Vor der Rückkehr von Franziskus nach Santa Marta

Das Tabu-Thema Konklave


"Beim letzten Mal war er sehr verärgert", erinnert man sich im Vatikan und baut sicherheitshalber vor.
"Beim letzten Mal war er sehr verärgert", erinnert man sich im Vatikan und baut sicherheitshalber vor.

(Rom) Der Vati­ka­nist der lin­ken Tages­zei­tung Il Fat­to Quo­ti­dia­no, Fran­ces­co Anto­nio Gra­na, der ger­ne und mit ziem­lich frei­em Zugang San­ta Mar­ta auf­sucht, schrieb gestern:

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„Sei­ne Hei­lig­keit erholt sich gesund­heit­lich gut und wird über­mor­gen oder am Frei­tag vom Gemel­li in den Vati­kan zurückkehren.“

Zugleich teil­te Kar­di­nal Gio­van­ni Bat­ti­sta Re, der Dekan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums, in einer E‑Mail allen Kar­di­nä­len mit:

„Ich habe mit dem Hei­li­gen Vater gespro­chen und ich habe ihm die herz­li­che Ver­bun­den­heit aller Kar­di­nä­le versichert.“

Es wird ein Eifer gezeigt, der Welt mit­zu­tei­len, daß es Fran­zis­kus gut geht. Die römi­sche Gerüch­te­kü­che hat dafür auch einen Grund zur Hand. Als Fran­zis­kus 2021 nach einer ver­tusch­ten Darm­ope­ra­ti­on aus der Gemel­li-Kli­nik zurück­kehr­te, war er ziem­lich ver­är­gert, weil in sei­ner Abwe­sen­heit schon sehr kon­kret an einem mög­li­chen Kon­kla­ve geplant wor­den war. Immer­hin hat­ten Kom­pli­ka­tio­nen beim Auf­wach­pro­zeß aus der Voll­nar­ko­se für einen Schrecken gesorgt.

Der anschlie­ßen­de Ärger des Pap­stes über Kon­kla­ve-Spe­ku­la­tio­nen sei deut­lich „hör­bar“ gewe­sen. Weni­ge Tage spä­ter erließ er das unsäg­li­che Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des. Muß­te er an jeman­dem sei­nen Ärger ablas­sen? Im Vati­kan waren man­che nicht unfroh über den Blitz­ab­lei­ter nach dem Mot­to: Jemand muß dar­an glau­ben, bes­ser die als wir. „Ideo­lo­gisch“ blieb sich Fran­zis­kus damit ja schließ­lich treu.

Nun heißt es mit etwas besorg­tem Unter­ton, man müs­se sehen, in wel­cher Stim­mung der Papst die­ses Mal aus der Gemel­li-Kli­nik zurück­kommt. Das wür­de die wesent­lich grö­ße­re Zurück­hal­tung erklä­ren, die in den ver­gan­ge­nen Tagen in Sachen Kon­kla­ve herrsch­te. Es scheint nie­mand mehr zu wagen, über ein sol­ches The­ma nach­zu­den­ken. Fran­zis­kus, soviel ist im Kir­chen­staat allen klar, kann sehr nach­tra­gend sein. Also ist es offen­bar bes­ser, bestimm­te Ideen bei sich erst gar nicht auf­kom­men zu las­sen. Eine gewis­se Sor­ge, daß es erneut einen „Blitz­ab­lei­ter“ brau­chen könn­te, bleibt jedoch spür­bar. So bemü­hen sich nicht weni­ge, sicher­heits­hal­ber mög­lichst ver­nehm­ba­re Hoch­ru­fe auszubringen.

Die Infor­ma­tio­nen zu sei­nem fort­schrei­ten­den Gene­sungs­pro­zeß wer­den indi­rekt durch die neue Infor­ma­ti­ons­po­li­tik des Hei­li­gen Stuhls bestä­tigt. Im Gegen­satz zur Ver­gan­gen­heit durf­te bereits zwei­mal der behan­deln­de Arzt Stel­lung neh­men. Vor allem wer­den die offi­zi­el­len Infor­ma­tio­nen von Tag zu Tag kür­zer, was eine sich nähern­de Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus andeutet.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Pix­a­bay

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