(Rom) Für Montag, den 29. August, wurde von Papst Franziskus ein ordentliches Kardinalskonsistorium einberufen. Am Montag und Dienstag werden sich die Kardinäle in Rom versammeln, um über die neue Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium „nachzudenken“. Dieses Wort verwendete Franziskus am 29. Mai, als er am Ende des Regina Cæli die Einberufung des Konsistoriums ankündigte. Die Einberufung umfaßt mehrere Teile. Im ersten, dem außerordentlichen Konsistorium, wird Franziskus am kommenden Samstag, das nächste Konklave fest im Blick, neue Kardinäle kreieren.
Gesichert ist, daß das von den Kardinälen vorzunehmende Nachdenken kein freier und offener, klarer und ehrlicher Austausch mit Parrhesia [Redefreiheit] sein wird, wie Franziskus zu sagen pflegt, sondern im Gegenteil: Keiner der Kardinäle wird intervenieren oder gar Fragen stellen können.
Dieses „Detail“ wurde gestern von der voyeuristischen, schmuddeligen Website Dagospia, die allerdings über verblüffend gute Kontakte in den kirchlichen Bereich verfügt, bekanntgegeben. Sie berichtete auch, daß die Kardinäle den „ausführlichen einleitenden Bericht von Monsignore Marco Mellino, Sekretär des Kardinalsrates [ex C9-Kardinalsrat], über die Römische Kurie im Lichte der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium, mit einer allgemeinen Darstellung, Neuigkeiten, Zeiten und Methoden der Anwendung“ erhalten haben. Von diesem Bericht war bereits in einer Meldung der italienischen Presseagentur ANSA vom 9. Mai die Rede, die den Zweck eines Treffens von Franziskus mit den Dikasterienleitern an der Römischen Kurie zum Thema hatte, das an jenem Tag stattgefunden hatte.
Dagospia veröffentlichte das Dokument in seiner Gesamtheit, d. h. den Bericht, der von Mellino bei jenemTreffen den Dikasterienleitern „unter Gelächter und nicht gerade schmeichelhaften Kommentaren“ vorgelesen wurde und der dann an die Kardinäle in aller Welt geschickt wurde, die sich in wenigen Tagen im Vatikan versammeln werden. Msgr. Mellino bereitete sie darauf vor, recte warnte sie vor, daß keine Wortmeldungen oder Fragen der Kardinäle geplant seien.
Jene, die dachten – und das gilt natürlich in erster Linie für die direkt betroffenen Kardinäle selbst –, daß das Konsistorium eine Gelegenheit sein würde, Franziskus um Klarstellungen zur Kurienreform, die am 5. Juni in Kraft getreten ist, bitten oder sogar Anmerkungen dazu abgeben zu können, müssen diese Erwartungen zurückstellen. Dabei ist das Kardinalskollegium der Senat der Kirche und soll den Papst beraten. Doch offenbar handelt es sich um „zu hohe“ Erwartungen an den derzeit regierenden Pontifex, der zwar „Nachdenken“ sagt, aber Schweigen meint.
Laut Dagospia rief der Text bereits die Kritik einiger Mitglieder des Kardinalskollegiums hervor, die ihn für ein eigenwilliges „Potpourri von Überlegungen“ von Paul VI., Johannes Paul II. und Franziskus halten. Die fehlende Nennung von Benedikt XVI. ist dabei kein Zufall.
Zwischen dem außerordentlichen Konsistorium am Samstag und dem ordentlichen, das am Montag beginnt, wird Papst Franziskus am Sonntag einen Pastoralbesuch in L’Aquila, der alten Kaiserstadt des Staufers Friedrich II., abstatten, die bei einem schweren Erdbeben 2009 fast dem Boden gleichgemacht wurde. Dabei ist auch ein Besuch am Grab von Cölestin V. vorgesehen, dem einzigen Papst der Kirchengeschichte, der vor 2013 freiwillig zurückgetreten ist.
1294 dankte Cölestin, der bis dahin als Eremit in den Bergen gelebt hatte, nach nur wenigen Monaten ab. Nur unter dieser Bedingung hatte er seiner Wahl zugestimmt, nachdem die Kardinäle zwei Jahre lang, seit dem Tod seines Vorgängers, nicht imstande gewesen waren, einen neuen Papst zu wählen. Die beiden großen Parteiungen Guelfi und Ghibellini, die Italien spalteten, hielten sich auch im Kirchensenat die Waage. Die einen standen den Welfen nahe und galten als „päpstliche Partei“, die andere den Waiblingern, womit die Staufer gemeint waren, also der „kaiserlichen Partei“. Allerdings durfte Cölestin, nunmehr wieder Pietro da Morrone, nicht mehr in sein Einsiedlerleben zurückkehren, sondern wurde von seinem Nachfolger in Ehrenhaft gehalten – in Ehren, aber in Haft.
Papst Benedikt XVI. besuchte 2009 das Grab Cölestins. Der Besuch von Franziskus am Grab löste Spekulationen aus und führte zur „irrigen Lesart“, wie von bergoglianischen Vatikanisten unermüdlich beteuert wird, auch Franziskus hege die Absicht, zurückzutreten und beim bevorstehenden Konsistorium seine Abdankung bekanntzugeben.
Es bleibt abzuwarten, wie viele der 206 Kardinäle der Kirche in den kommenden Tagen in Rom anwesend sein werden, um bloße Statisten zu sein, nun, da sie wissen, welche Rolle ihnen zugedacht ist. Außerdem wurde weder von der WHO noch vom Vatikan, wo besonders radikale und unverhältnismäßige Corona-Maßnahmen ergriffen wurden, die „Pandemie“ offiziell für beendet erklärt, weshalb es einen unverfänglichen Vorwand gibt, die Reise nach Rom erst gar nicht anzutreten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Domradio 06.10.2014 „Redet bitte offen“
In seiner Eröffnungsansprache forderte Papst Franziskus die Teilnehmer in der Synodenaula erneut auf, ihre Meinung deutlich zu äußern und einander „mit Demut“ und „offenem Herzen“ zuzuhören. Nach der Versammlung des Kardinalskollegiums im Februar habe ihm ein Kardinal gesagt, es sei schade, dass manche Kardinäle sich nicht getraut hätten, bestimmte Dinge anzusprechen, weil sie Angst hätten, dass der Papst anderer Meinung sei. Dies sei nicht gut und entspreche nicht dem Prinzip der „Synodalität“, so Franziskus.
Wenn ich die Konsequenzen für diejenigen bedenke, die ihre Meinung deutlich geäußert haben, würde ich ohnehin nur schweigend nachdenken.
Der Papst ist wie die Politiker, die etwas sagen und hernach das Gegenteil dessen tun, was sie gesagt haben. Wer wird diesem Menschen eigentlich noch glauben, nach dem er gefühlt zum 100sten Male A gesagt und B gemacht hat?