![Am Hochfest Mariä Himmelfahrt beschlagnahmte das sandinistische Regime die vom Jesuitenorden getragene Zentralamerikanische Universität (UCA) in Managua Am Hochfest Mariä Himmelfahrt beschlagnahmte das sandinistische Regime die vom Jesuitenorden getragene Zentralamerikanische Universität (UCA) in Managua](https://katholisches.info/tawato/uploads/2023/08/UCA-Universidad-Centroamericana-in-Managua-1030x438.jpg)
(Managua) Die Universidad Centroamericana (UCA) in Managua war eine der bedeutendsten Universitäten des Landes. Sie galt als letztes verbliebenes Zentrum des unabhängigen Denkens in Nicaragua.
Der sandinistische Diktator Daniel Ortega beschuldigt die vom Jesuitenorden geführte Zentralamerikanische Universität des „Terrorismus“ und ließ ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmen. Formal wurde sie zwar nicht aufgehoben, allerdings ihr Betrieb unmöglich gemacht. Dies bestätigte die Zentralamerikanische Provinz des Jesuitenordens in einer gestern veröffentlichten Erklärung.
„Wir teilen mit, daß wir am 15. August dieses Jahres um 05:29 Uhr ein offizielles Schreiben des Zehnten Strafgerichtshofs von Managua unter dem Vorsitz von Richterin Dr. Gloria María Saavedra Corrales erhalten haben, mit dem die Beschlagnahmung von Immobilien, Möbeln, Geldern in nationaler oder ausländischer Währung von den stillgelegten Bankkonten und Finanzprodukten in nationaler oder ausländischer Währung im Besitz der UCA mitgeteilt wird.“
Die Anordnung der Richterin besagt zudem, daß „die Beschlagnahmung aller im vorhergehenden Punkt beschriebenen Vermögenswerte zugunsten des Staates Nicaragua erfolgt, um die Kontinuität aller Bildungsprogramme zu gewährleisten“.
Der richterliche Bescheid sei eine „Reaktion auf die unbegründeten Anschuldigungen, die Zentralamerikanische Universität fungiere als Zentrum des Terrorismus und organisiere kriminelle Gruppen“, heißt es in der Erklärung.
Die Universität „setzt ab heute [gestern] alle akademischen und administrativen Aktivitäten aus, bis es möglich ist, sie auf normale Weise wieder aufzunehmen, was dann über die offiziellen Kommunikationskanäle der Universität mitgeteilt wird“.
Inoffiziell wurde bekannt, daß mehrere höhere Universitätsvertreter das Land inzwischen verlassen haben, um möglichen Verhaftungen zu entgehen. Solche sind, wie vergleichbare Situationen zeigen, nicht abwegig. Damit verleiht das Regime den Verfahren mehr Nachdruck.
Andere Universitätsmitarbeiter versuchten in den vergangenen Stunden Gegenstände aus der Universität in Sicherheit zu bringen, vor allem religiöse Symbole. Auf einem Foto, das in sozialen Netzwerken kursiert, ist zu sehen, wie Universitätsmitarbeiter den gekreuzigten Christus von der symbolträchtigen Guadalupe-Kapelle der Jesuitenuniversität abnehmen.
Zunächst war in der ersten Augusthälfte bekanntgeworden, daß das sandinistische Regime die Bankkonten der Universität durch die Bankenaufsicht des Landes einfrieren hatte lassen. Die Anweisung dazu kam von der Generalstaatsanwaltschaft, die dem Regime weisungsgebunden ist.
Die UCA galt nicht nur als eine der bedeutendsten Universitäten, sondern auch als letztes verbliebenes Zentrum des unabhängigen Denkens in Nicaragua. Sie zählte im Studienjahr 2022/23 fast 10.000 Studenten. Mindestens drei der Kinder von Diktator Daniel Ortega und seiner Frau Rosario Murillo, die seine Vizepräsidentin ist, haben dort studiert. Der sandinistische Diktator selbst verbrachte 1963 ein Semester an der Universität, bevor er sich der sandinistischen Guerilla anschloß und in den Untergrund ging.
Die Universidad Centroamericana ist die älteste Privatuniversität Mittelamerikas. Sie wurde 1960 auf Initiative des Jesuitenordens gegründet. Während der Bürgerproteste gegen die sozialistische Ortega-Diktatur im Jahr 2018 war die UCA ein Zufluchtsort für verfolgte Studenten und zunächst ein Vermittlungszentrum zwischen dem sandinistischen Regime und der Opposition. Ihr Rektor Pater José Idiáquez SJ gehörte 2018/2019 dem Verhandlungsteam des „Nationalen Dialogs“ an. Das Regime schlug dann jedoch den Weg der Härte und Repression ein.
„Es herrscht ein Geist der Rache und der Abrechnung gegenüber einer Institution, die immer ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten und schwere Menschenrechtsverletzungen erhoben und in den letzten Jahrzehnten ihre universitäre Autonomie verteidigt hat“, sagte die Verfassungsrechtlerin Maria Asunción Moreno Castillo, seit 2011 Professorin an der UCA.
Die sandinistischen Machthaber haben bereits an die 30 Universitäten des Landes, darunter alle, die von Diözesen getragen werden, geschlossen, deren gesamtes Vermögen samt Immobilien beschlagnahmt und die Studenten zwangsweise auf vom Regime kontrollierte Universitäten umgeleitet. So wurden im Frühjahr die Universidad Católica Juan Pablo II (UCJPS) und die Universidad Católica Immaculada Concepción (UCICAM) der Erzdiözese Managua beschlagnahmt und aufgelöst.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: UCA (Screenshot)
Diktatoren brauchen immer das Geld der anderen, hauptsächlich darum wird es wohl gehen. Der Nebeneffekt Weg mit aller Restwahrheit“ ist natürlich auch willkommen. In Europa werden auch Klöster enteignet und aufgelöst.
Bei der Machtergreifung Ortegas wird manch ein Linkskatholik noch klammheimliche Freude verspürt haben …