(Washington) Ende Juli wurde die Initiative gestartet. Der Übergang zu einer regelmäßigen Aktion kann inzwischen als geglückt angesehen werden. Jede Woche wird in Washington vor der Apostolischen Nuntiatur in den USA der Rosenkranz gebetet: für die Zulassung der überlieferten Form des Römischen Ritus und gegen das Motu proprio Traditionis custodes.
Wie in anderen Ländern ist auch die Lage in den USA durchwachsen, seit Papst Franziskus mit Traditionis custodes die Motuproprien seiner Vorgänger, Summorum Pontificum und Ecclesia Dei, beseitigte und zum Angriff gegen den überlieferten Ritus ansetzte.
Franziskus erklärte den durch die nachkonziliare Liturgiereform 1969 geschaffenen Novus Ordo Missae zur „einzigen Ausdrucksform“ der Lex orandi des Römischen Ritus. Was der überlieferte Ritus offiziell ist, der die Kirche durch die Jahrhunderte prägte, ist seither unbekannt. Man weiß es nicht. Man weiß, was er nicht ist, aber nicht mehr, was er ist. Man weiß es deshalb nicht, weil Papst Franziskus es selbst nicht weiß. Er hält den Ritus, der die Heiligen formte und in dem alle heiligen Päpste, Bischöfe und Priester bis herauf zu Pater Pio von Pietrelcina zelebrierten, für ein ideologisches Konstrukt, jedenfalls was die Zeit seit der Liturgiereform betrifft – und die Zeit vorher interessiert ihn nicht. Die innere Logik besagt, daß dies natürlich ein Widerspruch ist, doch das scheint ihn nicht anzufechten.
Es sei Gefahr im Verzug gewesen, so Franziskus. Der überlieferte Ritus – hört, hört – spalte die Kirche. Daher habe er „einschreiten müssen“, um die Einheit der Kirche zu bewahren. Überzeugend klingt das zwar nicht, doch der Papst ist der Papst und damit oberster Gesetzgeber und höchster Gerichtsherr. Der päpstlichen Rechtfertigung mögen Ohrenbläser, Unbedarfte und Progressive applaudieren, doch selbst Modernisten tun es nicht, weil sie – trotz des Wohlgefallens in der Sache – begreifen und instinktiv der Autorität des Papstes mißtrauen.
Auch in den USA haben mehrere Bischöfe seit dem Inkrafttreten von Traditionis custodes den Gebrauch des traditionellen Missale eingeschränkt oder verboten. Das spektakulärste Beispiel ist Kardinal Blase Cupich, der „Mann des Papstes“ im US-Episkopat, in seinem Erzbistum Chicago. Deshalb haben gläubige Katholiken, die am usus antiquior festhalten, beschlossen, vor der Apostolischen Nuntiatur in Washington einen Rosenkranz zu beten. Sie rufen den himmlischen Beistand in der Sache an und protestieren gleichzeitig gegen die päpstliche Repression.
Am 30. Juli fand die Gebetsinitiative zum ersten Mal statt. Seither wird sie jeden Samstagmorgen wiederholt.
Die Beter folgen damit dem Beispiel französischer Gläubiger, die dieselbe Initiative bereits im Sommer 2021 begonnen haben und seither jede Woche vor der Apostolischen Nuntiatur in Paris in einem präzisen Anliegen beten: um die Rücknahme von Traditionis custodes.
Die Gebetsinitiative nennt sich „Rosenkranz für die überlieferte lateinische Messe“. Anstoß dafür, die Initiative auch in Übersee aufzugreifen, war das Vorgehen von Kardinal Cupich gegen das Institut Christus König und Hohepriester, das viele Katholiken empörte und erschreckte.
Eine eigene Facebook-Seite (auch auf Twitter und Instagram) liefert Informationen und ruft dazu auf, sich den Betern am Samstagvormittag anzuschließen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: DC Rosary Rally for the Latin Mass