
Von einer Katholikin
Am 23. Mai wurde Msgr. Laurent Ulrich in der Kirche Saint-Sulpice in Anwesenheit von rund 2000 Gläubigen und gut 40 Bischöfen aus verschiedenen Diözesen feierlich in sein Amt als neuer Erzbischof von Paris eingeführt. Zuvor hatte er auf dem Vorplatz seiner eigentlichen Bischofskathedrale Notre-Dame die Vesper gefeiert.
Am 26. April war der bisherige Erzbischof von Lille von Papst Franziskus als Nachfolger des zurückgetretenen Michel Aupetit zum neuen Erzbischof von Paris ernannt worden.
Die Wahl des Papstes fiel damit auf einen erfahrenen Kirchenmann. Er gilt als zugewandt, als Mann des Dialoges. Wie Papst Franziskus setzt er dabei aber auf synodale Wege für eine Kirche von morgen. Allerdings wird der schon 70jährige Ulrich nur gut vier Jahre im Amt sein, bevor er seinen Rücktritt einreichen muß.
Paix liturgique charakterisiert ihn als besonnen, zielstrebig und empathiefähig, aber trotz seines klassischen Auftretens keineswegs traditionell. In Paris wird es sich zeigen, ob er auch das Vertrauen der Gläubigen wieder gewinnen kann, die der Tradition verbunden sind, nachdem sein Vorgänger Michel Aupetit nach Erscheinen von Traditionis custodes (TC) sämtliches Porzellan zerschlagen hat, indem er viele Meßorte für die alte Messe untersagte und Priestern der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) die Zelebration in Pariser Kirchen nicht mehr gestattete, sondern nur noch birituellen Diözesanpriestern. Sein repressives und jeden Dialog ablehnendes Vorgehen führte dazu, daß sich die geschockten und tief verletzten Gläubigen zu wöchentlichem Rosenkranz in Kirchen und Demonstrationen vor der Apostolischen Nuntiatur zusammenfanden und immer noch zusammenfinden. Von ihrem neuen Erzbischof erhoffen sie sich einiges. Und es scheint Hoffnung zu bestehen, daß dieser tatsächlich zur Befriedung beitragen könnte.
In Lille zumindest hatte Erzbischof Ulrich im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer französischer Bischöfe nach Erscheinen von TC keinen Kampf gegen die überlieferte Liturgie geführt, sondern seine Entscheidungsbefugnis als Diözesanbischof genutzt, um die alte Messe in seiner Diözese weiterhin wie bisher zu gestatten.
Erst vor kurzem spendete er in Lille in der Kirche Saint-Etienne, die das Institut Christus König und Hohepriester nutzen darf, für 55 Firmlinge des Instituts die Firmung im überlieferten Ritus, wie er es schon getan hatte, bevor die römischen Repressionen auch dieses Sakrament betrafen. Man muß allerdings auch wissen, daß das Institut die Konzelebration nicht ausschließt. Das hat z. B. in Dijon, wo die Priester der FSSP im vergangenen Sommer auf bischöfliche Anordnung die Diözese verlassen mußten, dazu geführt, daß ein Priester des Instituts Christus König und Hohepriester die Betreuung der traditionellen Gläubigen übernehmen durfte statt eines Diözesanpriesters.
Es ist zu wünschen, daß der neue Erzbischof auch in Paris Offenheit zeigt, wo die Priesterbruderschaft St. Petrus, die nicht konzelebriert, von Aupetits Verboten betroffen ist, und daß der Papst ihn gewähren läßt – und sei es, um nicht zu riskieren, daß sich aus der anhaltenden Résistance der französischen Gläubigen gegen zu viele Umerziehungsdekrete für Katholiken zweiter Klasse ein Flächenbrand entwickelt, noch bevor päpstliche Erziehungsmaßnahmen zu Papier gebracht sind, mit denen die verirrten Schafe in die liturgische Familie des Novus Ordo zurückgeführt werden sollen. Denn die „Verirrten“ spüren nach wie vor keine liturgische Erlösungsbedürftigkeit und wollen sich nicht umerziehen lassen.
Vereinigungen, in denen sich Gläubige für die Verteidigung der überlieferten Liturgie einsetzen, haben sich in Lex Orandi zusammengeschlossen. Gründungsmitglieder sind Juventus Traditionis (Paris und Frankreich), aber auch Foi et Tradition (Nantes) und AFSAN (Association des Fidèles de Saint-André et Notre-Dame de l’Isle, Grenoble). Die Bischöfe dieser Diözesen zeichnen sich durch besondere Härte gegen die Tradition aus. Für Paris formuliert Lex Orandi die Erwartung der Gläubigen: Sie „wünschen insbesondere, nicht wie Katholiken zweiter Klasse betrachtet zu werden, sondern in das Leben der Diözese die ganze Kraft ihrer Verbundenheit mit der Kirche einzubringen“.
In Paris können die Gläubigen nun endlich wieder auf Gespräche über ein Ende der Restriktionen hoffen. In Grenoble dagegen wußten sie sich nicht mehr anders zu helfen als durch die Besetzung der Kathedrale, wo sie vom 21. auf den 22. Mai die Nacht mit Gebeten verbrachten und hofften, endlich Aufmerksamkeit und Gehör zu finden beim Generalvikar der Diözese, der nach dem Weggang von Bischof Kerimel als Apostolischer Administrator für eine Übergangszeit die Diözese leitet. Ohne Erfolg. In einem Brief vom 11. Mai hatte er deutlich gemacht, daß das Dekret von Bischof Kerimel umgesetzt wird. Die Zukunft von 500 Gläubigen, zweier Priester der FSSP und über 60 Messen pro Monat scheint besiegelt. Ein Diözesanpriester übernimmt zusätzlich zu seiner eigenen Gemeinde zumindest die Messen im überlieferten Ritus. Es ist das Ende des Apostolats der FSSP. Die beiden Priester müssen Ende August die Diözese verlassen.
Es bleibt zu hoffen, daß von Paris, das als Diözese eine besondere Stellung in Frankreich hat, unter dem neuen Erzbischof Ulrich nun eine Signalwirkung im positiven Sinne ausgehen kann.
Bild: Youtube/kto (Screenshot)