(Rom) Papst Franziskus ist der Meinung, man müsse mit Schwarzafrika Nachsicht haben. Der Erdteil sei eben kulturell noch ein wenig rückständig. Es herrsche dort eine gewisse Ignoranz, weshalb die großen westlichen „Erkenntnisse“ zur Homosexualität noch nicht verstanden würden. Der Grund für diese „väterliche“ Geste von Franziskus gegenüber dem schwarzen Kontinent ist der afrikanische Widerstand gegen die römische Erklärung Fiducia supplicans, mit der Homo-Segnungen eingeführt werden sollen. Man könnte den Vergleich jedoch auch etwas anders ziehen, als es Franziskus tut.
Während die Seminare im westlichen Europa leerstehen, etwa im deutschen Sprachraum, wo Fiducia supplicans homophile Bischöfe zu Freudensprüngen animierte, sind sie in Afrika, wo Fiducia supplicans abgelehnt wird, voll. Vielleicht sollte das ein Anstoß sein, etwas mehr darüber nachzudenken. Ein Blick nach Nigeria wirkt erhellend.
Nach jüngsten Angaben sind 15 Prozent der Nigerianer Katholiken. Tendenz: schnell wachsend. Ihr Anteil hat allein im neuen Jahrtausend im Verhältnis um ein Viertel zugenommen. In absoluten Zahlen gehören der Kirche inzwischen etwa 34 Millionen Gläubige an. Das sind weniger als in Italien, Frankreich, Spanien oder Polen, was sich aber schon in wenigen Jahren ändern dürfte. Nigeria unterscheidet sich nicht nur von den europäischen Ländern, sondern hat diese in manchen Bereichen bereits überrundet.
In Spanien hat sich die Zahl der Seminaristen seit 2000 fast halbiert. Mit dem Studienjahr 2020/21 gab es in dem iberischen Land erstmals weniger als tausend Seminaristen.
In Polen gab es bis vor 20 Jahren noch jedes Jahr mehr als tausend Neueintritte in den Seminaren. In den 80er Jahren, als das kommunistische Regime wütete, zählte das Land 9.000 Seminaristen. Dann ging es Schritt für Schritt zurück. Corona und die Reaktion der Kirchenführer darauf brachten noch einmal einen massiven Einbruch. Aktuell bereiten sich in Polen nur mehr 1.690 Kandidaten auf das Priestertum vor.
In Mailand, einer der größten, bedeutendsten und wohlhabendsten Diözesen der Welt, die mit dem Ambrosianischen Ritus seit ältester Zeit über einen eigenen Ritus verfügt, hat sich die Zahl der Seminaristen unter dem seit 2017 amtierenden Erzbischof Mario Delpini halbiert.
Im Vergleich dazu Nigeria: In dem Land stehen sich Christentum und Islam in fast gleicher Stärke gegenüber. In den Nordstaaten gilt die Scharia. Immer häufiger werden Priester und Seminaristen Opfer von Entführung und Attentaten. Nigeria ist Missionsland und Kampfgebiet. So schnell, wie die Kirche wächst, so füllen sich auch die Seminare – trotz der Gefahren. Im Land gibt es aktuell 6.555 Seminaristen. Vor 20 Jahren waren es erst halb so viele.
Für die junge und arme Kirche Nigerias gilt wörtlich, was Tertullian vor 1800 Jahren auf den Punkt brachte: „Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen“.
Dem wäre vielleicht noch die vor einigen Jahren getätigte Aufforderung eines bekannten italienischen Liturgikers an die progressiven westlichen Kirchenführer hinzuzufügen: „Hände weg von diesen Kirchen mit eurem Geld und eurer Theologie“.
So stellt sich die Frage, wann das erste Priesterseminar der Tradition in Afrika eröffnet wird. Die Tradition sollte den Ereignissen voraus sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ACS/FSSP in Nigeria (Screenshots)
Das Verhalten des Papstes gegenüber Afrika zeigt klar: Wo ihm widerstanden wird, knickt er ein. Der Fehler der traditionellen Katholiken (auch der Priester) ist, dass ihr Widerstand nicht gebündelt ist (wie der in Afrika gegen das Segensdokument). Und davon sollte man lernen!