Franziskus erinnert an ein Hostienwunder und kehrt zur Fronleichnamsprozession zurück

Römisches Dokument über Erscheinungen und Botschaften steht kurz vor der Veröffentlichung


1992 bis 1996 ereigneten sich in Buenos Aires drei eucharistische Wunder (links). Gleiches hatte sich 1345 auch in Amsterdam zugetragen (rechts).
1992 bis 1996 ereigneten sich in Buenos Aires drei eucharistische Wunder (links). Gleiches hatte sich 1345 auch in Amsterdam zugetragen (rechts).

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Sams­tag emp­fing Papst Fran­zis­kus den Chor der Basi­li­ka von Amster­dam in Audi­enz. In sei­nen kur­zen Begrü­ßungs­wor­ten kam Fran­zis­kus über­ra­schend auf das eucha­ri­sti­sche Wun­der in der Haupt­stadt der Nie­der­lan­de zu sprechen.

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Der Jesui­ten­pa­ter Jor­ge Mario Berg­o­glio wur­de 1992 auf Wunsch des Erz­bi­schofs von Bue­nos Aires, Kar­di­nal Anto­nio Quar­ra­ci­no, von Papst Johan­nes Paul II. zum Weih­bi­schof von Bue­nos Aires ernannt. Nach Quar­ra­ci­nos Tod folg­te er 1998 die­sem als Erz­bi­schof und Pri­mas von Argen­ti­ni­en nach. In die­ser Zeit ereig­ne­ten sich in der Pfar­rei San­ta Maria in Alma­gro von Bue­nos Aires in den Jah­ren 1992, 1994 und 1996 drei eucha­ri­sti­sche Wun­der. 1992 lösten sich Tei­le einer kon­se­krier­ten Hostie, die gemäß dem Ritua­le in Was­ser gelegt wur­den, nicht auf. 1994 tropf­te Blut wäh­rend der Meß­ze­le­bra­ti­on aus der kon­se­krier­ten Hostie des Prie­sters. 1996 wur­de ein bei der Kom­mu­ni­ons­pen­dung auf den Boden gefal­le­ner Leib Chri­sti gemäß Ritua­le zur Auf­lö­sung in Was­ser gelegt, der sich statt­des­sen in Blut verwandelte.

Als Erz­bi­schof ließ Jor­ge Mario Berg­o­glio die Phä­no­me­ne unter­su­chen, wahr­te zugleich aber gro­ße Zurück­hal­tung, die er auch der Pfar­rei auf­er­leg­te. Das Ergeb­nis der Unter­su­chung war, daß es sich um mensch­li­ches Blut han­delt und, wie eine wei­te­re Unter­su­chung durch einen Exper­ten der Colum­bia Uni­ver­si­ty ergab, um Gewe­be eines Men­schen­her­zens. Kar­di­nal Berg­o­glio berich­te­te damals, daß die Unter­su­chun­gen Par­al­le­len zum eucha­ri­sti­schen Wun­der von Lan­cia­no in den ita­lie­ni­schen Abruz­zen aufzeigten.

Lan­cia­no in den ita­lie­ni­schen Abruz­zen, unweit von Manop­pel­lo, wo sich im 8. Jhdt. ein eucha­ri­sti­sches Wun­der zuge­tra­gen hat, des­sen Reli­qui­en noch heu­te dort ver­ehrt werden.

Das Hosti­en­wun­der von Lan­cia­no wird auf das 8. Jahr­hun­dert datiert. Damals regier­ten in der byzan­ti­nisch gepräg­ten Gegend die Lan­go­bar­den. Ein grie­chi­scher Mönch soll an der Real­prä­senz Jesu Chri­sti gezwei­felt habe, als die kon­se­krier­te Hostie in sei­nen Fin­gern zu blu­ten begann. Die Ver­eh­rung der bis heu­te erhal­te­nen Blut­ho­stie ist seit dem 13. Jahr­hun­dert belegt. Unter­su­chun­gen der 1970er und dann wie­der der 1980er Jah­re erga­ben, daß die Blut­grup­pe jener des Turi­ner Grab­tuchs ent­spricht. Das Gewe­be und das Blut sind frei von Kon­ser­vie­rungs­stof­fen und ent­spre­chen denen eines leben­den Menschen.

Trotz der Unter­su­chungs­er­geb­nis­se zum eucha­ri­sti­schen Wun­der in Bue­nos Aires, die Kar­di­nal Berg­o­glio 2001 der Öffent­lich­keit bekannt­gab und dabei auf Lan­cia­no ver­wies, besuch­te er selbst den süd­ita­lie­ni­schen Wall­fahrts­ort bis­her nicht, weder als Kar­di­nal noch in den elf Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats. Bis­her war noch kein Papst dort. Ein­zig Kar­di­nal Karol Woj­ty­la besuch­te Lan­cia­no 1974, als er noch Erz­bi­schof von Kra­kau war. Eben­so­we­nig ist ein Besuch von Kar­di­nal Berg­o­glio in der Anbe­tungs­ka­pel­le der Pfar­rei San­ta Maria sei­ner Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires bekannt, in der die Blut­ho­stie von 1994 auf­be­wahrt wird, aber auf Berg­o­gli­os Anwei­sung hin nicht öffent­lich aus­ge­stellt ist. Gezeigt wird, gemäß sei­ner Anord­nung, nur ein Foto der Hostie. 

Die Pfarr­kir­che San­ta Maria in Bue­nos Aires

Umso bemer­kens­wer­ter ist, daß Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen Sams­tag das eucha­ri­sti­sche Wun­der von Amster­dam erwähn­te. Anlaß für den Besuch des Cho­res der Amster­da­mer Basi­li­ka ist die Grün­dung der Stadt vor 750 Jah­ren. Wört­lich sag­te Fran­zis­kus zu den von ihrem Bischof Msgr. Johan­nes Wil­li­bror­dus Maria Hen­driks beglei­te­ten Sängern:

„Die Ursprün­ge und die Ent­wick­lung die­ser Stadt sind auch mit dem katho­li­schen Glau­ben und der katho­li­schen Kir­che ver­bun­den. Ein Schlüs­sel­mo­ment in ihrer Geschich­te ist das eucha­ri­sti­sche Wun­der, das sich 1345 ereig­ne­te und an das noch heu­te mit einer stil­len Pro­zes­si­on und der Anbe­tung des Aller­hei­lig­sten Sakra­ments erin­nert wird.“

Der erkrank­te Ysbrand Dom­mer hat­te die ihm als Kran­ken­kom­mu­ni­on gespen­de­te kon­se­krier­te Hostie zusam­men mit dem Geges­se­nen erbro­chen. Eine Dienst­magd warf sie dar­auf ins Kamin­feu­er, doch sie ver­brann­te nicht, son­dern wur­de am fol­gen­den Tag unver­sehrt aus der Asche gebor­gen. Der Erz­bi­schof von Utrecht, damals auch Bischof von Amster­dam, erkann­te die Echt­heit des „Mira­kels von Amster­dam“ an. In der Fol­ge kam es zu einem so gro­ßen Pil­ger­zu­strom, daß das eucha­ri­sti­sche Wun­der zur Grund­la­ge für den wei­te­ren Auf­stieg des jun­gen Ortes zur bedeu­tend­sten Stadt der Nie­der­lan­de wur­de. Dom­mers Haus wur­de in eine Kapel­le umge­wan­delt und dar­in die Reli­quie auf­be­wahrt. Mit einer gro­ßen Pro­zes­si­on, dem Stil­le Omgang, wur­de jähr­lich des Wun­ders gedacht. Im Pro­te­stan­tis­mus wur­de die katho­li­sche Kir­che schwer unter­drückt. Die Kapel­le wur­de pro­te­stan­tisch, die Pro­zes­si­on wur­de 1578 ver­bo­ten und die Reli­quie ging ver­lo­ren. Erst 1881 konn­te der Stil­le Omgang wie­der statt­fin­den. 1983 fiel auch offi­zi­ell das in der Ver­fas­sung ver­an­ker­te und gegen die Katho­li­ken gerich­te­te Ver­bot von Prozessionen.

Die römische Fronleichnamsprozession kehrt zurück

Am sel­ben Tag, als am ver­gan­ge­nen Sams­tag die Audi­enz statt­fand, gab das Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes bekannt, daß Fran­zis­kus erst­mals seit 2017 zum Fron­leich­nams­fest wie­der in sei­ne Bischofs­kir­che, die Late­ran­ba­si­li­ka, zurück­keh­ren wird. Fran­zis­kus betont, der Bischof von Rom zu sein, zeig­te jedoch in den Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats eine erstaun­li­che Distanz zu den drei beson­de­ren Momen­ten im Kir­chen­jahr, in denen er als Bischof sei­ner Diö­ze­se mit die­ser beson­ders ver­bun­den ist. Einer die­ser Momen­te ist die jähr­li­che Fron­leich­nams­pro­zes­si­on vom Late­ran zur Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re. Fran­zis­kus demon­tier­te zunächst sei­ne Anwe­sen­heit Stück um Stück und blieb dann ab 2017 ganz fern. Er ver­leg­te sei­ne Teil­nah­me vom eigent­li­chen Gedenk­tag auf den fol­gen­den Sonn­tag und begab sich zuletzt jeweils in eine Vorstadtpfarrei.

  • 2013 nahm Fran­zis­kus an der Pro­zes­si­on teil, knie­te aber nicht vor dem Aller­hei­lig­sten, son­dern ging zu Fuß hinterher.
  • 2014 und in den fol­gen­den Jah­ren sag­te Fran­zis­kus sei­ne Teil­nah­me mit und ohne Begrün­dung ab.
  • 2017 ver­leg­te er die Zele­bra­ti­on des Fron­leich­nams­fe­stes auf den dar­auf fol­gen­den Sonn­tag), um eine „grö­ße­re Teil­nah­me“ der Bevöl­ke­rung zu ermög­li­chen, dabei war die tra­di­tio­nel­le Fron­leich­nams­pro­zes­si­on immer sehr gut besucht, und ging ab 2018 in Vor­stadt­pfar­rei­en („sozia­le Brennpunkte“).
  • 2019 ver­schwand das Fron­leich­nams­fest aus dem lit­ur­gi­schen Kalen­der des Pap­stes. In den fol­gen­den Jah­ren wur­de das mit den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen begrün­det, doch war das Fest bereits ein Jahr vor Coro­na gestri­chen worden. 
  • 2022 und im vori­gen Jahr nahm Fran­zis­kus aus gesund­heit­li­chen Grün­den gar nicht an den Zele­bra­tio­nen teil.

Unter Vati­ka­ni­sten wur­de bereits vor Jah­ren gescherzt: „Wer Infor­ma­tio­nen zum ver­schol­le­nen Fron­leich­nams­fest haben soll­te, möge sich bit­te an das Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes wenden“.

Die römi­sche Fron­leich­nams­pro­zes­si­on war immer gut besucht, hier jene von 2013, die ein­zi­ge, an der Fran­zis­kus per­sön­lich teil­nahm. Den­noch ent­schied Fran­zis­kus sie auf den Sonn­tag zu ver­le­gen und in eine Vor­stadt­pfar­rei zu ver­schie­ben, wo er dann den­noch nicht an ihr teilnahm.

Fakt ist, daß die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on unter Fran­zis­kus nie in ihrer tra­di­tio­nel­len Form durch­ge­führt wur­de. Es war jedoch die Papst­pro­zes­si­on in Rom, die das öffent­li­che Fest der Kir­che durch die Jahr­hun­der­te aus­zeich­ne­te und in vie­len Pfar­rei­en nach­ge­ahmt wur­de. Die­ses Fest wur­de eigens ein­ge­führt, um den Glau­ben an die Real­prä­senz Jesu Chri­sti in der hei­li­gen Eucha­ri­stie zu stär­ken, das dann durch den Pro­te­stan­tis­mus und jün­ge­re Ideo­lo­gien in Zwei­fel gezo­gen wur­de. Die Demon­ta­ge der Fron­leich­nams­pro­zes­si­on unter Fran­zis­kus hat eine beson­ders tief­ge­hen­de Aus­sa­ge­kraft. Fron­leich­nam ist das „katho­lisch­ste“ aller Feste, das die Kir­che von allen ande­ren christ­li­chen Bekennt­nis­sen in Ost und West unterscheidet.

Zur Distanz, die Fran­zis­kus gegen­über der römi­schen Fron­leich­nams­pro­zes­si­on zeigt, sie­he den Hin­ter­grund­be­richt: Papst Fran­zis­kus und die römi­sche Fron­leich­nams­pro­zes­si­on – Ein schwie­ri­ges Ver­hält­nis.

Nun kehrt das Fron­leinams­fest in den lit­ur­gi­schen Kalen­der des Pap­stes zurück und zugleich auch die Rück­ver­le­gung des römi­schen Festes auf den Don­ners­tag. Ob Fran­zis­kus auch an der Pro­zes­si­on teil­neh­men wird, ist der­zeit nicht bekannt. Ange­kün­digt ist sie.

Und war­um das gan­ze Ändern und Her­um­schie­ben am Fron­leich­nams­fest? Das weiß nur Fran­zis­kus allein.

Das römi­sche Glau­bens­dik­aste­ri­um, gelei­tet von sei­nem bevor­zug­ten Pro­te­gé und Ghost­wri­ter Vic­tor Manu­el Fernán­dez, wird dem­nächst ein Doku­ment über Erschei­nun­gen, Offen­ba­run­gen und ver­wand­te Phä­no­me­ne ver­öf­fent­li­chen, zu denen auch die eucha­ri­sti­schen Wun­der von Bue­nos Aires und Lan­cia­no gehö­ren. Es ist bekannt, daß Fran­zis­kus am Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats eine aus­ge­präg­te Abnei­gung gegen Erschei­nungs­phä­no­me­ne und beson­ders ihre „Bot­schaf­ten“ an den Tag leg­te. Dar­aus läßt sich schlie­ßen, daß er die­ses Den­ken bereits als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires heg­te. Im Lau­fe der Jah­re sei­nes Pon­ti­fi­kats äußer­te sich Fran­zis­kus jedoch immer sel­te­ner zu dem Phä­no­men, aller­dings auch nicht dafür. Das läßt die Annah­me zu, er habe nicht sei­ne Mei­nung geän­dert, son­dern ver­zich­te auf Emp­feh­lung sei­ner Bera­ter auf ent­spre­chen­de Pole­mik. So kün­dig­te er 2015 eine bal­di­ge Ent­schei­dung zu Med­jug­or­je an, gegen das er anfangs beson­ders scharf pole­mi­sier­te, die jedoch bis heu­te nicht erfolgt ist.

Kar­di­nal Fernán­dez war am sel­ben Sams­tag, dem 4. Mai, in Audi­enz bei Fran­zis­kus. Dabei könn­te das neue Doku­ment über Erschei­nun­gen und Bot­schaf­ten geneh­migt wor­den sein. Ins­ge­samt fällt in jüng­ster Zeit die Dich­te der Audi­en­zen für Tucho Fernán­dez auf. Es geht also nicht nur um die­ses eine Dokument.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/Vatican.va/Wikicommons (Screen­shots)

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