
(Rom) Es hatte sich bereits abgezeichnet, nun ist es fix: Kardinal Matteo Zuppi, der Sondergesandte von Papst Franziskus zur Förderung des Friedens zwischen der Ukraine und Rußland, wird morgen nach Moskau reisen.
Kardinal Zuppi, der Erzbischof von Bologna und Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, gehört der Gemeinschaft Sant’Egidio an, die für ihre Paralleldiplomatie für den Vatikan bekannt ist. Papst Franziskus erteilte dem Kardinal den Auftrag, als päpstlicher Sondergesandter einen Friedensprozeß für die Ukraine vorzubereiten.
Vor kurzem traf der Kardinal in Kiew mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen, obwohl dieser am 13. Mai in Rom nach einer Begegnung mit Papst Franziskus erklärt hatte, die Ukraine brauche „den Papst nicht als Vermittler“. Die Audienz war dem Vatikan von der italienischen Regierung in einer Hauruck-Aktion abgerungen worden.
Trotz des Affronts durch Selenskyj hält Franziskus an seinen Friedensbemühungen fest, denen sich Moskau von Anfang an aufgeschlossener gezeigt hatte. Zuletzt waren positive Signale aus Rußland für eine Einladung an den päpstlichen Gesandten ausgeschickt worden. Kardinal Zuppi äußerte sich nicht direkt dazu, ließ aber in Mediengesprächen durchblicken, daß er demnächst nach Moskau reisen werde. Nun ist es soweit, zumindest für eine Reise des päpstlichen Sondergesandten. Mehr Ergebnisse waren bisher nicht zu verzeichnen.
Am 28. und 29. Juni wird sich der Kardinal in Moskau aufhalten. Ob es dabei auch zu einer Begegnung mit Rußlands Staatspräsidenten Wladimir Putin kommen wird, ist vorerst nicht bekannt.
Putin war in den vergangenen Tagen mit einem internen Machtkampf zwischen Jewgeni Prigoschin, dem Chef der Söldnertruppe PMC Wagner, auf der einen und dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dem russischen Oberbefehlshaber in der Ukraine Waleri Gerassimow auf der anderen Seite konfrontiert. Die genauen Hintergründe und Folgen sind zwar noch unklar, doch scheint, daß sich Prigoschin, der an den Entscheidungen seiner Gegenspieler wiederholt Kritik geübt hatte, durchsetzen konnte.
Stefano Caprio, Dozent für russische Geschichte und Kultur am Päpstlichen Orientalischen Institut, verwirft die von westlichen Medien behauptete These von einem Putschversuch. Dafür habe alles „zu inszeniert“ gewirkt. Dagegen sprach ohnehin, daß die von Prigoschin eingesetzten Kräfte zahlenmäßig nicht annähernd in der Lage gewesen wären, sich gegen die Staatsführung zu wenden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Pixabay