Die turbulente Welt eines progressiven Bischofs

Laisierung im Alter von 83 Jahren, um mit 84 heiraten zu können


Bischof läßt sich im Alter von 83 Jahren laisieren, um mit 84 heiraten zu können.
Bischof läßt sich im Alter von 83 Jahren laisieren, um mit 84 heiraten zu können.

(New York) Die Stim­men hat­ten recht, die bereits im ver­gan­ge­nen Jahr sag­ten, daß Howard James Hub­bard, der eme­ri­tier­te Bischof von Alba­ny im Staat New York, USA, um die Lai­sie­rung ersucht habe, um hei­ra­ten zu kön­nen. Hub­bard selbst gab gestern bekannt, daß er vor einem Monat stan­des­amt­lich gehei­ra­tet hat.

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Hub­bard wur­de am 31. Okto­ber 1938 im Staat New York gebo­ren. Nach sei­nem Ein­tritt in das Prie­ster­se­mi­nar konn­te er sei­ne Stu­di­en an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na in Rom fort­set­zen. 1963 wur­de er für die Diö­ze­se Alba­ny zum Prie­ster geweiht. Bekannt wur­de er als sozi­al enga­gier­ter „pro­gres­si­ver“ Kle­ri­ker und soge­nann­ter „Stra­ßen­prie­ster“. 1977 ernann­te ihn Papst Paul VI. zum Bischof von Alba­ny. Er enga­gier­te sich vor allem gegen die Todes­stra­fe und ließ der Homo­se­xua­li­sie­rung sei­nes Bis­tums unge­hin­der­ten Lauf. Unter sei­nem Amts­vor­gän­ger war gezielt die Auf­nah­me homo­se­xu­el­ler Kan­di­da­ten in das Prie­ster­se­mi­nar geför­dert wor­den. Das dadurch her­an­ge­zo­ge­ne Homo-Milieu konn­te sich unter dem „libe­ra­len“ Hub­bard in der Diö­ze­se aus­brei­ten. In den 90er Jah­ren för­der­te er ein Pro­gramm, um Men­schen anzu­spre­chen, die für die Abschaf­fung des Zöli­bats, für das Frau­en­prie­ster­tum und für die Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät sind. Mit ande­ren Wor­ten, Hub­bard för­der­te die­se Agen­da unter einem pasto­ra­len Deckmantel.

Schrei­ben Hub­bards an Kol­le­gen und Freunde

2004 wur­de Hub­bard, er war damals noch amtie­ren­der Bischof von Alba­ny, homo­se­xu­el­ler Über­grif­fe gegen­über zwei Män­nern in den 70er Jah­ren beschul­digt. Ein Mann erhob Vor­wür­fe, daß Hub­bard mit sei­nem Bru­der eine sexu­el­le Bezie­hung gehabt hät­te, bevor die­ser im Alter von 25 Jah­ren Selbst­mord beging. Die zwei­ten Vor­wür­fe kamen von einem Stri­cher in Alba­ny, der erklär­te, Hub­bard habe sei­ne „Dien­ste“ in Anspruch genom­men. Eine Unter­su­chung befand jedoch bei­de Anschul­di­gun­gen für nicht aus­rei­chend glaub­wür­dig, zumal auch kei­ne Hin­wei­se bei Hub­bard auf einen homo­se­xu­el­len Lebens­wan­del gefun­den wer­den konnten.

Mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res reich­te Hub­bard Ende 2013 sein Rück­tritts­ge­such ein und wur­de 2014 von Papst Fran­zis­kus emeritiert.

2019 beschul­dig­te ihn ein wei­te­rer Mann des homo­se­xu­el­len Miß­brauchs. Die­ser Fall habe sich in den 90er Jah­ren zuge­tra­gen, als der Klä­ger erst 16 Jah­re alt war. Hub­bard bestritt auch die­sen Vor­wurf, zog sich aber aus dem prie­ster­li­chen Dienst zurück. Bis dahin hat­te er als Eme­ri­tus wei­ter­hin in der Diö­ze­se gewirkt. Zugleich beton­te er, er habe den Zöli­bat nie gebro­chen und schon gar nicht jemand mißbraucht.

Noch im sel­ben Jahr erhob eine Frau gegen ihn Vor­wür­fe, er habe sie 1975, als sie noch eine Jugend­li­che war, sexu­ell miß­braucht. 2020 erhob ein wei­te­rer Mann Kla­ge gegen den Bischof. Die­ser habe ihn in den 70er Jah­ren bei einem Aus­flug, als er erst zehn Jah­re alt war, sexu­ell miß­braucht. Hub­bard bestritt auch die­se Vor­wür­fe. Weder vor einem staat­li­chen noch vor einem kirch­li­chen Gericht kam es bis­her zu einem Ver­fah­ren oder einer Verurteilung.

Als regie­ren­der Bischof hat­te Hub­bard, als die sexu­el­len Miß­brauchs­vor­wür­fe in der Diö­ze­se auf­ge­ar­bei­tet wur­den, drei damals schon pen­sio­nier­te Prie­ster vom Dienst sus­pen­diert und einen aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­sen. 2013 ent­schul­dig­te sich Hub­bard kurz vor sei­ner Eme­ri­tie­rung für began­ge­ne „Ver­säum­nis­se“ in der Bekämp­fung des sexu­el­len Mißbrauchs.

2015 erlitt Hub­bard einen Herz­in­farkt und im Juli 2022 einen Schlag­an­fall. Im Novem­ber 2022 ersuch­te er Papst Fran­zis­kus um Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand und sei­ne Lai­sie­rung. Offi­zi­ell begrün­de­te der Bischof die­sen unge­wöhn­li­chen Schritt mit den sexu­el­len Miß­brauch­ser­mitt­lun­gen im Staat New York, in denen er ohne­hin nicht als Bischof und Prie­ster han­deln kön­ne. Die Kir­che gab damals nur bekannt, daß die Lai­sie­rung auf Wunsch des Bischofs erfolge.

Im Juli 2023 hei­ra­te­te der inzwi­schen 84jährige Hub­bard stan­des­amt­lich „eine wun­der­ba­re Frau, die mir gehol­fen und für mich gesorgt hat und die an mich glaubt“. Zugleich sag­te er, daß die Ehe, da nur stan­des­amt­lich geschlos­sen, von der Kir­che nicht aner­kannt wird.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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