Sandinistisches Regime macht Caritas und zwei Universitäten dicht

Die verschwiegene Diktatur


Die Katholische Universität Johannes Paul II. von Nicaragua wurde am 7. März von der sandinistischen Regierung verboten.
Die Katholische Universität Johannes Paul II. von Nicaragua wurde am 7. März von der sandinistischen Regierung verboten.

(Mana­gua) Die Regie­rung von Nica­ra­gua hat am Diens­tag mit einem Dekret des Innen­mi­ni­ste­ri­ums das kirch­li­che Hilfs­werk Cari­tas und zwei Uni­ver­si­tä­ten des Lan­des, eine katho­li­sche und eine frei­kirch­li­che, auf­ge­löst. Das Regime behaup­tet, die Auf­lö­sun­gen sei­en „frei­wil­lig“ erfolgt.

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Die Cari­tas de Nica­ra­gua hat­te 1994 Rechts­sta­tus erhal­ten und wird seit 2001 von Msgr. Sócra­tes René Sán­di­go Jirón, dem Bischof von León und Chin­an­de­ga, gelei­tet. Die Aner­ken­nung fiel in die demo­kra­ti­sche Zeit nach dem Zusam­men­bruch der ersten san­di­ni­sti­schen Herr­schaft, die von 1979 bis 1990 gedau­ert hatte.

Innen­mi­ni­ste­rin Maria Ame­lia Coro­nel Kin­loch behaup­tet, die Aberken­nung des Rechts­sta­tus sei auf­grund der „frei­wil­li­gen Auf­lö­sung der Mit­glie­der“ beschlos­sen wor­den. In Wirk­lich­keit betreibt das san­di­ni­sti­sche Regime eine mas­si­ve Ille­ga­li­sie­rung nica­ra­gua­ni­scher Orga­ni­sa­tio­nen, die ihm nicht bequem sind.

Die natio­na­le Cari­tas und eine diö­ze­sa­ne Cari­tas wur­den vom Staat aufgelöst

Seit einem Jahr ver­schär­fen die San­di­ni­sten die Angrif­fe gegen die katho­li­sche Kir­che des Lan­des, die ihren bis­he­ri­gen Höhe­punkt in der Ver­haf­tung von Bischof Rolan­do Álva­rez im August 2022 und sei­ner Ver­ur­tei­lung zu 26 Jah­ren Haft im ver­gan­ge­nen Febru­ar fanden.

Die Cari­tas Nica­ra­gua hat­te die Zoll­blocka­de ange­pran­gert, die das Orte­ga-Regime seit 2019 gegen das Hilfs­werk ver­hängt hat­te und die es dar­an hin­der­te, Hilfs­gü­ter und Spen­den aus dem Aus­land zu empfangen.

Am 21. Febru­ar bezeich­ne­te Prä­si­dent Dani­el Orte­ga die katho­li­sche Kir­che als „Mafia“ und beschul­dig­te sie, „anti­de­mo­kra­tisch“ zu sein. Die „Klei­nig­keit“, daß er selbst mit wenig mehr als nur 36 Pro­zent der abge­ge­be­nen Wäh­ler­stim­men zum Prä­si­den­ten gewählt wur­de und anschlie­ßend in immer grö­ße­rem Aus­maß die Wah­len mani­pu­lier­te, um an der Macht zu blei­ben, ver­schwieg er dabei.

Seit die Bischö­fe 2018, als es zu Bür­ger­pro­te­sten kam, als Ver­mitt­ler für einen „natio­na­len Dia­log“ auf­tra­ten, beschimpft sie Orte­ga als „Ter­ro­ri­sten“, die einen „Putsch“ gegen das Regime planten.

In der Fasten­zeit und der Kar­wo­che wur­den von der Natio­nal­po­li­zei alle Pro­zes­sio­nen und Kreuz­weg­an­dach­ten außer­halb der Kir­chen ver­bo­ten.

Katholische Universität Johannes Paul II. und eine freikirchliche Universität verboten

Vor zwei Tagen wur­den vom Innen­mi­ni­ste­ri­um auch zwei Uni­ver­si­tä­ten des Lan­des auf­ge­löst. Die Zahl der seit 2021 ver­bo­te­ten Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len erhöh­te sich damit auf ins­ge­samt 19. Mit dem Ver­bot ist die Beschlag­nah­mung des gesam­ten beweg­li­chen und unbe­weg­li­chen Eigen­tums verbunden.

Von dem jüng­sten Ver­bot sind die Uni­ver­si­dad Cató­li­ca Juan Pablo II (UCJPS) und die von Pfingst­lern getra­ge­ne Uni­ver­si­dad Cri­stia­na Autó­no­ma de Nica­ra­gua (UCAN) betrof­fen. Die Trä­ger­schaft der Uni­ver­si­dad Juan Pablo II hat­te die Nica­ra­gua­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz inne. Ihre Grün­dung im Jahr 1993 geht auf den Cari­tas-Direk­tor Msgr. Ber­nar­do Hom­bach zurück und erfolg­te mit Hil­fe der deut­schen Cari­tas. Die Uni­ver­si­tät ver­füg­te über ihren Haupt­sitz in Mana­gua und drei Außen­sit­ze in Jui­gal­pa, Matag­al­pa und Gra­na­da. 2002 war sie vom damals noch nicht san­di­ni­stisch regier­ten Staat aner­kannt wor­den.
Die Uni­ver­si­dad Cri­stia­na Autó­no­ma de Nica­ra­gua (UCAN) wur­de 1996 durch den Pfingst­ler Félix Noel Gar­cía Solór­za­no gegrün­det und ver­fügt neben dem Haupt­sitz in León über fünf Außen­stel­len in Chin­an­de­ga, Masaya, Estelí, Matag­al­pa und Jui­gal­pa. 2001 erhielt sie die staat­li­che Anerkennung.

Laut Innen­mi­ni­ste­ri­um haben die Trä­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen der bei­den Uni­ver­si­tä­ten die gel­ten­den Geset­ze nicht ein­ge­hal­ten und kei­ne Erklä­run­gen zum Ver­mö­gen, zu den Ein­nah­men und Aus­ga­ben und zur Ver­wen­dung der Mit­tel vorgelegt.

Adri­an Meza, Anwalt für Arbeits­recht, Uni­ver­si­täts­do­zent für Umwelt­recht und Rek­tor der im Febru­ar 2022 auf­ge­lö­sten Uni­ver­si­dad Pau­lo Frei­re, befin­det sich heu­te im Exil in Costa Rica. Von dort aus mel­de­te er sich zu Wort und erklär­te, daß es in Wirk­lich­keit das Innen­mi­ni­ste­ri­um ist, das sich wei­gert, die Finanz­be­rich­te von unlieb­sa­men Uni­ver­si­tä­ten ent­ge­gen­zu­neh­men, um die nicht vor­lie­gen­den Berich­te zum Anlaß zu neh­men, die Uni­ver­si­tä­ten aufzulösen.

Das Innen­mi­ni­ste­ri­um wies die bei­den auf­ge­lö­sten Uni­ver­si­tä­ten an, dem staat­li­chen Hoch­schul­rat (CNU) zügig voll­stän­di­ge Ver­zeich­nis­se der Stu­den­ten, Lehr­kräf­te, Kur­se, Lehr­plä­ne, Ein­schrei­bungs­da­ten­ban­ken, Noten und wei­te­re aka­de­mi­sche Unter­la­gen zu übergeben.

Der CNU wer­de dann die an den bei­den auf­ge­lö­sten Uni­ver­si­tä­ten imma­tri­ku­lier­ten Stu­den­ten – es sind über 15.000 – zuge­las­se­nen Uni­ver­si­tä­ten im Land zuweisen.

Die Gene­ral­staats­an­walt­schaft des Lan­des wur­de beauf­tragt, das gesam­te beweg­li­che und unbe­weg­li­che Eigen­tum der bei­den Uni­ver­si­tä­ten zu beschlag­nah­men und in das Eigen­tum des Staa­tes überzuführen.

Bereits im Dezem­ber 2021 hat­te die Natio­nal­ver­samm­lung, das nica­ra­gua­ni­sche Par­la­ment, mit ihrer san­di­ni­sti­schen Mehr­heit einem Regie­rungs­an­trag zuge­stimmt, 14 Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len zu ver­bie­ten, die 2018 ein Zen­trum der Pro­te­ste waren. Wei­te­re drei Uni­ver­si­tä­ten wur­den seit­her vom Innen­mi­ni­ste­ri­um aufgelöst.

Mit den beschlag­nahm­ten Immo­bi­li­en und ande­ren Ver­mö­gens­wer­ten der ver­bo­te­nen Uni­ver­si­tä­ten errich­te­te das san­di­ni­sti­sche Regime im ver­gan­ge­nen Jahr drei neue Uni­ver­si­täts­zen­tren, dar­un­ter die Poly­tech­ni­sche Uni­ver­si­tät von Nica­ra­gua (UPOLI), die sich unter Regie­rungs­kon­trol­le befinden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: UCJPS/​Caritas Nica­ra­gua (Screen­shots)

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