
(Rom) Im Vatikan wird der Einbruch des Peterspfennigs mit Sorge beobachtet. Die Negativentwicklung erfolgt gleich doppelt: Nicht nur das Spendenaufkommen ist rückläufig, auch die Rücklagen des Peterspfennigs haben sich wegen des Londoner Immobilienskandals um ein Drittel reduziert.
Der Peterspfennig, die jährlich stattfindende Kollekte für den Papst, hat den zweifachen Zweck, den Heiligen Stuhl und die wohltätigen Werke des Papstes zu finanzieren. Beide ganz unterschiedlichen Aspekte sind von großer Bedeutung und verweisen auf die früheste Zeit des Papsttums, wenngleich der Denarius Sancti Petri, wie der Peterspfennig offiziell heißt, „erst“ rund 1.250 Jahre alt ist. Sein Aufkommen geht auf die Sachsen zurück, die im 5. Jahrhundert nach Britannien übersetzten und den Grundstock zum späteren England legten.
Die Besorgnis im Vatikan hängt direkt mit dem „dramatischen Einbruch“ der Einnahmen der Vatikanischen Museen aufgrund der Einschränkungen wegen des Coronavirus CoV‑2 zusammen, die von den Regierungen, einschließlich der päpstlichen im Vatikanstaat, verhängt wurden.
Auch der Rückgang des Peterspfennigs steht im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen. Die jährliche Kollekte für 2020 war nur teils am 29. Juni durchgeführt, teils auf den Herbst verschoben worden. Es gibt aber noch andere Gründe: Der Einnahmenrückgang aus dem Peterspfennig wurde bereits seit 2015 registriert. Die jüngsten Zahlen, die in den vergangenen Tagen bekannt wurden, bestätigen den Negativtrend.
In den vergangenen Jahren wies die Römische Kurie jeweils ein Defizit von mehreren Dutzend Millionen Euro auf. Grund dafür sind die zu zahlenden Mitarbeitergehälter, da die Ausgaben der Dikasterien die Einnahmen übersteigen. Zuletzt fehlten rund 80 Millionen. Ein Teil davon wurde durch den Peterspfennig gedeckt.
Die Londoner Investitionen von Substitut Becciu
Dieser Fonds wurde vom Substituten des Kardinalstaatssekretärs auf eher undurchsichtige Weise verwaltet. Seit dem Skandal um Investitionen in Londoner Luxusimmobilien (die Rede ist von einem Gesamtausgabenvolumen von 300 Millionen) wird näher hingeschaut. Es wurden auch einige Neuregelungen getroffen und nicht zuletzt wird gegen ein halbes Dutzend Vatikanbeamte wegen Veruntreuung und Mithilfe bei der Unterschlagung durch Dritte ermittelt.
Kardinal Angelo Becciu, der als Substitut bis 2018 den Peterspfennig verwaltete und für die Immobilienkäufe verantwortlich zeichnet, mußte Ende September 2020 alle seine Ämter zurücklegen. Er erklärte zudem, nicht auf die Würde, aber auf die Vorrechte eines Kardinals zu verzichten. Einen solchen Status kennt das Kirchenrecht allerdings nicht, weshalb er auch weiterhin offiziell als Kardinal mit allen Rechten und Pflichten geführt wird.
Der Peterspfennig wird jedes Jahr am 29. Juni bzw. am nächstliegenden Sonntag gesammelt. Es gilt in Rom als „Ironie des Schicksals“, daß der Rücktritt von Kardinal Becciu als Substitut des Kardinalstaatssekretärs am 29. Juni 2018 erfolgte. Sein Wechsel in das ihm von Papst Franziskus anvertraute neue Amt des Präfekten der Heiligsprechungskongregation erfolgte am 1. September desselben Jahres.
Laut den nun von P. Juan Antonio Guerrero SJ, seit November 2019 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, vorgelegten Zahlen, sind die Einnahmen aus dem Peterspfennig zwischen 2015 und 2019 fast um ein Viertel zurückgegangen. Im Corona-Jahr 2020 folgte ein zusätzlicher Einbruch um weitere 18 Prozent. Die Einnahmen fielen von 53 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 44 Millionen im Jahr 2020. Das entspricht samt der Inflation einem Gesamteinbruch um 37 Prozent. Zudem weist der Peterspfennig-Fonds wegen der Londoner Spekulationen zum Jahresende 2020 einen Rückgang um 114 Millionen Euro auf.
Die vier Hauptfaktoren für den Rückgang
Mainstream-Medien wie die spanische Tageszeitung ABC nennen zur Erklärung nur zwei von vier Hauptfaktoren:
- die Enttäuschung vieler Gläubigen wegen der „Vertuschung von sexuellen Mißbrauchsskandalen“,
- der Ärger wegen der Immobilien-Investitionen in London.
- Nicht genannt werden die Corona-Maßnahmen und die dadurch nur bedingt durchführbare bzw. durchgeführte Jahreskollekte,
- Unerwähnt bleibt auch die sinkende Bereitschaft, vor allem unter Katholiken in den USA, das Pontifikat von Papst Franziskus und dessen Agenda zu finanzieren.
Bis zur Wahl von Papst Franziskus waren es vor allem „romtreue“ Gläubige, wie man damals sagte, also glaubenstreue Katholiken, die ein ungetrübtes Verhältnis zum Papsttum haben, die „Rom“ auch finanziell stützten.
Inzwischen gibt es, insbesondere in den USA, unter praktizierenden Katholiken erste Formen von organisiertem Boykott einer weiteren Finanzierung des derzeitigen Pontifikats.
P. Guerrero erklärte, das Defizit des Heiligen Stuhls solle künftig aus dem Immobilienvermögen des Vatikans in Rom finanziert werden. Dadurch sollen die Spenden der Gläubigen vollständig und ausschließlich für wohltätige Zwecke verwendet werden können.
Bis dahin ist es noch ein weiter und nicht ungefährlicher Weg. Welche Begehrlichkeiten geweckt und welche undurchsichtigen Gestalten sich um den Vatikan drängeln werden, sobald Immobilien in der Ewigen Stadt in die Hand genommen werden, kann erahnen, wer die Verhältnisse am Tiber kennt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Keine Sorge. Fernost steht bereits ante portas.
Ogottogott, bitte alles aber nicht das liebe Geld!
Von mir keinen Peters-Cent. Vorerst wurde sich ja an den Orden schadlos gehalten. Klöster aufgelassen und das Vermögen geht.……na, wohin wohl?
Ich stelle mir vor, dass ich mühsam Angespartes einem Kloster vererbe, dann Kommissar, dann Auflassung, dann das mühsam Angesparte in einer Immobilie in London. Also, ich spende nur glaubenstreuen, gut geprüften Empfängern und jetzt auch noch so, dass es vor jedem Kommissar ausgegeben werden muss.