
Papst Franziskus verkündete beim Weltjugendtag in Lissabon, daß in der Kirche für „alle, alle, alle“ Platz sei. Was in gewisser Weise grundsätzlich nicht falsch ist, erweist sich bei näherem Hinsehen als Kuckucksei. Der Kontext ist offensichtlich: Es geht um den modischen Geist der Inklusion, der sich jeder Exklusion widersetzt – außer dem Ausschluß jener, die sich diesem Zeitgeist widersetzen, aber das ist ein anderes Thema und doch nicht. Die Dinge hängen eben zusammen.
Papst Franziskus bediente mit seiner Aussage vor aller Welt jene linke Ideologie, die gerade drauf und dran ist, mit Hilfe zahlreicher Ersatzreligionen, die Welt, zumindest die westliche und dort insbesondere die katholische Kirche, zu zertrümmern.
Als er kurz darauf, gestern, im Flugzeug auf dem Rückweg nach Rom von einer Journalistin eines gleichgesinnten kirchlichen Mediums gefragt wurde, wie er das denn genau gemeint habe – ja, die Linken verlangen ständig nach einer Gesinnungsbestätigung und nach einer Draufgabe, was die sich stetig beschleunigende Spirale, sprich Radikalisierung, erst in Gang setzt und in Bewegung hält.
Da wand sich Franziskus in einem Wortwust, den kaum jemand verstanden haben dürfte. Das ist ein Teil dieses Pontifikats: Franziskus wirft den Stein in den Teich und versteckt dann schnell die Hand, die den Stein geworfen hat. Zündeln, ja, aber sich dabei nicht erwischen lassen.
Franziskus wußte genau, was er tat, wie die wortwirre Antwort im Flugzeug erkennen läßt. „Alle, alle, alle“ meint bestimmte, gerade in Mode stehende Gruppen. Namentlich genannt wurden, wie könnte es anders sein, die omnipräsenten und ehrlich gesagt, schon richtig auf die Nerven gehenden Homosexuellen.
Um sie geht es bei Franziskus seit seiner Thronbesteigung. Warum dem so ist, das wird möglicherweise ein großes Geheimnis dieses Pontifikats bleiben. Man wird sehen.
Bei der fliegenden Pressekonferenz redete sich Franziskus jedenfalls wortreich aus der Affäre. Es besteht ja keine Gefahr, daß einer der privilegierten Journalisten, die im Flugzeug des Papstes mitfliegen dürfen, auf die Idee kommen könnte, nachzufragen. Schließlich haben sich diese Vertreter der Zunft für ihr Vorrecht sogar mehrfach eine experimentelle Covid-Substanz in den Körper jagen lassen, obwohl niemand wußte, was sie bewirkt oder auslöst, nur weil Santa Marta andernfalls mit Privilegienentzug drohte.
Das Problem ist, daß Franziskus es genau so meint, wie er es beim Weltjugendtag verkündete. Im kommenden Oktober findet der erste Teil der Synodalitätssynode statt. Die Revolution der Sexualmoral gehört zu den geheimen Wahlkapitulationen von Franziskus, die den Weg für ihn auf den Stuhl Petri freimachte. Es verläßt ihn nur manchmal der Mut, da er kaum etwas mehr scheut als den offenen Konflikt. Wo ihm jemand entschlossen entgegentritt, weicht er zurück. Bezeichnend dafür war das Buch von Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah zur Verteidigung des Weihesakraments und des priesterlichen Zölibats.
Das Halali zum Angriff auf die kirchliche Morallehre wurde am 20. Februar 2014 von Kardinal Walter Kasper im Kardinalskonsistorium geblasen – im Auftrag von Papst Franziskus. „Danken wir Kardinal Walter Kasper für seinen wertvollen Beitrag, den er uns mit seiner Einführung bietet“, sagte Franziskus und gab den Kardinälen zu verstehen, was er von ihnen erwartet. Das war der Auftakt.
Zwei Jahre später lag das umstrittene nachsynodale Schreiben Amoris laetitia auf dem Tisch. Darin steckt mehr Revolution, als den meisten bewußt ist. Bei der Jugendsynode 2018 bereitete man den Boden, wagte dann aber nicht den Schritt „nach vorne“ – in den Abgrund. Gleiches wiederholte sich dann bei der Amazonassynode, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Die Amazonassyode war ein ungemein gefinkelt ausgedachter und eingefädelter Umsturzversuch durch die Hintertür. Da wollte man es, keine Frage, wagen. Einzig dem Husarenstück von Kardinal Sarah, und der Bereitschaft von Benedikt XVI. darauf einzugehen, ist es zu verdanken, daß Santa Marta im letzten Moment mit einem donnernden Zornesausbruch einen Rückzieher machte.
Es besteht jedoch kein Zweifel, daß mit der Synodalitätssynode, nun, da Benedikt XVI. tot ist, aber auch, weil es für Franziskus vielleicht die letzte Chance sein könnte, die kirchliche Oktoberrevolution stattfinden soll.
Seit zehn Jahren ist Franziskus mit unglaublichem Einfallsreichtum und Hartnäckigkeit am Werk, die Kirche breitzuklopfen: Die Anerkennung der Homosexualität ist nur ein Thema, allerdings für den argentinischen Papst ein sehr vorrangiges Thema, dessen Umsetzung er noch erleben will. Wie das geschehen soll, da ist man in Santa Marta ausgesprochen flexibel. Die Amoris-laetitia-Variante, laut der sich angeblich nichts ändert, damit sich alles ändert, tut es bei Bedarf auch. Franziskus scheint eine geradezu kindlich schelmische Freude daran zu haben, irgendwelche Gegenspieler austricksen zu können, wobei die bestmögliche Variante die ist, wenn es die anderen gar nicht merken.
Mit dem dialektischen Kunstgriff, irgendwelche „Ausgeschlossene“ zu erfinden, um dadurch ein angebliches Problem, ja, eine Diskriminierung und Entrechtung zu behaupten, läßt sich die Kirche – wie parallel auch der Staat – als Knetmasse nach ideologischen Vorgaben neu modellieren.
Wer sind die am lautesten propagierten Ausgeschlossenen des derzeitigen Pontifikats? Die Homosexuellen. Sie sind es in Wirklichkeit natürlich nicht, da sie als Menschen uneingeschränkt akzeptiert sind, und das nicht erst seit den 70er oder 90er Jahren. Vielmehr haben sie als Homo-Seilschaften seit den 60er Jahren schwere Wunden in das Fleisch der Kirche geschlagen. Paradoxerweise hat der sexuelle Mißbrauchsskandal, obwohl er zu 80 Prozent ein Homo-Päderasten-Skandal ist, ihrem Vormarsch kein Ende bereitet, sondern er öffnet ihnen vielmehr auch noch die letzten verschlossenen Türen. Das Muster ist bekannt und wurde bereits im Zusammenhang mit AIDS durchexerziert. Was Mitte der 80er Jahre als Geißel der Homo-Bewegung galt, entpuppte sich als der größte Türöffner. Die Homo-Agenda konnte durch AIDS aus ihren Schmuddellöchern herauskriechen und sich ans Tageslicht wagen.
Nun ist es so, daß das Instrumentum laboris, das Arbeitspapier der Synodalitätssynode, Antworten für „wiederverheiratete Geschiedene, Menschen in einer polygamen Ehe und LGBTQ+-Personen“ geben will, gerade so, als gäbe es die Antworten nicht schon. Und alle diese Lebensstile werden gleichwertig und neutral behandelt. Orientierung und Anleitung gibt es nicht mehr. Der Weg führt in eine ganz andere Richtung.
Davor warnte vor kurzem der bekannte Schweizer Kirchenrechtler Martin Grichting. Dank der Kooperation mit dem Vatikanisten Sandro Magister wurde Grichtings Stellungnahme in italienischer, englischer, spanischer und französischer Übersetzung verbreitet und international wahrgenommen. Er warnt vor den Gefahren einer sich selbst so definierenden Kirche der „Inklusion“, in der alle, Morallehre hin oder her, Platz haben könnten, denn das geschehe dann um den Preis, daß dadurch Gott aus der Kirche ausgeschlossen wird.
Doch welche Rolle spielt Gott eigentlich noch für bestimmte Kirchenmänner*innen?
Grichting beklagt zunächst in seinem Aufsatz die falschen Prämissen, indem durch die „inklusive“ Perspektive die Kirche selbst, in diesem Fall von innen heraus, beschuldigt und angeklagt wird, bestimmte Personengruppen „ausgeschlossen“ zu haben. Dem sei aber nicht so. Das Fehlverhalten, das sündhafte Verhalten bestimmter Personen führt dazu, daß sie sich selbst aus der Gemeinschaft der Kirche und dem Zugang zu den Sakramenten ausschließen.
Die Lüge liegt darin, daß durch die propagierte Inklusion, die als Bringschuld der Kirche dargestellt wird, die Unmoral durchgesetzt und die Sünde eingeführt wird. Das ist nicht die Französische Revolution, sondern die bolschewistische Oktoberrevolution, die einige in der Kirche erzwingen wollen.
Franziskus ist dabei der Global Player. Er hat die unnötige Synodalitätssynode einberufen, er hat ihr den Kurs vorgegeben, eine willige Synodenleitung eingesetzt und die Synodalen soweit als möglich parteiisch ausgewählt. Wie noch jede Synode im Pontifikat von Franziskus, so steht auch die Synodalitätssynode unter dem dringenden und begründeten Verdacht, vorgefertigte Ergebnisse liefern zu sollen.
Die Linke hatte immer einen Hang zum totalitären Zwang. Sie kommt erneut wieder auf den Geschmack.
Wer die Stellungnahme von Msgr. Grichting auf deutsch lesen will, kann dies bei Kath.net tun.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Matthäus 5,37: „Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.“
Die Welt sagt ja und nein. Die Menschen der Welt hassen Eindeutigkeit. Jede Wahrheit ist bei Ihnen mit Lüge besprenkelt, jede böse Tat mit einer Nettigkeit abgeschwächt. Weil sie Gott ablehnen, müssen sie sich aneinander festhalten. Das ist nichts neues. Ausserdem sind die Menschen der Welt hellsichtig. Der Böse flüstert ihnen das jeweilige ein. Kommt ein Gottesfürchtiger herbei, wissen sie es vor dem Eintreffen. Der Böse hat es Ihnen eingeflüstert. Normalerweise greifen sie sich gegenseitig an, wenn ein Gegner vorhanden ist, halten sie zusammen.
Linke Ideologie ist das Resultat der „Welt“. Da sie jede eindeutige Aussage ablehnen, kommt am Ende ein Mischmasch heraus. Kommunismus, Sozialismus oder Faschismus. Alle brauchen einen gemeinsamen Gegner, sonst bricht die Blase zusammen. Sie sind Komplizen, im Englischen partners in crime.
So wählt Bergolio genau aus, wann er gottesfürchtige Menschen in seine Nähe läßt. Er braucht sie als Gegner, aber fürchtet ihre Überlegenheit. Am besten, das geschriebene Wort ist der Gegner. Am schwächsten ist Bergolio Angesicht zu Angesicht. Der Heilige Geist im Gegenüber spielt dann Katz und Maus mit ihm.