Apokalypse? Die Katastrophe (für die Kirche) ist hart, aber nicht definitiv

Die Katholiken sollen wieder Katholiken sein, und die Völker Europas sollen sich in keinen Krieg hineinziehen lassen


Viele Katholiken lesen die Zeichen der Zeit apokalyptisch. Soweit sei es aber noch nicht, hält General Laporta entgegen. Wichtiger sei es, daß die Katholiken wieder Katholiken sind und sich nicht von anderen Interessen leiten lassen.
Viele Katholiken lesen die Zeichen der Zeit apokalyptisch. Soweit sei es aber noch nicht, hält General Laporta entgegen. Wichtiger sei es, daß die Katholiken wieder Katholiken sind und sich nicht von anderen Interessen leiten lassen.

Von Gene­ral Pie­ro Laporta*

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Die unter Katho­li­ken weit ver­brei­te­te Ten­denz, die gegen­wär­ti­ge Zeit mit apo­ka­lyp­ti­schen Augen zu lesen, ist töricht. Wir leben in schwie­ri­gen Zei­ten, gewiß, aber das bedeu­tet nicht, daß es die defi­ni­ti­ve Kata­stro­phe ist. Hät­ten wir bei­spiels­wei­se zwi­schen 1414 und 1418 gelebt, hät­ten wir die bit­te­ren Qua­len erlebt, die der Kir­che zur Zeit des öku­me­ni­schen Kon­zils von Kon­stanz zuge­fügt wurden.

Die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung lag in den mitt­le­ren und unte­ren Schich­ten bei weni­ger als 30–40 Jah­ren. Krank­hei­ten ver­lie­fen fast immer töd­lich. Die Kin­der wur­den zahl­reich wie Schild­krö­ten gebo­ren und star­ben wie die Flie­gen. Die Schlacht­fel­der waren ein ein­zi­ges Schlacht­haus. Eine Klei­nig­keit moti­vier­te zu unauf­hör­li­chem Gemetzel.

Über die­ser Höl­le thron­te der Gegen­papst Johan­nes XXIII., der von Papst Gre­gor XII. und einem wei­te­ren Gegen­papst bekämpft wur­de. Nicht ein­mal ein Hei­li­ger konn­te erken­nen, wel­cher Papst recht­mä­ßig war. Mei­ner Mei­nung nach ist es Sigis­mund, dem römisch-deut­schen König (und spä­te­ren Kai­ser), zu ver­dan­ken, daß er mit fester Hand die Arbeit des Kon­zils lenk­te und Jan Hus, den Vor­läu­fer der luthe­ri­schen Refor­ma­ti­on, der legi­ti­men Mut­ter des Natio­nal­so­zia­lis­mus und heu­te des Glo­ba­lis­mus, auf den Schei­ter­hau­fen brachte.

Gre­gor XII. wur­de zum Rück­tritt gedrängt, um das Schis­ma zu been­den. Die ande­ren, Gegen­papst Johan­nes XXIII. und Gegen­papst Bene­dikt XIII., wur­den abge­setzt, um Mar­tin V. zu wäh­len – das war am 11. Novem­ber 1417 – und die Kir­che end­lich wie­der unter einem Papst zu einen.

Der Autor ist kein Histo­ri­ker – ich bit­te daher um Ent­schul­di­gung für die erzäh­le­ri­sche Wie­der­ga­be mit dem Holz­ham­mer, da mir bei­de Eigen­schaf­ten ita­lie­ni­scher Histo­ri­ker, Feig­heit und Falsch­heit, feh­len – ich ver­traue daher auf das Wohl­wol­len der Leser.

Als Ange­lo Giu­sep­pe Ron­cal­li 1958 den Namen Johan­nes XXIII. annahm, mit dem Segen der Logen von Lon­don, Paris, Washing­ton und Mos­kau, begann für die Kir­che eine ähn­li­che Höl­len­fahrt wie die, die mit dem Kon­zil von Kon­stanz ende­te. Der Unter­schied zwi­schen damals und heu­te liegt in unse­rem man­geln­den Glau­ben im Ver­gleich zu dem der Brü­der, die damals die­se Schock­schlä­ge durch­ge­macht haben, ohne jemals von Bord zu gehen.

Es soll­te nicht der Rede wert sein, dar­auf hin­zu­wei­sen, daß das Ende der Qua­len in Kon­stanz den Beginn der Renais­sance und die Explo­si­on der Sakral­kunst mar­kiert, die heu­te in unse­ren Muse­en und auf unse­ren unnach­ahm­li­chen Plät­zen zu sehen ist. Sie wol­len uns die einen und die ande­ren steh­len: Krieg ist Raub, wenn der Ange­grif­fe­ne sich wehrt, ist es bewaff­ne­ter Raub. In Brüs­sel weiß man sehr gut, was der Zweck ihrer unsäg­li­chen Regeln ist: uns zu berauben.

Unmit­tel­bar nach Kon­stanz, wäh­rend Kon­stan­ti­no­pel an die Osma­nen fiel, tüf­tel­te Guten­berg mit Hil­fe kirch­li­cher Auf­trä­ge an sei­nen Maschi­nen, die es ihm zwei Jah­re spä­ter ermög­lich­ten, die Bibel zu drucken, was eine Revo­lu­ti­on aus­lö­ste und eine ähn­li­che vor­weg­nahm wie die Com­pu­ter­re­vo­lu­ti­on fünf Jahr­hun­der­te später.

Weni­ge Mona­te spä­ter ent­deck­te Chri­stoph Kolum­bus Ame­ri­ka dank der Unter­stüt­zung durch die katho­li­sche spa­ni­sche Kro­ne. Fast zur glei­chen Zeit erreich­te der Katho­lik Vas­co da Gama, der das Kap der Guten Hoff­nung umrun­de­te, Indi­en, wo er uner­war­tet auf ande­re Katho­li­ken traf: Zu sei­nem Erstau­nen war ihm der hei­li­ge Tho­mas vor­aus­ge­gan­gen, der, nach­dem alle sei­ne Zwei­fel an der Gött­lich­keit unse­res Herrn zer­streut waren, fünf­zehn Jahr­hun­der­te zuvor bis Indi­en mis­sio­nier­te. Chri­stus über­rascht und siegt immer.

Wäh­rend Vas­co sich Indi­en näher­te, sprach Papst Pius II. (die Weit­sicht der Päp­ste mit dem Namen Pius ist erstaun­lich) Katha­ri­na von Sie­na hei­lig, eine der Gigan­ten jener mit­tel­al­ter­li­chen Kir­che, die männ­lich und weib­lich, aber nicht femi­ni­stisch, geschwei­ge denn flu­id ist; die Hüte­rin des Blu­tes der ersten Mär­ty­rer ist und die katho­li­sche Zivi­li­sa­ti­on von Judäa aus in die gesam­te damals bekann­te Welt trägt: Demo­kra­tie, Land­wirt­schaft, Wis­sen­schaft und die moder­ne Wirt­schaft sind die Fol­ge und das aus­schließ­li­che Ver­dienst jener männ­li­chen und weib­li­chen Kir­che, in der jeder einen Vater und eine Mut­ter hat.

Ihre eben­so haß­er­füll­ten wie unwis­sen­den Fein­de nann­ten die Jahr­hun­der­te vor der Renais­sance nicht nur „fin­ster“, son­dern lie­ßen sie in drei Kata­stro­phen enden. Im Jahr 1558 wur­de Eli­sa­beth I. Köni­gin von Eng­land und errich­te­te den grau­sam­sten, ver­skla­ven­d­sten und sata­nisch­sten Staat, den es je mit west­li­chen Wur­zeln auf Erden gab. Im sel­ben Jahr erwies sich die unbe­sieg­ba­re spa­ni­sche Arma­da als weni­ger unbe­sieg­bar als behaup­tet und ging zu Eli­sa­beths Füßen unter. Zehn Jah­re spä­ter gewähr­te das Edikt von Nan­tes (im Gefol­ge des Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­dens von 1555) den Pro­te­stan­ten Reli­gi­ons­frei­heit und ebne­te damit den gei­sti­gen Weg für den Natio­nal­so­zia­lis­mus und spä­ter für den Glo­ba­lis­mus – mit der miß­brauch­ten Mei­nungs­frei­heit jener, die behaup­ten, „unse­ret­wil­len“ vier Mil­li­ar­den Men­schen töten zu wollen.

Mit dem Wis­sen um die­se Geschich­te im Rücken soll­ten wir wie­der wirk­lich Katho­li­ken sein, anstatt unse­re Zeit auf Geheiß ande­rer erneut damit zu ver­geu­den, jeman­den zu has­sen oder einen ande­ren zu ver­herr­li­chen. Unse­re Zukunft ist weder die von Putin noch die von Biden. Ich habe es schon tau­send­mal gesagt und ich wer­de es wei­ter­hin wiederholen.

Und ich wie­der­ho­le auch, obwohl es man­che nicht ger­ne hören wol­len: Die ein­zi­ge mög­li­che Stra­te­gie für uns besteht dar­in, denen, die sich gegen­sei­tig zer­flei­schen wol­len, von mir aus die Mes­ser zu lie­fern und sie ihnen zu wet­zen, aber ohne uns ein­zu­mi­schen und hin­ein­zie­hen zu lassen.

Mus­li­me gegen Zio­ni­sten? Rus­sen und Chi­ne­sen gegen Angel­sach­sen? Bit­te, wenn sie es nicht las­sen können.

Die Völ­ker auf dem euro­päi­schen Fest­land aber haben in die­sen Kon­flik­ten allein ihr natio­na­les Inter­es­se im Auge zu behal­ten. Und kei­ner die­ser Kon­flik­te ist unser Konflikt.

Man zieht nicht aus Haß in den Krieg, son­dern aus Nutzen.

Dem Krieg ent­kommt man nicht durch Sen­ti­men­ta­li­tät, dem dum­men Bru­der des Has­ses, son­dern durch Hirn und Verstand.

Chri­stus siegt, auch wenn alles aus­ein­an­der­zu­fal­len scheint.

*Pie­ro Lapor­ta, Gene­ral­ma­jor (Divi­si­ons­ge­ne­ral) der Reser­ve, lei­te­te zuletzt im akti­ven Dienst das Amt für Wehr­po­li­tik des ita­lie­ni­schen Gene­ral­stabs, Katho­lik, ver­hei­ra­tet und Vater von zwei Kindern.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Katho​li​sches​.info


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