Wie echte von falschen Marienerscheinungen unterscheiden? Papst Franziskus: „Gar nicht dort suchen“

Neue Kriterien zum Umgang mit übernatürlichen Phänomenen


Papst Franziskus nahm gestern in der Sendung "A Sua immagine" zu Marienerscheinungen Stellung. Links neben ihm sein persönlicher Medienberater Don Marco Pozza.
Papst Franziskus nahm gestern in der Sendung "A Sua immagine" zu Marienerscheinungen Stellung. Links neben ihm sein persönlicher Medienberater Don Marco Pozza.

(Rom) Gestern wur­de eine Fern­seh­sen­dung aus­ge­strahlt, die Papst Fran­zis­kus in einem RAI-Stu­dio zeig­te. Die Welt­pre­mie­re hat­te bereits am 27. Mai 2023 statt­ge­fun­den. Erst­mals hat­te sich ein Papst in die Fern­seh­stu­di­os eines öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk­sen­ders bege­ben. Bis­her bega­ben sich Fern­seh­teams in den Vati­kan. Unter Fran­zis­kus gab es sogar Direkt-Zuschal­tung. Einen Besuch am Haupt­sitz der RAI im römi­schen Saxa Rubra hat­te es zuvor aber noch nicht gege­ben. Der Grund, wes­halb Fran­zis­kus den Vati­kan an jenem Tag ver­ließ, waren Auf­zeich­nun­gen für die RAI-Sen­dung „A Sua Imma­gi­ne“ („Nach sei­nem Abbild“).

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Ursprüng­lich war die Auf­zeich­nung der Sen­dung bereits für März geplant gewe­sen, aber wegen des dama­li­gen Kran­ken­haus­auf­ent­halts von Fran­zis­kus ver­scho­ben wor­den. Gestern, Sonn­tag, erfolg­te im Rah­men einer Son­der­sen­dung die Aus­strah­lung der Auf­zeich­nung vom 27. Mai.

Im Ver­lauf der Sen­dung mach­te Fran­zis­kus, laut Medi­en­be­rich­ten, eine sen­sa­tio­nel­le Aus­sa­ge. Er sag­te zu den Unter­schei­dungs­merk­ma­len einer Mari­en­er­schei­nung etwas, was, folgt man dem Medi­en­te­nor, angeb­lich zuvor noch nie­mand gesagt hatte:

„Sie sind nicht immer wahr.“

Mit­te April war die Errich­tung einer vati­ka­ni­schen Beob­ach­tungs­stel­le für Mari­en­er­schei­nun­gen und ver­gleich­ba­re maria­ni­sche Phä­no­me­ne errich­tet wor­den. Die­se Beob­ach­tungs­stel­le ist bei der Inter­na­tio­na­len Maria­ni­schen Päpst­li­chen Aka­de­mie angesiedelt.

Kom­bi­niert man die Aus­sa­gen des Aka­de­mie­vor­sit­zen­den und Lei­ters der neu­en Beob­ach­tungs­stel­le P. Ste­fa­no Cec­chin OFM mit der neu­en Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus, zeich­net sich ein neu­er Zugang bei der Beur­tei­lung von tat­säch­li­chen oder ver­meint­li­chen Erschei­nungs­phä­no­men ab. P. Cec­chin sag­te am 30. April in einem Inter­view:

„Die Erschei­nun­gen, die von Stra­fen Got­tes spre­chen, sind abso­lut falsch.“

Nun sag­te Franziskus:

„Mari­en­er­schei­nun­gen sind nicht immer wahr.“

Laut Fran­zis­kus han­delt es sich bei soge­nann­ten Erschei­nun­gen nicht immer um über­na­tür­li­che Phä­no­me­ne, son­dern um „Bil­der einer Per­son“. In die­sem Zusam­men­hang erteil­te er, was erstaun­li­cher ist, dem Appa­ri­tio­nis­mus eine gene­rel­le Absa­ge. Man sol­le grund­sätz­lich nicht bei „Erschei­nun­gen“ suchen, denn die sei­en „nicht immer wahr“. Im Kon­text klingt die Aus­sa­ge per­empto­risch, denn wört­lich sag­te Fran­zis­kus auf die Fra­ge nach Marienerscheinungen:

„Nicht dort suchen, denn dort suchen ist ein Instru­ment der Mari­en­fröm­mig­keit, das nicht immer wahr ist.“

Und wei­ter:

„Es gibt Bil­der der Mut­ter­got­tes, die wahr sind, aber nie­mals hat die Mut­ter­got­tes auf sich selbst gezeigt. Ich mag es, die Mut­ter­got­tes so zu sehen, mit dem Fin­ger nach oben, auf Jesus wei­send. Wenn die maria­ni­sche Ver­eh­rung zu sehr auf sich selbst zen­triert ist, ist sie nicht gut, sie soll auf die Mut­ter­got­tes zen­triert sein, nicht auf den Betrachter.“

Das gesam­te Video der Sen­dung, kon­kret jedoch die betref­fen­de Stel­le über Marienerscheinungen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild:Youtube (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Viel­leicht soll­te der Gedan­ken­gang etwas wei­ter aus­ge­führt wer­den. In den wich­tig­sten Mari­en­er­schei­nun­gen der Neu­zeit nimmt die Mut­ter Got­tes Bezug auf ihre vor­he­ri­ge Aus­sa­gen und kün­digt auch neue Erschei­nun­gen an. Natür­lich deu­tet sie damit auf sich selbst. Sie tut das, um die Kohä­renz aller ihrer Aus­sa­gen an ver­schie­de­nen Orten und zu ver­schie­de­nen Zei­ten auf­zu­zei­gen. Alles stimmt wider­spruchs­los über­ein. Hier­mit erfüllt Sie die Kri­te­ri­en der hei­li­gen Schrift für Pro­phe­zei­un­gen, die schon zur Zeit des alten Bun­des gal­ten. Ein Pro­phet kann nur dann aner­kannt wer­den, wenn alle sei­ne Aus­sa­gen sich erfül­len und auch die übri­gen deu­te­ro­no­mi­schen Pro­phe­ten­kri­te­ri­en erfüllt sind. 

    Jetzt kommt Fran­zis­kus: „Es gibt Bil­der der Mut­ter­got­tes, die wahr sind, aber nie­mals hat die Mut­ter­got­tes auf sich selbst gezeigt. Ich mag es, die Mut­ter­got­tes so zu sehen, …“ 

    Dar­aus erge­ben sich zwei Schlussfolgerungen. 

    1. Fran­zis­kus lehnt die Mari­en­er­schei­nun­gen der Neu­zeit grund­sätz­lich ab, weil die Mut­ter Got­tes auf sich selbst Bezug nimmt.
    2. Er will also die Mut­ter Got­tes so sehen, wie er es „mag“ und nicht wie die Mut­ter Got­tes sich kund­tut. Damit legt er von sich selbst Zeug­nis ab.

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