
Von einer Katholikin
Am 31. August hatten zwölf Obere der vormaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, die dem überlieferten Ritus verpflichtet sind, im französischen Courtalain ein Schreiben an die französische Bischofskonferenz veröffentlicht, in dem sie sich „vertrauensvoll“ zunächst an die französischen Bischöfe wandten. Sie bitten darin um Verständnis und einen „wahrhaften Dialog“ in der Frage nach den Auswirkungen des päpstlichen Motu proprio Traditionis custodes für die Zelebration des außerordentlichen Ritus.
Es stand zu befürchten, daß ihre freundliche Bitte wenig Gehör finden könnte, und tatsächlich hat sich nun am 8. September Erzbischof Michel Aupetit von Paris mit einem Brief an die Priester seiner Diözese gewendet, der wenig Vertrauen aufkommen läßt. Darin streicht er kurzerhand zwei von sieben Meßorten für den überlieferten Ritus in Paris (nicht gezählt die Kirchen, wo auch zu bestimmten Zeiten Messen stattfanden). Priester der Bruderschaft St. Petrus können nunmehr auch nicht mehr in diesen Gemeinden Messen übernehmen, wie es vorher der Fall gewesen war.
Der Pariser Erzbischof war im letzten Jahr nicht gerade als Unterstützer der alten Messe aufgetreten, als er verächtlich von den traditionalistischen Gläubigen sprach, die in ihrer Ecke ihr Ding machten und durch fehlende Masken und Mundkommunion mit verantwortlich seien für die Kirchenschließungen in Frankreich im Zuge der Covid-Panik. Prominentes „Opfer“ des Erzbischofs ist der inzwischen „versetzte“ Pfarrer der birituellen Gemeinde Saint-Eugène-Sainte-Cécile, in der noch Ende Juni Weihbischof Athanasius Schneider ein Pontifikalamt feiern konnte.
In seinem aktuellen Brief an die Priester seiner Diözese betont der Erzbischof, es gehe ihm im Sinne von Papst Franziskus um „das Wohl der Gläubigen, die der alten Form verbunden“ seien. Und noch schlimmer: „Der Bischof muß Vorkehrungen treffen, damit sie an diesen Liturgien teilnehmen können, ohne befürchten zu müssen, an den Rand des Lebens und Glaubens der Kirche gestellt zu werden, das heißt, ohne die hinnehmen zu müssen, die die Gemeinschaft verletzen, indem sie weiter auf Distanz gehen oder eine Opposition aufbauen.“ Was die traditionellen Gläubigen in Paris sehr verletzt, ist nicht nur die offensichtliche Spaltpilzmethode des Erzbischofs, sondern auch die Tatsache, daß er die Begriffe Brüderlichkeit, Freundschaft und Aufnahme aller, die er in seinem nur wenige Tage zuvor herausgegebenen Pastoralbrief schon fast inflationär verwendet, nun durch sein Handeln wirklich als leere Phrasen enttarnt.
Er wünscht von den Priestern, die in der außerordenlichen Form zelebrieren wollen und dafür seine schriftliche Zustimmung brauchen, daß sie sich auch dem Novus ordo öffnen. Gleichzeitig verweist er auf das bevorstehende Inkrafttreten einer französischen Neuübersetzung des aktuellen Meßbuchs Pauls VI., die „die Möglichkeit geben wird, unsere Zelebrationsweise zu überarbeiten für eine größere pastorale Fruchtbarkeit der Eucharistie“.
Keine Formulierung zwischen blumig und schwammig kann verhindern, daß man ahnt, wie langfristig auf die generelle Verwendung des neuen Meßbuchs hingearbeitet werden soll. Es ist die auf Papst Franziskus zurückgehende Salamitaktik zur Verdrängung des Lateinischen als Liturgiesprache und zuletzt auch der alten Messe. Erzbischof Aupetit unterstreicht, daß „die Lesungen in Französisch erfolgen sollen in der offiziellen Übersetzung von 2013 bei gleichzeitiger Einhaltung der Meßordnung im Lektionar von 1962“.
Ein ebenfalls am 8. September veröffentlichter Brief von 42 der alten Messe verbundenen Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern benennt klar und deutlich die zerstörerischen Absichten des Papstes. Der Brief „an die Katholiken der ganzen Welt“ erschien zuerst bei verschiedenen französischen traditionsverbundenen Vereinigungen und Medien.1
Man beklagt den brutalen Wortbruch, den Rom begehe, indem es das Versprechen Papst Benedikts XVI. breche und dessen Versöhnungswerk vor seinen Augen noch zu seinen Lebzeiten zerstöre:
„Der erklärte Wille von Papst Franziskus im Motu Proprio Traditionis Custodes von 2021 ist es, die Feier der Messe in der Tradition der Kirche verschwinden zu sehen.“
Die Gläubigen fordern Papst Franziskus auf, Traditionis custodes zu überdenken, aufzuheben und die Einschränkungen des Usus antiquior vollständig zurückzunehmen, und sie
„erklären feierlich vor Gott und den Menschen: Wir werden niemandem erlauben, die Gläubigen des Schatzes zu berauben, der zuvörderst der Schatz der Kirche ist. Wir werden nicht untätig bleiben angesichts des geistlichen Erstickens der Berufungen, das das Motu proprio Traditionis custodes vorbereitet. Wir werden unseren Kindern nicht dieses bevorzugte Mittel der Glaubensweitergabe nehmen, welches die Treue zur überlieferten Liturgie ist“.
Bild: Notre-Dame de Chrétienté
1 Notre-Dame de Chrétienté/Paris-ChartresWallfahrt, Renaissance Catholique, Le Salon Beige, Chrétienté Solidarité, SOS Chrétiens d’Orient, L’Homme Nouveau, Riposte catholique etc.