Der Finanzethiker und ehemalige Präsident der Vatikanbank IOR Ettore Gotti Tedeschi greift das Apostolische Schreiben Laudate Deum und die römischen Antworten auf die jüngsten Dubia der fünf Kardinäle Brandmüller, Burke, Sandoval, Sarah und Zen auf, um nach den sich daraus ergebenden Konsequenzen zu fragen und ganz konkret, welche Folgen das für den Wirtschaftsbereich und für ihn als Wirtschaftswissenschaftler hat. Dabei kommt ihm ein großer Zweifel.
Dubia dubitati
Von Ettore Gotti Tedeschi
Als bescheidener Wirtschaftswissenschaftler, aber natürlich kein Theologe (auch wenn mein beruflicher Ansatz streng aristotelisch ist und ich vom heiligen Thomas von Aquin und von Benedikt XVI. gelernt habe, daß man bei Problemen die Ursachen kennen muß, bevor man die Auswirkungen beheben kann), habe ich mir beim Lesen der Dubia II und besonders der maßgeblichen Antworten darauf ein wenig Sorgen gemacht.
Aber, welch‘ Überraschung, ich habe mir mehr Sorgen um meine Arbeit gemacht als um alles andere. Welchen Sinn soll ich nun eigentlich meiner Arbeit geben?
Auf meinem iPhone gibt es keine App zur Selbst-Unterscheidung meines Handelns je nach den Umständen, und das Gewissen kann in die Irre führen, selbst jene, die sich mit Wirtschaft befassen …
Wenn ich nämlich die römischen Antworten auf die Dubia lese und auch versuche (wie darin vorgeschlagen), sie zu kontextualisieren und zu interpretieren, gelange ich zu der Einsicht, daß es (ich habe sie auch auf Wirtschaftsfragen ausgedehnt) keine absoluten moralischen Normen oder in sich verwerfliche Handlungen gibt, da letztlich alles durch Umstände und Absichten erklärt werden könne. Alle eventuellen Ausnahmen von den Normen werden dann durch das Gewissen legitimiert…
Das Gewissen wird dadurch entschuldigt, daß es Versuchungen geben kann, die meine Kräfte übersteigen. Leute! Ich kann Euch versichern: Jeder Geschäftsmann träumt davon, genau das zu hören…
Da ich aber nur ein armer Wirtschaftswissenschaftler mit begrenzten logischen und philosophischen Fähigkeiten bin, habe ich mich sofort gefragt, welchen Wert dann also heute mein „Wille“ bei der Bildung meines Gewissens, bei der korrekten Ausübung meines freien Willens und bei dem Bemühen hat, meine Versuchungen mit aller Kraft zu überwinden.
Dank der geistlichen Übungen des heiligen Ignatius von Loyola, die ich jahrelang gemacht habe, habe ich für mein Leben versucht, genau diesen meinen „Willen“ in diesem Sinn zu stärken, aber jetzt frage ich mich: Habe ich meine Zeit vergeudet?
Da ich mich auch ein wenig mit Wirtschaftsgeschichte befaßt habe, wurde ich auf Jeremy Bentham (1748–1832) aufmerksam, einen englischen Philosophen und Ökonomen (Schüler von Locke und Hobbes) und bekanntesten Vertreter des Utilitarismus, einer (für die Industrielle Revolution maßgeblichen) Lehre, die besagt, daß bei der Bewertung des menschlichen Verhaltens das moralische Prinzip „Nutzen“ anzuwenden sei.
Demnach hängt die Frage, ob eine Handlung rechtmäßig ist oder nicht, je nachdem davon ab, wie nützlich sie ist. Gut ist das, was nützlich ist. Der Markt verlange es so. Aus der Sicht des praktischen Verhaltens erklärt diese utilitaristische Doktrin, daß es keine Einschränkungen für den Beitrag geben sollte, den jeder leisten kann, und die moralischen Verpflichtungen zu reduzieren und an die Umstände anzupassen seien, indem die moralische Bewertung relativiert wird.
Diese Doktrin impliziert auch, daß ein negatives Urteil über Verhaltensweisen oder Handlungen inakzeptabel ist, die vor allem von der moralischen Autorität als in sich schlecht angesehen werden, weil sie in Wirklichkeit nützlich sein könnten…
Daraus folge nämlich der Fehler, nicht umsetzbare moralische Standards aufzuerlegen, was zu einer Verschwendung von Ressourcen führe. Ethisch ist demnach das zu tun, was nützlich ist, und nicht das, was man für gut hält. Das Gute muß auch nützlich sein. Im Dialog ist es vor allem nützlich, dies glauben zu machen.
Ich möchte Heilige und Theologen nicht mit Abschweifungen langweilen, die als herbeigeredet und unpassend empfunden werden könnten, aber ich habe so meine Zweifel, daß ich in der Lage bin zu verstehen, daß die göttliche Offenbarung, an der ich (mit großer Anstrengung und zugegebenermaßen bescheidenen Ergebnissen) versucht habe, mein Verhalten auszurichten, dank des Klimawandels für „notwendige“ kulturelle, soziale, wirtschaftliche und moralische Veränderungen „umgedeutet“ werden kann.
Wenn überhaupt, hätte ich mir eher das Gegenteil vorgestellt: eine Bekräftigung der Offenbarung, anstatt sie neu zu interpretieren. Aber stur, wie ich bin, fällt es mir schwer, zu verstehen, daß man als Folge großer kultureller Veränderungen auch Verhaltensweisen als gut zu akzeptieren habe, von denen bisher abgeraten wurde (vielleicht sogar zu wenig, wenn man das Ergebnis bedenkt), oder daß man Handlungen nach einer undenkbaren Anstrengung der Unterscheidung gutheißen soll. Wer weiß denn schon, wie man diese kontextualisierte Unterscheidung vornimmt?
Und schließlich finde ich es als moralisierender Ökonom verwirrend, zu verstehen, daß ich, wenn jemand einen Fehler macht und einen (wirtschaftlichen) Schaden verursacht, ihn (fast wie ein Beichtvater) „freisprechen“ muß, damit ihm keine Skrupel kommen, er nicht getadelt wird, und ich nicht grausam zu ihm bin.
Ich möchte aber jenen, die sich mit den Dubia beschäftigen, in aller Bescheidenheit empfehlen, darüber nachzudenken, daß, wenn „Gut und Böse“ verwechselt werden und nur das, was nützlich erscheint, auch gut und richtig ist, man Gefahr läuft, zu spät zu erkennen, daß das Tun von Bösem-Nützlichem (alles natürlich nach entsprechender Unterscheidung…) wirtschaftlich mehr einbringt als das Tun von Gutem. Und wenn man das entdeckt, dann besteht die Gefahr, daß man sich fragt, warum in aller Welt man Gutes tun sollte (wenn sich ohnehin die Offenbarung „weiterentwickelt“ und sich vielleicht morgen aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen herausstellt, daß es Belohnung oder Strafe gar nicht gibt).
Dieser Zweifel ist mir gekommen. Deshalb beanspruche ich für Ökonomen die Möglichkeit zur moralischen „Verweigerung aus Gewissensgründen“.
Oder liege ich da falsch?
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Eine „Weitertentwicklung der Offenbarung“ gibt es in der katholischen Kirche nicht, genauso so wenig wie eine „Hierarchie der Wahrheiten“. Entweder ist etwas wahr oder es ist nicht wahr.
Die göttliche Offenbarung ist gemäß kirchlich verbindlicher Lehre mit dem Tode des letzten Apostels abgeschlossen.
Es gibt höchstens eine Weiterentwicklung der Tradition in dem Sinn, dass das von Christus eingesetzte Lehramt der Kirche unter dem Beistand des Hl. Geistes immer tiefer in das Depọsitum fịdei eindringt.
Das Depọsitum fịdei [lateinisch, „das hinterlegte Glaubensgut“] ist in der katholischen Kirchenlehre der gesamte Glaubensinhalt, der von Christus den Aposteln und der Kirche anvertraut ist und der daher unverfälscht weitergegeben werden muss.
Davon kann seit dem II. Vatikanischen Konzil allerdings kaum mehr die Rede sein, da längst ein anderes Glaubensverständnis auf so ziemlich allen Gebieten Einzug in die katholische Kirche gehalten hat.
Katholiken tun gut daran, sich einen guten vorkonziliaren Katechismus anzuschaffen und sich an ihm zu orientieren. Es gibt sie beispielsweise bei https://www.sarto.de/ zu kaufen.
Lassen wir uns nicht Irre führen
und halten uns an den guten
vorkonziliaren Kathechismus.
Dieser Papst will nur unsere
Kirche, zu einer Einheitskirche
vermischen und zerstören.
Wir müssen den wahren Glauben, den
es schon über 2000 Jahre gibt
treu bleiben und verteidigen.
Auch mit der Waffe des Rosenkranzes.
Mit der Gottesmutter stehen wir auf
der sichersten Seite.
Jesus sagte: „Himmel und Erde werden
vergehen.
Aber meine Worte werden nicht vergehen,
sondern sich erfüllen“
Haben wir Vertrauen!
Dies ist doch ein guter Trost für uns!