Die Vatikanistin Diane Montagna war bei den vatikanischen Pressekonferenzen während der Amazonassynode mit ihren hartnäckigen Fragen zur Pachamama aufgefallen. Nun enthüllte sie in einem Vortrag Hintergründe zur Entstehung des umstrittenen Motu proprio Traditionis custodes, mit dem Papst Franziskus einen Frontalangriff gegen den überlieferten Ritus und die mit ihm verbundenen Gemeinschaften und Gläubigen unternimmt. Diane Montagna sprach auf der Catholic Identity Conference, die vom 1. bis 3. Oktober in Pittsburgh im Staat Pennsylvania stattfand, und veröffentlichte ihre Ausführungen am 7. Oktober in The Remnant. Robert Moynihan, der Herausgeber von Inside The Vatican, attestierte, daß Montagna „Beifall verdient für ihre Arbeit“.
„Es gibt nichts Verborgenes, das nicht entdeckt wird, und kein Geheimnis, das nicht bekannt wird und ans Licht kommt“ (Lk 8,17).
Mit diesem Satz aus dem Evangelium eröffnet Montagna ihre Ausführungen, denn:
„Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen. Und manchmal gibt es zwei Realitäten: eine, die offiziell von den Verantwortlichen verkündet wird, und eine andere, die sich später als wahr erweist.“
Als Papst Franziskus am 16. Juli dieses Jahres Traditionis custodes verkündete und damit die überlieferte Messe einschränkte, sagte er, daß nach den Ergebnissen der jüngsten Konsultation des Heiligen Stuhls mit den Bischöfen die von seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. diktierten Normen von einigen, die an der überlieferten Messe teilnehmen, ausgenutzt worden seien, um Spaltung gegen das Konzil zu säen. Er benannte ausdrücklich die „Gefahr der Spaltung“ als Beweggrund seines Handelns.
Anstoß für sein Handeln seien die Antworten, die von den Diözesanbischöfen in einer weltweiten Konsultation zur Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum von 2007 eingegangen sind. So schreibt das Kirchenoberhaupt im Begleitbrief an die Bischöfe:
„Wenn ich mich gezwungen sehe, die Befugnis zu widerrufen, die von meinen Vorgängern gewährt wurde, so geschieht das, um die Einheit des Leibes Christi zu verteidigen. Der falsche Gebrauch, der davon gemacht wurde, steht den Motiven entgegen, die meine Vorgänger bewogen haben, die Freiheit zur Feier der Messe nach dem Missale Romanum von 1962 zu gewähren.“
Im Begleitschreiben gibt es noch einen weiteren Hinweis auf die Antworten auf den Fragebogen. Papst Franziskus erklärt:
„In Beantwortung Eurer Bitten treffe ich die feste Entscheidung, alle Normen, Instruktionen, Gewährungen und Gewohnheiten außer Kraft zu setzen, die diesem Motu Proprio vorausgegangen sind, und die liturgischen Bücher, die von den heiligen Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. in Übereinstimmung mit den Dekreten des Zweiten Vatikanischen Konzils promulgiert wurden, als einzige Ausdrucksform der Lex orandi des Römischen Ritus anzusehen.“
Laut Papst Franziskus war also, so Montagna, die Konsultation der Bischöfe von zentraler Bedeutung für seine Entscheidung, die überlieferte Messe drastisch einzuschränken. Wie er selbst sagt, hätten ihn die Antworten aus aller Welt so sehr betrübt und beunruhigt, daß er eingriff und das sofortige Inkrafttreten des Erlasses veranlaßte.
Das führte nach der Veröffentlichung von Traditionis custodes zu einer „Welle von Spekulationen“ zu dieser Konsultation, so Montagna, „aber der Vatikan hat die Ergebnisse nicht veröffentlicht“.
Vier Tage nach der Veröffentlichung von Traditionis custodes, am 20. Juli 2021, äußerte sich Kurienerzbischof Augustin Di Noia, beigeordneter Sekretär der Glaubenskongregation, in einem CNS-Interview und unterstützte die Version von Papst Franziskus. Di Noia betonte, daß der Brief des Heiligen Vaters an die Bischöfe „es absolut und unverblümt richtig trifft: Die Bewegung pro traditionelle Messe hat die Initiativen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. zu ihrem eigenen Vorteil gekapert“.
Montagna wirft dazu hingegen eine Reihe von Fragen auf:
„Aber spiegelt Traditionis custodes wirklich die wahre Situation wider? War die Umfrage, auf die Papst Franziskus seine Entscheidung stützt, eine ehrliche Konsultation der Bischöfe in aller Welt, und könnte diese Konsultation als ehrlich angesehen werden, wenn ein Teil des Inhalts von Traditionis custodes bereits bei einer Vollversammlung der Glaubenskongregation Ende 2020 vorgeschlagen worden wäre?“
„Ist es fair, wenn bekannt wird, daß es einen Parallelbericht in der Kongregation gab, der fertiggestellt wurde, noch bevor die Kongregation alle Antworten der Bischöfe erhalten hatte? Und ist es fair, daß Traditionis custodes nicht den gründlichen Hauptbericht wiedergibt, den die Vierte Sektion der Kongregation – früher Ecclesia Dei – für Papst Franziskus erstellt hat? Viele Menschen wußten, daß dieser Bericht in Vorbereitung war.“
Die Vollversammlung der Glaubenskongregation 2020
„Erste Frage: Ist es logisch zu glauben, daß Traditionis custodes das Ergebnis einer Umfrage unter den Bischöfen war, wenn wir wissen, daß Ende letzten Jahres eine Vollversammlung der Glaubenskongregation stattfand, in der die Kardinäle die Grundlagen für das am 16. Juli 2021 verkündete Motu proprio legten?“
Am 29. Januar des vergangenen Jahres fand eine Plenarsitzung der Glaubenskongregation statt, in der es um die Vierte Sektion ging, die früher als Päpstliche Kommission Ecclesia Dei bekannt war. Kardinal Luis Ladaria SJ, der Präfekt der Kongregation, nahm nicht daran teil, weil er verhindert war.
„Bevor ich fortfahre, muß ich sagen, daß viele glauben, daß Monsignore Ladaria gezögert hat, Traditionis custodes zu veröffentlichen. Man sagt, er sei ein guter Mann, ein sehr diskreter Mann, obwohl er sich, wenn es hart auf hart kommt, nicht gegen die Wünsche des Heiligen Vaters stellen würde.“
In Abwesenheit von Erzbischof Ladaria wurde die Sitzung vom Sekretär der Kongregation, Kurienerzbischof Giacomo Morandi, geleitet. Montagna erinnert daran, daß Msgr. Morandi 2015 von Franziskus zum Untersekretär der Kongregation ernannt wurde, bevor drei Beamte der Kongregation gegen den Willen des damaligen Glaubenspräfekten, Kardinal Gerhard Müller, entlassen wurden. „Als Müller 2017 ‚entlassen‘ wurde und Ladaria seinen Platz einnahm, wurde Morandi zum Sekretär befördert.“
Bei der Plenarsitzung am 29. Januar 2020 waren von den Mitgliedern der Kongregation unter anderem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der italienische Kardinal Giuseppe Versaldi, Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen, Kardinal Beniamino Stella, damals noch Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation, und die US-Kardinäle Sean Patrick O’Malley und Donald Wuerl, der italienische Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, der maltesische Erzbischof Charles Scicluna, beigeordneter Sekretär der Glaubenskongregation, der französische Kardinal Jean-Pierre Ricard und der französische Erzbischof Roland Minnerath anwesend. Der Papst sei bei diesem Treffen nicht anwesend gewesen.
„Zuverlässigen Quellen zufolge haben die Kardinäle Parolin, Ouellet und Versaldi die Diskussion in eine bestimmte Richtung gelenkt.“
Montagna enthüllt, wie auf höchster Ebene von engsten Mitarbeitern von Papst Franziskus abschätzig über die Gläubigen gesprochen wird: Ein Kardinal, der „eher als Gefolgsmann denn als Cliquenchef gilt“, sei darüber beunruhigt gewesen, „daß sich 13.000 Jugendliche für die Teilnahme an der Wallfahrt nach Chartres angemeldet hatten“. Er sagte, man müsse herausfinden, was diese jungen Menschen zur überlieferten Messe hinziehe, und erklärte den Anwesenden, daß viele dieser jungen Menschen „psychologische und soziologische Probleme“ hätten. Da der fragliche Kardinal über Kenntnisse in Kirchenrecht und Psychologie verfügt, habe seine Aussage besonderes Gewicht gehabt, gerade für Bischöfe, die nicht mit der überlieferten Messe vertraut sind oder keine Verbindungen zu traditionalistischen Kreisen haben. Montagna nennt den Namen des Purpurträgers nicht. Laut der Beschreibung kann es sich nur um Kardinal Giuseppe Versaldi, den seit 2015 amtierenden Präfekten der Kongregation für das katholische Bildungswesen, handeln.
Ein anderer Kardinal sagte, er wisse aus seiner begrenzten Erfahrung, daß „diese Gruppen keine Neuerungen akzeptieren“ und auch keine Konzelebration. Die Kongregation solle daher ein „konkretes Zeichen der Gemeinschaft, die Anerkennung der Gültigkeit der Messe Pauls VI. verlangen“. Auch er zeigte sich besorgt darüber, daß Gemeinschaften der Tradition junge Menschen anziehen, und forderte konkrete Maßnahmen: Diese Gruppen hätten den Nachweis zu erbringen, daß sie nicht außerhalb der Kirche stehen.
Ein italienischer Erzbischof meinte, die Kongregation solle die Gespräche mit der Piusbruderschaft nicht wieder aufnehmen, da es sich um einen „Dialog der Gehörlosen“ handele. Er beklagte, daß Papst Franziskus dieser Bruderschaft im Jahr der Barmherzigkeit Zugeständnisse gemacht und keine Gegenleistung erhalten habe.
Die eineinhalbstündige Sitzung endete mit der makaberen Feststellung:
„Die Tradition ist der lebendige Glaube der Toten, der Traditionalismus ist der tote Glaube der Lebenden“.
Am Ende stand also eine Schlußfolgerung fest, die Papst Franziskus vorgelegt wurde: Die Übertragung von Zuständigkeiten für die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften und andere Angelegenheiten von der Vierten Sektion auf andere Dikasterien sollte ernsthaft geprüft werden. Genannt wurden die Kongregation für den Gottesdienst, die Ordenskongregation sowie die Kleruskongregation.
Genau das hat Franziskus in Traditionis custodes umgesetzt:
Artikel 6: Die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, die seinerzeit von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei errichtet wurden, gehen in die Zuständigkeit der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften apostolischen Lebens über.
Artikel 7: Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften apostolischen Lebens üben im Hinblick auf die Materien, für die sie zuständig sind, die Autorität des Heiligen Stuhls aus, indem sie über die Beachtung dieser Bestimmungen wachen.
Man beachte, so Diane Montagna, daß der Fragebogen erst vier Monate später, im Mai 2020, an die Bischöfe verschickt wurde. „Es ist nicht bekannt, wer die Fragen verfaßt hat.“
Ein Parallelbericht
„Kommen wir zur zweiten Frage: Kann es als ehrenhaft angesehen werden, wenn bekannt wird, daß es einen parallelen Bericht der Glaubenskongregation gab, der abgeschlossen wurde, bevor die Antworten der Bischöfe eintrafen?“
Montagna liegen „zuverlässige Quellen“ vor, daß die Führung der Glaubenskongregation während der Ausarbeitung des Hauptberichts einen zweiten Bericht in Auftrag gab.
„Es heißt, daß die Kongregation darauf achten mußte, daß der Hauptbericht nicht zu den üblichen Schlußfolgerungen kommt, wie etwa, daß die traditionelle Messe ein positives Element im Leben der Kirche ist und so weiter. Der zweite Bericht wurde daher als eine Art Zweitgutachten vorgelegt, um den Hauptbericht zu kompensieren.“
Im Klartext: Der geheime Parallelbericht sollte die vorab bereits feststehenden Ergebnisse liefern, die der Hauptbericht durch Auswertung der eingehenden Antworten der Bischöfe nicht liefern würde.
Montagna legt die Chronologie der Ereignisse vor: Die oben erwähnte Plenartagung fand im Januar 2020 statt. Die Umfrage wurde im Mai verschickt. Die Prälaten hatten bis Oktober Zeit zu antworten, aber wie in Rom üblich, gingen die Antworten bis Januar 2021 ein, wurden alle entgegengenommen und im Hinblick auf den Hauptbericht geprüft.
„Was den Schattenbericht anbelangt, so ist bekannt, daß dem mit der Erstellung des Berichts beauftragten Beamten gesagt wurde, er müsse zu bestimmten Schlußfolgerungen kommen.“
Gesichert sei, so die US-Journalistin, daß der Schattenbericht, „der, soweit wir wissen, im November vergangenen Jahres in Auftrag gegeben wurde, noch vor Weihnachten vorgelegt wurde.“
Zu diesem Zeitpunkt war die Glaubenskongregation jedoch noch dabei, die Antworten auf den Fragebogen zu sammeln und zu bearbeiten, was bis Januar 2021 andauerte. Der Parallelbericht konnte deren Inhalt also nur unvollständig berücksichtigen, und angesichts der Schnelligkeit, mit der er erstellt wurde, war er wahrscheinlich auch oberflächlich.
Die Chronologie der Ereignisse erlaubt jedoch die Annahme, daß die bis Oktober eingegangenen Antworten der Bischöfe nicht das gewünschte Ergebnis stützten, weshalb zu einem Plan B gegriffen wurde, man könnte auch von Schlichen sprechen, wie sie für das Pontifikat von Franziskus sprichwörtlich sind, indem ein geheimer Parallelbericht erstellt wurde.
Tatsache ist, daß zwei Berichte erstellt wurden. Montagna fragt:
„Wurde jener, der am besten zu einem bestimmten Projekt paßte, als Ausgangspunkt für Traditionis custodes gewählt? Oder haben die Verantwortlichen, als sie sahen, daß das, was bei der Kongregation ankam, nicht das widerspiegelte oder rechtfertigte, was jene, die die Einschränkungen vorantreiben wollten, zeigen wollten, einen zweiten Bericht in Auftrag gegeben und in weniger als einem Monat fertiggestellt, um eine Art Alternativtext zu haben, den sie dem Papst vorlegen konnten?“
Fakt sei, so Montagna:
„daß Traditionis custodes „weder die Prämissen noch die Schlußfolgerungen des ausführlichen Hauptberichts aufgreift. Es stellt sich die Frage: Greift er die Prämissen und Schlussfolgerungen eines anderen Berichts auf, oder könnte es sein, dass er die Prämissen und Schlussfolgerungen keines der beiden Berichte aufgreift und auf eine andere Weise erstellt wurde?“
Der Hauptbericht
„Wenden wir uns der dritten Frage zu: Kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Traditionis Custodes den detaillierten Hauptbericht, den die Glaubenskongregation für den Papst erstellt hat, nicht getreu wiedergibt?“
In dem CNS-Interview vom 20. Juli 2021 betonte Kurienerzbischof Di Noia, er spreche als Theologe und nicht als Vertreter der Kongregation. Dabei erweckte er den Eindruck, als würde er sich von der Befragung der Diözesanbischöfe distanzieren und spielte die Bedeutung der Konsultation herunter, indem er sagte, deren Ergebnisse gar nicht zu kennen. Di Noia sagte zudem, daß:
„die Motive des Papstes für die Aufhebung der früheren Bestimmungen in dieser Hinsicht nicht auf den Ergebnissen der Umfrage beruhen, sondern nur durch diese veranlaßt seien“.
Diese Formulierung sei seltsam, so Montagna, wenn man bedenkt, daß Papst Franziskus selbst die Gesamtheit von Traditionis custodes exklusiv auf die Befragung der Bischöfe stützt, damit begründet und rechtfertigt. Zudem erscheint es unmöglich, daß Msgr. Di Noia bis zum 20. Juli keinen Zugang zum Bericht über die Konsultation hatte. Montagna sagt es so:
„Kann jemand sagen: ‚Da ich Theologe bin, kenne ich die Ergebnisse nicht‘, wenn er als einer der Oberen der Glaubenslehre den Text im Voraus erhalten hat und bei der Prüfung des Berichts anwesend war? Der Entwurf der Zusammenfassung wurde von einigen Mitgliedern der Kongregation eingesehen.“
Nebenbei wurde im CNS-Interview auch behauptet, daß Franziskus „wahrscheinlich den emeritierten Papst konsultiert oder ihm zumindest eine Vorabkopie des Dokuments gegeben hat“. Montagna dazu:
„Mir wurde gesagt, daß der Artikel, den ich am 1. Juni, sechs Wochen vor der Verkündigung von Traditionis custodes, in The Remnant veröffentlichte und der den Inhalt des ersten und dritten Entwurfs beschrieb, an Papst Benedikt XVI. weitergereicht wurde. Eine verläßliche Quelle sagte mir danach, daß der emeritierte Papst ‚schockiert‘ war. Es ist daher schwer zu glauben, daß er auf irgendeine sinnvolle Weise konsultiert wurde.“
Wurde Papst Franziskus der Hauptbericht ausgehändigt?
„Quellen sagen, dass Papst Franziskus während einer Audienz mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ladaria, ihm buchstäblich die Arbeitskopie des Berichts aus den Händen riß und sagte, er wolle sie sofort haben, weil er neugierig darauf sei. Ob Papst Franziskus den Hauptbericht tatsächlich gelesen hat, ist nicht bekannt.“
Montagna sagt es nicht direkt, aber wie Erzbischof Di Noia andeutete und eine ganze Reihe von früheren Aussagen des Papstes bestätigen, stand für Franziskus das Ergebnis schon vorab fest. Die Frage war bestenfalls, ob die Antworten der Bischöfe aus aller Welt dieses vorgefertigte Ergebnis stützten. Sie taten es nicht.
Der Inhalt des Hauptberichts
Zum Hauptbericht schreibt Montagna, daß er „sehr gründlich“ abgefaßt sei. Ein Teil sei „sehr analytisch und analysierte Diözese für Diözese, Land für Land, Region für Region, Kontinent für Kontinent, mit Diagrammen und Schaubildern“. Ein weiterer Teil war eine Zusammenfassung, in der die gesamte Argumentation zusammen mit Empfehlungen und Trends dargelegt wurde. „Und soweit ich weiß, enthielt ein Teil des Berichts Zitate aus den Antworten, die von den einzelnen Diözesen kamen. Diese Sammlung von Zitaten sollte dem Heiligen Vater einen umfassenden Überblick über die Aussagen der Bischöfe geben.“
Insgesamt antwortete nur ein Drittel aller Bischöfe auf die Umfrage. Ein anderes Bild zeigen jedoch die Länder, in denen die überlieferte Messe weitverbreitet ist (Frankreich, USA, England). Von dort übermittelten 65–75 Prozent der Bischöfe eine Antwort nach Rom, „von denen mehr als 50 Prozent positiv waren“. Das habe sich auch im Hauptbericht niedergeschlagen.
In der Zusammenfassung, so Montagna, sei auch zum Ausdruck gekommen, daß die überlieferte Messe viele Früchte trägt.
„Was hätte ein vernünftiger Mensch aus dem Hauptbericht mitnehmen können? Daß eine vernünftige Mehrheit von Bischöfen, mit unterschiedlichen Worten und auf unterschiedliche Weise, im Grunde genommen die Botschaft übermittelt hat: ‚Summorum Pontificum ist gut. Rührt es nicht an‘. Darüber hinaus hätte ein weiterer Prozentsatz der Bischöfe gesagt: ‚Grundsätzlich nicht anfassen, aber es gäbe ein oder zwei Dinge, die ich vorschlagen würde, wie zum Beispiel, daß ein Bischof ein bißchen mehr Kontrolle hat‘. Alles in allem seien also mehr als 60 Prozent bis zwei Drittel der Bischöfe dafür gewesen, den Kurs beizubehalten, vielleicht mit einigen leichten Änderungen. Die Botschaft lautete im wesentlichen, Summorum Pontificum in Ruhe zu lassen und mit einer umsichtigen und sorgfältigen Anwendung fortzufahren.“
Bemerkenswert: Werden nur die Antworten der Bischöfe berücksichtigt, in denen Summorum Pontificum lebendig umgesetzt wurde, erbrachte die Umfrage ein eindeutig positives Ergebnis.
Im Hauptbericht sei enthalten, daß einige Bischöfe sogar eine verstärkte Ausbildung in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus in den Diözesanseminaren anregten und auch einer Stärkung des Lateins.
„Stattdessen wird, wie wir in Traditionis custodes sehen, das Gegenteil verordnet.“
Insgesamt faßt Montagna zusammen, wie sich der Hauptbericht im Motu proprio widerspiegelt:
„Was wirklich passiert ist, ist meines Wissens, daß all das, was im Hauptbericht nebensächlich war, als Hauptproblem projiziert und ausgeweitet, vergrößert und stark überproportioniert worden ist. Nehmen wir das Problem der Einigkeit. Dieser Mangel an Einheit kam nach den Aussagen der Bischöfe aus beiden Richtungen, nicht nur von den traditionellen Gruppen.“
Überhaupt habe es eine ganze Reihe „sehr positiver Kommentare“ von Bischöfen über die traditionellen Gläubigen gegeben. Es seien viele junge Ehepaare mit vielen Kindern. Sie beten, sie unterstützen die Gemeinden und die Diözese finanziell, beteiligen sich sehr aktiv am Gemeindeleben, sind gut ausgebildet und schätzen gute Musik.
„Was die Ausbildung in den Priesterseminaren betrifft, so sagten einige Bischöfe, daß sie sich eine stärkere Präsenz der außerordentlichen Form der Messe in ihren Seminaren und bei den jüngeren Priestern wünschen würden, daß sie aber nicht mehr tun können, als sie derzeit tun, weil die älteren Priester, insbesondere diejenigen, die den Übergang von der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil zur Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil miterlebt haben, in der Diözese für Unruhe sorgen würden. Diese älteren Priester würden sehen, wie etwas, an dem sie in hohem Maße beteiligt waren und das ihnen als eine Art Sieg präsentiert wurde, von den jüngeren Priestern und einem sie unterstützenden Bischof, der die Tradition mehr unterstützt als das Objekt ihres Sieges, hinweggefegt wird. Diese Art von Reaktion, wenn auch nur ein kleiner Prozentsatz, war nicht auf einen geografischen Ort beschränkt.“
Interessanterweise beklagten einige Bischöfe in Asien, daß sie ein Problem mit der lateinischen Sprache haben. Sie sagten der Glaubenskongregation: „Wir wären sehr froh, wenn jemand aus Rom käme und unsere Priester unterrichten würde, damit sie die außerordentliche Form anbieten könnten. In unserem Priesterseminar haben wir sie nicht, weil die Priester kein Latein können und nicht wissen, wie man diese Sprache anbietet. Wir wären froh, wenn wir sie hätten, weil sie das Gebet und die Andacht fördert. Aber all das verschwand und wurde in Traditionis Custodes mit keinem Wort erwähnt.“
Natürlich hätten sich einige Bischöfe negativ geäußert, „aber zuverlässige Quellen sagen, daß weder die Antworten noch der Hauptbericht überwiegend negativ waren“.
„Die wirklich tragische Situation ist, wie ich höre, in Italien“, was jeder bestätigen kann, der die Situation auf der Apenninenhalbinsel und die dort im höheren Klerus verbreitete Abneigung gegen den überlieferten Ritus kennt. In vielen Diözesen, abgesehen von Orten wie Rom, Mailand, Neapel und Genua und vielleicht noch ein paar anderen, ist Summorum Pontificum kaum oder gar nicht umgesetzt worden.
„Und dennoch reagierten viele Bischöfe, die keine praktischen Kenntnisse über die Umsetzung von Summorum Pontificum haben, ideologisch und sagten (ich paraphrasiere): ‚Das darf nicht sein. Es spiegelt nicht das Zweite Vatikanum wider‘.“
Montagna äußert noch einen anderen Verdacht. Es gebe Grund zur Annahme, daß einige der italienischen Bischöfe vorgefertigte Antworten abgaben. Obwohl die rund 200 Bischöfe Italiens „aus unterschiedlichen geografischen Regionen, Seminaren und Universitäten kommen und unterschiedliche Erfahrungen in der Priesterausbildung haben“, verwendeten viele in ihrer Antwort die gleiche Formulierung: „Rückkehr zum Regime vor Summorum Pontificum“. Auf italienisch: „Tornare al regime precedente di Summorum Pontificum“. Sie forderten also die Abschaffung des Motu proprio von Benedikt XVI. „Das ist etwas seltsam, vor allem, wenn selbst Bischöfe, die in ihrer Diözese keine wirkliche Präsenz der außerordentlichen Form haben, diese in ihre Antwort einbeziehen“, so die Vatikanistin. Die Feststellung bestätigt, daß Franziskus in Italien die größte Unterstützung für einen Angriff gegen die Tradition findet.
War „die Sache außer Kontrolle“?
Montagna erwähnt noch einen weiteren Punkt: Msgr. Di Noia behauptete in dem genannten CNS-Interview, daß „die Sache völlig außer Kontrolle geraten und zu einer Bewegung geworden ist, vor allem in den USA, Frankreich und England“. In Wirklichkeit ist in diesen Ländern der überlieferte Ritus nicht „außer Kontrolle“, sondern einfach besonders weit verbreitet. Wollte der Kurienerzbischof damit sagen, was ohnehin vermutet wurde, daß sich Santa Marta gerade an dieser lebendigen und fruchtbaren Verbreitung stört?
Vor allem: Wenn die „Sache außer Kontrolle“ wäre, dann dürfte man annehmen, daß die Bischöfe der genannten Länder nach der Veröffentlichung von Traditionis custodes sofort entsprechend weitreichende Maßnahmen ergriffen hätten, was aber bis auf wenige Ausnahmen nicht geschehen ist. Vielmehr waren die meisten Bischöfe, die sich rührten, bemüht, Zeit zu gewinnen. Nur dort, wo die Bischöfe ohnehin bereits gegen den überlieferten Ritus eingenommen waren, wurde Traditionis custodes zu massiven Einschränkungen oder sogar für ein Verbot genützt.
Dabei soll der Fall von Msgr. Roland Minnerath, Erzbischof von Dijon, nicht unerwähnt bleiben, der seit 2015 von Franziskus in die Glaubenskongregation berufen wurde und an jener Sitzung Ende Januar 2020 teilnahm, in der wichtige Weichen für Traditionis custodes gestellt wurden. Im Spätfrühjahr warf er die Petrusbruderschaft aus seinem Bistum hinaus. Der von ihr betreute Meßort wurde einige Zeit später dem Institut Christus König und Hohepriester übergeben. Der unfreundliche Gestus ist im Licht von Traditionis custodes zu lesen und dem Wunsch, sich in Santa Marta beliebt zu machen.
„Der springende Punkt“ im Verhältnis Hauptbericht und Motu proprio „ist, daß die Prämissen und Schlußfolgerungen von Traditionis custodes nicht mit denen übereinstimmen, die in dem ausführlichen Hauptbericht der Glaubenskongregation dargelegt werden. Traditionis custodes stimmt nicht mit dem überein, was der Hauptbericht empfahl oder offenlegte. Wie eine Quelle sagte: ‚Was sie wirklich wollen, ist die Abschaffung der Alten Messe, weil sie sie hassen‘.“
Montagna sagt es nicht so direkt, doch daraus läßt sich schließen, daß der Angriff gegen den überlieferten Ritus eine ideologisch motivierte Aktion von Santa Marta und seinem Umfeld ist, während die Konsultation der Diözesanbischöfe mehr der Fassade diente, um die Urheberschaft des Angriffs zu verschleiern und in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Catholicidentityconference.org (Screenshots)
Ist denn nicht Bergoglio derjenige, welcher die Spaltung in der Kirche verursacht?
Für die Eine-Welt-Religion ist die Tridentische Messe ein Hindernis, denn da ist Gott im Mittelpunkt. Anna Katharina Emmerich sagte voraus, dass der Papst in einem anderen Palast, als den den er sonst bewohnt, gefangen gehalten werden wird. Haben wir nicht diese Situation?
Ich jedenfalls werde nicht mehr in die Amtskirche gehen, ausser ich bin durch äussere Einflüsse gezwungen!
Wir müssen viel beten, opfern und freiwillig leiden! Kauft euch einen Bussgürtel, geisselt euch, tut euch Gewalt an! Ich tue es sooft ich kann, aber ich bin schwach!
Heilige Maria, Rosa Mystica! Hilf uns, Mutter!
“ Weil sie sie hassen „.
Genau das. Die Wahrheit ist meistens nicht besonders kompliziert.
Vermutlich hassen sie auch Schönheit im allgemein.