
(Brasilia) Die Brasilianische Bischofskonferenz hielt vergangene Woche ihre Vollversammlung ab. Papst Franziskus schickte dazu eine Grußbotschaft. Einen etwas „speziellen“ ironischen, doch nicht unernst gemeinten Bericht darüber veröffentlichte die brasilianische katholische Internetseite Fratres in Unum.
Brasilien ist die größte Ortskirche der Welt. Das großflächige Land in Lateinamerika zählt 277 Diözesen, deutlich mehr als Italien. Der brasilianische Episkopat umfaßt mit den emeritierten Oberhirten aktuell 487 Bischöfe.
Keine Ortskirche ist stärker und länger vom Geist der marxistischen, heute ökosozialistischen Befreiungstheologie beeinflußt als jene von Brasilien.
Keine Ortskirche erlebt deshalb seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts einen radikaleren Aderlaß an Gläubigen, die zu Millionen zu evangelikalen und pfingstlerischen Freikirchen US-amerikanischer Prägung abwandern.
Konsequenzen daraus werden von den Bischöfen keine gezogen, wie die 2019 durchgeführte Amazonassynode zeigte. Das Pontifikat von Papst Franziskus hauchte der befreiungstheologisch gefärbten Kirchenführung des Landes vielmehr neuen Elan ein.
Dieser zeigt sich vor allem in einer bisher selbst für brasilianische Verhältnisse so nicht gekannten Einmischung in die Politik durch offene Angriffe gegen die Regierung des seit Anfang 2019 amtierenden Staatspräsidenten und Regierungschefs Jair Bolsonaro. Die sozialistische Arbeiterpartei PT verzeiht ihm seinen überraschenden Wahlsieg noch immer nicht, der den PT von der Macht verdrängte. Das Feindbild der Sozialisten wurde vom brasilianischen Episkopat übernommen, der sich dabei direkt auf Papst Franziskus berufen kann. Das Kirchenoberhaupt hatte mehrfach seine Sympathie für den wegen Korruption belangten ehemaligen sozialistischen Staatspräsidenten Luiz Inacio Lula da Silva bekundet und vor dem Urnengang 2018 eine Entmachtung des PT durch das Wahlvolk mit einem Staatsstreich gleichgesetzt.
Vom 12. bis 16. April tagte die 58. Vollversammlung der Brasilianischen Bischofskonferenz. Eigentlich sollte sie bereits im Vorjahr stattfinden, wurde aber wegen des Coronavirus verschoben. Die Pseudopandemie ist auch der Grund, weshalb die Versammlung nur virtuell als Videokonferenz stattfand. Papst Franziskus übermittelte am 15. April eine Videobotschaft, in der er den Bischöfen sagte:

„Ich rufe Unsere Liebe Frau von Aparecida an, daß sie als Mutter all ihren Kindern die Gnade gewährt, Wächter zu sein.“
Aparecida ist das brasilianische Nationalheiligtum. Papst Franziskus stattete ihm 2013 einen Besuch ab. 2016 ernannte er den heute amtierenden Erzbischof Orlando Brandes. Das Marienheiligtum selbst wird vom Redemptoristenorden geleitet. Erzbischof und Wallfahrtsdirektion verbindet ihr offener Kampf gegen die nicht-sozialistische Regierung. 2019 donnerte Erzbischof Brandes in der Basilika von Aparecida in Anwesenheit von Staatspräsident Bolsonaro und während in Rom die Amazonassynode tagte:

„Wir haben den Drachen des Traditionalismus. Die Rechte ist gewalttätig und ungerecht, sie richtet den Papst, die Synode, das Zweite Vatikanische Konzil hin.“
Die Internetseite Fratres in Unum veröffentlichte nach der am vergangenen Freitag zu Ende gegangenen Vollversammlung zahlreiche Fotos von zugeschalteten Bischöfen, die als „Wächter“ vor dem Computer schliefen. Dazu schreibt der katholische brasilianische Blog ironisch, man dürfe aber nicht richten, sondern müsse vielmehr Verständnis für die schlafenden Bischöfe haben:
„Denn zu diesem Zeitpunkt wurde laut Tagesordnung gerade nicht schlecht über die Regierung geredet. Es wurden Themen behandelt, die die Bischöfe nicht so interessieren, wie die Rettung der Seelen oder solche Kleinigkeiten.“

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Fratres in Unum (Screenshots)
Danke für den letzten Satz.
Langsam macht mir der Papst angst.
Sie dürfen ruhig vor ihm Angst haben.