm der Kom­mis­si­on in einem ersten Schritt Anfang 2019 ihre Eigen­stän­dig­keit und glie­der­te sie als Abtei­lung in die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein. In einem näch­sten Schritt lösch­te er mit dem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des von Juli 2021 auch die­se Reste aus und über­trug ihre Zustän­dig­kei­ten an die Ordens­kon­gre­ga­ti­on. Er tat damit genau das, was sei­ne Vor­gän­ger bewußt ver­mie­den hat­ten. Der Fall der Tran­sal­pi­nen Redempto­ri­sten zeigt, wel­chen Fol­gen die ehe­ma­li­gen Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten durch die „Refor­men“ von Fran­zis­kus aus­ge­setzt sind. Die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten wur­den durch die Auf­lö­sung der Kom­mis­si­on ihres Schut­zes beraubt und wer­den nun von einer römi­schen Behör­de „ver­wal­tet“, die der Tra­di­ti­on wenig freund­lich gesinnt ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on sind allein durch ihre Exi­stenz eine grund­sätz­li­che Her­aus­for­de­rung an neu­ri­tu­el­le Ordens­ge­mein­schaf­ten. Das könn­te posi­tiv gese­hen wer­den, wird es aber lei­der nicht. Die alt­ri­tu­el­len Gemein­schaf­ten wer­den nicht als gleich­wer­tig oder gar von glei­cher Wür­de aner­kannt. Es gibt kei­nen Umgang auf Augen­hö­he. Sie wer­den im der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat als unge­lieb­te weit­schich­ti­ge Ver­wand­te gese­hen und ent­spre­chend behandelt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: papa​stron​say​.blog​spot​.com/​B​i​s​tum Christ­church (Screen­shot)


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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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