
(Rom) Die Spannung ist groß. Die Sorge geht um, daß Rom einen finalen Schlag gegen den überlieferten Ritus führen könnte. Entsprechende Gerüchte wurden angestoßen und haben sich, wie es scheint, etwas verselbständigt. Nun wird versucht, Entwarnung zu geben. Doch wie glaubwürdig ist diese?
Den Anstoß zu den Gerüchten gaben erklärte Gegner der Tradition, die sich den Kampf gegen den überlieferten Ritus zu einem persönlichen Lebensziel gemacht haben. Aufgegriffen wurde er verständlicherweise von betroffener Seite, wo man seit dem repressiven Motu proprio Traditionis custodes dem von Santa Marta geführten Rom mehr oder weniger alles zuzutrauen scheint.
Was dementiert wird und was nicht
Loup Besmond de Senneville, Vatikanist von La Croix, der Tageszeitung des Assumptionistenordens, faktisch jedoch der französischen Bischöfe, ist nun um Entwarnung bemüht:
„Seit einigen Tagen kursiert das Gerücht, der Vatikan stehe kurz davor, die Möglichkeit, die Messe nach der alten Form des Ritus zu feiern, ganz zu verbieten. Seit dem 17. Juni hat sich dieses Gerücht auf dem allgemein gut informierten traditionalistischen Blog Rorate Cæli schnell verbreitet, wobei einige sogar das Datum des 16. Juli vorverlegt haben, des Jahrestags von Traditionis custodes, das 2021 vom Papst veröffentlicht wurde, um den Gebrauch dieses Ritus stark einzuschränken.“
Doch diese Ängste seien unbegründet, so Besmond de Senneville:
„Nach Angaben mehrerer vatikanischer Quellen, zu denen La Croix Zugang hatte, wird jedoch derzeit kein solches Dokument vom Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, das für die Liturgie zuständig ist, vorbereitet. ‚Das ist nur Gerede‘, beklagt ein hochrangiger Vatikanbeamter. Er selbst prangert die ‚Phantasien‘ an. Eine andere Quelle erklärt, daß diese Gerüchte ‚völlig unbegründet’ seien.“
Das deckt sich mit den uns vorliegenden Informationen allerdings nur teilweise. Es gilt genau hinzuhören. Hören wir also zunächst weiter, was Besmond de Senneville noch schreibt.
„Der Vatikan hat jedoch beschlossen, diese Gerüchte vorerst nicht offiziell zu dementieren. ‚Sie zu dementieren hieße, ihnen Gewicht zu verleihen, auch wenn sie es nicht wert sind‘, rechtfertigt sich der Vatikan. Normalerweise äußert sich der Vatikan nie zu Gerüchten dieser Art.“
Und auch noch:
„Mehrere Quellen erklären La Croix, daß diese Gerüchte ihren Ursprung in einer Fehlinterpretation von römischen Entscheidungen über bestimmte Gemeinschaften oder Institute haben könnten. Eines davon betrifft die Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit in Südfrankreich, deren Weihen auf Wunsch Roms auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurden. Der Vatikan prüft derzeit das Dossier dieser Gemeinschaft diözesanen Rechts, um herauszufinden, ob es angebracht ist, sie zu ermächtigen, nach der alten Form des Ritus zu zelebrieren. Eine obligatorische römische Genehmigung nach Traditionis Custodes.“
Der Abgleich mit dem gesicherten Wissensstand
Der Artikel wirkt wie ein von Rom gewünschtes Auftragswerk, denn ein Vatikanist wie Besmond de Senneville weiß natürlich, daß der Vatikan kategorisch keine Gerüchte dementiert. Es gibt also kein „vorerst“, als könnte ein solches Dementi noch folgen. Dieser Hinweis dient lediglich der Absicht, den Entwarnungseffekt zu verstärken. Und gerade diesbezüglich ist Vorsicht geboten. Der Artikel läßt sich auch als ein Dementi des Dementi lesen, denn bereits die Überschrift ist falsch. Versuchen wir ihn daher mit den Fakten abzugleichen.
Tatsache ist, daß Rom, anders als zuletzt zu hören war, keine Apostolische Konstitution über die Liturgie vorbereitet, also kein Dokument von so hohem Rechtsrang. Besmond de Senneville lenkt den Fokus auf die Vernichtung des überlieferten Ritus und dementiert, stellt die Befürchtungen gar als wilde „Phantasien“ dar, läßt die Traditionalisten als Paranoiker dastehen. Er verschweigt jedoch, daß Rom sehr wohl ein Dokument vorbereitet und dieses bereits ausgearbeitet vorliegt. Mehr noch, er führt in die Irre, indem er in der Überschrift behauptet, es werde „kein Dokument“ geben. In Wirklichkeit befindet sich dieses Dokument, das es sehr wohl gibt, derzeit zur Prüfung im vatikanischen Staatssekretariat. Es wird nicht den Rang einer Konstitution haben, aber einige Aspekte des überlieferten Ritus berühren, die im Detail noch nicht bekannt sind.
Wegen der offenbar gezielten gestreuten Entwarnung durch Besmond de Senneville sollte sich daher niemand in falscher Sicherheit wiegen. Papst Franziskus hegt keine Absicht, den überlieferten Ritus zu töten, er will ihm „nur“ möglichst viel Sauerstoff entziehen.
Bestätigt wurde dies indirekt durch Msgr. Gilles Wach, den Generaloberen des altrituellen Instituts Christus König und Hohepriester, der von Papst Franziskus in Audienz empfangen und von diesem mehrfach aufgefordert wurde, daß dieses Ecclesia-Dei-Institut die Arbeit gemäß seinem (altrituellen) Charisma fortsetzen solle.
Das bedeutet, daß die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften als solche auch weiterhin nicht angetastet werden. Opfer der römischen Traditionsfeindlichkeit durch Traditionis custodes wurden alle traditionellen Regungen, die nicht unter dem schützenden Dach von Ecclesia Dei stehen, das 1988 von Papst Johannes Paul II. und seinem Glaubenspräfekten Joseph Kardinal Ratzinger errichtet worden war. Das Dach wurde von Franziskus inzwischen auf dem Papier abgetragen, existiert aber – wenn auch nur mehr mit geschwächter Rechtsgrundlage – in der Praxis fort.
Keine Tradition außerhalb von Ecclesia Dei?
Die Franziskaner der Immakulata hatten sich nie unter dieses Dach begeben. Sie waren drauf und dran, unter Papst Benedikt XVI. zum Modell einer neuen Ära im katholischen Ordenswesen zu werden: eine neurituelle Gemeinschaft, die zum überlieferten Ritus zurückgekehrt war, die die ihnen anvertrauten Seelsorgeorte, vor allem Marienheiligtümer, birituell betreute, aber die Liturgie ordensintern im überlieferten Ritus feierte. Der Weg wies in Richtung Tradition. Es war dieses Ausgreifen der Tradition auf den traditionsentfremdeten Teil der Kirche, der die Traditionsfeinde zur Weißglut brachte.
Mit Entsetzen wurde festgestellt, wie in vielen Orden immer mehr, meist junge Priester auftraten, die der Einladung von Benedikt XVI. folgten und sich mit dem überlieferten Ritus zu beschäftigen begannen. Gleiches geschah im Weltklerus. Die Zahl der Priester, die außerhalb der sogenannten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sich der Tradition und dem alten Ritus zuwandten, wuchs in einem fort an, mehrere Jahre lang. Die Zeichen waren so hoffnungsvoll, daß man bei anhaltender Entwicklung vom Beginn einer Trendwende sprechen konnte.
Doch dann stand ausgerechnet Benedikt XVI. selbst der von ihm angestoßenen Wende im Weg, indem er nicht mehr konnte oder wollte, jedenfalls auf sein Papsttum verzichtete und sich in das Kloster in den Vatikanischen Gärten zurückzog.
Was folgte, ist bekannt: der Gegenschlag, das Motu proprio mit seiner bergoglianischen hintersinnigen Namensgebung: Traditionis custodes, „Wächter der Tradition“, obwohl damit Wächter gegen die Tradition gemeint sind. Dieses Motu proprio unterscheidet nicht zwischen den Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, also dem seit 1988 in der Kirche geduldeten „Reservat“ der Tradition, und den Traditionalisten außerhalb des Geheges. Das Motu proprio ist bereits der finale Schlag gegen die Tradition. Doch Santa Marta ging und geht es bisher darum, die Tradition nur außerhalb des Reservats zu vernichten und jene im Reservat zu sekkieren.
Abgewürgt werden soll, was sich im Novus-Ordo-Teil der Kirche vom heilsamen Serum der Tradition „anstecken“ hat lassen. Die Franziskaner der Immakulata, der zahlenmäßig größte Ausdruck der Tradition außerhalb der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, wurde grausam zertrümmert. Für Hunderte von Ordensleuten begann ein kaum beschreibbarer Leidensweg. Ihre Geschichte muß erst noch geschrieben werden.
Traditionis custodes zielt auch auf die Weltpriester ab, daher das repressive Korsett um die Pfarrkirchen. Und die von Besmond de Senneville erwähnten Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit – wie die Franziskaner der Immakulata eine hochinteressante Realität mit dem spezifischen Missionscharisma besonders unter Moslems in der von Islamisierung betroffenen westlichen Welt – leiden unter demselben Mangel: Sie begaben sich nicht unter das Dach von Ecclesia Dei. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Beide genannten Orden haben die entscheidenden Entwicklungsmomente unter dem Pontifikat von Benedikt XVI. erlebt, also jener Zeit, wo es vom Papst gefördert wurde, daß die Tradition aus ihrem Reservat hinaus- und in die gesamte Kirche hineinwächst. Genau das wollten andere Kräfte in der Kirche nicht dulden und peitschen die Tradition seit der Wahl von Franziskus wieder in das Gehege zurück. Wer außerhalb des Geheges steht, wird eliminiert.
So wird auch klar, warum Franziskus rechtlich das Ecclesia-Dei-Dach beseitigte. So besteht keine Möglichkeit mehr für einen Orden, der noch nicht darunter steht, sich direkt drunterzustellen. Der Zugang wurde erschwert. Genau das besagt der Hinweis von Besmond de Senneville, daß Rom, das die Weihen der Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit seit drei Jahren ausgesetzt hat, „prüft“, ob man dem Orden die Zelebration im überlieferten Ritus erlaubt. Man darf sich das Szenario wie in den klischeehaftesten Filmverzerrungen des einstigen Feudalwesens denken, wenn der rangletzte Untertan als Bittsteller vor seinem Feudalherren im Staub liegt.
Die Franziskaner der Immakulata wurden in ihrem von den Ordensgründern gewählten Charisma abgewürgt. Die Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit laufen Gefahr, subtiler abgetötet zu werden, denn ohne Aussicht auf Weihen werden die Ordenseintritte versiegen.
Wir rekapitulieren: Es wird nach jetzigem Stand der Dinge keine Apostolische Liturgiekonstitution zur Vernichtung des überlieferten Ritus geben, aber sehr wohl ein Dokument, das einige Aspekte des überlieferten Ritus regeln wird, deren Inhalt und Ausmaß noch nicht bekannt sind.
Es sind schwierige Zeiten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Man kann nicht katholisch sein, ohne die alte Messe zu lieben, die das gebetete Dogma des Katholischen ist – die neue Messe ist das dagegen nicht, sie neigt, wie Kardinal Ottaviani einst gezeigt hat, sogar zur Häresie.
Im Grunde ist der Kampf gegen die alte Messe ein Kampf gegen den katholischen Glauben, die Anbetung Gottes und die Realpräsenz in der Heiligen Messe. Darum geht es. Über kurz oder lang werden wir uns all entscheiden müssen: Für oder gegen die Heilige Messe als solche. Und die wahre Messe im vollen katholischen Sinn ist immer nur die alte Messe. Ich möchte alle Mitbrüder bitten: Befassen Sie sich mit der alten Messe, entdecken Sie diesen Schatz und feiern Sie sie auch. Sie haben jedes Recht dazu seit Pius V. – Franziskus hatte dagegen nie ein Recht, Hand an diese Messe zu legen. Seine Entcheidungen diesbezüglich sind unbefugt und ungültig. Sie binden niemanden! – Haben Sie deshalb den Mut, dies zu bekennen! Wir dienen Christus und nicht den Abwegen des regierenden Papstes, der sich wie Petrus erst bekehren muss, um dann die Brüder zu stärken…was wir jetzt erleben, ist der völlige Glaubensverlust des Petrus, wir erleben die Verleugnung Jesu durch Petrus – wir werden aber auch seine Bekehrung erleben, vermutlich erst im nächsten Pontifikat.
Nun, das ist keine Entwarnung, auch keine halbe. Es deckt sich mit dem, was ich zuvor von anderer Seite erfahren hatte. Und es klärt nicht, ob die Petrusbruderschaft weiterhin in Pfarrkirchen zelebrieren darf.
All das ist schlimm genug und passt genau zur bekannter Salamitaktik, nichts zu verbieten und es trotzdem unmöglich zu machen.
Die schlimmen Zeiten sind uns prophezeit…
Viva Cristo Rey!