Die verborgene Geschichte von Traditionis custodes

Die Enthüllungen von Diane Montagna


Auf der Catholic Identity Conference legte die Vatikanistin Diane Montagna erstmals die von ihr recherchierten Hintergründe zu Traditionis custodes offen.
Auf der Catholic Identity Conference legte die Vatikanistin Diane Montagna erstmals die von ihr recherchierten Hintergründe zu Traditionis custodes offen.

Die Vati­ka­ni­stin Dia­ne Mon­tagna war bei den vati­ka­ni­schen Pres­se­kon­fe­ren­zen wäh­rend der Ama­zo­nas­syn­ode mit ihren hart­näcki­gen Fra­gen zur Pacha­ma­ma auf­ge­fal­len. Nun ent­hüll­te sie in einem Vor­trag Hin­ter­grün­de zur Ent­ste­hung des umstrit­te­nen Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des, mit dem Papst Fran­zis­kus einen Fron­tal­an­griff gegen den über­lie­fer­ten Ritus und die mit ihm ver­bun­de­nen Gemein­schaf­ten und Gläu­bi­gen unter­nimmt. Dia­ne Mon­tagna sprach auf der Catho­lic Iden­ti­ty Con­fe­rence, die vom 1. bis 3. Okto­ber in Pitts­burgh im Staat Penn­syl­va­nia statt­fand, und ver­öf­fent­lich­te ihre Aus­füh­run­gen am 7. Okto­ber in The Rem­nant. Robert Moy­ni­han, der Her­aus­ge­ber von Insi­de The Vati­can, atte­stier­te, daß Mon­tagna „Bei­fall ver­dient für ihre Arbeit“.

Anzei­ge

„Es gibt nichts Ver­bor­ge­nes, das nicht ent­deckt wird, und kein Geheim­nis, das nicht bekannt wird und ans Licht kommt“ (Lk 8,17).

Mit die­sem Satz aus dem Evan­ge­li­um eröff­net Mon­tagna ihre Aus­füh­run­gen, denn:

„Manch­mal sind die Din­ge nicht so, wie sie schei­nen. Und manch­mal gibt es zwei Rea­li­tä­ten: eine, die offi­zi­ell von den Ver­ant­wort­li­chen ver­kün­det wird, und eine ande­re, die sich spä­ter als wahr erweist.“

Als Papst Fran­zis­kus am 16. Juli die­ses Jah­res Tra­di­tio­nis cus­to­des ver­kün­de­te und damit die über­lie­fer­te Mes­se ein­schränk­te, sag­te er, daß nach den Ergeb­nis­sen der jüng­sten Kon­sul­ta­ti­on des Hei­li­gen Stuhls mit den Bischö­fen die von sei­nen Vor­gän­gern Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. dik­tier­ten Nor­men von eini­gen, die an der über­lie­fer­ten Mes­se teil­neh­men, aus­ge­nutzt wor­den sei­en, um Spal­tung gegen das Kon­zil zu säen. Er benann­te aus­drück­lich die „Gefahr der Spal­tung“ als Beweg­grund sei­nes Handelns.

Dia­ne Montagna

Anstoß für sein Han­deln sei­en die Ant­wor­ten, die von den Diö­ze­san­bi­schö­fen in einer welt­wei­ten Kon­sul­ta­ti­on zur Umset­zung des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von 2007 ein­ge­gan­gen sind. So schreibt das Kir­chen­ober­haupt im Begleit­brief an die Bischö­fe:

„Wenn ich mich gezwun­gen sehe, die Befug­nis zu wider­ru­fen, die von mei­nen Vor­gän­gern gewährt wur­de, so geschieht das, um die Ein­heit des Lei­bes Chri­sti zu ver­tei­di­gen. Der fal­sche Gebrauch, der davon gemacht wur­de, steht den Moti­ven ent­ge­gen, die mei­ne Vor­gän­ger bewo­gen haben, die Frei­heit zur Fei­er der Mes­se nach dem Mis­sa­le Roma­num von 1962 zu gewähren.“

Im Begleit­schrei­ben gibt es noch einen wei­te­ren Hin­weis auf die Ant­wor­ten auf den Fra­ge­bo­gen. Papst Fran­zis­kus erklärt:

„In Beant­wor­tung Eurer Bit­ten tref­fe ich die feste Ent­schei­dung, alle Nor­men, Instruk­tio­nen, Gewäh­run­gen und Gewohn­hei­ten außer Kraft zu set­zen, die die­sem Motu Pro­prio vor­aus­ge­gan­gen sind, und die lit­ur­gi­schen Bücher, die von den hei­li­gen Päp­sten Paul VI. und Johan­nes Paul II. in Über­ein­stim­mung mit den Dekre­ten des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils pro­mul­giert wur­den, als ein­zi­ge Aus­drucks­form der Lex oran­di des Römi­schen Ritus anzusehen.“

Laut Papst Fran­zis­kus war also, so Mon­tagna, die Kon­sul­ta­ti­on der Bischö­fe von zen­tra­ler Bedeu­tung für sei­ne Ent­schei­dung, die über­lie­fer­te Mes­se dra­stisch ein­zu­schrän­ken. Wie er selbst sagt, hät­ten ihn die Ant­wor­ten aus aller Welt so sehr betrübt und beun­ru­higt, daß er ein­griff und das sofor­ti­ge Inkraft­tre­ten des Erlas­ses veranlaßte. 

Das führ­te nach der Ver­öf­fent­li­chung von Tra­di­tio­nis cus­to­des zu einer „Wel­le von Spe­ku­la­tio­nen“ zu die­ser Kon­sul­ta­ti­on, so Mon­tagna, „aber der Vati­kan hat die Ergeb­nis­se nicht veröffentlicht“.

Vier Tage nach der Ver­öf­fent­li­chung von Tra­di­tio­nis cus­to­des, am 20. Juli 2021, äußer­te sich Kuri­en­erz­bi­schof Augu­stin Di Noia, bei­geord­ne­ter Sekre­tär der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, in einem CNS-Inter­view und unter­stütz­te die Ver­si­on von Papst Fran­zis­kus. Di Noia beton­te, daß der Brief des Hei­li­gen Vaters an die Bischö­fe „es abso­lut und unver­blümt rich­tig trifft: Die Bewe­gung pro tra­di­tio­nel­le Mes­se hat die Initia­ti­ven von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. zu ihrem eige­nen Vor­teil geka­pert“.

Mon­tagna wirft dazu hin­ge­gen eine Rei­he von Fra­gen auf:

„Aber spie­gelt Tra­di­tio­nis cus­to­des wirk­lich die wah­re Situa­ti­on wider? War die Umfra­ge, auf die Papst Fran­zis­kus sei­ne Ent­schei­dung stützt, eine ehr­li­che Kon­sul­ta­ti­on der Bischö­fe in aller Welt, und könn­te die­se Kon­sul­ta­ti­on als ehr­lich ange­se­hen wer­den, wenn ein Teil des Inhalts von Tra­di­tio­nis cus­to­des bereits bei einer Voll­ver­samm­lung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Ende 2020 vor­ge­schla­gen wor­den wäre?“

„Ist es fair, wenn bekannt wird, daß es einen Par­al­lel­be­richt in der Kon­gre­ga­ti­on gab, der fer­tig­ge­stellt wur­de, noch bevor die Kon­gre­ga­ti­on alle Ant­wor­ten der Bischö­fe erhal­ten hat­te? Und ist es fair, daß Tra­di­tio­nis cus­to­des nicht den gründ­li­chen Haupt­be­richt wie­der­gibt, den die Vier­te Sek­ti­on der Kon­gre­ga­ti­on – frü­her Eccle­sia Dei – für Papst Fran­zis­kus erstellt hat? Vie­le Men­schen wuß­ten, daß die­ser Bericht in Vor­be­rei­tung war.“

Die Vollversammlung der Glaubenskongregation 2020

„Erste Fra­ge: Ist es logisch zu glau­ben, daß Tra­di­tio­nis cus­to­des das Ergeb­nis einer Umfra­ge unter den Bischö­fen war, wenn wir wis­sen, daß Ende letz­ten Jah­res eine Voll­ver­samm­lung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on statt­fand, in der die Kar­di­nä­le die Grund­la­gen für das am 16. Juli 2021 ver­kün­de­te Motu pro­prio legten?“

Am 29. Janu­ar des ver­gan­ge­nen Jah­res fand eine Ple­nar­sit­zung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on statt, in der es um die Vier­te Sek­ti­on ging, die frü­her als Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei bekannt war. Kar­di­nal Luis Lada­ria SJ, der Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on, nahm nicht dar­an teil, weil er ver­hin­dert war.

„Bevor ich fort­fah­re, muß ich sagen, daß vie­le glau­ben, daß Mon­si­gno­re Lada­ria gezö­gert hat, Tra­di­tio­nis cus­to­des zu ver­öf­fent­li­chen. Man sagt, er sei ein guter Mann, ein sehr dis­kre­ter Mann, obwohl er sich, wenn es hart auf hart kommt, nicht gegen die Wün­sche des Hei­li­gen Vaters stel­len würde.“

In Abwe­sen­heit von Erz­bi­schof Lada­ria wur­de die Sit­zung vom Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Gia­co­mo Moran­di, gelei­tet. Mon­tagna erin­nert dar­an, daß Msgr. Moran­di 2015 von Fran­zis­kus zum Unter­se­kre­tär der Kon­gre­ga­ti­on ernannt wur­de, bevor drei Beam­te der Kon­gre­ga­ti­on gegen den Wil­len des dama­li­gen Glau­bens­prä­fek­ten, Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, ent­las­sen wur­den. „Als Mül­ler 2017 ‚ent­las­sen‘ wur­de und Lada­ria sei­nen Platz ein­nahm, wur­de Moran­di zum Sekre­tär befördert.“

Bei der Ple­nar­sit­zung am 29. Janu­ar 2020 waren von den Mit­glie­dern der Kon­gre­ga­ti­on unter ande­rem Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, der ita­lie­ni­sche Kar­di­nal Giu­sep­pe Ver­sal­di, Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für das katho­li­sche Bil­dungs­we­sen, Kar­di­nal Benia­mi­no Stel­la, damals noch Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Marc Ouel­let, Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, und die US-Kar­di­nä­le Sean Patrick O’Mal­ley und Donald Wuerl, der ita­lie­ni­sche Erz­bi­schof Rino Fisi­chel­la, Prä­si­dent des Päpst­li­chen Rates zur För­de­rung der Neue­van­ge­li­sie­rung, der mal­te­si­sche Erz­bi­schof Charles Sci­clu­na, bei­geord­ne­ter Sekre­tär der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, der fran­zö­si­sche Kar­di­nal Jean-Pierre Ricard und der fran­zö­si­sche Erz­bi­schof Roland Min­ner­ath anwe­send. Der Papst sei bei die­sem Tref­fen nicht anwe­send gewesen.

„Zuver­läs­si­gen Quel­len zufol­ge haben die Kar­di­nä­le Paro­lin, Ouel­let und Ver­sal­di die Dis­kus­si­on in eine bestimm­te Rich­tung gelenkt.“

Mon­tagna ent­hüllt, wie auf höch­ster Ebe­ne von eng­sten Mit­ar­bei­tern von Papst Fran­zis­kus abschät­zig über die Gläu­bi­gen gespro­chen wird: Ein Kar­di­nal, der „eher als Gefolgs­mann denn als Cli­quen­chef gilt“, sei dar­über beun­ru­higt gewe­sen, „daß sich 13.000 Jugend­li­che für die Teil­nah­me an der Wall­fahrt nach Char­tres ange­mel­det hat­ten“. Er sag­te, man müs­se her­aus­fin­den, was die­se jun­gen Men­schen zur über­lie­fer­ten Mes­se hin­zie­he, und erklär­te den Anwe­sen­den, daß vie­le die­ser jun­gen Men­schen „psy­cho­lo­gi­sche und sozio­lo­gi­sche Pro­ble­me“ hät­ten. Da der frag­li­che Kar­di­nal über Kennt­nis­se in Kir­chen­recht und Psy­cho­lo­gie ver­fügt, habe sei­ne Aus­sa­ge beson­de­res Gewicht gehabt, gera­de für Bischö­fe, die nicht mit der über­lie­fer­ten Mes­se ver­traut sind oder kei­ne Ver­bin­dun­gen zu tra­di­tio­na­li­sti­schen Krei­sen haben. Mon­tagna nennt den Namen des Pur­pur­trä­gers nicht. Laut der Beschrei­bung kann es sich nur um Kar­di­nal Giu­sep­pe Ver­sal­di, den seit 2015 amtie­ren­den Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für das katho­li­sche Bil­dungs­we­sen, han­deln.

Ein ande­rer Kar­di­nal sag­te, er wis­se aus sei­ner begrenz­ten Erfah­rung, daß „die­se Grup­pen kei­ne Neue­run­gen akzep­tie­ren“ und auch kei­ne Kon­ze­le­bra­ti­on. Die Kon­gre­ga­ti­on sol­le daher ein „kon­kre­tes Zei­chen der Gemein­schaft, die Aner­ken­nung der Gül­tig­keit der Mes­se Pauls VI. ver­lan­gen“. Auch er zeig­te sich besorgt dar­über, daß Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on jun­ge Men­schen anzie­hen, und for­der­te kon­kre­te Maß­nah­men: Die­se Grup­pen hät­ten den Nach­weis zu erbrin­gen, daß sie nicht außer­halb der Kir­che stehen.

Ein ita­lie­ni­scher Erz­bi­schof mein­te, die Kon­gre­ga­ti­on sol­le die Gesprä­che mit der Pius­bru­der­schaft nicht wie­der auf­neh­men, da es sich um einen „Dia­log der Gehör­lo­sen“ han­de­le. Er beklag­te, daß Papst Fran­zis­kus die­ser Bru­der­schaft im Jahr der Barm­her­zig­keit Zuge­ständ­nis­se gemacht und kei­ne Gegen­lei­stung erhal­ten habe.

Die ein­ein­halb­stün­di­ge Sit­zung ende­te mit der maka­be­ren Feststellung:

„Die Tra­di­ti­on ist der leben­di­ge Glau­be der Toten, der Tra­di­tio­na­lis­mus ist der tote Glau­be der Lebenden“.

Am Ende stand also eine Schluß­fol­ge­rung fest, die Papst Fran­zis­kus vor­ge­legt wur­de: Die Über­tra­gung von Zustän­dig­kei­ten für die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten und ande­re Ange­le­gen­hei­ten von der Vier­ten Sek­ti­on auf ande­re Dik­aste­ri­en soll­te ernst­haft geprüft wer­den. Genannt wur­den die Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst, die Ordens­kon­gre­ga­ti­on sowie die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on.

Genau das hat Fran­zis­kus in Tra­di­tio­nis cus­to­des umgesetzt:

Arti­kel 6: Die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens, die sei­ner­zeit von der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei errich­tet wur­den, gehen in die Zustän­dig­keit der Kon­gre­ga­ti­on für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und der Gesell­schaf­ten apo­sto­li­schen Lebens über.

Arti­kel 7: Die Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung sowie die Kon­gre­ga­ti­on für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und der Gesell­schaf­ten apo­sto­li­schen Lebens üben im Hin­blick auf die Mate­ri­en, für die sie zustän­dig sind, die Auto­ri­tät des Hei­li­gen Stuhls aus, indem sie über die Beach­tung die­ser Bestim­mun­gen wachen.

Man beach­te, so Dia­ne Mon­tagna, daß der Fra­ge­bo­gen erst vier Mona­te spä­ter, im Mai 2020, an die Bischö­fe ver­schickt wur­de. „Es ist nicht bekannt, wer die Fra­gen ver­faßt hat.“

Ein Parallelbericht

„Kom­men wir zur zwei­ten Fra­ge: Kann es als ehren­haft ange­se­hen wer­den, wenn bekannt wird, daß es einen par­al­le­len Bericht der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on gab, der abge­schlos­sen wur­de, bevor die Ant­wor­ten der Bischö­fe eintrafen?“

Mon­tagna lie­gen „zuver­läs­si­ge Quel­len“ vor, daß die Füh­rung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on wäh­rend der Aus­ar­bei­tung des Haupt­be­richts einen zwei­ten Bericht in Auf­trag gab.

„Es heißt, daß die Kon­gre­ga­ti­on dar­auf ach­ten muß­te, daß der Haupt­be­richt nicht zu den übli­chen Schluß­fol­ge­run­gen kommt, wie etwa, daß die tra­di­tio­nel­le Mes­se ein posi­ti­ves Ele­ment im Leben der Kir­che ist und so wei­ter. Der zwei­te Bericht wur­de daher als eine Art Zweit­gut­ach­ten vor­ge­legt, um den Haupt­be­richt zu kompensieren.“

Im Klar­text: Der gehei­me Par­al­lel­be­richt soll­te die vor­ab bereits fest­ste­hen­den Ergeb­nis­se lie­fern, die der Haupt­be­richt durch Aus­wer­tung der ein­ge­hen­den Ant­wor­ten der Bischö­fe nicht lie­fern wür­de.

Mon­tagna legt die Chro­no­lo­gie der Ereig­nis­se vor: Die oben erwähn­te Ple­nar­ta­gung fand im Janu­ar 2020 statt. Die Umfra­ge wur­de im Mai ver­schickt. Die Prä­la­ten hat­ten bis Okto­ber Zeit zu ant­wor­ten, aber wie in Rom üblich, gin­gen die Ant­wor­ten bis Janu­ar 2021 ein, wur­den alle ent­ge­gen­ge­nom­men und im Hin­blick auf den Haupt­be­richt geprüft.

„Was den Schat­ten­be­richt anbe­langt, so ist bekannt, daß dem mit der Erstel­lung des Berichts beauf­trag­ten Beam­ten gesagt wur­de, er müs­se zu bestimm­ten Schluß­fol­ge­run­gen kommen.“

Gesi­chert sei, so die US-Jour­na­li­stin, daß der Schat­ten­be­richt, „der, soweit wir wis­sen, im Novem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res in Auf­trag gege­ben wur­de, noch vor Weih­nach­ten vor­ge­legt wurde.“

Zu die­sem Zeit­punkt war die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on jedoch noch dabei, die Ant­wor­ten auf den Fra­ge­bo­gen zu sam­meln und zu bear­bei­ten, was bis Janu­ar 2021 andau­er­te. Der Par­al­lel­be­richt konn­te deren Inhalt also nur unvoll­stän­dig berück­sich­ti­gen, und ange­sichts der Schnel­lig­keit, mit der er erstellt wur­de, war er wahr­schein­lich auch oberflächlich.

Die Chro­no­lo­gie der Ereig­nis­se erlaubt jedoch die Annah­me, daß die bis Okto­ber ein­ge­gan­ge­nen Ant­wor­ten der Bischö­fe nicht das gewünsch­te Ergeb­nis stütz­ten, wes­halb zu einem Plan B gegrif­fen wur­de, man könn­te auch von Schli­chen spre­chen, wie sie für das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus sprich­wört­lich sind, indem ein gehei­mer Par­al­lel­be­richt erstellt wurde.

Tat­sa­che ist, daß zwei Berich­te erstellt wur­den. Mon­tagna fragt: 

„Wur­de jener, der am besten zu einem bestimm­ten Pro­jekt paß­te, als Aus­gangs­punkt für Tra­di­tio­nis cus­to­des gewählt? Oder haben die Ver­ant­wort­li­chen, als sie sahen, daß das, was bei der Kon­gre­ga­ti­on ankam, nicht das wider­spie­gel­te oder recht­fer­tig­te, was jene, die die Ein­schrän­kun­gen vor­an­trei­ben woll­ten, zei­gen woll­ten, einen zwei­ten Bericht in Auf­trag gege­ben und in weni­ger als einem Monat fer­tig­ge­stellt, um eine Art Alter­na­tiv­text zu haben, den sie dem Papst vor­le­gen konnten?“

Fakt sei, so Montagna:

„daß Tra­di­tio­nis cus­to­des „weder die Prä­mis­sen noch die Schluß­fol­ge­run­gen des aus­führ­li­chen Haupt­be­richts auf­greift. Es stellt sich die Fra­ge: Greift er die Prä­mis­sen und Schluss­fol­ge­run­gen eines ande­ren Berichts auf, oder könn­te es sein, dass er die Prä­mis­sen und Schluss­fol­ge­run­gen kei­nes der bei­den Berich­te auf­greift und auf eine ande­re Wei­se erstellt wurde?“

Der Hauptbericht

„Wen­den wir uns der drit­ten Fra­ge zu: Kann man mit Fug und Recht behaup­ten, dass Tra­di­tio­nis Cus­to­des den detail­lier­ten Haupt­be­richt, den die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on für den Papst erstellt hat, nicht getreu wiedergibt?“

In dem CNS-Inter­view vom 20. Juli 2021 beton­te Kuri­en­erz­bi­schof Di Noia, er spre­che als Theo­lo­ge und nicht als Ver­tre­ter der Kon­gre­ga­ti­on. Dabei erweck­te er den Ein­druck, als wür­de er sich von der Befra­gung der Diö­ze­san­bi­schö­fe distan­zie­ren und spiel­te die Bedeu­tung der Kon­sul­ta­ti­on her­un­ter, indem er sag­te, deren Ergeb­nis­se gar nicht zu ken­nen. Di Noia sag­te zudem, daß:

„die Moti­ve des Pap­stes für die Auf­he­bung der frü­he­ren Bestim­mun­gen in die­ser Hin­sicht nicht auf den Ergeb­nis­sen der Umfra­ge beru­hen, son­dern nur durch die­se ver­an­laßt seien“.

Die­se For­mu­lie­rung sei selt­sam, so Mon­tagna, wenn man bedenkt, daß Papst Fran­zis­kus selbst die Gesamt­heit von Tra­di­tio­nis cus­to­des exklu­siv auf die Befra­gung der Bischö­fe stützt, damit begrün­det und recht­fer­tigt. Zudem erscheint es unmög­lich, daß Msgr. Di Noia bis zum 20. Juli kei­nen Zugang zum Bericht über die Kon­sul­ta­ti­on hat­te. Mon­tagna sagt es so:

„Kann jemand sagen: ‚Da ich Theo­lo­ge bin, ken­ne ich die Ergeb­nis­se nicht‘, wenn er als einer der Obe­ren der Glau­bens­leh­re den Text im Vor­aus erhal­ten hat und bei der Prü­fung des Berichts anwe­send war? Der Ent­wurf der Zusam­men­fas­sung wur­de von eini­gen Mit­glie­dern der Kon­gre­ga­ti­on eingesehen.“

Neben­bei wur­de im CNS-Inter­view auch behaup­tet, daß Fran­zis­kus „wahr­schein­lich den eme­ri­tier­ten Papst kon­sul­tiert oder ihm zumin­dest eine Vor­ab­ko­pie des Doku­ments gege­ben hat“. Mon­tagna dazu:

„Mir wur­de gesagt, daß der Arti­kel, den ich am 1. Juni, sechs Wochen vor der Ver­kün­di­gung von Tra­di­tio­nis cus­to­des, in The Rem­nant ver­öf­fent­lich­te und der den Inhalt des ersten und drit­ten Ent­wurfs beschrieb, an Papst Bene­dikt XVI. wei­ter­ge­reicht wur­de. Eine ver­läß­li­che Quel­le sag­te mir danach, daß der eme­ri­tier­te Papst ‚schockiert‘ war. Es ist daher schwer zu glau­ben, daß er auf irgend­ei­ne sinn­vol­le Wei­se kon­sul­tiert wurde.“

Wur­de Papst Fran­zis­kus der Haupt­be­richt ausgehändigt? 

„Quel­len sagen, dass Papst Fran­zis­kus wäh­rend einer Audi­enz mit dem Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Lada­ria, ihm buch­stäb­lich die Arbeits­ko­pie des Berichts aus den Hän­den riß und sag­te, er wol­le sie sofort haben, weil er neu­gie­rig dar­auf sei. Ob Papst Fran­zis­kus den Haupt­be­richt tat­säch­lich gele­sen hat, ist nicht bekannt.“

Mon­tagna sagt es nicht direkt, aber wie Erz­bi­schof Di Noia andeu­te­te und eine gan­ze Rei­he von frü­he­ren Aus­sa­gen des Pap­stes bestä­ti­gen, stand für Fran­zis­kus das Ergeb­nis schon vor­ab fest. Die Fra­ge war besten­falls, ob die Ant­wor­ten der Bischö­fe aus aller Welt die­ses vor­ge­fer­tig­te Ergeb­nis stütz­ten. Sie taten es nicht.

Der Inhalt des Hauptberichts

Zum Haupt­be­richt schreibt Mon­tagna, daß er „sehr gründ­lich“ abge­faßt sei. Ein Teil sei „sehr ana­ly­tisch und ana­ly­sier­te Diö­ze­se für Diö­ze­se, Land für Land, Regi­on für Regi­on, Kon­ti­nent für Kon­ti­nent, mit Dia­gram­men und Schau­bil­dern“. Ein wei­te­rer Teil war eine Zusam­men­fas­sung, in der die gesam­te Argu­men­ta­ti­on zusam­men mit Emp­feh­lun­gen und Trends dar­ge­legt wur­de. „Und soweit ich weiß, ent­hielt ein Teil des Berichts Zita­te aus den Ant­wor­ten, die von den ein­zel­nen Diö­ze­sen kamen. Die­se Samm­lung von Zita­ten soll­te dem Hei­li­gen Vater einen umfas­sen­den Über­blick über die Aus­sa­gen der Bischö­fe geben.“

Ins­ge­samt ant­wor­te­te nur ein Drit­tel aller Bischö­fe auf die Umfra­ge. Ein ande­res Bild zei­gen jedoch die Län­der, in denen die über­lie­fer­te Mes­se weit­ver­brei­tet ist (Frank­reich, USA, Eng­land). Von dort über­mit­tel­ten 65–75 Pro­zent der Bischö­fe eine Ant­wort nach Rom, „von denen mehr als 50 Pro­zent posi­tiv waren“. Das habe sich auch im Haupt­be­richt nie­der­ge­schla­gen.

In der Zusam­men­fas­sung, so Mon­tagna, sei auch zum Aus­druck gekom­men, daß die über­lie­fer­te Mes­se vie­le Früch­te trägt.

„Was hät­te ein ver­nünf­ti­ger Mensch aus dem Haupt­be­richt mit­neh­men kön­nen? Daß eine ver­nünf­ti­ge Mehr­heit von Bischö­fen, mit unter­schied­li­chen Wor­ten und auf unter­schied­li­che Wei­se, im Grun­de genom­men die Bot­schaft über­mit­telt hat: ‚Sum­morum Pon­ti­fi­cum ist gut. Rührt es nicht an‘. Dar­über hin­aus hät­te ein wei­te­rer Pro­zent­satz der Bischö­fe gesagt: ‚Grund­sätz­lich nicht anfas­sen, aber es gäbe ein oder zwei Din­ge, die ich vor­schla­gen wür­de, wie zum Bei­spiel, daß ein Bischof ein biß­chen mehr Kon­trol­le hat‘. Alles in allem sei­en also mehr als 60 Pro­zent bis zwei Drit­tel der Bischö­fe dafür gewe­sen, den Kurs bei­zu­be­hal­ten, viel­leicht mit eini­gen leich­ten Ände­run­gen. Die Bot­schaft lau­te­te im wesent­li­chen, Sum­morum Pon­ti­fi­cum in Ruhe zu las­sen und mit einer umsich­ti­gen und sorg­fäl­ti­gen Anwen­dung fortzufahren.“

Bemer­kens­wert: Wer­den nur die Ant­wor­ten der Bischö­fe berück­sich­tigt, in denen Sum­morum Pon­ti­fi­cum leben­dig umge­setzt wur­de, erbrach­te die Umfra­ge ein ein­deu­tig posi­ti­ves Ergebnis.

Im Haupt­be­richt sei ent­hal­ten, daß eini­ge Bischö­fe sogar eine ver­stärk­te Aus­bil­dung in der außer­or­dent­li­chen Form des Römi­schen Ritus in den Diö­ze­san­se­mi­na­ren anreg­ten und auch einer Stär­kung des Lateins.

„Statt­des­sen wird, wie wir in Tra­di­tio­nis cus­to­des sehen, das Gegen­teil verordnet.“

Ins­ge­samt faßt Mon­tagna zusam­men, wie sich der Haupt­be­richt im Motu pro­prio widerspiegelt:

„Was wirk­lich pas­siert ist, ist mei­nes Wis­sens, daß all das, was im Haupt­be­richt neben­säch­lich war, als Haupt­pro­blem pro­ji­ziert und aus­ge­wei­tet, ver­grö­ßert und stark über­pro­por­tio­niert wor­den ist. Neh­men wir das Pro­blem der Einig­keit. Die­ser Man­gel an Ein­heit kam nach den Aus­sa­gen der Bischö­fe aus bei­den Rich­tun­gen, nicht nur von den tra­di­tio­nel­len Gruppen.“

Über­haupt habe es eine gan­ze Rei­he „sehr posi­ti­ver Kom­men­ta­re“ von Bischö­fen über die tra­di­tio­nel­len Gläu­bi­gen gege­ben. Es sei­en vie­le jun­ge Ehe­paa­re mit vie­len Kin­dern. Sie beten, sie unter­stüt­zen die Gemein­den und die Diö­ze­se finan­zi­ell, betei­li­gen sich sehr aktiv am Gemein­de­le­ben, sind gut aus­ge­bil­det und schät­zen gute Musik.

„Was die Aus­bil­dung in den Prie­ster­se­mi­na­ren betrifft, so sag­ten eini­ge Bischö­fe, daß sie sich eine stär­ke­re Prä­senz der außer­or­dent­li­chen Form der Mes­se in ihren Semi­na­ren und bei den jün­ge­ren Prie­stern wün­schen wür­den, daß sie aber nicht mehr tun kön­nen, als sie der­zeit tun, weil die älte­ren Prie­ster, ins­be­son­de­re die­je­ni­gen, die den Über­gang von der Zeit vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil zur Zeit nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil mit­er­lebt haben, in der Diö­ze­se für Unru­he sor­gen wür­den. Die­se älte­ren Prie­ster wür­den sehen, wie etwas, an dem sie in hohem Maße betei­ligt waren und das ihnen als eine Art Sieg prä­sen­tiert wur­de, von den jün­ge­ren Prie­stern und einem sie unter­stüt­zen­den Bischof, der die Tra­di­ti­on mehr unter­stützt als das Objekt ihres Sie­ges, hin­weg­ge­fegt wird. Die­se Art von Reak­ti­on, wenn auch nur ein klei­ner Pro­zent­satz, war nicht auf einen geo­gra­fi­schen Ort beschränkt.“

Inter­es­san­ter­wei­se beklag­ten eini­ge Bischö­fe in Asi­en, daß sie ein Pro­blem mit der latei­ni­schen Spra­che haben. Sie sag­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on: „Wir wären sehr froh, wenn jemand aus Rom käme und unse­re Prie­ster unter­rich­ten wür­de, damit sie die außer­or­dent­li­che Form anbie­ten könn­ten. In unse­rem Prie­ster­se­mi­nar haben wir sie nicht, weil die Prie­ster kein Latein kön­nen und nicht wis­sen, wie man die­se Spra­che anbie­tet. Wir wären froh, wenn wir sie hät­ten, weil sie das Gebet und die Andacht för­dert. Aber all das ver­schwand und wur­de in Tra­di­tio­nis Cus­to­des mit kei­nem Wort erwähnt.“

Natür­lich hät­ten sich eini­ge Bischö­fe nega­tiv geäu­ßert, „aber zuver­läs­si­ge Quel­len sagen, daß weder die Ant­wor­ten noch der Haupt­be­richt über­wie­gend nega­tiv waren“.

„Die wirk­lich tra­gi­sche Situa­ti­on ist, wie ich höre, in Ita­li­en“, was jeder bestä­ti­gen kann, der die Situa­ti­on auf der Apen­ni­nen­halb­in­sel und die dort im höhe­ren Kle­rus ver­brei­te­te Abnei­gung gegen den über­lie­fer­ten Ritus kennt. In vie­len Diö­ze­sen, abge­se­hen von Orten wie Rom, Mai­land, Nea­pel und Genua und viel­leicht noch ein paar ande­ren, ist Sum­morum Pon­ti­fi­cum kaum oder gar nicht umge­setzt worden.

„Und den­noch reagier­ten vie­le Bischö­fe, die kei­ne prak­ti­schen Kennt­nis­se über die Umset­zung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum haben, ideo­lo­gisch und sag­ten (ich para­phra­sie­re): ‚Das darf nicht sein. Es spie­gelt nicht das Zwei­te Vati­ka­num wider‘.“

Mon­tagna äußert noch einen ande­ren Ver­dacht. Es gebe Grund zur Annah­me, daß eini­ge der ita­lie­ni­schen Bischö­fe vor­ge­fer­tig­te Ant­wor­ten abga­ben. Obwohl die rund 200 Bischö­fe Ita­li­ens „aus unter­schied­li­chen geo­gra­fi­schen Regio­nen, Semi­na­ren und Uni­ver­si­tä­ten kom­men und unter­schied­li­che Erfah­run­gen in der Prie­ster­aus­bil­dung haben“, ver­wen­de­ten vie­le in ihrer Ant­wort die glei­che For­mu­lie­rung: „Rück­kehr zum Regime vor Sum­morum Pon­ti­fi­cum“. Auf ita­lie­nisch: „Tornare al regime pre­ce­den­te di Sum­morum Pon­ti­fi­cum“. Sie for­der­ten also die Abschaf­fung des Motu pro­prio von Bene­dikt XVI. „Das ist etwas selt­sam, vor allem, wenn selbst Bischö­fe, die in ihrer Diö­ze­se kei­ne wirk­li­che Prä­senz der außer­or­dent­li­chen Form haben, die­se in ihre Ant­wort ein­be­zie­hen“, so die Vati­ka­ni­stin. Die Fest­stel­lung bestä­tigt, daß Fran­zis­kus in Ita­li­en die größ­te Unter­stüt­zung für einen Angriff gegen die Tra­di­ti­on findet.

War „die Sache außer Kontrolle“?

Mon­tagna erwähnt noch einen wei­te­ren Punkt: Msgr. Di Noia behaup­te­te in dem genann­ten CNS-Inter­view, daß „die Sache völ­lig außer Kon­trol­le gera­ten und zu einer Bewe­gung gewor­den ist, vor allem in den USA, Frank­reich und Eng­land“. In Wirk­lich­keit ist in die­sen Län­dern der über­lie­fer­te Ritus nicht „außer Kon­trol­le“, son­dern ein­fach beson­ders weit ver­brei­tet. Woll­te der Kuri­en­erz­bi­schof damit sagen, was ohne­hin ver­mu­tet wur­de, daß sich San­ta Mar­ta gera­de an die­ser leben­di­gen und frucht­ba­ren Ver­brei­tung stört? 

Vor allem: Wenn die „Sache außer Kon­trol­le“ wäre, dann dürf­te man anneh­men, daß die Bischö­fe der genann­ten Län­der nach der Ver­öf­fent­li­chung von Tra­di­tio­nis cus­to­des sofort ent­spre­chend weit­rei­chen­de Maß­nah­men ergrif­fen hät­ten, was aber bis auf weni­ge Aus­nah­men nicht gesche­hen ist. Viel­mehr waren die mei­sten Bischö­fe, die sich rühr­ten, bemüht, Zeit zu gewin­nen. Nur dort, wo die Bischö­fe ohne­hin bereits gegen den über­lie­fer­ten Ritus ein­ge­nom­men waren, wur­de Tra­di­tio­nis cus­to­des zu mas­si­ven Ein­schrän­kun­gen oder sogar für ein Ver­bot genützt.

Dabei soll der Fall von Msgr. Roland Min­ner­ath, Erz­bi­schof von Dijon, nicht uner­wähnt blei­ben, der seit 2015 von Fran­zis­kus in die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on beru­fen wur­de und an jener Sit­zung Ende Janu­ar 2020 teil­nahm, in der wich­ti­ge Wei­chen für Tra­di­tio­nis cus­to­des gestellt wur­den. Im Spät­früh­jahr warf er die Petrus­bru­der­schaft aus sei­nem Bis­tum hin­aus. Der von ihr betreu­te Meß­ort wur­de eini­ge Zeit spä­ter dem Insti­tut Chri­stus König und Hohe­prie­ster über­ge­ben. Der unfreund­li­che Gestus ist im Licht von Tra­di­tio­nis cus­to­des zu lesen und dem Wunsch, sich in San­ta Mar­ta beliebt zu machen. 

„Der sprin­gen­de Punkt“ im Ver­hält­nis Haupt­be­richt und Motu pro­prio „ist, daß die Prä­mis­sen und Schluß­fol­ge­run­gen von Tra­di­tio­nis cus­to­des nicht mit denen über­ein­stim­men, die in dem aus­führ­li­chen Haupt­be­richt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on dar­ge­legt wer­den. Tra­di­tio­nis cus­to­des stimmt nicht mit dem über­ein, was der Haupt­be­richt emp­fahl oder offen­leg­te. Wie eine Quel­le sag­te: ‚Was sie wirk­lich wol­len, ist die Abschaf­fung der Alten Mes­se, weil sie sie hassen‘.“

Mon­tagna sagt es nicht so direkt, doch dar­aus läßt sich schlie­ßen, daß der Angriff gegen den über­lie­fer­ten Ritus eine ideo­lo­gisch moti­vier­te Akti­on von San­ta Mar­ta und sei­nem Umfeld ist, wäh­rend die Kon­sul­ta­ti­on der Diö­ze­san­bi­schö­fe mehr der Fas­sa­de dien­te, um die Urhe­ber­schaft des Angriffs zu ver­schlei­ern und in einem bes­se­ren Licht erschei­nen zu lassen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Catho​li​ci​den​ti​ty​con​fe​rence​.org (Screen­shots)

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3 Kommentare

  1. Für die Eine-Welt-Reli­gi­on ist die Triden­ti­sche Mes­se ein Hin­der­nis, denn da ist Gott im Mit­tel­punkt. Anna Katha­ri­na Emme­rich sag­te vor­aus, dass der Papst in einem ande­ren Palast, als den den er sonst bewohnt, gefan­gen gehal­ten wer­den wird. Haben wir nicht die­se Situation?
    Ich jeden­falls wer­de nicht mehr in die Amts­kir­che gehen, ausser ich bin durch äusse­re Ein­flüs­se gezwungen!
    Wir müs­sen viel beten, opfern und frei­wil­lig lei­den! Kauft euch einen Buss­gür­tel, gei­sselt euch, tut euch Gewalt an! Ich tue es sooft ich kann, aber ich bin schwach!
    Hei­li­ge Maria, Rosa Mysti­ca! Hilf uns, Mutter!

  2. “ Weil sie sie hassen „.
    Genau das. Die Wahr­heit ist mei­stens nicht beson­ders kompliziert.
    Ver­mut­lich has­sen sie auch Schön­heit im allgemein.

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