
Gedanken von Giuseppe Nardi
Am 22. Mai begann in Davos das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF). Globalistische Eliten, darunter George Soros und Bill Gates, geben sich bis zum 26. Mai ein Stelldichein und lassen ihre Adlaten antanzen – und der Vatikan unter Papst Franziskus ist mit dabei.
Das Weltwirtschaftsforum ist eine 1971 gegründete Privatinitiative des Bundesdeutschen Klaus Schwab und der Hintermänner, die er vertritt. Finanziert wird das WEF von einem exklusiven Klub von Unternehmen, die jeweils einen Mindestumsatz von fünf Milliarden Dollar haben müssen, von Regierungen und üblichen Bekannten, den Milliardärsstiftungen. Jüngst wurde beispielsweise bekannt, wie viele Millionen Kanadas Premierminister Justin Trudeau, der selbst dem Global Young Leaders Program des WEF entspringt, in den vergangenen zwei Corona-Jahren dem WEF zusteckte.
Eröffnungsrede von Selenskyj, doch die wirkliche Botschaft…
Die Eröffnungsrede durfte der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj halten. Soweit keine Überraschung, auch nicht Schwabs Aussagen dazu. Überraschend ging es allerdings weiter. Die Stimmung in Davos ist auffallend pessimistisch bis gedrückt. Bereits das Motto „Working Together, Restoring Trust“ (Zusammenarbeiten, Vertrauen wiederherstellen) hat wenig von dem Triumphalismus, den Klaus Schwab noch 2020 mit seinem Buch „The Great Reset“ versprühte. Der Ukrainekrieg, von Washington und London gewollt, schadet mit seinen Sanktionen zwar Rußland, doch dem Westen noch mehr. Jeder Tag Krieg kommt die EU-Länder, aber auch die USA, teuer zu stehen.
Putin ist es am Beginn des Krieges nicht gelungen, mit einem schnellen Vorstoß vor die Tore Kiews, die Regierung Selenskyj zu stürzen. Was die Eroberung der „russischen“ Ukraine betrifft, ist er auf dem Schlachtfeld allerdings erfolgreich. Von einem „Sieg der Ukraine“, wie es US-Präsident Joe Biden zum Motto erklärte, ist keine Rede mehr. Leise ist es deshalb auch um die Parole „Kampf bis zum Sieg der Ukraine“ geworden, die bei den ständig geifernden Grünen so in Mode kam, die selbst den Wehrdienst verweigert haben, aber es kaum erwarten konnten, die Söhne anderer Eltern in den Krieg zu hetzen. Auch vom Great Reset ist in Davos nicht mehr viel zu hören.
Jene Kräfte, die eine „Krise“ nach der anderen herbeigeredet, in Wirklichkeit mit erzeugt haben, um Kontrolle ausüben und die Geschicke der Staaten in die von ihnen gewünschte Richtung lenken zu können, sind selbst in der Krise angekommen. Sie haben Wind gesät und ernten Sturm. Die Hauptzeche bezahlt allerdings wieder einmal die unschuldige Bevölkerung, die ihren vom WEF und vergleichbaren Institutionen durchsetzten Regierungen geglaubt hat. Weil es ihnen die Mainstream-Medien so vorgesetzt haben. Das gilt für das ukrainische Volk ebenso wie für die Völker im Westen.
Klimahysterie, Migrationswahn, Corona-Fanatismus und Kriegstreiberei haben zusammen mit dem 24-Stundenbetrieb der Gelddruckmaschinen der Europäischen Zentralbank EZB und der Federal Reserve Bank FED, die beide zwei sehr sonderbare Konstrukte sind, die Wirtschaft im Westen in eine gefährliche Krise gestürzt. Teuerungsrate, Inflation, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit bedeuten soziale Spannungen. Die Eliten packt im Augenblick die regelrechte Angst vor einer nicht mehr kontrollierbaren Eigendynamik. Um es plastisch zu sagen und nur einen Aspekt herauszugreifen: Nicht jeder lebt wie Nancy Pelosi, die mächtige Frau der US-Demokraten hinter Joe Biden, in einer Gated Community, einer hermetisch abgesicherten privaten Wohngegend, in der sich die wirklich Reichen und Mächtigen ihre Sicherheit schaffen. Klaus Schwab erklärte nun in Davos, das kommende Jahr werde schlechter werden, als es das jetzige schon ist. Die Inflationsrate kratzt gerade an der 10-Prozent-Marke und die Energie- und Lebensmittelversorgung ist unsicher geworden. Nicht aufgrund höherer Gewalt, auch nicht wegen des Ukrainekrieges, sondern wegen Fehlentscheidungen in den westlichen Staaten. Sie betreffen in erster Linie die Regierung, aber auch Unternehmensmanager. Was er nicht dazusagte, welche Mitverantwortung Schwab & Co. dabei tragen. Man denke nur an die Meinungsbeeinflussung durch das Project Syndicate von George Soros.
Kissinger ließ die Bombe platzen
Die eigentliche Bombe in Davos ließ jedoch Henry Kissinger platzen. Der 98jährige US-Sicherheitsberater deutschjüdischer Herkunft erklärte einer schockierten, da propagandistisch aufgeladenen Zuhörerschaft, was wirklich Sache ist. Er gab dem Westen den Rat, Selenskyj so schnell als möglich an den Verhandlungstisch zurückzuschicken, und Selenskyj den Rat, die Ukraine solle Gebiete an Rußland abgeben, um den Krieg so schnell als möglich zu beenden. Kissinger wollte damit sagen: Das Kräftemessen ist vertagt, aber vorerst ist es vom Tisch. Der Schaden werde unberechenbar. Anders ausgedrückt: Nicht nur Putin habe sich verrechnet, wie westliche Medien nimmermüde wiederholen, sondern auch die westlichen Kriegstreiber in Washington und London haben sich verrechnet. Kissinger sagte damit das, was Israels Ministerpräsident Naftali Bennett bereits Anfang März Selenskyj empfohlen hatte. Der Zuruf aus Washington war für den ukrainischen Präsidenten aber wichtiger.
Dumm läuft die ganze Sache vor allem für die EU-Staaten. Deren Repräsentanten, die stets die Musterknaben sein wollen, spielen in Wirklichkeit neben den US-Interessen keine ernstzunehmende Rolle. Und jeder kann es sehen. Sie dürfen zuhören und müssen schlucken. Ernstgenommen werden sie nur, beim Bezahlen, schließlich wollen die US-Waffenlieferungen bezahlt sein und auch der „Wiederaufbau der Ukraine“, von dem Ursula von der Leyen spricht – übrigens auch in Davos. Die Abfolge kennt man vom israelisch-palästinensischen Konflikt: EU-Staaten liefern Waffen an Israel, das damit palästinensische Infrastruktur zerstört, die dann von den Europäern, wegen ihres schlechten Gewissens, mit EU-Geld wiederaufgebaut wird. Der europäische Steuerzahler wird für Experimente, realitätsfremde Phantasien und Prestigeprojekte seiner regierenden Klasse zur Kasse gebeten. Die Kassen sind jedoch nicht unendlich gefüllt, da zugleich durch eine traumtänzerische Politik, vor allem der Grünen, der Mittelstand ausgedünnt wird. Der ist es allerdings, der die Hauptlast am Erhalt des Gemeinwesens trägt. Das ist die Wirklichkeit.
Wie immer der Ukrainekrieg am Verhandlungstisch auch enden wird, Selenskyj hätte es viel billiger haben können, vor allem hätte er seinem Land viele Tote und Zerstörungen ersparen können, hätte er sich nicht in die Abhängigkeit der falschen Hände begeben – jener Kräfte, die ihn zuerst in den Krieg gedrängt haben und ihm nun zurufen, Gebiete abzugeben, um nicht alles zu verlieren.
Selenskyj scheint immerhin für sich und seine Familie vorgesorgt zu haben. Ihre Zukunft dürfte also so oder anders rosig sein. Darin spiegelt sich ein Sittenbild der aktuellen Politikergeneration wider. Nicht wenige scheinen in die Politik zu drängen, um auf „ihren Moment“ echter Macht zu warten und sich unter den Nagel zu reißen, was nur geht, denn morgen kann die Macht schon wieder verloren sein. Wer dieser raffgierigen Verrohung neue, saubere Maßstäbe entgegenzusetzen weiß, hat gute Aussichten, morgen Wahlen zu gewinnen.
Auch der Vatikan ist in Davos dabei
Was schon nicht mehr wirklich erstaunt, ist die Tatsache, daß auch der Vatikan beim Weltwirtschaftsforum in Davos dabei ist. Seit Papst Franziskus seinen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Treffen der Bilderberger 2018 nach Turin schickte, ist der Heilige Stuhl im exklusiven Kreis der Mächtigen angekommen.
In das Weltwirtschaftsforum ist er durch den Globalen Solidaritätsfonds (GSF) eingebunden. Der Globale Solidaritätsfonds soll den „sozialen Sektor“ zusammenführen, so die Intention des Heiligen Stuhls, auf dessen Initiative hin er gegründet wurde. Seit Sonntag diskutieren (bis heute abend) auch Vertreter dieser kirchennahen Einrichtung im Namen des Heiligen Stuhls in Davos über „Führungsqualitäten und soziale Eingliederung auf der Weltbühne“, wie es VaticanNews euphorisch nannte. Überhaupt überschlägt sich das Nachrichtenportal des Vatikans in täglichen Jubelmeldungen über Davos, die allerdings die dortige Stimmung nicht widerspiegeln.
Vatican News meldete auch, daß „der dramatische Wandel in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und die globalen Auswirkungen des Krieges auf die Energie- und Nahrungsmittelversorgung das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos dominieren“. Das internationale Bündnis Global Solidarity Fund (GSF) habe führende Vertreter der katholischen Welt zur Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in der Schweiz eingeladen.
In den Gesprächen werden bewährte Strategien zur sozialen Eingliederung der Schwächsten vorgestellt und Erfahrungen ausgetauscht. Ziel sei es, sicherzustellen, daß der globale Aufschwung allen Menschen in allen Sektoren zugute kommt, so die GSF-Allianz in einer Erklärung, die allerdings schon zu einem Zeitpunkt veröffentlicht wurde, als man noch keine Ahnung vom pessimistischen Grundtenor hatte, der beim Globalistentreffen herrschen würde.
Gestern fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Mutige Führung“ statt, während heute, Dienstag, am 24. Mai, über die Schaffung von Arbeitsplätzen für Migranten und Flüchtlinge diskutiert wird. Beide Themen scheinen aus aktueller Sicht ziemlich weltfremde Initiativen, sind jedoch Teil der Partnerschaft Goal 17 des WEF und bilden den Höhepunkt der GSF-Teilnahme in Davos. Goal 17 bezieht sich auf die Agenda 2030 der UNO „für nachhaltige Entwicklung“, bei deren Beschlußfassung Papst Franziskus im New Yorker Glaspalast der UNO die Festrede halten durfte.
Was aber genau ist der Globale Solidaritätsfonds?
Der Globale Solidaritätsfonds (GSF) „ist von der Führung und der ehrgeizigen Vision von Papst Franziskus inspiriert und konzentriert sich auf die Stärkung der Schwächsten im Einklang mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die Ziele des GSF stehen im Einklang mit dem Auftrag, den Werten und der Soziallehre der römisch-katholischen Kirche“, heißt es auf dessen Internetseite.
Darüber hinaus argumentiert der Fonds, daß „wir gemeinsam neue Partnerschaften und Innovationen für eine ganzheitliche, integrative und nachhaltige menschliche Entwicklung für alle freisetzen. Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, müssen alle Bereiche der Gesellschaft ihre besonderen Stärken einbringen. Durch die Förderung von Partnerschaften, die den privaten Sektor, philanthropische Organisationen, internationale Organisationen, Regierungen, katholische Gemeinschaften und Männer und Frauen im Ordensleben einschließen, fördert der Globale Solidaritätsfonds Synergien und systemische Verbindungen, um Maßnahmen für die am meisten gefährdeten Menschen in Gang zu setzen.“
Kurzum, es ist eine eigens geschaffene Einrichtung, um den Heiligen Stuhl in den globalistischen Thinktank‑, Councils- und Tagungsreigen einzupassen. Sicher, dabeisein ist grundsätzlich richtig und wichtig, doch sollte auf zwei zentrale Bedingungen geachtet werden: mit wem und wofür.
Zu den wichtigsten GSF-Initiativen gehören laut Eigenangaben: „Sorge für die Erde“, „Innovationslabor zur Schaffung von Arbeitsplätzen für Migranten und Flüchtlinge“ und „Impfstoffe für alle“, natürlich die unsicheren und nebenwirkungsreichen Covid-Präparate gegen die Pseudopandemie, die denselben Zirkeln entsprungen ist.
So kann man an der Wirklichkeit vorbeileben und vorbeidenken – auch im Vatikan.
Die Ereignisse zeigen, daß die von manchen allmächtig geglaubte Globalisten-Agenda keineswegs unaufhaltsam vordringen kann. Es gibt unerwartete Hindernisse, Schwierigkeiten und echte Probleme. Darauf gibt es zwei Antworten, die eine ist das Gebet, das Berge versetzen kann, wie jeder Christ weiß und nicht der Vertröstung dient, sondern dazu, die richtige Grundlage zu schaffen, auf der aufgebaut wird (Christus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und wahrer Frieden, „den die Welt nicht kennt“, kommt nur durch Ihn).
Die andere Antwort ist die Bereitschaft der Menschen guten Willens, sich daran zu machen, eine neue politische Kultur zu schaffen, die auf den Trümmern von östlichem Sozialismus und westlich-kapitalistischer Oligarchie, beide mit einem vergleichbaren Hang zu Diktatur, Repression, Hybris und Menschenfeindlichkeit, beide nannte Kardinal Müller vor wenigen Tagen in seiner Predigt in Rom gottlos, eine neue menschengerechte Form des Zusammenlebens und der Zukunftsgestaltung aufbaut, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt und daher nüchtern die Wirklichkeit anerkennt und darauf aufbaut: auf den natürlichen Einheiten, deren kleinste die Familie aus Vater, Mutter und Kindern ist, über die größeren Gemeinschaften bis hinauf zu Volk und Staat mit ihren spezifischen Identitäten, ihrer Geschichte und ihren Gegebenheiten, die Gemeinschaft, Einheit und Halt stiften. Das Gemeinsame gegen das Einzelne, die Überwindung der zersetzenden Hyperindividualisierung, die primär nur dazu dient, jeden Zusammenhalt zu unterminieren, um leichter Kontrolle und Herrschaft ausüben zu können.
Die Wende ist möglich.

Bild: Youtube/globalsolidarityfund.org (Screenshots)