Wird Bischof Wilmer neuer Präfekt der Glaubenskongregation?

Der Rhein soll erneut in den Tiber fließen


Papst Franziskus mit Bischof Heiner Wilmer von Hildesheim am 17. Oktober 2022. Wird Wilmer neuer Glaubenspräfekt der Kirche?
Papst Franziskus mit Bischof Heiner Wilmer von Hildesheim am 17. Oktober 2022. Wird Wilmer neuer Glaubenspräfekt der Kirche?

(Rom) Soll am deut­schen Wesen wirk­lich die Kir­che gene­sen? So scheint es. Damit war in der Ver­gan­gen­heit aber schon Segen und Fluch ver­bun­den. Nach­dem die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren mit Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger und Ger­hard Kar­di­nal Mül­ler die mei­ste Zeit von Deut­schen gelei­tet wur­de, soll nun erneut ein Deut­scher an die Spit­ze der in Glau­bens­fra­gen bedeu­tend­sten römi­schen Kon­gre­ga­ti­on tre­ten, die seit ver­gan­ge­nem Juli in Dik­aste­ri­um umbe­nannt wurde.

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Aller­dings soll die Rei­se nun in eine ganz ande­re Rich­tung gehen. Papst Fran­zis­kus ist dafür bekannt, sofern ihn nicht bestimm­te Not­wen­dig­keit anders zwin­gen, nach den pro­gres­siv­sten Kan­di­da­ten zu suchen. Nach­dem er sich 2017 des Glau­bens­prä­fek­ten Mül­ler ohne Nen­nung eines Grun­des ent­le­digt hat­te, den er noch von Bene­dikt XVI. über­neh­men hat­te müs­sen, geriet die Kir­che in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land außer Rand und Band. Die Pro­gres­si­ven tol­len seit­her. Sie setz­ten die Segel und sta­chen in See, um ande­re Ufer zu errei­chen, vor allem das homosexuelle. 

Auch die Fah­ne der Frau­en­or­di­na­ti­on wur­de am Haupt­mast gleich an zwei­ter Stel­le gehißt, was – theo­lo­gisch betrach­tet – nach­voll­zieh­bar ist, da sie auch mit der Homo­se­xua­li­tät zu tun hat.

Einheit oder Wahrheit?

Statt der Kir­chen­flag­ge, um sich von Fer­ne sicher aus­zu­wei­sen, woll­te man schon eine ande­re auf­zie­hen. Dabei dach­te man aller­dings nicht an die deut­schen Natio­nal­far­ben von 1848, die sich noch ein Mar­tin Luther umge­bun­den hät­te, hät­te er sie schon gekannt, son­dern die EU-Fah­ne, oder noch bes­ser eine Welt­fah­ne. Als sol­che scheint in gewis­sen Krei­sen die Homo-Fah­ne der­zeit beson­ders hoch im Kurs zu ste­hen. Der Antrieb, der den Fahrt­wind ver­schaf­fen soll, heißt: Syn­oda­ler Weg.

Um die Ein­heit der Kir­che nicht zu gefähr­den, die ein hohes Gut ist, aber nicht höher ste­hen darf als die Wahr­heit, ermahn­te Papst Fran­zis­kus die über­mü­ti­gen Deut­schen, sie soll­ten sich etwas Zeit las­sen. Im Gegen­zug über­nahm er den Syn­oda­len Weg gleich für die gan­ze Welt­kir­che und nann­te ihn Syn­oda­len Pro­zeß. Damit wer­de zwar alles etwas lang­sa­mer gehen, aber dafür in der Ein­heit. So lau­tet der Lösungs­an­satz von San­ta Mar­ta, der auf der for­ma­len Ebe­ne ste­hen­bleibt, aber nichts zur inhalt­li­chen Ebe­ne aus­sagt. Wie steht es aber um die Glau­bens­wahr­hei­ten? Wer­den sie zum Raub­fang deut­scher Frei­beu­ter? Herrscht dar­in gar Deckungs­gleich­heit in der Sichtweise?

Ist es wich­ti­ger, die Wahr­heit zu ver­tei­di­gen und die Homo-Häre­sie abzu­weh­ren, oder die Ein­heit zu bewah­ren um den Preis, daß sich die Homo-Häre­si­ar­chen nicht nur in Deutsch­land, son­dern welt­weit durch­set­zen? Ein Auf­trag zur Ein­heit in der Apo­sta­sie läßt sich aus der Hei­li­gen Schrift und der Tra­di­ti­on aller­dings nir­gends ableiten.

Wenn der Rhein für eine „syn­oda­le Kir­che“ wie­der in den Tiber fließt

Vor­erst han­delt es sich nur um ein Gerücht, und ist mit der gebo­te­nen Zurück­hal­tung zu behan­deln. Allein die Tat­sa­che, daß es ein sol­ches Gerücht gibt, ist aller­dings bereits erschreckend genug. Die Infor­ma­ti­on stammt von Mes­sa in Lati­no, einer tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Sei­te mit vie­len, wenn auch nicht immer ganz zutref­fen­den Infor­ma­tio­nen aus dem Vati­kan. Die Sei­te beruft sich auf Quel­len „an höch­ster Stel­le“. Papst Fran­zis­kus ist jedoch unbe­re­chen­bar bis zur letz­ten Sekun­de, der selbst in sei­nem eng­sten Umfeld bereits sicher geglaub­te Plä­ne wie­der umstößt.

Laut den Quel­len von Mes­sa in Lati­no soll Msgr. Hei­ner Wil­mer SCJ neu­er Prä­fekt des Glau­bens­dik­aste­ri­ums (vor­mals Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on) wer­den. Msgr. Wil­mer ist seit 2018 von Fran­zis­kus ernann­ter Bischof von Hil­des­heim. Zuvor war der aus dem Ems­land stam­men­de Bau­ern­sohn Gene­ral­obe­rer der Herz-Jesu-Prie­ster, die außer­halb des deut­schen Sprach­raums bes­ser als Deho­nia­ner bekannt sind. Die Deho­nia­ner wie­der­um, vor allem in Ita­li­en, wo sie einen Schwer­punkt haben, sind ein ultra­pro­gres­si­ver Orden. Die­ser Ruf hängt auch Bischof Wil­mer nach. Dafür genügt es, sei­ne Ver­tei­di­gung des von der Kir­che ver­ur­teil­ten Theo­lo­gen Eugen Dre­wer­mann zu hören. Aller­dings: Auch hier folgt er den Spu­ren eines anderen. 

Es war Papst Fran­zis­kus, der in einer irri­tie­rend skur­ri­len Kate­che­se Dre­wer­mann reha­bi­li­tier­te, ohne ihn je nament­lich zu erwäh­nen. Mit der Judas-Kate­che­se von Fran­zis­kus, der eine will­kür­li­che Dre­wer­mann-Inter­pre­ta­ti­on eines Säu­len­ka­pi­tel­ls in der Basi­li­ka von Vézelay zugrun­de liegt, öff­ne­te er die Tür zu einer Vari­an­te der irri­gen Aller­lö­sungs­leh­re. Ent­schei­den­der noch ist die damit signa­li­sier­te Reha­bi­li­tie­rung des deut­schen Rebel­len­theo­lo­gen, der sein Prie­ster­tum in die Nes­seln warf und 2005 sogar aus der Kir­che austrat.

Kardinal Ladaria ist seit Monaten ein Glaubenspräfekt auf Abruf

Das Man­dat des amtie­ren­den Glau­bens­prä­fek­ten Luis Kar­di­nal Lada­ria Fer­rer SJ ist mit dem 30. Juni 2022 abge­lau­fen. Papst Fran­zis­kus beläßt ihn still­schwei­gend im Amt, wie es an der Römi­schen Kurie durch­aus üblich ist. Das bedeu­tet aller­dings, daß ihn der Papst jeder­zeit ent­las­sen und einen Nach­fol­ger ernen­nen kann, ohne bra­chi­al zu werden.

Wil­mer wur­de am 1. Sep­tem­ber 2018 als Bischof von Hil­des­heim inthro­ni­siert. Als der neue Bischof sich bei den kir­chen­fer­nen Medi­en ein­schmei­chel­te, ging er am 14. Dezem­ber 2018 soweit, in einem wahn­wit­zi­gen Inter­view mit dem Köl­ner Stadt-Anzei­ger zu behaup­ten:

„Der Miß­brauch der Macht steckt in der DNA der Kirche.“

Im ver­gan­ge­nen Janu­ar lob­te Wil­mer die Homo-Kam­pa­gne von 125 kirch­li­chen Ange­stell­ten, die sich als homo­se­xu­ell bekann­ten. Inzwi­schen wur­de, nicht zuletzt mit Wil­mers Unter­stüt­zung, das Arbeits­recht kirch­li­cher Ange­stell­ter dahin­ge­hend geän­dert, daß Homo­se­xua­li­tät nun „in“ ist. Und der prie­ster­li­che Zöli­bat „leuch­te“ noch viel schö­ner, so Wil­mer, wenn er nicht ver­pflich­tend sei.

Vor vier Wochen war Wil­mer mit sei­nen deut­schen Mit­brü­dern zum Ad-limi­na-Besuch in Rom. Da war er nur einer von 62, als er am 17. Novem­ber von Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wur­de. Die römi­schen Mah­nun­gen von Kar­di­nal Lada­ria und Bischofs­prä­fekt Ouel­let wur­den vom Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz Georg Bät­zing offen­sicht­lich nicht gehört oder nicht verstanden.

Einen Monat zuvor jedoch, am 17. Okto­ber, war Bischof Wil­mer schon ein­mal in Rom. Bei die­ser Gele­gen­heit wur­de er allein von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen. Laut dem vati­ka­ni­schen Gerücht habe Fran­zis­kus ihn bei die­ser Gele­gen­heit infor­miert, ihn zum neu­en Glau­bens­prä­fek­ten der Hei­li­gen Kir­che ernen­nen zu wollen.

KNA, die Pres­se­agen­tur der deut­schen Bischö­fe, berich­te­te damals:

„Der Hil­des­hei­mer Bischof gilt in Rom als gut vernetzt.“

Bischof Wil­mer wur­de am 17. Okto­ber von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz empfangen

Die Pres­se­stel­le des Bis­tums Hil­des­heim teil­te mit, daß es in dem Gespräch „unter ande­rem um den deut­schen Syn­oda­len Weg“ gegan­gen sei. Dazu wur­de noch auf Wil­mers Posi­ti­on als Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on für gesell­schaft­li­che und sozia­le Fra­gen der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz „sowie als Vor­sit­zen­der der deut­schen Kom­mis­si­on Justi­tia et Pax“ ver­wie­sen. Doch das sind besten­falls Neben­schau­plät­ze, die kein Grund für eine offi­zi­el­le Audi­enz beim Papst sind.

Im Vor­feld hat­te Fran­zis­kus bereits wei­te­re deut­sche Bischö­fe – Hes­se, Genn, Over­beck, Kar­di­nal Marx, Tim­me­re­vers und Mei­er – ein­zeln ange­hört, um offen­sicht­lich Ein­fluß auf den Syn­oda­len Weg zu neh­men, des­sen Tem­po und Rhyth­mus er mit sei­nem Syn­oda­len Pro­zeß in Ein­klang zu brin­gen ver­sucht, aber wohl auch, um Stim­mun­gen ein­zu­fan­gen, Infor­ma­tio­nen aus erster Hand zu sam­meln und sich auch einen per­sön­li­chen Ein­druck von ein­zel­nen zu machen.

Wil­mer selbst gab sich weni­ge Tage nach sei­ner Rück­kehr aus Rom jeden­falls als streit­ba­rer Pro­gres­si­ver, der ver­laut­bar­te:

„Die Kir­che braucht kei­ne Reförm­chen, son­dern ech­te Umkehrung.“

Mes­sa in Lati­no kom­men­tier­te das jüng­ste vati­ka­ni­sche Gerücht einer sol­chen Ernen­nung mit den Worten:

„Lei­der wäre dies, falls es bestä­tigt wird, ein schreck­li­ches Weih­nachts­ge­schenk von San­ta Mar­ta, da sie auch die ultra-pro­gres­si­ven Posi­tio­nen des berüch­tig­ten deut­schen ‚Syn­oda­len Wegs‘ bestä­ti­gen wür­de. Anstel­le der Weih­nachts­zeit schei­nen wir in einen Spät­win­ter für die Kir­che einzutreten.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/Wikicommons/Synod.va/Vatican.va (Screen­shots)

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